Zusammenfassung
Von einer zunehmenden Personalisierung des Wahlkampfes wurde schon bei vorherigen Wahlen vielfach gesprochen (Moke et al. 2002: 159; Brettschneider 2002b: 16; Farrell 2000: 94; Holtz-Bacha 2002: 48–49), sie hat aber zweifellos mit der Bundestagswahl 2002 einen neuen Höhepunkt erreicht. Zusätzlich zu den üblichen Fernsehinterviews mit dem Kanzler bzw. mit dessen Herausforderer, fanden in Deutschland erstmals sog. TV-Duelle statt: Gerhard Schröder und Edmund Stoiber, die Spitzenkandidaten der beiden großen Parteien, trafen in zwei Fernsehdebatten aufeinander. Diesen waren zwei Print-Duelle vorausgegangen; politisch Interessierte konnten Kanzler und Herausforderer also insgesamt viermal unmittelbar miteinander vergleichen (siehe Tabelle 1).
„Je näher [...] der 22. September rückt, der Termin der Bundestagswahl, desto mehr verfestigt sich der Eindruck, auch bei uns ginge es eigentlich darum, den Kanzler zu wählen und nicht die Partei, die dann als stärkste Fraktion den Kanzler stellen kann.“
(Kister 2002: 1)
So zitierte u.a. Edmund Stoiber Gerhard Schröder in seiner Rede am 1. September 2002 in Düsseldorf anlässlich des Wahlkampfauftaktes von CDU/CSU (http://www.csu.de/home/UploadedFiles/Reden/Rede_Stoiber _020901_CDU.pdf, S.21 — besucht am 21.04.2003).
Diese Untersuchung entstand im Rahmen des Seminars „Eine erste Analyse der Bundestagswahl 2002“ unter Leitung von Prof. Dr. Dieter Roth und Dr. Andreas M. Wüst an der Universität Heidelberg im WS 2002/03.
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Literatur
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Müller, M.F. (2003). „Der oder Ich!“ Eine Analyse der Kandidatenduelle im Bundestagswahlkampf 2002. In: Wüst, A.M. (eds) Politbarometer. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11058-3_17
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