Geschlechtsspezifisches Geschichtsbewußtsein und koedukativer Geschichtsunterricht

Zusammenfassung

Geschichtsunterricht gehört nicht zur Gruppe der Schulfächer, deren geschlechtsspezifische Problematik und Gestaltung zur Zeit lebhaft erörtert wird.² Lohnt es sich überhaupt, auch ihn — wieder — in den Kreis solcher Betrachtungen einzubeziehen? Ausgegangen werden soll von tatsächlichen Meinungen und Äußerungen der Lernenden. Weisen Mädchen und Jungen im Zusammenhang mit Geschichte und Politik verschiedene Merkmale (Sozialisationserfahrungen, Kentnisse, Interessen, Kausalitätszuschreibungen, Deutungen, Wertungen, Schlußfolgerungen usw.) auf?

Der vorliegende Aufsatz ist eine für diesen Band leicht überarbeitete Fassung eines Festschriftbeitrags für die Pionierin der Frauengeschichte, Annette Kuhn (AmoldlMeyers/ Schmidt 1999: 89–111); den Herausgeber(inne)n von „Stationen einer Hochschullaufbahn“ sei auch an dieser Stelle für die Zustimmung zum Wiederabdruck gedankt. Die Platzierung des Beitrags an dieser Stelle ergibt sich aus dem engen Zusammenhang von historischem und politischem Lernen — auch in der Schule — und der daraus resultierenden Überschneidung fachdidaktischer Fragestellungen. Wie historisches Lernen als Dimension der politischen Bildung im einzelnen zu fassen ist, kann hier allerdings nicht Gegenstand der Erörterung sein. Zu den Schwierigkeiten einer genauen Definition vgl. etwa Rüsen 1996.