Zusammenfassung
Die Regierungslehre — wie sie jüngst durch das planvolle Forschungsgespräch über Regieren in der Bundesrepublik angeregt worden ist (Hartwich/Wewer 1990ff.) — hat schon Probleme mit ihrer Begrifflichkeit. Da ist zum einen das „altmodische“ Wort von der Lehre. Für viele scheint es bereits aus Gründen der wissenschaftsgeschichtlichen Vorbelastung verabschiedungsbedürftig. Indessen ist gerade in Deutschland das nicht eingelöst, was Regierungslehre impliziert, nämlich eine auch pragmatische Zuwendung zu diesem Erfahrungsgegenstand. Darüber mag man wissenschaftstheoretisch streiten. Jedoch ist zugleich das Verständnis für Regieren als Arbeit, für dessen Technizität und Professionalität zu wenig gefördert worden. Man muß sich einmal mit einer elementaren Lernsituation konfrontieren, wie sie zum Beispiel beim Aufbau von Staatskanzleien in den neuen Bundesländern zu erleben war (König 1993 a), um zu ermessen, wie weit die Regierungsforschung hinter ihren sozialtechnologischen Möglichkeiten zurückgeblieben ist. Die rezeptiven Sozialwissenschaften haben überdies die einschlägigen Wissensbestände im Ausland, etwa die reichen Bibliotheken zur Präsidentschaft in den USA (Greenstein u.a. 1977) vernachlässigt. Hier wäre deutlich geworden, daß der Zusammenhang von Regierungslehre und Verwaltungswissenschaft (Ellwein 1966; ders. 1990: 23) keine Eigenart der deutschen Wissenschaftsgeschichte ist, sondern in der Leistungsfrage an die „Machinery of Government“ beruht.
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König, K. (1993). Organisation und Prozeß: Zur Internationalisierung des Regierens. In: Böhret, C., Wewer, G. (eds) Regieren im 21. Jahrhundert — zwischen Globalisierung und Regionalisierung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11267-9_6
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