Zusammenfassung
Theorien der Demokratie sind vielfältig. Aus dieser Vielfalt resultieren divergierende Schlussfolgerungen, die sich beispielhaft an der Rolle festmachen lassen, die sie dem Staatsbürger eines demokratischen Gemeinwesens zuschreiben. Während Partizipationstheoretiker vor allem die politische Aktivität der Bürger und die damit verbundenen Orientierungen betonen, sehen die Vertreter repräsentativer Demokratietheorien vor allem das Vertrauen der Bürger in die Politik als zentral an. Das tatsächliche Vorliegen dieser Staatsbürgerorientierungen wird in der empirischen Politikwissenschaft seit den 1950er Jahren unter den Bezeichnungen „politische Involvierung“ und „politische Unterstützung“ untersucht (vgl. u.a. Gabriel/Vetter 1999). Beide sind für Demokratien wichtig und schließen einander nicht aus.
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Referenzen
Zur Kritik an den Autoren der partizipatorischen Demokratietheorie vgl. u.a. Schmidt (1997b: 175ff.).
Politische Involvierung und Unterstützung kann sich in Form von Verhalten oder in Form von Einstellungen ausdrücken. Im Folgenden geht es ausschließlich um die Einstellungsdimension.
Vgl. hierzu den Beitrag von Walter-Rogg/Mößner in diesem Band.
Messung über einen additiven Index aus den beiden Items: „Die ganze Politik ist so kompliziert, dass jemand wie ich nicht versteht, was vorgeht“ und „Ich traue mir zu, in einer Gruppe, die sich mit politischen Fragen befasst, eine aktive Rolle zu übernehmen“. 1 „Stimme überhaupt nicht zu“ bis 5 „Stimme voll und ganz zu“. Ein hoher Wert steht für ein starkes und ein niedriger Wert für ein geringes Kompetenzgefuhl.
Messung über einen additiven Index aus den drei Items: „Wie hoch schätzen Sie Ihren persönlichen Einfluss auf die Politik Ihrer Partei hier in Stuttgart bei den folgenden Politikthemen ein: Wirtschaftspolitik, Drogenpolitik, Ausländerpolitik?“ 1 „Sehr gering“ bis 5 „Sehr groß“. Ein hoher Wert steht für ein starkes, ein niedriger Wert für ein geringes Einflussgefühl.
Das externe Effektiv itätsgefuhl wird gemessen über einen additiven Index, der sich aus der Beurteilung der folgenden Aussagen zusammensetzt: „Politiker kümmern sich darum, was einfache Leute denken“ und „Die Bundestagsabgeordneten bemühen sich um einen engen Kontakt zur Bevölkerung“; Antworten: 1 „Stimme überhaupt nicht zu“ bis 5 „Stimme voll und ganz zu“. Die Antworten wurden so codiert, dass ein hoher Indexwert für ein starkes, ein niedriger Indexwert für ein geringes externes Effektiv itätsgefuhl steht.
Die Demokratiezufriedenheit wird gemessen über die Frage: „Wie zufrieden sind Sie — alles in allem — mit der Demokratie, so wie sie in Deutschland funktioniert?“; Antworten: 1 „Völlig unzufrieden“ bis 5 „Sehr zufrieden“.
Die Mitgliedschaft in einer politischen Partei ist eine Form konventioneller politischer Partizipation, die sich deutlich von passiveren Formen wie z.B. dem Wählen oder primär kommunikativen Aktivitäten unterscheidet (vgl. Uehlinger 1988; für die BRD Gabriel 1997a, 2001a). Der Eintritt in eine etablierte und im politischen System integrierte Partei setzt i.d.R. positive Einstellungen gegenüber der Politik voraus, da anderenfalls ein Rückzug in die politische Apathie oder aber die Hinwendung zu einer „Protestpartei“ oder zu „Protestaktivitäten“ wahrscheinlicher ist. Deshalb ist davon auszugehen, dass die Einstellungen der Parteimitglieder grundsätzlich positiver sind als die Einstellungen der Bürger.
Da die lokale Politik noch stärker konsensual ausgerichtet ist als die Bundespolitik, trifft dieses Argument noch eindeutiger für die kommunale Ebene zu.
Dieser Befund könnte zum Teil auch auf die Zusammensetzung der Befragtengruppe zurückzuführen sein (vgl. Walter-Rogg/Held in diesem Band). Für den Fall, dass sich vor allem engagierte Parteimitglieder an der Umfrage beteiligt haben, sind die tatsächlichen Orientierungen der Mitglieder schwächer.
Vgl. hierzu den Beitrag von Gabriel in diesem Band.
Pearson’s r: Subjektive Kompetenz/Responsivitätsgefühl: n.s.; Subjektive Kompetenz/ Demokratiezufriedenheit: n.s.; Einflussgefuhl/Responsivität:. 22**; Einflussgefühl/Demokratiezufriedenheit:.10**.
Die Nicht-Signifikanz dieser Zusammenhänge könnte allerdings auch mit der geringeren Fallzahl bei den kleinen Parteien zu tun haben. Zumindest aber sind die Zusammenhänge dort geringer als bei den großen Parteien.
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Vetter, A. (2004). Die idealen Staatsbürger? Politische Involvierung und Unterstützung von Parteimitgliedern. In: Walter-Rogg, M., Gabriel, O.W. (eds) Parteien, Parteieliten und Mitglieder in einer Großstadt. Städte und Regionen in Europa, vol 11. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10998-3_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10998-3_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-3523-3
Online ISBN: 978-3-663-10998-3
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