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Raum(de)konstruktionen in Kunst und Wissenschaft

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Raum(de)konstruktionen
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Zusammenfassung

Nachdem ich in den ersten beiden Kapiteln dieser Arbeit die theoretischen Grundlagen zu meiner Raumkonzeption entwickelt habe, will ich im folgenden empirisch nachvollziehen, wie sich ein solches Raumverständnis in Literaturen zum Phänomen „Raum“ manifestiert. Dazu wähle ich eingangs zwei Gattungen von Raumerzählungen, die sich folgendermaßen differenzieren lassen: beim Typus der ersten Raumerzählungen handelt es sich um Beispiele aus der (post)modernen Stadt- und Raumliteratur, wie sie sich in Unterhaltungsromanen reflektiert. Hier spiegeln poetische und ästhetische Kosmologisierungen spezifische „Weisen der Welterzeugung“ (Nelson Goodman) als eine Erfindung von „Raum“. Die Motive, die (in diesem Kontext) um das Thema „Raum“ zirkulieren, lassen sich unter vier Aspekten subsumieren:

  • Zeugen, Werden und Vergehen als metaphysische Elemente.

  • Enge und Weite als Transzendenzmetaphern.

  • Flug und Fall als erotologische und thanatologische Reifikationen.

  • Humor, Melancholie und Wissen(schaft) als diskursive Praktiken sozialer und intellektueller Distinktionsprozesse.

„Ich neige zu dem Glauben, daß die Großstadtdichter mehr sagen als die anderen.“

Alfred Kerr

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Literatur

  1. Diese Frage zielt auf Überlegungen zu Raum—Abstraktionen als ästhetischen und meta-theoretischen Konstruktionen.

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  2. Im christlich—gnostischen Weltbild ließe sich dieses Denken am Beispiel der Engel demonstrieren (vgl. Kapitel zwei): der „Engelsturz“ käme dem deszendenten Fall in die Materie gleich, während die bereits „gefallenen Engel” (gen Himmel) Aszendenz betreiben (vgl. Lang/McDannell 1990; Godwin 1991; Kirschbaum 1994 ).

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  3. Darin fand Alfred Kubin übrigens viele Nachfolger (z.B. im „magischen Realismus“: Kasack 1947; Kreuder 1978; Schulz 1981), die sich alle mit gleichen (oder zumindest vergleichbaren) Themen befaßten.

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  4. Ähnlich dekadent erzählt in späteren Jahren Thomas Mann (in: „Zauberberg“ und „Tod in Venedig”).

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  5. Kinder sind hingegen zentrale Helden phantastischer Kinderliteratur mit eigenen fiktionalen Welten (z. B. Collodis „Pinocchio“, Lindgrens „Nils Holgersson” und „Die Brüder Löwenherz“ oder Endes „homo” und „Die unendliche Geschichte“).

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  6. Das Thema des (undurchsichtigen) Archives greift Franz Kafka, der mit Kubin gut bekannt war, einige Jahre später wieder auf (in: „Das Schloß“ und „Der Prozeß”).

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  7. Die Atmosphäre, die Kubin hier beschwört, erinnert stark an angelsächsische gothic novels (vgl. Offen 1971), aber auch an Texte der schwarzen Romantik (vgl. Thalmann 1969), z.B. E.T.A. Hoffmanns Erzählungen, die Kubin bestens kannte und bewunderte.

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  8. Auf das Thema der femmes fatales werde ich im Rahmen der dritten Raum—Erzählung noch genauer zu schreiben kommen.

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  9. Kubin befindet sich hier in bewußter Übereinstimmung mit dem, in seinem auf Frauen bezogenen Denken nicht gerade unkomplizierten, Zeitgenossen Otto Weininger, in dem er einen geistigen Verbündeten sah.

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  10. Die französische Psychoanalytikerin Janine Chasseguet-Smirgel (1988 a) interpretiert einen solchen Naturkult als das Verschwinden des Ichs auf die geistige Entwicklungsstufe der Matriarchate, die dem phallischen Monismus zeitlich vorgelagert sind. In diesem Kontext versteht sie archaische Schöpfungsmythen als infantile Sexualtheorien (bezogen auf „Ursprung“ und „Zeugung”) im Sinne einer noch nicht entfalteten Genitalität.

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  11. Über die fremdgeleitete Inspiration (durch Philosophie, Literatur etc.) hinaus gilt es hier festzuhalten, daß die beiden Aspekte (1. reale Frau und 2. Vatermörder) sicherlich auch als abgespaltene Triebelemente des Erzähler—Ichs verstanden werden können. Alfred Kubins bekannt neurotisches Frauenbild dokumentiert er umfangreich in seinen graphischen Arbeiten und sein lebenslanger Autoritätskomplex gegenüber dem eigenen Vater ist biographiehistorisch belegt (vgl. Lachinger/Pintar 1995 ).

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  12. Zum Beispiel: Wunschdenken, Phantasie, Sex, Tod, Begehren und Aneignung mythischer Symbole von Leben und Fruchtbarkeit.

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  13. Dazu greife ich die frühere Diskussion um Raum—Mythen (vgl. 1.) wieder auf und interpretiere meine literarischen Beispiele anhand der theoretischen Befunde.

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  14. Harold Blooms „starker Erzähler“ entspräche dichter Idiosynkrasie, während Rortys „liberale Ironikerin” einem symbolisch—distanzierten Erzählverständnis entspräche. Längere Ausführungen dazu finden sich in Kapitel zwei dieser Arbeit.

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  15. Genauer gesagt handelt es sich hier weniger um ambivalente als um dialektische Erzählerpositionen.

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  16. Hier zeigt sich dann auch der erste inhaltliche Anschluß an die vorangegangene Raum—Erzählung von Alfred Kubin („Die andere Seite“) als metaphysisch—erotologische Projektion.

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  17. Nizon: „Ich will auf die Welt“, in: Canto (1963); „Ich will in die Welt”, in: „Das Jahr der Liebe“ (1981).

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  18. Oder ist es eine Kritik am Bordellbesuch?

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  19. Daß Mythen sowohl für Manner als auch für Frauen von Bedeutung sind, habe ich in den Kapiteln eins und zwei argumentativ dargestellt, schließlich braucht „reale“ Schöpfung beide Geschlechter.

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  20. Im weiteren literarischen Hintergrund tauchen Charles Baudelaire, Marcel Proust, Ernst Jünger, Peter Handke und Philip Roth auf.

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  21. Wer Woody Aliens Film „Deconstructing Harry“ (1998) gesehen hat, weiß, welch Derrida’sches Verwirrspiel hier betrieben wird: Leben als radikalisierte Version ästhetischer Praxis im Sinne künstlicher Künstlichkeit (vgl. Shearman 1994).

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  22. In diesem Sinne thematisiert der Roman, wie man schreiben kann, wenn man sich selbst überlebt hat.

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  23. Diese frühe Beschreibung der Hauptfigur des Romans deutet bereits in Grundzügen literansche Traditionen (Manierismus und schwarze Romantik) an, die für die Story von wesentlicher Bedeutung sein werden.

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  24. Hier zeigt sich eine interessante Parallele zu den Überlegungen der Relation von „Hysterie“, „Leib” und „Raum“, die im zweiten Kapitel diskutiert wurde.

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  25. Zu Autonomie-Konflikten zwischen Mädchen und ihren Müttern vgl. Badinter 1984; Olivier 1989.

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  26. Zu dessen psychoanalytischer Bedeutung vgl. Chasseguet-Smirgel 1974; Rohde-Dachser 1991; Benjamin 1996; Boothe/Heigl-Evers 1996; Dolto 2000.

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  27. Ein solcher „Ort“, der hysterisches Begehren erfüllt, widerspräche zwanghafter Raumordnung!

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  28. Vgl. Arthur Rimbaud: „Ich ist ein anderer.“

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  29. Vgl. Cathleen Shine, die in „Rameaus Nichte“ (1996) mit den Regeln spielt, wenn sie einen „galanten” Roman, als eine Mischung aus Pornographie und Philosophie, im „eigentlichen“ Roman entfaltet. Dazu auch: Patricia Duncker (1997): „Die Germanistin” und Binnie Kirshenbaum (1999): „Ich liebe dich nicht und andere wahre Abenteuer“. Alle genannten Autorinnen thematisieren eine postfeministische Perspektive auf „Leib” und „Raum“, indem sie an deren komplexen Fiktionalisierungen arbeiten.

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  30. Zu denken wäre an die barocken „Körperalphabete“.

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  31. Die Ängste, die daraus resultierten, fanden wir bereits in der ersten Raumerzählung bei Alfred Kubin beschrieben.

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  32. Auch in den Campus—Erzählungen „Uniklinik“ (Sauer 1999), „Alle Seelen” (Marias 1998) und „Der Geschichtsmensch“ (Bradbury 1980) ist dieses Thema präsent.

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  33. Das Motiv der „Erhabenheit“ findet sich in diesem Kontext auch bei Ernst Jünger („Auf den Marmorklippen” und „Das abenteuerliche Herz”).

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  34. Dieser Vorstellung entspricht im „magischen Realismus“ das Motiv vom geschichtlichen „Verrat”, den ein „Held“ begehen muß, damit er weiß, wo er in Zukunft stehen wird.

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  35. Diese Begrenztheit des Wissens ist auch dem Erzähler Elias Canetti („Die Blendung“) bewußt, doch sein belesener Romanheld „Peter Kien” wird kläglich daran scheitern.

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  36. Lachen und/als Erkenntnis wurde(n) im zweiten Kapitel dieser Arbeit unter der Perspektive einer „Methodologie des Selbst“ tiefenpsychologisch expliziert.

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  37. Hier zeigt sich eine große inhaltliche Nähe zu soziologischen Raum—Metaphysikern: deren asketische Raum—Versionen und Visionen lesen sich häufig wie Deprivationsphänomene (aufgrund unterdrückter Ekstasen) oder wie kastrierte Rauscherlebnisse.

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  38. Im Rahmen geographischer Diskussionen und Dekonstruktionen entstanden seit den siebziger Jahren auch die im geographischen Diskurs negativ konnotierten Termini „räumeln“ und „Räumler” (so z.B. Dürr 1993).

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  39. Während in angrenzenden Disziplinen (z.B. der Theoretischen Geographie) seit ungefähr dreißig Jahren „Abschied vom Raum“ genommen wird (vgl. Hard 1970, 1990, 1992; Eisel 1980; Schultz 1980; Klüter 1986; Werlen 1987, 1995, 1997), feiert „Raum” in der Stadt—und Regionalsoziologie sein derzeitiges Revival als Retrophänomen.

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  40. Schon Kant kritisierte ein solches „Fetischmachen“ als „Fetischdienst”, gemeint ist das „Festhalten an der Verehrung von Dingen, die viel mehr als bloße Dinge zu sein behaupten.“ (Zitiert nach: Hörisch 1992, S. 18) Kants rhetorische Sensibilität stagniert, wenn er den „bloßen Religionswahn und Afterdienst Gottes” (a.a.O., S. 172) kritisiert. Der Germanist und Medientheoretiker Jochen Hönsch berichtet, daß auch Hegel Probleme mit der „Religion“ bekam, denn im Wintersemester 1826/27 wurde ein Dienstaufsichtsverfahren gegen den preußischen Staatsphilosophen eingeleitet: „Der Anlaß: Hegel hatte an die mittelalterliche Diskussion der Frage,quid comedit mus` angeknüpft und mit polemischer Lust dargelegt, daß ein gläubiger Katholik eine Kirchenmaus anbeten müsse, die die konsekrierte Hostie und also den wahren Leib des Herrn aufgefressen habe.” (S. 187)

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  41. Hartmut Häußermann, Walter Siebel, Detlev Ipsen, Dieter Läpple, Thomas KrämerBadoni und Marianne Rodenstein publizierten 1991 den Sammelband „Stadt und Raum“.

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  42. Es ist sicherlich nicht nur komisch, sondern intellektuell ausgesprochen interessant, daß ausgerechnet metaphysische Raumtheoretiker diesen eigenartigen Drang zum Ordnen der Welt aufweisen.

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  43. Schon Emile Durkheim erforschte parallele Tendenzen in den „elementaren Formen des religiösen Lebens“ (1912) „heiliger Gesellschaften”, die zwischen funktionalen und substantialen Denkformen noch nicht zu differenzieren verstanden (vgl. Cassirer 1910).

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  44. Das Titelbild dieser Arbeit: „Das Abendmahl“ (1955) von Dalf reflektiert diese Überlegungen.

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  45. Diese ist gekennzeichnet durch die Ungeschiedenheit von: 1. Existenz und Begriff, 2. Sein und Prädikat und 3. Realem und Symbolischem.

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  46. Daß Gabnele Sturm selbst die ontologischen Grundlagen ihrer eigenen Arbeit nicht als eine solche Ontologie/Metaphysik versteht, erscheint mir als ein typischer, tragisch—komischer Zug raumfixierten Denkens.

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  47. Ich wähle den Ausdruck Reformation (statt z.B. Reformulierung) ganz bewußt, da Läpples protestantisches Raum—Denken ihn letztlich zu der Teleologie seines metaphysischen „Matrix—Raumes“ führt und, wie sich zeigen wird, in einer Re—Sakralisierung von Gesellschaftstheorie kulminiert.

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  48. Perroux’ Kritik bezieht sich auf ökonomische Raumkonzepte, die in Anlehnung an Behälter—Raum—Vorstellungen der klassischen Physik konzipiert wurden.

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  49. Gosztonyi publiziert im esoterischen Umfeld des Windpferd—Verlages New Age—Literatur, z.B. „Das Vaterunser. Die Entwicklung des Menschen im Lichte des Evangeliums“ (1990) und „Die Welt der Reinkamationslehre” (1999). Er leitet in Zürich ein „Büro für Lebensberatung und Reinkamationstherapie“

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  50. Die Grundproblematik einer solchen Raumkonstellation wurde bereits von Jacques Dernda (1990) am Beispiel der „Chora“ beschrieben. Diese erscheint in Platons Dialog „Timaios” „als Empfängerin und gleichsam Amme allen Werdens“, vor dessen Existenz die sinnlichen Abbildungen des Intelligiblen denkbar seien.

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  51. Vor diesem Hintergrund wäre es interessant, die Genese feministischer Raum—Diskurse im Kontext der damit einhergehenden Raum—Mythen zu analysieren, was im Verlauf der Arbeit noch stattfinden wird.

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  52. Drei Nuancen „ökologischer“ Ganzheitsphilosphie werden am Beispiel von Raum—Erzählungen noch zu analysieren sein.

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  53. Raum—Diskurse als Visionsdiskurse werden an meinem zweiten Beispiel (Gabriele Sturm: „Wege zum Raum“) noch umfangreich interpretiert.

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  54. Formen dieses mystischen Raum—Denkens habe ich bereits anhand von Kubins Erzählung „Die andere Seite“ (1909) diskutiert. Hier zeigen sich erste strukturelle Analogien zwischen literarischen und soziologischen Raum—Vorstellungen.

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  55. Wir fanden sie dort bei: Alfred Kubin, Paul Nizon und Margaret Atwood.

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  56. In der Nachfolge von Gosztonyis biederem Soft—Porno—Raum diskutierten die New—AgeLiteraten William I. Thompson (1985) und Ken Wilber (1996) offener über die, aus ihrer Sicht esoterische, Relation von „Mythos, Ursprung und Sexualität“. Wie ich in den ersten beiden Kapiteln zeigen konnte, sind kulturphilosophische und tiefenpsychologische Perspektiven in diesem Themenfeld wesentlich progressiver und es wäre den „Räumlein” zu wünschen, sich von Gosztonyis Arkanwissen zu distanzieren.

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  57. Einen qualifizierten Einblick in die Behandlung solcher Phänomene vermittelt der Psychiater und Kunsttherapeut Leo Navratil (1992, 1996); zur Relation von „Schizophrenie, Kunst und Religion“ informieren: z.B. Laurent Busine 1997 und der „Klassiker” Hans Prinzhom (1922).

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  58. Viele dieser Bilder ennnern an Patienten—Bilder aus der Prinzhom—Sammlung.

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  59. Das erinnert dann stark an Courbets Darstellung „Der Ursprung des Lebens“, Duchamps „Von innen” oder Foucaults Sarkasmus angesichts zweier „Tatsachen des Lebens“: erstens penetrieren und zweitens penetriert werden.

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  60. Dies entspräche einer Jesuanisierung von Raum (vgl. Olsson 1996).

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  61. Gemeint ist Läpples Konzept von Mikro—, Meso— und Makroräumen, das für den Fortgang dieser Überlegungen jedoch irrelevant erscheint.

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  62. Was hier als „die Konzeption eines dynamischen Raum—Modells“ (Sturm) angepriesen wird, weil es „dem wahren Sein” immer näher kommt, reflektiert bestenfalls eine ausgekühlte Transzendenz, d.h. den (narzißtischen) Versuch, „alles“ zu Ende zu denken, damit Wirklichkeit als Fremdheit ein für alle Mal erledigt ist. Ein solches modernes metaphysisches Bewußtsein artikuliert sich reflexiv ausgehöhlt, es manifestiert die zum (Ordnungs)System gewordene Unaufrichtigkeit.

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  63. Hier zeigt sich eine enge Affinität zu Paul Nizons urbaner Erotologie, die sich nur in der rhetorischen Diskretion unterscheidet: während der Künstler vom (Stadt—)Raum „angenommen“ und „hervorgebracht” werden will, sucht die Wissenschaftlerin keuschere „Wege zum Raum“ als Annäherung mit Methode.

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  64. Gabriele Sturms Etymologieverständnis entspricht einer aristotelisch—metaphysischen Logik, die Begriffe als Wesensenthüllungen versteht, Urteile als Sachverhaltsdarlegungen begreift und einen (logischen) Schluß als Seinsgrundlegung interpretiert. An dieser Stelle zeigen sich die delikaten Wechselwirkungen von Metaphysik und Positivismus als Theo—Logik.

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  65. Auf die ökologischen und feministischen Mythen, die sich in einer solchen Romantisierung von „Natur` verbergen, kann ich hier nur hinweisen. Die Diskussion wird aber sicherlich noch an anderer Stelle zu führen sein.

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  66. Leider läßt sie offen, wie solch ein Biotop zu „sprechen“ vermag!

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  67. Wir haben hier bereits die dritte Form von „Ursinn“ als metaphysische Version, während es vorher erstens um tiefenpsychologische Aspekte („Urszene”) und zweitens um physikalische Deutungsmuster („Urknall“) ging.

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  68. Eine solche Stoff—Form—Metaphysik wird auch als „Hylemorphismus“ bezeichnet. Aristoteles’ Vorgänger Platon diskutierte vergleichbare Ideen unter der Bezeichnung „Chora”.

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  69. Zu dieser Logik zählt etwa Aristoteles’ Denk— und Ordnungsschema, das sich wie folgt gliedern läßt: 1. allgemeine Metaphysik, 2. spezielle Metaphysik (Die Seele) und 3. das Gute und die Gemeinschaft (vgl. Hirschberger 21980).

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  70. Eine interessante Kritik am Kreis—Denken entwickelte die Geographin Dagmar Reichert (In: Schultz/Eisel 1997, S. 13ff.), wenn sie mit „De—Finition“ Kriterien für Einschluß und Ausschluß „Anderer` aus Kreisen beschreibt. Auf Gabriele Sturms Raum—Modell bezogen könnte noch präzisiert werden, daß diese „Anderes” ausschließt und sich in ihrer (idiosynkratischen) Ordnung einschließt, was ihren Raum—Autismus erklären würde.

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  71. Als Modebezeichnungen für solche Praktiken soziologischen „Räumeins“ sind derzeit „Raumbildung” (Ecarius/Löw 1997) oder „Spacing“ (L.öw 1999) en vogue.

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  72. Dazu vollzieht sie zwei Zwischenschritte (über Immanuel Kant und Talcott Parsons), die jedoch so rudimentär hergeleitet werden, daß mir eine seriöse Wiedergabe nicht möglich erscheint.

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  73. Hier zeigt sich (erstmalig im „konkreten“ Text) das bereits angesprochene Problem mit Primär— und Sekundärliteratur: vermutlich verstehen die Herausgeber unter „Originaltext”, daß ihre Texte Erstveröffentlichungen darstellen. Da sie sich aber alle auf einen Gegenstand („Stadt” und/oder „Raum“) beziehen und dabei auch auf andere Sprecherpositionen zurückgreifen, ist es gar nicht so sicher, von „Originaltexten” zu schreiben, denn sie produzieren (zumindest latent) Subtexte mit. „Originaltext“ meint hier, neben „Erstveröffentlichung” und mit einer gewissen raffinierten sprachlichen Naivität, wohl eher (neue) Erzählungen, bei denen jeder der Autoren „der Erste“, der „starke Dichter” (Bloom) in seinem Thema sein will. Vor diesen Hintergrundüberlegungen sollen eskamotierte Schöpfungs– und Schöpfermythen in meiner stadt– und regionalsoziologischen Fachliteratur–Diskursanalyse ebenso mitberücksichtigt werden, wie dies schon für die fiktionale Raum– und Stadtliteratur geschah. Neben der Beachtung mythologischer Gehalte wird untersucht, wie die Raum– und Stadtexperten ihr Wissen (untereinander) organisieren und als Wissensformation strukturieren. Auch diese Dimension wurde anhand von Unterhaltungsliteratur („Wissen und Raum“) im ersten empirischen Abschnitt dieses Kapitels ausführlich interpretiert.

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  74. Hier findet sich der selbe Begriffsnaturalismus, der schon in Gabriele Sturms Arbeit aufschien und in einer metaphysischen Prädikationslogik gründet.

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  75. Empirisch ausgerichtet“ meint hier „räumlich”, während „theoriegeleitet“ „nicht—räumlich” impliziert.

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  76. Ich denke hier an Sprüche von Lebensweltlem nach dem Motto: „Grabe, wo Du stehst.“

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  77. Diese Anmerkung sei aus Gründen „sprachlicher Klarheit“ und begrifflicher Präzision erlaubt.

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  78. Denn dieser Prozeß der angemessenen historischen Positionierung geschieht schließlich nicht durch einen realhistorischen (objektiven) Prozeß selbst, sondern durch gesellschaftliche Subjekte, die sich in ganz konkreten Wissensgemeinschaften situiert finden/situieren.

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  79. Dazu auch meine Ausführungen in Kapitel eins über den Zusammenhang von Identitätskonstruktionen und historischen Konstellationen.

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  80. Es ist (in diesem Sammelband) Detlev Ipsens Verdienst, in seinem Aufsatz („Stadt und Land — Metamorphosen einer Beziehung“) wenigstens darauf hinzuweisen, daß kritische Gegenstandsgeschichten einer Fachdisziplin wissenssoziologischer Analysen als einer Wissensarchäologie bedürften (a.a.O., S.117), da disziplinhistorische Entwicklungen entscheidenden Einfluß auf die Ordnung der Fachdiskurse nehmen. Warum sich dann keiner der Autoren an dieses Wissen gehalten hat, ist mir ein Rätsel, zumal doch eingangs beteuert wurde, daß die Texte „miteinander mehrfach diskutiert und überarbeitet” worden seien.

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  81. lin Sinne von städtischen Erzählungen.

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  82. Das konservative Moment dieser Utopien habe ich bereits anhand von Alfred Kubins dekadenter Anti—Utopie („Die andere Seite“) zu verdeutlichen versucht.

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  83. Der politisch korrekte Jargon des Gutmenschen und sein Gesinnungskitsch wurden in den letzten Jahren mehrfach ironisiert, vgl. Bittermann 1998; Henscheid 1993; Gemhardt 1988; Bradbury 1980.

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  84. Worin eine solche Zwischenbilanz ihren Ausgang nimmt, wird dem Leser nicht so ohne weiteres deutlich, wohin die Reise nach der Zwischenbilanz gehen wird, vielleicht schon eher.

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  85. Ein ähnliches Vorgehen konnte bereits für die Arbeit von Gabriele Sturm, „Wege zum Raum“ (2000), festgestellt werden.

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  86. Von A wie „Armut/Ausgrenzung/Unterklasse“ bis Z wie „Zuwanderung/Migration”.

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  87. Die Literaturwissenschaftler Busch/Linck ( 1999, S. 488ff.) weisen darauf hin, daß Virginia Woolfs Ehe mit Leonard Woolf eine asexuelle Angelegenheit gewesen sei, denn die Schriftstellerin liebte Frauen. Dieser oft nicht erwähnte Umstand führte zu so kurzen Mißdeutungen wie der folgenden des Germanisten Fritz J. Raddatz: „Sie war wahnsinnig frigide, und ein Genie. “ (a.a.O., S. 488 )

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  88. Aufgehen“ und „Auslösen der eigenen Identität” wurden strukturanalog bereits am Beispiel von Margaret Atwoods Roman „Lady Oracle“ (1986) im Kontext der Stadtromane interpretiert.

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  89. Marianne Rodenstein wird diesen Aspekt ihrer Überlegungen im weiteren noch entfalten. Sie legt hier einen interessanten Grundstein für eine kreative Substantialisierung weiblicher Potentiale in städtischen Räumen.

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  90. Die Kälte dieses Zustandes war ihr Leid, dem sie durch ihren Selbstmord (Ertrinken) ein Ende setzte.

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  91. In vergleichbarer Form thematisierten Autorinnen wie Ingeborg Bachmann, Sylvia Plath, Anne Sexton und Unica Züm den Grenzgang zwischen Tod und Schrift. Sie alle begingen Selbstmord, der hier als erotifizierte Variante von Selbst—Auslöschung verstanden werden kann (vgl. Bataille 1981, 1986; Alvarez 1974; Aebischer-Crettol 2000).

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  92. Vergleichbare Reifikationen finden sich in den Arbeiten „Raumsoziologie“ (Low 2001), „Wege zum Raum” (Sturm 2000) oder „Raumbildung—Bildungsräume“ (Ecarius/Löw 1997).

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  93. Mit einer vergleichbaren Logik argumentieren soziologische „Räumler“, wenn sie einen sozialen Raum (zwar) zugestehen, dessen Genese aber an physische Räume rückbinden (vgl. Läpple 1991).

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  94. Zum Beispiel von der „frauengerechten“ Stadt auf neue funktionale Imperative.

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  95. So wichtig wie die Stadt ist die fördernde Mutter, die dem Mädchen Chancen und Risiken städtischer Freiheit demonstriert.

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  96. Auch Margaret Atwood thematisierte Elemente der Selbst-(Er-)Findung im urbanen Raum.

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  97. Zum Beispiel das viktorianische London, Paris als die „Stadt der Freuden“ (Hemingway) oder Chicago und der „American Dream”.

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  98. Gemeint sind z.B. die Kreise um Djuna Barnes, Sylvia Beach, Eileen Gray und Colette.

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  99. Die Sozialpsychologin Herrad Schenk thematisiert in ihrer Anthologie über „Frauen und Sexualität“ (1995) verschiedene Frauentypen, die an Themenfeldern wie „Verführung”, „Prostitution“, „Selbstbewußtsein” etc. expliziert werden.

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  100. Als da waren: Pablo Picasso, Gertrude Stein, Jean Cocteau, Francis Scott Fitzgerald, Josephine Baker, Isadora Duncan et al.

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  101. Darunter versteht Ipsen die sich industrialisierende Stadt der Mitte des 19. Jahrhunderts und ihre weitere Entwicklung.

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  102. Gemessen an Ernst Topitschs weltanschauungskritischem Jargon kommt es hier zu einer Präferenz von intentionaler sowie bio— und soziomorpher Mythenbildung, die sich von technomorphen Weltbildern distanziert.

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  103. Anhänger solcher Überlegungen stellen den schmerzhaften Verlust, als die Enteignung von Körperprodukten, vor die befreiende Erleichterung: das Kleinkind schmerzt es demnach mehr, seiner Exkremente beraubt zu werden, als daß es den Akt des Defäzierens als Befreiung erfährt. Hier wird nicht nur eine gegenaufgeklärte Position zu tiefenpsychologischen Entwicklungstheorien bezogen, sondern sogar die eigene Logik konterkariert, denn schließlich verbindet ein Kleinkind mit der Produktion und Hergabe seiner Verdauungsstoffe Stolz und die Erfahrung von Kreativität. Strukturanalogien zur Kreativität „wissenschaftlichen Defäzierens“ sollen an dieser Stelle explizit nicht ausgeschlossen werden (vgl. Kohut 1984; Chasseguet-Smirgel 1988 a/b).

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  104. Diese sogenannte „Verhäuslichung“ des Unnierens und Defäzierens geht auf Peter Gleichmanns Ausarbeitung von Norbert Elias’ zivilisationstheoretischen Überlegungen (Elias 1976) zurück (vgl. Gleichmann/Goudsblom/Korte 1979; Gleichmann 1998). Sie wurden insbesondere von dem Ethnologen Hans-Peter Duerr in Frage gestellt (vgl. Duerr 1988–1999). Ein Blick in das „Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens” (BächtoldStäubli 1987) informiert unter dem Stichwort „Kot“ (a.a.O., S. 330ff.) zusätzlich über dessen magische und therapeutische Wirkungen insbesondere unter besonderer Berücksichtigung lokaler und regionaler Differenzen im deutschsprachigen Raum.

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  105. Die französische Psychoanalytikerin Janine Chasseguet-Snurgel interpretiert die entwicklungspsychologische Bedeutung des Defäzierens für die menschliche Wahrnehmung nut folgenden Worten: „Die anale Phase liefert dem Kind die Elemente, die es befähigen, dem Vater und seinen Attributen gleich sein zu wollen, wobei die zur Genitalität führende Entwicklung übersprungen wird: in der Kotstange zeichnet sich der genitale Penis ab, die tägliche Trennung von den Fäzes ist ein Vorläufer der phallischen Kastration, die Kotproduktion antizipiert das Gebären von Kindern, die Exkremente im Rektum imitieren den genitalen Koitus. Wenn die Elemente der analen Phase auf diese Weise der Genitalität gleichgesetzt werden — als würde Freuds Gleichung,Kot = Penis = Kind’ nicht im übertragenen Sinne, sondern als Realität verstanden, wie in Hanna Segals (1957) symbolischer Gleichung —, befinden wir uns in einem Geschehen, das dem Lustprinzip entspncht.“ (Chasseguet-Smirgel 1988 a, S. 108)

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  106. Ein Blick in die historische Fachliteratur zeigt zunächst, daß die Schlachthöfe, Abdeckereien und Gerbereien häufig in peripheren Stadtgebieten ihre Standorte bezogen. Das hatte erstens seinen pragmatischen Grund in der Vermeidung von Geruchsbelästigungen in zentralen innerstädtischen Bereichen (vgl. Herrmann 1989; Schubert 1994 ). Nicht vom Käufer, sondern vom Schlachter wurde hier das „ganze Tier“ zuletzt gesehen. Der Kleintierverkauf, z.B. von „ganzen” Fischen, Fasanen und Hasen bildete im Rahmen seiner städtischen Marktkulisse eher die Ausnahme. Dieser Umstand wurzelt in einem zweiten, sakralen Grund, der sich auf Schlachtopfer, die im rituellen Rahmen vollzogen werden mußten, bezieht. Schlachten, als heiliger Akt, opferte „das ganze Tier“ zugunsten seiner geweihten Einzelteile, die im säkularen Handel vertrieben werden konnten. Der moderne Mythos vom Verlust des „ganzen Tieres” ist demnach primitiver als primitivste Schlacht—und Opferrituale, die über die Transformationsprozesse vom Ganzen zu seinen Teilen wesentliche Sinnkonstruktionen als Abstraktionen entfalteten (vgl. Girard 1987; Burkert 1990 ).

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  107. Es wäre interessant, einmal unter biographietheoretischen Fragestellungen die Bereitschaft zur Internalisierung von Öko—Mythen zu erforschen. Möglicherweise sind Forscherkreise, die intensiv über Neue Soziale Bewegungen (z.B. 68er, Grüne, Bürgerinitiativen etc.) sozialisiert wurden, besonders sensibel für die entsprechenden Esoterik—Ethiken (z.B. „Wir haben diese Erde nicht von unseren Eltern geerbt, sondern sie nur von unseren Kindern geliehen.“)

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  108. Die erste bezog sich auf die Entdifferenzierung von „Stadt“ und „Land” (als „Natur“).

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  109. Ein vergleichbar romantisches Bild findet sich im „Pflasterstrand“, einer links—alternativen Zeitschrift der achtziger Jahre: „Unter dem Pflaster, da liegt der Strand. Komm reiß auch Du ein paar Steine aus dem Sand.” Diese Sentenz entstand im Pariser Mai 68, als Lied wurde sie in den frühen siebziger Jahren prominent, als die damals bekannte Frauengruppe „Schneewittchen“ sie zum besten gab. „Die Rückkehr des Imaginären” (Michels 1981) forderte eine Reintegration vieler, verloren geglaubter Elemente: Natur, Sexualität, alternative Energieformen, New-Age-Logik etc. Es soll Wissenschaftler geben, die sich von den dramatischen Initiationen dieser Zeit nicht mehr erholt haben.

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  110. Auch hier findet sich wieder ein Anflug von Öko-Mystik der achtziger Jahre. Etwa wenn „Cochise“ (Name einer Musikgruppe, die sich auf den gleichnamigen legendären Indianerhäuptling bezieht) zu dieser Zeit sang: „Wir werden leben, uns nie ergeben. Wir werden uns befrei’n, wir werden Menschen sein.”

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  111. Die metaphysisch kolorierte „Was ist?“—Frage umfaßt die praktische Einladung zu offenen Visionsdiskursen, die, unter Einbezug diverser „letzter” Gründe (z.B. kommunikativer Rationalität, politischer Relevanz, feministischer Erwägungen, didaktischer Perspektiven, öko—sozialer Krisen etc.) und in deren Kontext, „Raumplanung“ als theoretische und methodologische Reflexion von „Raum” diskutieren sollten.

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  112. Über alle Zivilität hinaus, interessieren mich hier insbesondere die raumtheoretischen Positionen, da sich diese am ehesten und besten mit den Vorgängermodellen vergleichen lassen werden. Aus diesem Grund wird auch nicht auf jeden Beitrag dieses Bandes eingegangen.

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  113. Prof. Dr. Gerd Albers, Studium der Architektur und der Stadtplanung in Hannover und Chicago. Von 1952–1961 Stadtplaner in Ulm, Trier und Darmstadt. 1961–1988 Professor für Städtebau und Regionalplanung an der TU München. Von 1986–1991 Präsident der Deutschen Akademie für Städtebau— und Landesplanung.

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  114. Wie gut, daß „die Wirklichkeit“ schon 1968 davongelaufen ist!

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  115. Dr. Christoph Zöpel war im Jahr 1974 Akademischer Rat an der Universität Essen, 1978 bis 1990 Minister in den Landesregierungen Kühn und Rau, zunächst für Bundesangelegenheiten, seit 1980 für Stadtentwicklung und Wohnen, 1985 zudem für Verkehr. Seit dem Jahr 1990 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages.

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  116. Das ist nun eine interessante Umkehrung der Verhältnisse: „Lärm, Emissionen, Dreck und Staub“ sollen den limitationalen Faktor des Raumes bewirken. Folgt man dieser Logik, dann macht es freilich Sinn, den „Raum” als Verursacher („Iimitationaler Faktor“) im Rahmen von physical planning zu traktieren.

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  117. Zöpels historische Kenntnisse übersehen Hannah Arendts Ausführungen zur Polis (Arendt 1967). In „Vita activa“ beschreibt die Politologin die Entstehung politischer Willensbildungsprozesse als interaktiven Prozeß zwischen Bürgern und nicht über das Vorhandensein von Häusern. Richard Sennett (1995) konkretisiert diesen Umstand, indem er darauf verweist, daß Demonstrationen, Wahlen und Diskussionen Teil der Agora waren. Diese Ist aber gerade durch ihre Unbebautheit gekennzeichnet!

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  118. Prof. Dr. Ruth Becker leitet das Fachgebiet Frauenforschung und Wohnungswesen an der Fakultät Raumplanung (Universität Dortmund).

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  119. Hier zeigen sich deutliche Affinitäten zu Elizabeth Wilsons Konzept einer „Begegnung mit der Sphinx“ (1993), das bereits ausführlich dargestellt wurde.

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  120. Gemeint ist der physische Raum.

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  121. In dieser Haltung ähnelt sie ihrer Kollegin Marianne Rodenstein, die auch „ein bißchen“ dekonstruieren will, aber letztlich doch lieber auf „dem Boden der Tatsachen” verbleibt.

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  122. Prof. Dr. Heinrich Schoof leitet das Fachgebiet für Stadt— und Regionalplanung an der Fakultät Raumplanung (Universität Dortmund).

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  123. Schoof spricht davon, daß sich die Frage „knapp“ beantworten lasse.

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  124. Auf eine mögliche Kritik an der Sachlichkeit von Sachfragen will ich an dieser Stelle nur hinweisen.

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  125. Prof. Dr. Michael Wegener leitet das Institut für Raumplanung (IRPUD) an der Fakultät Raumplanung (Universität Dortmund).

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  126. Zur Erinnerung: Gerd Albers, seines Zeichens „Gründervater“ („Vater werden ist nicht schwer.” Albers. In: Schmals 1999), mokierte sich über Elan und Pathos der „68er”. Assistenten liefen damals mit „der Wirklichkeit“ vor den „Gründern” davon. Bringt Professor Wegener „sie“ (die Wirklichkeit) uns jetzt zurück?

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  127. Dr. Ekhart Hahn ist seit 1998 Kommissarischer Leiter und Honorarprofessor des Fachgebietes Versorgungssysteme und planerischer Umweltschutz an der Fakultät Raumplanung (Universität Dortmund).

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  128. Hier deutet sich ein Mythos an, der bereits von Dieter Läpple und Gabriele Sturm vorgeführt wurde: die Petrifikation des Denkens; wenn Ekhart Hahn notiert: „Die Städte sind gebautes Denken (…).“

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  129. Kapitel vier dieser Arbeit wird vor dem Hintergrund meiner detaillierten empirischen Studien von Raum(de)konstruktionen fragen, wie nachmetaphysisches Denken über „Raum“ zu schreiben versteht, d.h. es geht um die Frage, wie gedacht werden kann, wenn man sich selbst (mit seinen Illusionen) überlebt hat.

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  130. Karl-Jürgen Krause interpretiert auf diese Weise mythologisches Denken in einer Form, wie ich sie im ersten Kapitel dieser Arbeit am Beispiel von der „Wahrheit des Mythos“ des Philosophen Kurt Hübner expliziert habe.

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  131. Zum Beispiel Gabriele Sturms endloses Kreisen in „hermeneutischen Spiralen“, die Erkenntnis verhüten.

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  132. Wie Himmelsrichtungen „schon da“ sein können, ist mir ein Rätsel. Was Meyer-Abich meint, scheint in die Richtung zu gehen, die Ekhart Hahn schon beispielhaft mit „Feng Shui” und „Geomantie“ erläutert hat, d.h. Bauen in Abhängigkeit von und Berücksichtigung der „natürlichen” Umwelt.

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  133. Ob solche Entscheidungssicherheiten „In der menschlichen Natur“ liegen darf bezweifelt werden, zumal die meisten Menschen ihren Geburtsort, so sicher wie die Lachse, wieder-finden könnten.

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  134. Seßhaftigkeit“ umfaßt nach Meyer-Abich vier Aspekte: 1. die Ansässigkeit, 2. die naturgemäße Technik, 3. die Nachhaltigkeit des Wirtschaftsgeschehens und 4. die Würde der natürlichen Mitwelt.

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  135. Warum wurde „der Raum“ zum „Problem”? Die Autorin nennt Diskurs—Phänomene (z.B. Forderungen nach veränderten Raumverständnissen oder empirische Ergebnisse, die Veränderungen der „Raumbezüge“ belegen), aber das sind bekanntermaßen keine Gründe dafür, daß etwas in seiner Gegenständlichkeit zum Problem wird. Nach meiner „Problemwahrnehmung” wurde nicht „der Raum“ zum „Problem”, sondern einige Stadt— und Regionalsoziologen sind das Problem, weil sie einen Gegenstand des Diskurses in eine opake Debatte über Materialität zerren wollen.

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  136. Martina Löws Gegenstandsverständnis thematisiert sich hier in seiner ganzen Breite als Ungeschiedenheit von ihrem Begriffsverständnis.

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  137. Unter „Auflösung“ (als Destruktion) verstehe ich (in diesem Kontext) eine weitere, differenzierende Arbeit mit Begriffen, z.B. als „Anatomie des Raumes” (vgl. Kapitel 4: „Wissenschaft mit Skalpell“).

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  138. Die Herleitung erfolgt in drei Zwischenschritten, die hier nur kurz angedeutet werden: 1. „Die jüngste Geschichte der Raumbegriffe“, die unter Bezug auf Gabriele Sturms Raumverständnis reproduziert wird, 2. Veränderungen auf globaler Ebene und 3. Veränderungen auf lokaler Ebene.

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  139. Diese Einschätzung hat mich doch einigermaßen erstaunt; zwar publizierte Elias „Über die Zeit“ (1988) und Foucault über „Andere Räume” (1991), aber sie deshalb als „Zeit—Experten“ bzw. „Raumtheoretiker” zu kategorisieren wurde mir auch nach Durchsicht diverser Sekundärliteraturen nicht schlüssig.

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  140. Damit thematisiert sie eine aktive Form von Theologie, die erst inkarniert, bevor sie reflektiert.

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  141. Peter Sloterdijks Poetologie und/als Methodologie des Selbst habe ich umfangreich im zweiten Kapitel dieser Arbeit diskutiert.

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  142. Identität als Differenz“ verstehe ich als aktive Distanz zu anderen, als bewußtes Deutlichmachen eigener Positionen, d.h. eines vom Mainstream abweichenden Denkens. „Kreativität” meint in diesem Kontext Methoden und Methodologien, um diese Differenzierung vorzunehmen.

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  143. Auf diese Frage gab bereits Paul Feyerabend (1984) beredte Antwort.

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  144. Andere Möglichkeiten des Vergleichs wären möglich gewesen; für diese Form spricht, daß sie subjektzentriert die Raum—Erzählungen um die Erzähler gruppiert, die für ästhetische Raum(de)konstruktionen besonders geeignet sind, d.h. die Literaten.

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  145. Ein solches Vorgehen dokumentiert zeitgleich der Ethnologe Arnold van Gennep (1909), der sich intensiv mit ethnomethodologisch erforschten „Übergangsriten“ befaßte.

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  146. Nietzsche schreibt in diesem Zusammenhang von den „asketischen Priestern“.

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  147. Diese „Räume“ teilen sich Läpple und Sturm mit weiteren zitierten Raum—Autoren, z.B. Ekhart Hahn („spirituelle Naturzugänge”), Karl-Jürgen Krause („Genius loci“) und Klaus Michael Meyer-Abich („neolithische Raum—Ordnung”).

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  148. Eine solche dekonstruktivistische Perspektive vertreten in dieser Arbeit die Autoren Roger Caillois und Benjamin Davy.

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  149. Von insgesamt 25 soziologischen Raum—Erzählern haben sich 12 zu diesem Themenkomplex geäußert. Acht Erzählungen stammen von Frauen, drei von Männern (3 Einzelautoren, 1 Autoren-Team). Die Männer erzählten nur peripher zu diesem Thema: 1. in Lapples „Schoßraum“ (Gosztonyi) überwiegt die Sehnsucht nach den „Großen Müttern” der Prähistorie, 2. Ipsens Öko-Mystik vom „Grün, das durch den Asphalt schimmert“, verweist auf Gemeinsamkeiten von Öko-und Frauen-Mythen der achtziger Jahre und 3. Herrmanns und Blechs Angst vor der Gefräßigkeit des „Raumes” („vom Raum geschluckt”) sei als jugendliche Oecotrophologie eines originär ästhetischen Denkens gedeutet.

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  150. Diese Position erinnert an den Witz von der französischen „Philosophie im Marmeladen-glas“, deren süße Hermetik nie „gegessen” werden durfte, und den Raum—Hunger der „Räumler” erklärt.

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  151. So fordert sie in einer neueren Publikation: „Durch die Wand!“ (1997) Auch hier zeigt sich ein Verweis auf eine gewisse Phantastik soziologischer Raum-Erzählungen, denn welche epistemologische Ordnung mag wohl hinter der „Wand” stecken?

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  152. Dieses Ergebnis befindet sich demnach in Übereinstimmung mit meinen theoretischen Ausführungen der ersten beiden Kapitel zu den kollektiven und individuellen Strukturen und Logiken, die Mythen, Symbole und Wissensformationen konstituieren.

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Thabe, S. (2002). Raum(de)konstruktionen in Kunst und Wissenschaft. In: Raum(de)konstruktionen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11234-1_4

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