Zusammenfassung
Im bestehenden Medienensemble passt sich das Fernsehen mit seinem Spektrum an Präsentationsformen und Inhalten den spezifischen Umständen seiner Rezeption im privaten Lebensumfeld an und besitzt so ein besonders großes Wirkungspotenzial hinsichtlich der medialen Beeinflussung von Alltagsgestaltung. Ralph Weiß stellt fest: „Das Fernsehen funktioniert unstreitig als Kolporteur für Formen der privaten Lebensführung und für die Vielfalt der Codes öffentlicher Selbststilisierung. Das Fernsehen bringt diese Pluralität zum Vorschein. Das wird ihm als Orientierungsleistung gutgeschrieben“ (Weiß in Kapitel 2 dieser Studie). Die hier konstatierte Vielfalt der vermittelten Codes basiert auf unterschiedlichen Vermittlungsformen der Präsentation, die sich im bisherigen Verlauf der Fernsehgeschichte herausgebildet haben.
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Literatur
Vgl. hierzu die Ausführungen von Weiß in Kap. 2.2.
Sendungsankündigung in der Htirzu vom 01.10.1958.
Dies belegen auch die zahlreichen Leserbriefe von Zuschauern an die Htirzu in den fünfziger Jahren. Zum Einfluss von Familienserien auf die Genderkonstruktion in den fünfziger und sechziger Jahren vgl. auch: Bernold (1997).
Diese Angaben machten sie in einem Interview in der Sendung Parlauo (WDR).
Vgl. hierzu u.a.: „Mein Gott Willi” in: Stern TV 21/1989, S.3 und die Diskursanalysen von Hickethier und Pundt in dieser Studie.
Ein Vorläufer dieses Genres ist in Lou van Burgs Jede Sekunde ein Schilling zu sehen. Kandidaten erhielten eine Aufgabe, die ihnen durch widrige Umstände erschwert wurde.
Grund der Auszeichnung war u.a. ein Spiel. in dem eine Kandidatin über die fast nackten geölten Körper einer Eishockey-Mannschaft kriechen musste.
Schon die Überraschungsshow Die Rudi Carrell Show (ARD) setzte auf Emotionen. Danach gab es Einladung zu Schimpf (ARD. ab April 1993), ab dem 30.10.1994 war bei RTL die Surprise Show zu sehen, in der Linda de Mol Herzenswünsche erfüllte.
Zum Angebotsspektrum der Daily Talkreihen vgl. auch Paus-Haase u.a. (1999, 49–121).
So seine Äußerung in der WDR-Talkshow vom 28.10.1999.
Vgl. hierzu auch: Paus-Haase u.a. (1999) und Göttlich, Krotz. Paus-Haase (2001).
Zu allgemeinen Tendenzen der Vermischung von Programmbereichen vgl. auch Paus-Haase u.a (2000).
Dieser Titel eines Romans von Thomas Brussig kennzeichnet die spezifische Form der Personenbindung im Fernsehen. Siehe dazu das Kapitel Götter, Helden, Wickert in Bleicher (1999, 243–251).
Zum Konzept dieser Formate vgl. auch Bleicher (2000).
Äußerung von Mario Gmür in Ebert (2001).
Zum Angebotsspektrum von Reality Soaps vergleiche auch die im Juli 2001 aktualisierte Webseite der BLM: Reality Soaps und vergleichbare Formate. Bestandsaufnahme, Problempotenzial, Handlungsbedarf. http://www.blm.de/jugendschutz/js_in_blm/realitysoaps.pdf.
In der dritten Staffel wurde dieses Prinzip durchbrochen und etwa eine Kandidatin bei ihrer Intimrasur gezeigt.
In der dritten Staffel konnte bei zwei der Aufgaben ein Joker gesetzt werden. Beim Scheitern an den gestellten Anforderungen gab es eine Woche lang nur Bundeswehrverpflegung und einen täglichen Drill durch einen GI-Trainer. Bei Absolvierung der geforderten Leistung wurden die Kandidaten mit einer Luxuswoche belohnt, zu der auch ein Butlerservice und mehrgängige Mends nach Wahl gehörten.
Zur Traditionslinie des Reality Fernsehens vgl. auch Hohlfeld (2000. 196f.).
Ihr Themenspektrum wird beeinflusst durch die inhaltlichen Vorgaben der Redaktion für die abendlichen Diskussionen im Big Brother-Container.
Nicht umsonst bildete die Parodie einer Daily Talkshow einen Höhepunkt der schauspielerischen Leistung der Kandidaten in der ersten Staffel.
Holger Gertz spricht von der inoffiziellen deutschen Meisterschaft im Alltagsdreikampf mit den Disziplinen Zähne putzen, Brusthaar trimmen, Achselhaar entfernen (Gertz 2000 ).
Zur Notwendigkeit des Gleichbleibenden für das Ritual vgl. auch Thomas (1998).
Dies entspricht grundlegenden Entwicklungen im Bereich der Programmplanung, die in den neunziger Jahren zwischen den Extrempositionen Ritual und Höhepunktsdramaturgie wechselt. Siehe dazu Bleicher (1998).
Rainer Laux zitiert nach: Ab in den Container. http://www.stem.de vom 06.03.2000.
Ein bisschen Kerstin ist in jedem von uns.” Big Brother — ein Talk: Sighard Neckel, Detlef Kuhlbrodt, Peter Körte und Harry Nutt im Gespräch. In: Frankfurter Rundschau,08.06.2000,20.
Diese Negativstimmung wurde auch in den Artikeln des die Sendung begleitenden Fanzines geschürt. Sie bezeichneten Manu und Kerstin als Lügnerinnen und charakterisierten Manu als weinerlich.
Eigene Beobachtung d.A. im Internet.
Sei es nun am Computer-oder am Fernsehbildschirm.
Zitiert aus: Der große Bruder. Erstmals dokumentiert: Aus dem Geheimen Regelbuch für die Mitwirkenden der Endemol-Produktion Big Brother. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. 06. 2000, 41.
Dies trifft insbesondere auf Sabrina zu. die wiederholt in Gesprächen mit anderen Bewohnern ihre möglicherweise negative Außenwirkung diskutiert und auch schon mal den Wunsch „Das bitte schneiden” an die Redaktion äußert.
Ihre körperliche Selbstdarstellung beim Duschen schaffte es immerhin auf die Titelseite der Bild-Zeitung.
Zum Phänomen der Mehrfachadressierung im Fernsehen siehe Hickethier (2001).
Als zusätzliches Publikum fungieren neben der Redaktion die Zuschauer hinter dem Zaun, die sich durch Zwischenrufe und Musikeinspielungen akustisch bemerkbar machen. Alex kommuniziert unmittelbar nach dem freiwilligen Auszug von Kerstin mit den Fans am Zaun. Die körperliche Präsenz am Zaun ermöglicht die direkte Teilnahme am medialen Ereignis.
Dieses Moment der Ausstellung hat Boris Groys im Sinn. wenn er den Big Brother-Container mit dem Museumsraum vergleicht. Gleichzeitig sieht er eine Parallele zum Kirchenraum. der der Säkularisierung von Außenseitern diene. So Boris Groys während einer Diskussion im Literaturhaus Hamburg am 21.09.2000.
Zum Konzept und Realisation des Panopticon siehe Foucault (1994. 251ff.).
Zitiert nach: Sendestart der umstrittenen TV-Show ‘Big Brother’. In: http//www.zeit.de vom 01. 03. 2000.
Vgl. hierzu Mikos, Pommer (2002, 331).
Diese Funktion beschrieb Friedrich Schiller 1784 ausführlich in „Die Schaubühne als moralische Anstalt betrachtet”.
Diese Metapher verwendete Florian Rötzer in einer Diskussion mit Boris Groys im Literaturhaus Hamburg am 21.09.2000.
Linguistische Studien befassen sich mit unterschiedlichen Formen der Ubernahme von Medienthemen in die private Dialogführung, so etwa Hepp (1998).
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Bleicher, J.K. (2002). Formatiertes Privatleben: Muster der Inszenierung von Privatem in der Programmgeschichte des deutschen Fernsehens. In: Weiß, R., Groebel, J. (eds) Privatheit im öffentlichen Raum. Schriftenreihe Medienforschung der Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen, vol 43. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11146-7_5
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