Zusammenfassung
Ein vom Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte erarbeiteter Datenbestand, der im Rahmen eines Projektes zur Erforschung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesetzgebungstätigkeit angelegt werden konnte, gestattet nun genauere Aussagen zum Ausmaß und zur quantitativen Entwicklung staatlicher Regulierungsdichte in den Jahrhunderten vom ausgehenden Mittelalter bis zur Epochenschwelle des 18. Jahrhunderts — jedenfalls insoweit, als die Regulierung im Wege der Gesetzgebung erfolgte. Grundlage des Datenbestandes ist eine systematische Erfassung der Gesetzgebungstätigkeit des Heiligen Römischen Reiches und seiner wichtigsten Territorien (zu diesem Projekt: Härter 1993, 61ff. und 1996, 1ff.). Erfasst wurde dabei vor allem die sogenannte „Policeygesetzgebung“, die den ganz überwiegenden Anteil an der frühneuzeitlichen Gesetzgebung ausmachte. Das Charakteristische dieser Form der Gesetzgebung lag in ihrer Funktion: Sie diente nicht lediglich dazu, tradiertes Gewohnheitsrecht aufzuzeichnen oder im Wege wissenschaftlicher Überarbeitung zu „romanisieren”, sondern primär dazu, politische Handlungsziele zu verwirklichen. Bei den Policeygesetzen stand also, stärker als bei der ohnehin nur vereinzelt auftretenden mittelalterlichen Gesetzgebung, die Steuerungsfunktion im Vordergrund. Die Gesamtheit der dabei im Einzelnen anvisierten politischen Ordnungsziele war im Zieltopos der sogenannten „guten Policey“ zusammengefasst (Simon 1994, 386f.).
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Simon, T. (2003). Der Staat als ökonomisches System. Die politische Ökonomie und ihre Ansprüche an die Steuerungsfähigkeit des frühneuzeitlichen Staates. In: Holzinger, K., Knill, C., Lehmkuhl, D. (eds) Politische Steuerung im Wandel: Der Einfluss von Ideen und Problemstrukturen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11093-4_2
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