Zusammenfassung
Vor mir liegt die leicht verblichene Kopie eines Aufsatzes von Michel Foucault in einer deutschen Übersetzung von Walter Seitter, entnommen dem in Berlin erschienenen Journal „Stadterneuerung“ — vier zweispaltige Din A4-Seiten plus zwei Seiten Inhaltsangabe der Zeitschrift, aus der hervorgeht, daß der Aufsatz relativ weit hinten, als zweitletzter, plaziert worden ist. Die Ausgabe dieser Zeitschrift von 1987 trägt den Titel „Idee, Prozeß, Ergebnis. Die Reparatur und Rekonstruktion der Stadt“. Foucault entwickelt in dem Aufsatz unter der Überschrift „Andere Räume“ eine Beschreibungsmöglichkeit oder man kann fast auch schon sagen: eine Art Analyseinstrument zur Erforschung von Heterotopien. Gemeint sind Orte wie Gefängnisse, Museen, Bibliotheken, Friedhöfe u.s.f.. Sie alle weisen anscheinend etwas Gemeinsames auf. Foucault sieht dieses Gemeinsame, so viel habe ich von einer ersten Lektüre vor mehreren Monaten noch im Gedächtnis und mir vielleicht auch aus anderen vorherigen Foucault — Lektüren erschlossen, in ihrer äußerlichen Analysierbarkeit: in der Analysierbarkeit von Räumen, die durch Beziehungen von einander äußerlichen Elementen sich auszeichnen — wie in der Kartographie. Räume können sich überdies auf alle möglichen anderen Plazierungen beziehen, sie reflektieren und lagern. Und wenn das so geschieht, daß diese reflektierenden Räume den Inhalt des Gelagerten bestreiten, ihm gewissermaßen durch die Art ihrer Räumlichkeit widersprechen, dann handelt es sich um Heterotopien.
„Die (...) Frage ist, wie Zeit und Raum erneut als für unsere Analysen konstitutive interne Variablen eingesetzt werden können und nicht bloß als veränderliche physikalische Wirklichkeiten, in denen das soziale Universum existiert, aufgefaßt werden. Wenn wir bedenken, daß die Vorstellungen von Zeit und Raum sozial konstruierte Variablen sind, die von der Welt (und dem Forscher) benutzt werden, um die soziale Wirklichkeit zu imitieren und zu interpretieren, sehen wir uns mit der Notwendigkeit konfrontiert, eine Methodologie zu entwickeln, in deren Rahmen wir diese sozialen Konstruktionen in das Zentrum unserer Analysen stellen, allerdings auf eine Weise, daß man sie nicht als willkürliche Phänomene betrachtet oder benutzt. In dem Maße, wie uns dies gelingen wird, wird die überholte Unterscheidung zwischen ideographischen und nomothetischen Epistemologien ihre Bedeutung verlieren, worin auch immer ihre kognitive Bedeutung noch liegen mag. Allerdings gilt auch hier: es ist leichter gesagt als getan.“ (Wallerstein u.a. 1996, S.81f)
Für Hinweise und Kritik bedanke ich mich bei Hertmut Dießenbacher, Jutta Ecarius, Martina Löw, Burkhard Müller, Pia Schmid und Hartwig Zander
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Hörster, R. (1997). Bildungsplazierungen. Räume, Möglichkeiten und Grenzen der Heterotopologie. In: Ecarius, J., Löw, M. (eds) Raumbildung Bildungsräume. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11236-5_5
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