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Auf dem Weg zum postmodernen Expertentum

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Professionalität
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Zusammenfassung

In den vorhergehenden Ausführungen zum Experteninterview ist bereits konstatiert worden, dass das Bild, das in der einschlägigen Literatur vom Experten gezeichnet wird, weitgehend der Figur des Professionellen entspricht, der seine Kompetenzen über die Erfüllung formaler Ausbildungsanforderungen erlangt, und der seinen Expertenstatus mittels berufsständisch erteilter Zertifikate eben auch formal nachweisen kann. Den Professionellen kennzeichnet, dass er sich einen kanonisierten Sonderwissensbestand über eine institutionell spezialisierte, in Umfang und Dauer formalisierte Ausbildung in typischerweise ‚öffentlichen‘ Einrichtungen aneignet, dass der Erwerb dieses professionellen Sonderwissens (oft in berufsständisch-staatlicher Kooperation) geprüft und ihm qua Zertifikat bestätigt wird, welches ihm seine professionelle Kompetenz amtlich ‚bescheinigt‘. Aufgrund dieser Kennzeichen ist der Professionelle eine typisch moderne — und damit historisch relative ‚junge‘ — Erscheinungsform des Experten (vgl. dazu auch Hitzler 1994b).233

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Reference

  1. Im Unterschied etwa zu Abbott (1988) betrachten wir den Sozialtypus des Professionellen also als einen bestimmten, für die Moderne symptomatischen Typus des Experten.

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  2. Vgl. zu einer strukturtypischen Bestimmung des Intellektuellen als „Träger eines öffentlichen Krisenbewußiseins“ in Abgrenzung vom Wissenschaftler und Künstler einerseits und vom Politiker andererseits die Beiträge in Franzmann/Liebermann/ Tykwer (2001).

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  3. Vgl. auch Meuser/Nagel ( 1994, S. 180) in Kritik am Expertenbegriff von Hartmann/Hartmann (1982). sisch professionalisierten Experten im Niedergang begriffen ist, was sich als,Krise des modernen Professionalismus’ beschreiben lässt (Kapitel 5. 1 ).

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  4. Am deutlichsten kommt dies in der Auffassung zum Ausdruck, daß ein Angeklagter vor Gericht sich (in der Regel) nicht selbst vertreten kann, sondern auf die Vertretung durch einen Rechtsbeistand angewiesen ist (vgl. Stichweh 1994, S. 301).

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  5. Unter,Akzeptanz’ will Lucke ( 1995, S. 104f) dabei in Anlehnung an die herrschaftssoziologische Begriffsarbeit von Max Weber verstanden wissen „die Chance, für bestimmte Meinungen, Maßnahmen, Vorschläge und Entscheidungen bei einer identifizierbaren Personengruppe ausdrücklich oder stillschweigende Zustimmung zu finden und unter anggebbaren Bedingungen aussichtsreich auf deren Einverständnis rechnen zu können.“ Analog dazu meint,Nicht-Akzeptanz’ „die Wahrscheinlichkeit, mit Meinungen, Maßnahmen etc. bei einer identifizierbaren Personengruppe auf ausdrückliche und unter angebbaren Bedingungen mit Widerspruch und Widerstand signalisierenden

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  6. Zu Erwartungen von Klienten und den daraus resultierenden Akzeptanzproblemen von Professionellen im Bereich der Sozialen Dienste vgl. Bäcker/Bispinck/Hofemann/Naegele ( 2000b, S. 391–394).

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  7. Zum Konzept der Subpolitik vgl. grundlegend Beck (1993) sowie Pfadenhauer (1993); zu sozialen Bewegungen vgl. Neidhardt (1994) sowie Hellmann/Koopmans (1998); zu Selbsthilfeorganisationen Pankoke (1999).

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  8. In bezug auf die Diffundierung professioneller Wissensbestände in den alltäglichen Kenntnis-und Verwendungszusammenhang spricht Merten (2002, S. 74ff) im Rekurs auf die Verwendungsforschung (vgl. Beck/Bonß 1989) von „Protoprofessionalisierung“.

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  9. Multiprofessionelle (vgl. Altert 1998) und multidimensionale (vgl. Schütze 1992 ) Problembearbeitung von und für Personen, wie dies für die Sozialarbeit typisch ist, könnte damit auch die Zukunft der klassischen Professionen kennzeichnen.

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  10. Während es in Ulrich Becks Konzept der,Reflexiven Modernisierung’ vorrangig um die Reflexartigkeit der Nebenfolgen von Modernisierung geht, stellen Anthony Giddens und Scott Lash in ihren — im weiteren unterschiedlichen — Konzeptionen die Reflexion über Grundlagen, Folgen und Probleme von Modernisierungs-prozessen in den Vordergrund (vgl. Beck/Giddens/Lash 1996 ).

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  11. Diese Rezeption von Bauman findet sich auch bei Smith (2002).

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  12. Grundlegende Antworten sind allerdings von den vielfältigen Untersuchungen zu erwarten, die im Rahmen des Münchner Sonderforschungsbereichs,Reflexive Modernisierung’ durchgeführt werden.

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  13. Zu den mannigfaltigen Positionen innerhalb dieser Debatte mit ihren unterschiedlichen Akzentuierungen vgl. Galuske ( 1993, S. 36–76), der drei Krisenaspekte (ökonomisch, kulturell und ökologisch) unterscheidet.

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  14. Als Normalarbeitsverhältnis gilt ein auf Dauer angelegtes, existenzsichernd angelegtes Vollzeitarbeitsverhältnis, das in vollem Umfang den sozial-, arbeits-und tarifrechtlichen Bestimmungen unterliegt (vgl. Galuske 1993, S. 29).

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  15. Als eine neue Formation der Unternehmensorganisation beschreibt Hack (2001) die,New Economy’.

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  16. Die damit erforderlichen Eigenschaften des von Voß und Pongratz (1998) so bezeichneten „Arbeitskraftunternehmers“ lassen sich mit den Stichworten „Selbstkontrolle des Arbeitenden”, „Selbst-Ökonomisierung von Arbeitskraft“ und „Selbst-Rationalisierung des Lebensrahmens” charakterisieren.

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  17. Gerade im Hinblick auf weibliche Beschäftigte spricht beispielsweise Glaubitz (2001) vom „Mythos Flexibilität“. Allerdings muß bei solchen Einschätzungen sowohl zwischen hoch-und niedrigqualifizierten (und -vergüteten) Täigkeiten als auch zwischen Effekten in traditionellen und dynamischen Dienstleistungsfeldern unterschieden werden.

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  18. Diese neuen Formen von Erwerbsbiographien und Muster von Karriereverläufen sind Gegenstand eines am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie der Universität Dortmund geplanten Forschungsprojekts zum Thema,Doppelkarrieren in der Internet-Ökonomie.

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  19. Auf die hochgradige Kontingenz von Karrieren, verstanden als Muster der Zeitorganisation und der biographischen Sequenzialisierung, verweist auch Luhmann (1994). Vgl. aktuell zu Karrieren und,Karrierepolitik’ die Beiträge in Hitzler/Pfadenhauer 2003.

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  20. Der Informationssektor wird als vorrangiger,Ort` der (Beschäftigungs-) Dynamik angesehen (vgl. Dostal 2001).

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  21. Vgl. zur Verberuflichungstendenz im „Computerbereich“ bereits Eckert/Drieseberg/Willems (1990 S. 16f). Wenngleich in zunehmendem Maße auch andere Formen von Arbeit an Bedeutung gewinnen, wird Daheim (2001) zufolge die berufliche Erwerbsarbeit für die nächste Zeit die dominante Form des Arbeitens bleiben; vgl. aktuell dazu auch Kurtz 2002. In Kritik am dualen deutschen Ausbildungssystem betont Baethge (2001b, S. 63) allerdings das Erfordernis neuer Berufsbilder, die neben Basisqualifikationen auch einen sogenannten „Flexibilitätskorridor” aufweisen. Anzeichen zu einem Wandel des herkömmlichen Berufs zu einem „reflexiven Individualberuf“ konstatiert Voß (2001) im Hinblick auf den sogenannten „Arbeitskraftunternehmer” (Voß/Pongratz 1998).

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  22. Hitzler (200 lb) bezeichnet den Akteurstypus, bei dem das,Vermögen` zur (berufsförmigen) Leistungserbringung und das,Vermögen’ zur (freizeit-hedonistischen) Leistungsbeanspruchung eine Kompetenz-Einheit bilden, als Prosumer, d.h. als ein Doppelwesen des Produzenten-Konsumenten.

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  23. Von Postmoderne ist hier als Kultur-Deutungsmuster und nicht als Epochenbegriff die Rede (vgl. Kapitel 5.1.2).

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  24. Eine differenzierte Betrachtung zu aktuellen Bedingungen von (Erwerbs-)Arbeit und zur Lage auf dem bundesdeutschen Arbeitsmarkt und ihren sozialpolitischen Konsequzenzen liefern Bäcker/Bispinck/Hofemann/-Naegele ( 2000a, S. 253–421).

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  25. Diese Entwicklung hat Fourastié (1954) bereits sehr früh prognostiziert. Abweichend von Fourastiés Drei-Sektoren-Modell wird der Informationssektor heute mitunter als vierter Sektor ausgewiesen (vgl. Dostal 2001 ).

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  26. Zu quantitativen Entwicklung im Dienstleistungsbereich vgl. grundlegend Baethge (2001a) sowie Meister (2001).

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  27. Zur Unterscheidung von sach-und personenbezogenen Dienstleistungen vgl. Gross (1983), der den Begriff,Dienstleistung` als „eine Art Müllhalde“ bezeichnet für alle Tätigkeiten, die nicht eindeutig dem primären und sekundären Sektor zugeordnet werden können.

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  28. Zur Zunahme „qualifizierter Dienstleistungen“ und den damit einhergehenden Herausforderungen für den Strukturwandel in verschiedenen Regionen der USA und für das Ruhrgebiet vgl. Hilbert/Naegele (1999).

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  29. Zum Forschungsstand der,Techno-Soziologie` vgl. die Beiträge in Hitzler/Pfadenhauer (2001).

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  30. Die zwar heterogene, aber (noch) hochgradig vernetzte Organisationselite der Techno-Party-Szene managed inzwischen nahezu die gesamte Infrastruktur der Szene, also z.B. die Produktion und Distribution von Informationen, die einschlägigen Clubs, das DJ-Booking, die technospezifischen Vinyl-und CD-Labels und z.T. auch das Merchandising. Vor allem aber bildet bzw. stellt und aktiviert sie das Personal, das für die Planung, Koordination und Durchführung, also eben für die Produktion (der Voraussetzungen) von Techno-Events unabdingbar ist.

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  31. Die Rekonstruktion der Relevanzsysteme und Wissensbestände der Event-Produzenten (ausführlich dargelegt in Pfadenhauer 2000) basiert auf zweierlei Arten von Daten: zum einen auf im Rahmen unserer ethnographischen Feldforschung gewonnenen Erfahrungen, zum anderen auf vielfältigen, sowohl zufällig und beiläufig als auch im Sinne von offenen Leitfadeninterviews geführten Gesprächen mit diversen Techno-Event-Veranstaltern und -Organisatoren, die in der Szene als Experten für die Produktion von Events gelten und diesen Expertenstatus auch für sich selbst beanspruchen.

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  32. Technisch läßt sich ein Event dementsprechend als ein Trajekt im Sinne von Anselm Strauss (1993) beschreiben: als ein,situationsübergreifendes Erzeugnis, an dessen Herstellung vielerlei Akteursgruppen beteiligt sind, deren Aktivitäten letztlich nur dann Sinn ergeben, wenn man sie als durch einen,Ereigniskern` fokussiert begreift. Charakteristisch für Events ist, daß dieser Ereigniskern prinzipiell am Prinzip „Ein bißchen Spaß muß sein!“ orientiert ist. Zum Konzept des,trajectory` allgemein vgl. auch Soeffner (1991); Brosziewski (1997, S. 27–29); zur dreiphasigen Trajektstruktur des Events vgl. Hitzler (2000b).

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  33. Die Literaturlage zur Organisation von Techno-Events ist ausgesprochen dünn: So weisen Papenroth/Mülleneisen (1996) zwar auf Probleme und Risiken von TechnoVeranstaltern hin, die sich aus der zunehmenden Veranstaltungsdichte, aus gestiegenen Qualitätsansprüchen der Raver und aus dem daraus resultierenden Bedarf an immer ausgefalleren Ideen ergeben, bleiben ansonsten aber vage, insbesondere hinsichtlich der Erfolgsfaktoren gelungener Veranstaltungen.

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  34. Vgl. dazu auch Scholder (1997), der die Organisations-und Kommerzialisierungsakteure in der Techno-Szene als „Kulturexperten“ bezeichnet. — Nochmals: Experten-und Spezialistenwissen lassen sich hinsichtlich der Anwendungsbreite und des Generalisierungspotentials unterscheiden: Das Wissen des Experten ist abstrakt(er) und befähigt ihn deshalb nicht nur zur Lösung eines Problemtyps, sondern verschiedener Arten von Problemtypen (vgl. Kapitel 1.3.1).

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  35. Wer beispielsweise nicht um die Bedeutung der relativen Massenhaftigkeit der Teilnehmer an einem Rave,weiß`, dem werden als Rave-Veranstalter möglicherweise entscheidende Fehler bei der Auswahl und Gestaltung einer geeigneten,location` unterlaufen. Wem die für Raves im Unterschied zu anderen Jugend-Musik-Veranstaltungen signifikante Friedfertigkeit im Umgang miteinander fremd ist, die eine unabdingbare Voraussetzung dafür darstellt, daß die Party jeder und jedem so wenig Streß und so viel Spaß bringt, wie irgend möglich, der macht unter Umständen gravierende Fehler bei der Auswahl eines für diese Art von Veranstaltung geeigneten Security-Personals, usw. Zur Spaß-Idee der Technoiden vgl. ausführlich HitzlerfPfadenhauer (1998a und 1998b).

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  36. Dies schließt allerdings keineswegs aus, daß der Event-Produzent im Laufe der Jahre eine Haltung fast zynischer Distanziertheit zum Publikum seiner Veranstaltungen, zum,gemeinen` Raver, ausbildet.

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  37. Der Idealtypus — als „Gedankenbild, welches (…) die Bedeutung eines rein idealen Grenzbegriffes hat, an welchem die Wirklichkeit zur Verdeutlichung bestimmter bedeutsamer Bestandteile ihres empirischen Gehaltes gemessen,mit dem sie verglichen wird“ (Weber 1968, 194) — dient ja bekanntlich dazu, gegenüber der Empirie systematisch unrecht zu haben.

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  38. Unter die komplexe Kategorie,Freund’ fallen in der Techno-Party-Szene Personen, die zwar nicht notwendig eine Funktion im Sinne erkennbarer Leistungserbringungen haben, die aber aus mannigfaltigen Gründen — z.B. aufgrund ihrer Freundschaft und/oder intimen Beziehung zu Leistungsträgern, aufgrund einer (irgendwie) andersgearteten,Nützlichkeit’, aufgrund guten Aussehens oder hohen Unterhaltungswertes oder einfach aufgrund hinlänglich langer Präsenz in der Szene —,wichtig’ sind, und die insofern gemeinsam mit den Mitgliedern der Leistungselite den Kern der Szene bilden.

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  39. Im Gegensatz zum zweckrationalen Handeln, das sich eben durch dias Abwägen von Zweck, Mittel, Kosten, Folgen und Nebenfolgen kennzeichnen läßt, bedeutet wertrationales Handeln im Anschluß an Max Weber ( 1980, S. 12f) die Realisierung festgesetzter Werte ohne Rücksicht auf Kosten und Nebenfolgen.

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  40. Schulze ( 1992, S. 448) hebt damit vor allem auf Korporatisierungs-und Konzentrationsprozesse auf dem Erlebnismarkt ab, die er als „professionelle Verstetigung“ interpretiert.

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  41. Man kann ihn als „Lebensästheten“ (Goebel/Clermont 1997) bezeichnen, für den charakteristisch ist, daß seine Arbeitseinstellung und Arbeitspraxis seinem Lebensstil entspricht.

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  42. Nach der Devise: „Hauptsache, es macht Spaß. Wenn sich damit Geld verdienen läßt, um so besser!“

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Pfadenhauer, M. (2003). Auf dem Weg zum postmodernen Expertentum. In: Professionalität. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11163-4_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11163-4_6

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