Zusammenfassung
Wenn wir einen Blick werfen auf die neuropsychologisch unterscheidbaren Formen unseres Bewusstseins — auf mentale und psychische Zustände des Wahrnehmens, des Denkens Fühlens, des Erinnerns und des Vorstellens (Roth 1998:214) — so lassen sich Beziehungen herstellen zu bestimmten Formen medialer Veräußerung dieser Innenzustände unseres Bewusstseins. Die kulturellen Leitmedien von Sprache, Schrift, Bild und Zahl haben im Laufe der Kulturgeschichte zunächst dazu gedient, mentalen Vorgängen des Erinnerns und des Wahrnehmens eine bleibende mediale Form in Gestalt von visuellen und auditiven Symbolen zu verleihen: als Bilder, Laut- und Bildschriftzeichen sowie als Ziffer. Bild und Schrift erscheinen als Formen eines „nach außen gestülpten Bewusstseins“ (Derrida). Evolutionsgeschichtlich trifft nach der Elaborierung der Schrift- und Bildsysteme die mediale Fixierung von mentalen Prozessen des Denkens, Fühlens und Vorstellens hinzu. Im Schnittpunkt dieser Bewegung von der Oralität zur Schriftlichkeit liegt die Geburtsstunde von Philosophie und Poesie — wenn man so will.
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Großklaus, G. (2003). Zeitbewusstsein und Medien. In: Funken, C., Löw, M. (eds) Raum — Zeit — Medialität. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11233-4_2
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