Zusammenfassung
Nunmehr ist zunächst zu fragen, wieweit die aus (neo)institutionalistischer Perspektive gewonnenen Aussagen zu Konfliktregelung durch Institutionalisierung vor den Ergebnissen der Konfliktforschung standhalten und gegebenenfalls zu ergänzen sind, oder aber ob und wo sie über deren Stand hinausreichen und umgekehrt die Konflikttheorie weiterbringen können. Ein Problem dabei ist die in diversen neoinstitutionalistischen Modebeiträgen enthaltene implizite Konflikttheorie. Diese neigt dazu, Konflikte im sozialen Leben allgemein und im politischen Entscheidungshandeln im besonderen als tendenziell dysfunktional zu betrachten und will bereits ihr Entstehen hemmen. Neoinstitutionalistische Konfliktaversion schlägt wie gesehen besonders im Bereich der politischen Systemlehre durch, unter anderem in der Befassung mit den innenpolitischen Faktoren und Prozessen demokratischer Stabilität und Konsolidierung. Diese Konfliktaversion ist allenfalls berechtigt, wenn sie Konflikt sofort mit gewalttätigem Konfliktaustrag gleichsetzt. Aber dann erledigt sich die Frage nach Institutionalisierungsstrategien ohnehin von vornherein, weil Institutionalisierung eine langfristig angelegte Regelungsstrategie ist und kein Verfahren der Krisenbewältigung. Außerdem ist es sowieso nicht entscheidend, festzustellen, ob es Konflikt gibt oder nicht und wie man ihn verhindern kann, sondern differentielle Fragen zu stellen: welche Konfliktintensität vorliegt, wie diese steuernd beeinflußt werden kann, und welche Konfliktintensität zusammen mit welchem Arenabezug und welchen Akteursmerkmalen welche Beeinflussungsstrategien angeraten erscheinen läßt.1 Das läuft schon auf eine institutionalistische Konfliktanalyse hinaus, insofern davon ausgegangen wird, daß das jeweils interessierende Konfliktfeld durch bestimmte Handlungsräume (Arenen) sowie Typisierungen von Akteuren, Situationen und Handlungen aufgespannt wird.
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Siedschlag, A. (2000). Konflikttheoretische Präzisierungen, Praxisverfahren und Institutionalisierung als Konflikttransformation. In: Politische Institutionalisierung und Konflikttransformation. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11082-8_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11082-8_3
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