Zusammenfassung
Folgt man dem Direktor des Institut d’étude politiques in Paris, Guy Hermet, so begann der moderne Rechtspopulismus in Skandinavien.1 Diese Beobachtung scheint angesichts dessen, dass 1972 populistische Parteien in Dänemark und Norwegen gegründet wurden und die norwegische Fortschrittspartei (Fremskrittspartiet) die älteste und erfolgreichste moderne rechtspopulistische Partei in Europa ist, richtig. Aber es stellt sich die Frage, ob der norwegische Rechtspopulismus mit dem kontinentalen gleichgesetzt werden kann. Als Jörg Haider im August 2002 den Versuch unternahm, die europäischen Rechtspopulisten zu sammeln, sagte der Vorsitzende der norwegischen Fortschrittspartei (FrP), Carl Ivar Hagen, dankend ab. Zusätzlich dementierte Hagen die Behauptung des FPÖ-Ideologen Andreas Mölzer, dass er bereit wäre, an einem späteren Treffen teilzunehmen.2 Mit Vlaams Blok und Lega Nord wollte Hagen ebenso wenig zu tun haben oder verglichen werden wie mit Le Pen, der ebenfalls versucht hatte, sich bei Hagen anzubiedern.3 Bevor man sich, wie zahlreiche Beobachter, damit beruhigt, dass Haiders, Le Pens und Pim Fortuyns Parteien im Jahre 2002 Niederlagen erlitten und daraus ableitet, dass der Höhepunkt des Rechtspopulismus vielleicht überschritten ist, soll ein Blick auf die Fortschrittspartei geworfen und die Entwicklung über einen längeren Zeitraum, im norwegischen Fall: von 30 Jahren, untersuchen werden.
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Literatur
Le Monde, 18.5.2002; Aftenposten, 6. 8. 2002.
Aftenposten, 6.8.2002.
Aftenposten, 15.9.1997.
Zu Hagens Biographie vgl. Norsk Biografisk Leksikon, Bd. 3, Oslo 2001, S. 463 f.
Siehe http://www.frp.no/politikk/handlingsprogram/norgeogverden_97–01.asp.
Der Vorschlag führte 1996 zum Bruch in der bürgerlichen Koalition im Osloer Stadtparlament. 1999 akzeptierten die Konservativen einen entsprechenden Vorschlag in der westnorwegischen Gemeinde Os.
Dagbladet, 20.4.1997.
VG, 29.7.1999.
Aftenposten, 5.2.1999.
Schon im September 2000 hatten Meinungsumfragen gezeigt, dass die FrP in der Lage war, die Arbeiterpartei als größte Partei zu überflügeln, siehe: Aftenposten, 14. 9. 2000.
Dagbladet, 10.10.2001.
http://www.frp.no/organisasjon/historie/13–15.asp.
Die Nominierungen der Parlamentskandidaten 2001 verstärkten dieses Bild. Von den Spitzenkandidaten der FrP in den 19 Regierungsbezirken waren 17 EU-Gegner, nur zwei traten für eine Mitgliedschaft ein.
Aftenposten, 10.8.2001.
Im Dezember 2002 kündigte die Partei zwar an, dass sie sich auf eine zukünftige EU-Debatte besser als 1994 vorbereiten wolle, aber auch, dass sie weiterhin als einzige norwegische Partei keine Stellung beziehen wolle.
Wahlbarometer vom Oktober 2002, im Wahlbarometer vom Dezember 2002 lag die FrP bei 26,6 Prozent.
Aftenposten, 20.9.2000.
Aus den Überschüssen der Ölproduktion (100 Mio. Euro pro Tag) wurde 1996 ein staatlicher Ölfonds geschaffen. Ein hoher Anteil dieser Mittel wird in Wertpapieren im Ausland angelegt, um den Wohlstand kommender Generationen zu sichern und um eine Überhitzung der norwegischen Wirtschaft zu verhindern. Umfragen haben ergeben, dass rund 70 Prozent der Bevölkerung dafür eintreten, einen wesentlichen Anteil des Fonds in die norwegische Gesellschaft zu pumpen, was nach Ansicht aller bisherigen Regierungen katastrophale Folgen für die Wirtschaft des Landes hätte. Weder den sozialdemokratischen noch den bürgerlichen Regierungen ist es bisher gelungen, der Bevölkerung überzeugend zu erklären, warum die Mittel des Ölfonds nicht nach Hagens Rezept in Norwegen investiert werden können.
Auch die Linkssozialisten profitieren von dieser Situation. Nach den Umfragen vom Dezember 2002 sind sie nach der Fortschrittspartei und der Arbeiterpartei mit 16 Prozent die drittgrößte Partei des Landes, siehe: Aftenposten, 14.12.2002. gibt, durch ihren omnipotenten und geschickt agierenden Vorsitzenden Hagen schnell auf alle politischen Probleme und Fragen reagieren.
Hans-Georg Betz, Right-Wing-Populism in Western Europe, New York 1994, S. 107ff.
So geschehen in: Ignacio Ramonet, Neo-fascism, in: Le Monde diplomatique, April 1998.
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Lorenz, E. (2003). Rechtspopulismus in Norwegen: Carl Ivar Hagen und die Fortschrittspartei. In: Werz, N. (eds) Populismus. Analysen, vol 79. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11110-8_11
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