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Biographie und Gesellschaft: Wirths Seinsverbundenheit im geistig-sozialen Umfeld von 1897 bis 1952

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Partizipation und soziale Integration in heterogenen Gesellschaften

Part of the book series: Forschung ((FS,volume 186))

  • 201 Accesses

Zusammenfassung

Die Fundierung sozialwissenschaftlicher Theorien in konkreten Untersuchungen der Gegenwart, anstelle einer bloßen Fortsetzung des seit der Antike tradierten sozialen Denkens, war für Wirth eine unerläßliche Voraussetzung einer Soziologie der Moderne. Die Übergänge von tradierten zu modernen Lebensformen spiegeln sich in Wirths Biographie ebenso wider wie in seinen wissenschaftlichen Arbeiten. Übergänge sind charakteristisch für die Zeit und den Raum, in dem Wirth seine Erfahrungen und Erkenntnisse gewonnen hat; sie strukturierten das Leben und Arbeiten von Louis Wirth. Bevor Wirth die sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen konstatierte, standen ihm selbst zahlreiche Übergänge bevor, deren ersten bedeutenden er im Alter von 14 Jahren erfahren hat, als er aus einer kleinen deutschen Gemeinde zu Verwandten nach Amerika verschickt wurde.

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Literatur

  1. “Wirth was again to he `rescued’ from a commercial career”, sagt seine Tochter später, „lt was planned for him to join the small retail business of his uncle, with whom his relations were not congenial. however, he won a regional scholarship to the University of Chicago, edging out his nearest competitor by a very small margin. Thus he was able to leave Omaha for good“ (Wirth Marvik 1964: 335).

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  2. Im Jahr 1900 wurde mittels eines Systems von Schleusen und Kanülen die Fließrichtung des Chicago Rivers umgekehrt, um zu verhindern, daß die Ahwässer Chicagos den Michigansee verunreinigten.

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  3. Abgesehen von den Arbeiten Robert E. Parks und E. Franklin Fraziers hat die Chicagoer Soziologie sich bis zu diesem Zeitpunkt kaum mit den Problemen der Schwarzen befaßt. 1944, in dem Jahr, als Gunnar Myrdals vielbeachtetes Werk: „The American Dilemma“ erschienen ist, formulierte Wirth: „There seems little doubt that this recently accentuated awareness of the discrepancy between our national ideals and our actual practices and policies in relation to race is connected with the character of, and our involvement in, World War II. In a very real sense our enemies have thrust the race issue upon us” (LW 108: 31 1). Die Ursache dieser Auslassung hat Frazier, so Newman, in der Tatsache gesehen, daß die Gründungsväter der US-amerikanischen Soziologie, Ward, Sumner, Giddings, Cooley, Small, und Ross, „were social Darwinists. Since they subscribed to the biological notion of racial superiority, social differences between the races did not represent a sociological problem“ (Newman 1973: 74).

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  4. „Caseworker“ befassen sich in den USA im Unterschied zu den deutschen Hinzclfallhelfern

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  5. Von I listorikern wurde die Arbeit oft als historische Rekonstruktion des jüdischen Ghettos in Frankfurt mißverstanden und für ihre vermeintlich unpräzise Darstellung kritisiert (vgl. Gurock 1979).

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  6. Park hingegen galt die Natur des Menschen als unveränderbar und als solche war sie ihm

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  7. Die Prädisposition der Juden für das Geschäft der kritischen Reflexion und der Soziologie durch ihre soziale Außenseiterrolle ist im Gegensatz zu dem inhaltlichen Zusammenhang theoretischer Konzepte und jüdischem Glauben vielfach untersucht worden (vgl. Wiehn 1989, König 1959, Dahrendorf 1965, Käsler 1989).

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  8. Auch europäische Intellektuelle jüdischer Herkunft reproduzierten jüdischen Glauben in säkularisierter Form, wie Dirk Käsler beispielsweise fur Horkheimer/Adorno und deren „Dialektik der Aufklärung“ zeigt (vgl. Käsler 1989: 116).

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  9. Die Heimat der Juden gründet, so Wirth, (zumindest auch) in mentalen Prozessen: „The Torah became a `portable fatherland’ in exile, and the “talmud served as a fence around the Torah. The creed of the Jews in the period of dispersion was not so much connected with a city or a land as with a hook” (LW 98: 684).

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  10. I:in Aufsatz aus dem Jahre 1931 mit dem ‘I hei „Culture Conflict and Misconduct“ (LW 42) verdeutlicht diese Entwicklung. Diese Arbeit ist eine theoretische Verdichtung seiner M.A.Abschlußarbeit (I.W 4), die sich unmittelbar mit der jüdischen Problematik befaßt hat. Wirth greift die Erkenntnisse aus dieser Arbeit und aus seiner Doktorarbeit (LW 6) auf und verallgemeinert sie zu einer Konzeption der Minderheitenproblematik, die auf die Besonderheit der jüdischen Problematik verzichtet und die Bereiche aufgreift, die für das Konstitutionsverhältnis von Kultur und Individuum von Bedeutung sind.

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  11. Eine Berufung ging an seinen Kollegen Herbert Blumer, was Salerno dem Antisemitismus Ellsworth Faris’ zuschreibt, der zu der Zeit Vorsitzender des Departments war (vgl. Salerno 1987: l l ff). Gegenüber dem Antisemitismus-Vorwurf muß allerdings ergänzt werden, daß Blumer eine inhaltlich stärkere Verbindung zu Faris schon während der Studienzeit hatte als Wirth. Der Schriftwechsel zwischen Wirth und Faris ist nicht ausgesprochen persönlich, aber durchaus freundlich (vgl. LW-P 0: Box Ill, Folder 7).

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  12. Die Gründe für die Beendigung dieser Tätigkeit an der Tulane Universität faßt seine Tochter später folgendermaßen zusammen: „At that time the faculty of this private university were not only under the scrutiny of segregationists, but also subject to pressure from the locally influential Roman Catholic church. Wirth’s role in New Orleans as a consultant to a social agency devoted to child guidance and his speeches to private groups were publicized as `pro-birth control’ and despite his appointment to an associate professorship in Tulane in 1929, his contract was not to be renewed again“ (Wirth Marvick 1964: 337). Seine öffentlichen Reden für Geburtenkontrolle und gegen Rassentrennung waren, wie Philip Hauser ausführte, viel zu radikal und produzierten massive Widerstände: „He went down to New Orleans and had to come back or they would have run him out on a rail. You know, he was much too radical for them. He believed in such absolutely extreme radical things such as Negroes were human beings. That was one of the extremist positions he had” (Hauser, zit. nach: Salerno 1987: 14).

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  13. Gegen den langen Widerstand, insbesondere des Vaters, ist die Familie Wirth, soweit sie noch in Deutschland lebte, 1936 auf Drängen von Louis Wirth nach Amerika emigriert. Außer dem jüdischen Friedhof, auf dem die Großeltern von Louis Wirth beerdigt sind, findet man heute in Gemünden keinen Hinweis mehr auf die vormals dort bestehende relativ große jüdische Gemeinde.

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  14. fine der wenigen Differenzierungen zwischen dem Denken Wirths und der Konzeption Parks hat sicher nicht zufällig ein Historiker vorgelegt, der Wirth nicht ausschließlich im Rahmen der Parkschen Soziologie rezipiert. Bei der Suche nach den Ursprüngen nichtdeterministischer Theorien im soziologischen und historischen Denken in der Chicagoer Schule sei er, so Zane L. Miller, auf Wirth gestoßen: „Wirth’s career may be divided into two periods“, sagt Miller, „a deterministic and a nondeterministic phase. The first began in the 19I Os… the second phase of Wirth’s career began in the mid-1930s. Now he edged away from determinism” (Miller 1992: 252). Dem ist, was die nicht-deterministische Phase und deren Beginn Mitte der dreißiger Jahre betrifft, im allgemeinen zuzustimmen. Widersprochen werden muß allerdings Millers Beschreibung einer deterministischen Phase, die „in the 1910s“ beginne. Wirths erste wissenschaftliche Abschlußarbeiten liegen erst in der Mitte der zwanziger Jahre (M.A. 1925, Ph.D. 1926) und selbst zu diesem Zeitpunkt dürfte es schwerfallen, von einer explizit eigenständigen wissenschaftlichen Position zu sprechen.

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  15. Die politisch-wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands und der USA in der Folge der Weltwirtschaftskrise wurden oftmals miteinander verglichen und gelten in mancherlei Hinsicht als ähnlich (vgl. Kocka 1977). Bereits 1935 hat Carl M. Selle die politisch-soziale Entwicklung der nationalsozialistischen Politik mit dem „New Deal“ verglichen. In seinem Aufsatz, „America and Germany against the World Crisis: Parallels in American and German Unemployment Relief and Economic Planning”, vergleicht Selle das Tennessee Valley Project mit dem Ost-Preußen Projekt Hitlers, den deutschen Autobahnbau mit dem amerikanischen Straßenbau und die amerikanischen work-camps mit deutschen Arbeitslagern. Beide Ansätze beschreibt er als „New Deal“, unterläuft allerdings in der sozialökonomischen Perspektive die politische Dimension (vgl. Selle 1935). Auch Sautter wirft noch 1991 die Frage auf, ob der „New Deal” faschistisch war (vgl. Sautter 1991: 396).

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  16. Diese Handbücher enthalten sozio-ökonomisch relevantes Zahlenmaterial und Daten aus Erhebungen aller 75 Gemeinden von Chicago (vgl. LW 65, LW 167).

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  17. Der Titel „Eleven Twenty-Six“ (1126) bezieht sich auf die Hausnummer des „Social Science Research Buildings” an der Universität von Chicago, das seit 1929 der Sitz der sozialwissenschaftlichen Fakultät ist, dessen Vorderfront der Leitspruch von lord Kelvin ziert: „When you cannot measure, your knowledge is meager and unsatisfactory.“

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  18. “the contemporary dilemma over the direction which sociological inquiry ought to take and the stance with reference to the problems of human existence which the sociologist ought to assume might be rendered less problematic with renewed attention to the career of Louis Wirth” (Braude 1970: 233).

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  19. Einige Organisationen, in denen Wirth Mitglied war:

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  20. „Was groß ist am Menschen,“ so hatte schon 1883 Nietzsche seinen Zarathustra sagen lassen, „das ist, daß er eine Brücke und kein Zweck ist: was geliebt werden kann am Menschen, das ist, daß er ein Übergang und ein Untergang ist.” (Nietzsche 1925: 16). Allerdings hatte Wirth, angesichts der Aufgabe der Menschen in der Moderne, immer ein soziales Kollektiv vor Augen, in das die Individuen eingebunden sind und keine unabhängigen Einzelnen einer geistigen Elite, denen in der deutschen Tradition eher gehuldigt worden ist.

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  21. “Und das Eigentümliche des Judentums, sein Optimismus, ist, daß es trotz allem gegenüber dieser Welt, in der das Schlechte sich weitet, nicht resigniert noch ihr gegenüber gleichgültig wird… Es tritt der Welt gegenüber mit dem Willen, sie umzuwandeln, mit dem Gebote, in ihr das Gute zu verwirklichen und zu gestalten, mit der Zuversicht, die dem kommenden Lage entgegengeht, weil sie ihn fordert, sein Ruf ist: `Bahnet den Weg!’” (Baeck 1906: 88).

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Vortkamp, W. (2003). Biographie und Gesellschaft: Wirths Seinsverbundenheit im geistig-sozialen Umfeld von 1897 bis 1952. In: Partizipation und soziale Integration in heterogenen Gesellschaften. Forschung Soziologie , vol 186. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11008-8_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11008-8_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-3069-6

  • Online ISBN: 978-3-663-11008-8

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