Zusammenfassung
Der folgende Beitrag geht der Frage nach, wie Patienten in einer psychoanalytischen Langzeitbehandlung strukturelle Veränderungen ihrer Muster der „inneren Objektbeziehungen“ oder „Beziehungsschemata“ (Horowitz 1979) ausarbeiten. Die Methode, mit der ich diese Frage untersuche, ist die einer systematischen, klinisch-hermeneutischen Einzelfallforschung, die auch die methodischen Voraussetzungen für „komparative Kasuistik“ (Jüttemann 1990) und argumentative Validierung erfüllt. Auf den Stundenausschnitt einer psychoanalytischen Langzeitbehandlung von ca. 280 Sitzungen werden zwei verschiedene Heuristiken, das Verfahren der objektiven oder „strukturalen Hermeneutik“ nach Oevermann (etwa 1981) und das „dialektische Veränderungsmodell“ für Psychotherapie und Psychoanalyse (nach Fischer 1989) angewandt. Die Untersuchung der Textpassage nach der „strukturalen Hermeneutik“ wurde von Claudia Riebschläger und Christina Huber in einer psychologischen Diplomarbeit (1988) ohne weitere Kenntnis des Behandlungsverlaufs durchgeführt. Das „dialektische Veränderungsmodell“ wende ich auf den gleichen Textausschnitt an. Es liegen also zwei unabhängig voneinander entstandene Rekonstruktionen dieses Stundenausschnitt vor. Im zweiten Abschnitt werden die beiden Auswertungsverfahren kurz dargestellt und ihre Ergebnisse miteinander verglichen. Dieser Vergleich ist eine Gemeinschaftsarbeit von Riebschläger, Huber und Fischer. Um das auch linguistisch zu kennzeichnen, wird die Wir-Form verwendet. Für die übrigen Abschnitte (3 und 4) einschließlich dieser Einleitung bin ich (G. F.) allein verantwortlich.
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Fischer, G. (1995). Die Transformation von Beziehungsschemata in der psychoanalytischen Langzeitbehandlung. In: Kaiser, E. (eds) Psychoanalytisches Wissen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11198-6_15
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