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Organisation als gesellschaftliches Konstrukt

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Organisation in der modernen Gesellschaft

Part of the book series: Organisation und Gesellschaft ((OUG))

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Zusammenfassung

Das Wort »Organisation« finden wir im alltäglichen Sprachgebrauch in unterschiedlichen Bedeutungsvarianten. So wird »Organisation« in einer Variante als substantiviertes Verb im Sinne von »das Organisieren« verwendet und meint die »Herstellung von geordneten Abläufen«, also von Ordnung. In einer zweiten Variante meint »Organisation« das, was als Ergebnis des Organisierens erzeugt worden ist, eine Einheit mit einer mehr oder weniger festen Struktur, ein Organisat, ein Gebilde, das sich von anderen unterscheiden lässt, also z. B. die »Universität Wuppertal«. Damit ist nicht eine Eigenschaft eines Gebildes gemeint, sondern das Gebilde selbst; nicht: die Universität hat eine Organisation, sondern sie ist eine Organisation. Schließlich finden wir den Organisationsbegriff auch in der Weise verwendet, dass er nicht eine Struktur oder einen Prozess meint, sondern ein Kollektiv von Personen. Eine solche Verwendung findet man dann, wenn Mitglieder einer Organisation die Wir-Form verwenden, um z. B. appellativ zu formulieren: »Wir müssen uns in Zukunft mehr anstrengen« oder um sich von anderen abzugrenzen: »Wir von der Uni A haben doch nun wirklich bessere Leistungen vorzuweisen als die von der Uni B«. Sehen wir uns einmal einen älteren Text im Hinblick auf den Organisationsbegriff an! Auch dort finden wir die drei Bedeutungsvarianten von »Organisation«:

Wenn wir den Menschen, als gesellschaftliches Glied nach seinen verschiedenen Anlagen, Neigungen, Empfindungen (etc.) oder nach seinem individuellen Temperamente betrachten; so lehrt es die Geschichte aller Zeiten und Völker, dass ihm gewiße Normen oder Vorschriften unentbehrlich sind, an die er sich in manchen vorkommenden Fällen, oder Lebensverhältnißen halten, und nach denen er seine Handlungsmaximen, sowohl zu seinem eigenen Besten, als auch zur Dauer und zum Wohl der Gesellschaft selbst, einrichten kann.

Daher erfordert jede größere oder kleinere gesellschaftliche Verbindung, von welcher Art sie auch sey, gewiße Statuten oder Gesetze, die jedem Societäts=Gliede heilig seyn müßen, weil nur allein durch deren treue Befolgung die sämmtlichen Glieder der Gesellschaft gleichsam nur eine einzige engverbundene Kette bilden; nur auf einen festen Gesichtspunkt in ihren Gesinnungen und Handlungen hinwirken, und durch den Verein ihrer gesammten Kräfte, nur Einen Körper ausmachen, der mittels seiner Stärke die erhabensten Zwecke der Gesellschaft realisirt; indem er jeden frohen Lebensgenuß höher, wärmer und reiner empfinden, und jede Ausbildung, und Veredlung des Herzens, und Geistes leichter und reiflicher gedeihen läßt.

Wenn dem zufolge der erste Zweck nämlich: froher und erhöhter Lebensgenuß im Kreise trauter Freunde auch vorzüglich der Zweck unserer Vereinigung ist, so dürfen wir doch auf keine Weise zweifeln, dass nicht auch die zweite Absicht unserer Verbindung, nämlich: Kultur, und Veredlung des Herzens, und der Seele, oder die Verbindung alles Nützlichen, Edlen und Guten, mit dem Angenehmen glücklich erreicht werde, und dass wir im trautesten brüderlichen Verein manches Gute und Nützliche zu stiften fähig sind, was dem einzelnen Gliede durch sich allein zu bewirken, unmöglich ist. Blos und allein aus diesem Gesichtspunkte entwarf die Gesellschaft bereits im Jahre 1795 am 27. Januar als an ihrem ersten Stiftungs=Tage ihre ersten Gesetze, die aber durch Zeit und Verhältniße eine Abänderung erheischten, und deshalb aufs neue ausgefertigt, an dem heutigen Tage jedem Societäts Gliede vorgelegt, von demselben genehmigt, und zur treuesten Befolgung, und Aufrechterhaltung durch eigenhändige Unterschriften sanktionirt wurden (Einleitung zu den Statuten der Neuen Elberfelder Lesegesellschaft vom 31.7.1799, zit. nach Unlüdâg 1989, S. 451).

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Türk, K., Lemke, T., Bruch, M. (2002). Organisation als gesellschaftliches Konstrukt. In: Organisation in der modernen Gesellschaft. Organisation und Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10961-7_3

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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