Zusammenfassung
Frauenverbände gehören historisch gesehen zu der Generation organisierter Interessen, die sich im Zuge der liberal-bürgerlichen Revolution von 1848 konstituierten. Geschlechtsspezifische Ausschließungsnormen der bürgerlichen Gesellschaft verweigerten Frauen nicht nur gleiche Rechte, sondern auch gleiche Repräsentations- und Partizipationschancen im politischen Prozeß, indem sie ihnen den öffentlichen Raum und damit auch den Zugang zu den bürgerlichen Assoziationen versperrten. Die bürgerlichen Exklusionsmechanismen trugen maßgeblich dazu bei, daß separate Frauenorganisationen einen stetigen Aufschwung nahmen, wobei der 1865 von Louise Otto-Peters ins Leben gerufene Allgemeine Deutsche Frauenverein (ADF), der Frauen aus dem Bürgertum zusammenschloß, den Beginn markiert. Dem organisierten Kampf um Gleichberechtigung und Bürgerrechte der Frauen wurde mit scharfen Vereinsgesetzen begegnet, die jegliche politische Betätigung von Frauen untersagten. Dies erschwerte die Arbeit der Fraueninteressengruppen erheblich. Bis zur Aufhebung der Restriktionen durch das einheitliche Reichsvereinsgesetz 1908 ermöglichten liberalere Bestimmungen oder Handhabung in einigen Staaten dennoch die Artikulation politischer Ziele oder auch Gründungen ausgesprochen politischer Frauenverbände, so den Deutschen Verein für Frauenstimmrecht 1902 in Hamburg. Dem 1894 erfolgten Zusammenschluß bestehender Frauenvereinigungen im Bund Deutscher Frauenvereine (BDF) gehörten 1913 bereits 2.200 Vereine mit geschätzten 500.000 Mitgliedern an (vgl. Gerhard 1996). Die proletarischen Frauenvereine, die mit den bürgerlichen Vereinigungen auf lokaler Ebene durchaus kooperierten (vgl. Hagemann 1992), blieben aus dem BDF ausgeschlossen.
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Biegler, D. (2000). Kontinuität und Wandel in der Landschaft der Frauenverbände und Faktoren ihrer politischen Schwäche. In: Willems, U., von Winter, T. (eds) Politische Repräsentation schwacher Interessen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11089-7_9
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