Zusammenfassung
Am 04.01.2000 berichtete der Westdeutsche Rundfunk von dem, wie die Moderatorin formulierte, „verblüffenden“ Ergebnis einer Emnid-Umfrage: Menschen mit vollem Haar werden in Personalauswahlverfahren bevorzugt. Ein genetischer Vorteil für Frauen am Arbeitsmarkt! Das wäre in der Tat verblüffend. Aber darum ging es nicht — Gegenstand der Emnid-Studie waren nicht Unterschiede zwischen Männern und Frauen, sondern Differenzen zwischen Männern: Bewerbungsschreiben von Männern mit verschiedenen Qualifikationen und beruflichen Erfahrungen wurden retuschierte Lichtbilder beigelegt, so daß sich dieselben Männer einmal mit vollem und einmal mit schütterem Haupthaar um eine Position bewarben. Das Ergebnis war, daß Männer mit dichtem Haarwuchs signifikant häufiger zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wurden als Männer mit Glatze — bei sonst identischen Merkmalen. Als Erklärung dafür führten die Emnid-Forscher an, daß volles Haar von Personalleitern mit einem sympathischen und dynamischen Charakter und mit Jugendlichkeit assoziiert wird.
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Literatur
Vgl. exemplarisch: Crozier/Friedberg (1979), Kieser/Kubicek (1983), Luhmann (1964), Schreyögg (1998), Weber (1980) und die Beiträge in Köpper/Ortmann (1988) und Ortmann/Sydow/Turk (1997).
Vgl. Hagemann-White (1993), Gottschall (1998), West/Zimmerman (1987), Wetterer (19956).
Vgl. exemplarisch: Becker-Schmidt (1993), Becker-Schmidt/Knapp (1995b), Beer (1991), Gildemeister/Wetterer (1992), Gottschall (1998), Hagemann-White (1988, 1993), Hirschauer (1993, 1995), Knapp (1990, 1992), Lenz (1995), Müller (1999b), Wetterer (1995b).
Eine dritte Frage ist selbstverständlich ebenso zentral: Warum? Diese Frage steht jedoch nicht im Mittelpunkt einer Untersuchung, deren Zielsetzung — zunächst — in der Beobachtung, Beschreibung und Analyse von Funktionsprinzipien liegt. Im,Subtext` der Interpretation wird sie jedoch immer mitgeführt, denn da, wo es um das Verstehen von sozialen Phänomenen geht, spielt die Frage nach Gründen, nach dem — angenommenen — dahinterstehende Sinn immer eine Rolle. Knorr-Cetina (1989: 92) weist im übrigen darauf hin, daß „mit der Beantwortung der Wie-Frage (...) häufig auch die Warum-Frage geklärt“ sei. Ein Schritt in diese Richtung ist es allemal.
Im Anhang werden Methode, Datenerhebung und -auswertung dargestellt, um, so weit das ohne die Veröffentlichung der Originalmaterialien möglich ist, Transparenz und Nachvollzichbarkeit der Analyse zu erreichen.
Fokus und Ergebnis der Analyse sind, den Pendelbewegungen des Forschungsprozesses zwischen Theorie und Empiric und der Verquickung von theoretischen Überlegungen und Ergebnissen der empirischen Analyse entsprechend, nicht voneinander zu trennen: Das, was sich aus der empirischen Analyse als zentral herauskristallisiert, wird in,rekursiven Schleifen’ zwischen empirisch erarbeiteten Kategorien und dem Hinzuziehen theoretischer Konzepte vertieft — und ist somit Gegenstand und Ergebnis der Analyse, das wiederum in die Theoriebildung eingeht.
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Wilz, S.M. (2002). Organisation und Geschlecht: die Gretchenfrage. In: Organisation und Geschlecht. Reihe Geschlecht und Gesellschaft, vol 28. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10964-8_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-3211-9
Online ISBN: 978-3-663-10964-8
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