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Modellbildung, Operationalisierung, Analysedesign, Daten, Hypothesen

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Book cover Politikverdrossenheit in der Bundesrepublik Deutschland

Part of the book series: Forschung ((FPOLIT,volume 82))

  • 371 Accesses

Zusammenfassung

Der Gegenstandsbereich der Politikverdrossenheit wurde, wie in den vorangegangenen Kapiteln dargestellt, bislang keiner systematischen empirischen Untersuchung unterzogen. Folgende allgemeine Kritikpunkte können dabei an die meisten empirischen Studien gerichtet werden:

  1. (1)

    Die bislang vorliegenden Analysen lassen nicht erkennen, daß Politikverdrossenheit mit einheitlichen Indikatoren gemessen wird. In diesem Zusammenhang ist selbst eine grundlegende Unterscheidung zwischen den Maßen, die politisches Verhalten abbilden und Maßen, die auf die Einstellungsebene des Individuums abheben, in aller Regel nicht erkennbar.

  2. (2)

    Eine der Hauptursachen für die wenig stringente Verwendung von Indikatoren zur Messung von Politikverdrossenheit dürfte in den bislang nur wenig entwickelten theoretischen Überlegungen zu suchen sein. Ein zentraler Mangel liegt dabei darin, daß bislang keine ausgearbeiteten Modelle vorliegen, die den theoretischen Status der Variable Politikverdrossenheit präzisieren. Diese sind jedoch für die Generierung eines Hypothesensystems über die Wirkungsweise von Politikverdrossenheit unentbehrlich.

  3. (3)

    Die überwältigende Zahl der bislang zum Thema Politikverdrossenheit erschienenen empirischen Studien beschränkt sich zumeist auf deskriptive Analysen. Multivariate Ansätze, die in der Lage sind, Erklärungen für die Genese von Politikverdrossenheit bzw. die Konsequenzen von Politikverdrossenheit zu leisten, sind Mangelware. Deskriptive Arbeiten stützen sich jedoch bedauerlicherweise häufig nicht auf die zur Verfügung stehenden statistischen Verfahren: Vielmehr ist oft zu beobachten, daß per „eyeballing“ Entwicklungen oder Zusammenhänge konstatiert werden.

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Literatur

  1. Diese Aufzählung beansprucht keine Vollständigkeit, d.h. es soll an dieser Stelle nicht behauptet werden, der Gegenstandsbereich Politikverdrossenheit läßt sich exakt nach fünf Dimensionen unterscheiden. Allerdings sind die genannten Dimensionen diejenigen, die üblicherweise in der Literatur diskutiert werden (vgl. hierzu ausführlicher Kapitel 3).

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  2. Insbesondere für die Dimension der Institutionenverdrossenheit ist die Datenlage — unter letztgenanntem Auswahlkriterium — als inferior zu bezeichnen.

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  3. Die Bewertungen für CDU CSU werden in den vorliegenden Daten üblicherweise über zwei voneinander unabhängige Sympathieskalometer, also ein Skalometer für die CDU und ein Skalometer für die CSU, erfaßt. Diese Werte werden für alle Analysen zu einem gemeinsamen Sympathiewert für die Unionsparteien zusammengefaßt. Dabei wird für bayerische Befragte der Wert für die CSU, für Befragte, die ihren Wohnsitz außerhalb Bayerns haben, der Wert für die CDU verwendet. Diesem Vorgehen liegt die Überlegung zugrunde, daß für die bayerische Bevölkerung die Sympathiebewertung der CDU keine größere Relevanz haben dürfte, da zu dieser Partei zwar eine Einstellung entwickelt, dieser in Wahlen — aufgrund des Faktums, daß die CDU nicht in Bayern kandidiert — aber kein Ausdruck verliehen werden kann. Umgekehrtes gilt für nichtbayerische Befragte.

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  4. Sympathieskala von -5 bis +5.

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  5. In den Index werden nur die genannten Parteien aufgenommen, da sich die Unzufriedenheit mit den politischen Parteien in erster Linie auf die eng mit dem politischen System der Bundesrepublik verknüpften Parteien konzentriert, also die Parteien betrifft, die seit mehr als fünfzig Jahren die Geschicke unseres Landes leiten. Die Grünen bzw. Bündnis 90 Die Grünen werden in diesem Zusammenhang nicht als etablierte Partei bzw. Altpartei aufgefaßt, wurden sie doch bis zur Bundestagswahl 1998 nicht an den Regierungsgeschäften auf Bundesebene beteiligt und somit nicht final in verantwortlicher Position in das politische System eingebunden. Schumann ( 1998: 575, Anmerkung 18), der bei der Unterscheidung von etablierten und nichtetablierten Parteien analog zu der hier vorgestellten Vorgehensweise verfährt, argumentiert, daß eine Nichtberücksichtigung von Bündnis 90 Die Grünen als etablierte Kraft auch deshalb als gerechtfertigt erscheint, da „diese Partei offenbar zumindest von einem Teil der Anhänger als,Protestpartei` angesehen wird“. Eine Dokumentation der Operationalisierung aller verwendeten Variablen findet sich in Anhang B.

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  6. So z.B. erhält eine Person, welche die SPD mit +4, CDU und FDP hingegen jeweils mit -5 bewertet, den Wert +4 für die beste Bewertung einer Altpartei zugewiesen. Eine solche Person kann als durchaus zufrieden mit den etablierten politischen Parteien bezeichnet werden, sieht sie doch in der SPD eine Partei ihres Vertrauens. Umgekehrt erhält z.B. eine Person, die alle drei etablierten Parteien mit -2 bewertet, insgesamt auch den Wert -2 zugewiesen. Diese Person kann ohne Zweifel als verdrossen bezeichnet werden, erhält doch keine der drei Altparteien eine positive Bewertung.

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  7. Der Unterschied zum Maß der besten Bewertung einer Altpartei wird sofort deutlich, wenn man für die in der vorhergehenden Anmerkung dargestellten Beispiele die mittlere Bewertung einer Altpartei berechnet. In beiden Fällen — also sowohl für die Variante des zufriedenen Individuums als auch für die Variante des verdrossenen Individuums — resultiert ein Mittelwert von -2, was unweigerlich zu der Schlußfolgerung führt, daß beide Personen als politikverdrossen zu bezeichnen sind. Diese Konklusion ist jedoch bei Kenntnis der Einzelbewertungen nicht haltbar.

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  8. Die Einschätzung erfolgt ebenfalls auf einer Sympathieskala von -5 bis +5.

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  9. Auch hier gilt analog zum Index der Altparteienbewertung, daß die Politiker der Grünen bzw. von Bündnis 90 Die Grünen nicht in den Index für die Politikerbewertung aufgenommen werden.

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  10. Üblicherweise wird vor der Frage nach der Wahlabsicht eine Frage nach der Wahlbeteiligungsabsicht plaziert. Im folgenden gilt als Nichtwähler, wer diese Frage mit „nein“ beantwortet. Wird — wie in älteren Umfragen — dem Befragten keine explizite Frage nach seiner Wahlbeteiligungsabsicht vorgelegt, so enthält die Frage nach der Wahlabsicht eine entsprechende Kategorie, die es potentiellen Nichtwählern ermöglicht, sich als solche zu erkennen zu geben.

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Maier, J. (2000). Modellbildung, Operationalisierung, Analysedesign, Daten, Hypothesen. In: Politikverdrossenheit in der Bundesrepublik Deutschland. Forschung Politikwissenschaft , vol 82. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11072-9_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11072-9_7

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-2693-4

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