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Part of the book series: Forschung ((FS,volume 186))

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Zusammenfassung

Louis Wirth war zeit seines wissenschaftlich aktiven Lebens Mitglied der Chicagoer Schule der Soziologie. Geboren 1897 in eine jüdische Familie in Deutschland kam er 1911, vierzehnjährig, in die USA. Wirth studierte Soziologie in Chicago und war von 1932 bis zu seinem Tod im Jahre 1952 an der Universität von Chicago tätig und zugleich Vorsitzender und Mitglied in zahlreichen US-amerikanischen und internationalen sozialwissenschaftlichen Einrichtungen.l Als Schüler von Robert E. Park, der vielfach als theoretisches Zentrum der Chicagoer Soziologenschule betrachtet wird, gehörte Wirth der letzten Generation der Chicagoer Soziologen an.2 Wirth war jedoch der erste, der in der Tradition der Chicagoer Schule die Grundlagen einer sozialen Theorie moderner, demokratischer Gesellschaften entworfen hat. Insofern kann Wirths Werk als eine Soziologie der Moderne bezeichnet werden, vorausgesetzt man versteht unter der „Moderne“ gesellschaftliche Strukturen, die aus Prozessen der Rationalisierung und Ausdifferenzierung entstanden sind und durch die Heterogenität der Lebensweisen und deren reflexive Aneignung in zumeist urbanen Gesellschaften gekennzeichnet werden können.

Zur Zitierweise der Arbeiten von Louis Wirth siehe die Anmerkung am Beginn der Bibliographie.

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Literatur

  1. Zur Biographic Wirths vgl. Kapitel Ill.

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  2. Ihren formalen Ursprung hatte die Chicagoer Schule der Soziologie in der Gründung des ersten soziologischen Instituts an der Universität von Chicago durch Albion W. Small im Jahre 1892. Als konzeptioneller Ursprung der Chicagoer Soziologie gilt jedoch erst die Arbeit von William I. Thomas und Florian 7naniecki: „The Polish Peasant’ aus dem Jahre 1913. Inhaltlich wird daher nicht Small, sondern neben Park werden William I. Thomas und I-rnest W. Burgess als Begründer der Chicagoer Soziologietradition betrachtet (Zur Generationeneinteilung vgl. Kurtz 1984: 2f, Smith, D. 1988: 31).

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  3. Nicht zu unrecht gelten inhaltlich die meisten Arbeiten der Gründergeneration heute als überholt, wenngleich sie in ihrer Zeit ausgesprochen innovativ gewesen sind. Die Kritik an den Forschungsarbeiten der Chicagoer Soziologen, die argumentiert, daß deren Ergebnisse für die Gegenwart nicht mehr relevant seien (Iläußermann/Siebel 1988: 86, Mellor 1977: 194), ist insofern nicht besonders originell, als die konkreten Arbeiten der Mitglieder der Chicagoer Schule ungefähr ein halbes Jahrhundert alt sind und keine Ergebnisse eines gegenwärtigen Forschungsprozesses darstellen.

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  4. Exemplarisch tür diese Rezeptionsweise ist Amitai Etzionis Rezension von Wirths Doktor arbeit „The Ghetto“ (I.W 13), in der Etzioni von der Argumentation l’ark/Wirths (in dieser Reihenfolge!) spricht (vgl. Etzioni 1959).

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  5. Vgl.: Abramson 1980, Dworkin/Dworkin 1976, Frazier 1949, Matthews 1987, Miller 1992/93, Newman 1973, Persons 1987, Petersen 1975, 1980, Smith W.C. 1939, Wacker 1983, Yin 1973, Yinger 1981.

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  6. Diese Einschätzung wird von den allermeisten Rezipienten his in die Gegenwart geteilt. So behauptet Mellor, wenngleich er keine plausible Begründung für seine These angibt, daß Wirth das urbane Leben gar nicht anders als pessimistisch betrachten konnte: „Wirth’s sociology,… prohibited a description of urban life in any other than pessimistic terms“ (Mellor 1977: 201). Vgl. auch u.a.: Smith, D. 1988: 163, Häußermann 1995: 90, Calhoun/ Keller/bight 1994: 521, Saunders 1987: 101.

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  7. Ein breit angelegter Entwurf; der sich in Wirths Naehlal3 in der Regenstein I.ihrary in Chicago unter dem Titel „The City“ findet (1,W-l’ 0: Box 39 50), scheint die Behauptung einer stadtsoziologischen Orientierung Wirths zu unterstützen. In der Kommentierung des Nachlasses wird dieser Entwurf als eine Arbeit aus den letzten zehn Lebensjahren Wirths dargestellt. Fine genauere Betrachtung dieses Materials zeigt jedoch, daß der I;ntwurf ganz sicher nicht aus den vierziger Jahren stammt. Das Inhaltsverzeichnis dieses Entwurfs ist vielmehr in groben Zügen deckungsgleich mit der „Bibliography of the Urban Community” (LW 3), die Wirth 1925 erarbeitet hat, so daß auch der t?ntworf von „The City“ zeitlich dort hingehören dürfte. Offensichtlich hat Wirth die Gliederung zu dieser Bibliographie noch ein paar Jahre weitergeführt, aber bereits nach wenigen.fahren seiner wissenschaftlichen Tätigkeit aufgegeben. Auf ein frühes Ende dieses Projektes - spätestens 1935 weisen verschiedene Aspekte hin: turn einen ist die Stadt kein Thema seines letzten Arbeitsdezenniums. Zum anderen finden sich unter den von Wirth in diesem Rahmen gesammelten Artikeln, Literaturhinweisen und Kommentaren keine, die nach dem Jahr 1935 datieren, was es ausgesprochen unwahrscheinlich erscheinen hißt, daß Wirth die Sammlung zwischen 1942 und 1952 geführt haben soll. Auch aus Briefen aus dem.fahr 1948, in denen er über seine wissenschaftlichen Interessen, Schwerpunkte und Projekte spricht, gellt in keiner Weise herv or, dal3 er mit einer derartigen Arbeit befaßt gewesen ist (vgl. I. W-P 79; 1,W-l’ 0: Box 56, Folder 11, Schreiben an M. C. I:Imer vom 20. Mai 1948).

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  8. Manuel Castells, der bemerkt, daß es Wirth nicht um die konkreten Städte geht, wirft ihm daher vor, daß seiner „urban sociology“ kein spezifisches Realobjekt entsprechen würde (vgl. Castells 1976: 73). /u Recht erwidert Dennis Smith darauf: „.the principal object of the Chicago sociologists was not the city’ but human nature and the social order as it was and might he” (Smith, D. 1988: I I).

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  9. Die tlnkenntnis setzt sich his in die Daten seiner Biographic fort. Ralf Dahrendorf bezeich net Wirth als einen bedeutenden Soziologen der letzten zwei Generationen, der mit zu einer erstaunlichen Blüte der Soziologie in den Vereinigten Staaten beigetragen habe. Er ordnet ihn allerdings in die Gruppe deutscher Soziologen ein, die, wie Bendix, Geiger, I lonigsheim, I.azaisfeld, Mannheim u.a. in der Folge der antisemitischen nationalsozialistischen Politik emigrierten und nicht nach Deutschland zurückgekehrt sind (vgl. Dahrendorf 1965: 111f). Louis Wirth ist allerdings im,lahre 1911 im Alter von 14 Jahren in die USA „verschickt“ worden und kann schwerlich als Beispiel für den Exodus deutsch-jüdischer Soziologen in Folge nationalsozialistischer Politik dienen.

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  10. Des weiteren liegen 65 Beiträge Wirths zu dem „University of Chicago Round Table Radio Program“ vor (vgl. LW-RT I-65), das zwischen 1938 und 1952 wesentlich von Wirth geprägt worden war. Im Rahmen dieses Programms diskutierten wöchentlich namhafte Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft über aktuelle Themen.

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  11. In zahlreichen Aufsätzen werden - zumeist im Rahmen der bestehenden Interpretation - einzelne Aspekte seines Werkes thematisiert. Vgl.: Bendix 1954, Braude 1970, Bummer 1984, Carey 1975, Christenson 1979, Fine 1995, Miller 1992, Matthews 1987, Odum 1951, Salerno 1992, Smith, T. 1985, Smith, D. 1988, Van Wyk 1974, Vergati 1976, Wacker 1995.

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  12. Diese Arbeit wird daher als Wirths wesentlichster Beitrag betrachtet, aber als klassische Formulierung des Parkschen Ansatzes gelesen. Line seltene Ausnahme dieser Interpretation stellt I.ester R. Kurtz in seiner Arbeit „Evaluating Chicago Sociology“ dar. Kurtz stellt eine Differenz zwischen den Arbeiten der Chicagoer Soziologen der zwanziger und dreißiger Jahre und Wirths Positionen fest: „it is somewhat misleading to characterize Wirth’s picture of the city as representative of Chicago sociology” (Kurtz 1984: 63).

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  13. Diese Vorgehensweise kommt in etwa dem Versuch gleich, Weber durch seinen Aufsatz,.Die Stadt“ (Weber 1921) oder Simmel aus seiner Arbeit: „Die Großstädte und das Geistesleben” (Simmel 1903) theoretisch erschließen zu wollen. Für eine Rezeption der Arbeiten Wirths in diesem Sinne vgl. für die Bezugnahme auf „Urbanism as a Way of Life“ (zumeist in der problematischen deutschen Obersetzung LW 202): Saunders 1987, Mellor 1977, Häußermann/Sichel 1988, I läußermann 1995, Christenson 1979; für die Bezugnahme auf„The Ghetto” vgl.: Etzioni 1959, Persons 1987, Matthews 1987. Darüber hinaus existieren Arbeiten die von einem stadtsoziologischen Interesse her den Urbanismus-Aufsatz explizit zum Gegenstand machen (vgl. Guterman 1969, Fischer 1972, 1975).

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  14. „In my judgment“, sagt I lerbert Blumer, „his sociological influence must be recognized as surpassing that of any other recent or contemporary, sociologist” und Blumer war überzeugt, daß die von Wirth publizierten Arbeiten „did not represent the fullness of intellectual achievement of which he was capable“ (Blumer 1956: vif).,lack London, ein früherer Student Wirths, merkte in einem Gespräch mit Salerno an, daß Wirth was much more a scholar than Park or Burgess” und Nels Anderson äußerte: „I le was a true scholar… Louis Wirth carne closer to being a Max Weber than any person I know“ (London/Anderson zitiert nach Salerno 1983: 134). (Vgl. auch: Frazier 1952,11auscr 1956, Reiss 1964, Vance 1952).

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  15. Auch die Tatsache, daß Wirth im.fahr seines Todes keine einzige Arbeit veröffentlicht hat, könnte als ein Hinweis darauf interpretiert werden, daß er sich der Entwicklung einer systematischen Theorie zugewandt hat.

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  16. In einem Schreiben an I loward W. Odum, der Wirth im Jahre 1948 für seine Geschichte der Soziologie in den Vereinigten Staaten von Amerika (vgl. Odum 1951) nach dessen wissenschaftlichen Aktivitäten und Interessen befragt hat, antwortete Wirth: „I have, myself, worked a great deal in what is called the fields of Theory and I listory of Sociology, but most of what I have read of sociological theory had, for the most part, be best left unwritten…Next to being a theorist, I believe I have done.“ (1.W-P 79: 4).

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  17. Die Wirkung des politischen Umfelds auf die Soziologie der Chicagoer Schule erläuterte Philip M. Ilauser in einem persönlichen Gespräch. Es sei das erste Mal gewesen, daß die Regierung Fragen an die Soziologie gerichtet hätte. Aufgrund des Engagements in der konkreten Forschung in Chicago sei man kaum dazu gekommen, soziologische Konzepte und Theorien auszuarbeiten (Ilauser in einem Gespräch mit dem Autor am 6. April 1993).

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  18. Dies war aber, so Michael Walzer, die tiefere Bedeutung des Slogans: E Pluribus Unum: „the immigrants would one day constitute a single people“. Als einzige Alternative dazu schien denkbar: „divisiveness, turmoil, and repression” (Walzer 1980: 783).

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  19. Wirth bezieht sich deshalb auf das Konsens-und nicht auf das Mehrheitsprinzip, weil der Konsens zuerst ein soziales Ordnungsprinzip und kein politisches Verfahren ist. Das Mehrheitsprinzip folgt der allgemeinen Anerkennung einer Regel, die besagt, daß sich die Minderheit in einer Abstimmung der Mehrheit unterwirft. Diese Anerkennung bedarf eines vorausgehenden Konsens, nämlich der Akzeptanz dieser Regel bzw. zumindest der Einwilligung in die bestehende Ordnung. Das Mehrheitsprinzip selbst hat somit einen gesellschaftlichen Konsens zur Voraussetzung, so daß das Konsensprinzip das allgemeinere Prinzip ist und zugleich stärkere integrative Kraft entfaltet.

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  20. Daß die sozialen, politischen und kulturellen Lebensweisen der Menschen durch ihr Handeln zu gestalten sind, ist in aller Radikalität spätestens durch Weltkriege und totalitäre Diktaturen deutlich geworden. Die versuchte Vernichtung des jüdischen Volkes stellt kein Naturereignis dar. Sie ist keine schicksalhalìe Entwicklung und kein Geschehnis, mit dem die Menschen durch einen übermächtigen Gott oder eine übermächtige Natur konfrontiert sind. Es sind Folgen bewußten, kollektiven Handelns und sozialer Normativitüt.

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Vortkamp, W. (2003). Einleitung. In: Partizipation und soziale Integration in heterogenen Gesellschaften. Forschung Soziologie , vol 186. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11008-8_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11008-8_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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