Verteilungskoalitionen, Rent-Seeking und ordnungspolitischer Verfall

Zusammenfassung

In der Soziologie gibt es die merkwürdige Tendenz, Definitionen und deren massenhafte Ansammlung in begrifflichen Bezugsrahmen mit Theorie zu verwechseln. Für mich sind Definitionen nur Abkürzungen und Etiketten, die nicht wahr oder falsch sein können, weil sie nichts über die Realität aussagen. Mit Popper (1958: 21) bin ich deshalb der Meinung, „daß Definitionen in der Wissenschaft keine besonders wichtige Rolle spielen.“ Stattdessen geht es in den Erfahrungswissenschaften vor allem um informationshaltige Verallgemeinerungen, um Gesetzmäßigkeiten, die notwendigerweise immer hypothetisch und vom Damoklesschwert der Falsifikation bedroht bleiben (vgl. Popper 1969; Lakatos 1974; Andersson 1988). Gerade weil es — jedenfalls für Nicht-Theologen — Gewissheit über den Besitz der Wahrheit grundsätzlich nicht geben kann (Albert 1988; Musgrave 1993), muss jede Theorie für Kritik durch Erfahrung offen bleiben.

Ursprünglich ist dieser Beitrag erschienen in Andreas Boeckh/Peter Pawelka (Hg.): Staat, Markt und Rente in der Internationalen Politik, Opladen 1997, 51–63. Der hier abgedruckte Beitrag ist 2002 überarbeitet worden.