Die natürliche Ordnung der Dinge? Reproduktionswissenschaften und die Politik des “Othering”

Zusammenfassung

Es war einmal eine Zeit, da war das Leben zumindest für WissenschaftstheoretikerInnen ziemlich einfach. Seit der Aufklärung wurde im Allgemeinen angenommen, dass “a progressive growth of scientific knowledge will uncover the natural order of things” (Smart 1992). In dieser modernistischen Philosophie bestanden unmittelbare Schnittstellen zwischen Wissenschaft¹ und Natur: Wissenschaftler entdeckten einfach die Wahrheit der Natur, wohingegen die Natur als zeitlos und universal, als etwas,da draußen‘ wahrgenommen wurde. Der Wissenschaft wurde der Elitestatus zugesprochen, objektives Wissen über die Natur bereitzustellen. Seit Kuhn ist das Leben komplizierter geworden. WissenschaftstheoretikerInnen und -soziologInnen lehnten die Vorstellung einer unvermittelten Wahrheit der Natur, die durch die Wissenschaft aufgedeckt werden kann, mehr und mehr ab. Stattdessen führten sie die Vorstellung ein, dass es keine naturalistische Wirklichkeit von Erscheinungen als solche gibt, sondern dass diese durch Wissenschaftlerinnen als Objekt wissenschaftlicher Untersuchung hervorgebracht wird (Duden 1991: 22).² Dies impliziert eine gänzlich andere Perspektive auf das, was Wissenschaftlerinnen tun: Sie konstruieren eher warf Probleme für die Wissenschaftlerinnen auf, die sich für die Schnittstellen von Wissenschaft und Natur interessieren. Wie können wir mit natürlichen Fakten umgehen, wenn wir die Vorstellung aufgeben, dass Wissenschaft die Wahrheit über die Natur enthüllt?

However natural categories are, we need to search whether and by what means they find their existence as natural categories (Coupland 1988: 14).

Dieser Artikel erschien in englischer Fassung unter dem Titel: A natural order of things? Reproductive Sciences and the Politics of Othering. In: Robertson, Georg et al. (Hg.) (1996): FutureNatural: Nature. Science,Culture. New York: 122–132.