Zusammenfassung
Es ist primär ein friedenspolitisches Motiv, das den Anstoß zur Untersuchung der transnationalen parlamentarischen Versammlungen gab. Dieses Motiv geht von der Tatsache aus, daß es in der Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg unter den konstitutionellen Demokratien in Europa und im transatlantischen Bereich zwar viele Konfliktstoffe gegeben hat, es jedoch trotzdem zu keinem mit militärischen Mitteln ausgetragenen Streit gekommen ist. Die grundlegende Annahme ist hier, daß dieses Phänomen zumindest zu Teilen darauf zurückzuführen ist, daß ein neuer Typus von internationaler Institution entstand: die transnationale parlamentarische Versammlung.
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Anmerkungen
Als Stichworte sind hier nur einige Beispiele anzuführen: die Zukunft des Ruhrge-bietes und damit der deutschen Industrie, die Zugehörigkeit des Saargebietes, die Südtirol-Frage, der Nordirland-Konflikt, die Verteilung der Ölfelder unter der Nordsee, der Kabeljau-“Krieg” um Fischereigründe zwischen Island und Großbritannien.
Nye, Joseph S. (1971), Peace in Parts. Integration and Conflict in Regional Orga-nization,Boston.
Vgl. Müller, Harald und Thomas Risse-Kappen (1990), Internationale Umwelt, ge-sellschaftliches Umfeld und außenpolitischer Prozeß in liberaldemokratischen Industrienationen, in: Volker Rittberger (Hrsg.), Theorien der Internationalen Beziehungen. Bestandsaufnahme und Forschungsperspektiven, Opladen (PVS Sonderheft 21), S. 375–400. Zur Kritik dieser These siehe auch Spiro, David E. (1994), The Insignificance of the Liberal Peace, in: International Security, 19 (2), S. 50–86.
Gegründet 1949. Die Beratende Versammlung heißt seit 1958 Parlamentarische Ver- sammlung des Europarates.
Typisch für integrationstheoretisch schulbildende Wissenschaftler: Deutsch, Karl W. (1972), Nationenbildung-Nationalstaat-Integration (Hrsg.. Ashkenasi, A. und P. Schulze), Düsseldorf. „Trotz seiner Blütezeit hat der Nationalstaat versagt. (…) Er scheiterte an dem, was (…) als die natürlichste und grundsätzlichste Aufgabe seiner Regierung erschien: das Leben seiner Einwohner zu sichern.“ (S. 214), und: „Der Nationalstaat ist somit in Gefahr, fur seine Bewohner in Friedenszeiten zu einer erkennbaren Gefahr und im Krieg zu einer Todesfalle zu werden.” (S. 215).
Deutsch, Karl W. et al. (1957), Political Community and the North Atlantic Area. International Organization in the Light of Historical Experience, Princeton N.J..
Vgl. Russett, Bruce (1993), Grasping the Democratic Peace. Principles for a Post- Cold War World, Princeton N.J..
Vgl. Layne, Christopher (1994), The Myth of the Democratic Peace, in: Internatio-nal Security, 19 (2), S. 5–49.
Zur typologischen Unterscheidung von transnational arbeitender Parlamentarischer Versammlung bei einer Internationalen Organisation und dem Parlament als demokratischem Repräsentationsorgan im modemen Verfassungsstaat siehe Kuper, Ernst (1991), Transnationale Versammlung und nationales Parlament. Einige Überlegungen zu Funktion und Leistung des Parlamentarismus in den internationalen Beziehungen, in: ZParl, 22 (4), S. 620–638.
Diese Voraussetzung ist nicht bei allen Mitgliedern der Interparlamentarischen Uni-on gegeben. Deshalb wurde ihre Arbeit nicht in das Forschungsprojekt einbezogen.
Vgl. Brumter, Christian (1986), The North Atlantic Assembly,Dordrecht u.a., S. 2. Typisch für seine Sichtweise ist die Feststellung „In spite of their weaknesses, inter-parliamentary institutions have a significant influence on international political activity: if diplomacy is becoming more and more ‘parliamentary’, the parliamentarians are becoming more and more ‘diplomatic’.“
Vgl. Rittberger, Volker und Michael Zürn (1991), Transformation der Konflikte in den Ost-West-Beziehungen. Versuch einer institutionalistischen Bestandsaufnahme, in: PVS, 32 (3), S. 399–424.
Vgl. Müller, Harald (1993), Die Chance der Kooperation. Regime in den internatio-nalen Beziehungen,Darmstadt, S. 130 ff.
Vgl. Haas, Ernst B. (1958), The Uniting of Europe. Political, Social, and Economic Forces 1950–1957,Stanford Cal., S. 390 ff.
Vgl. Kuper, Ernst unter Mitarbeit von Uwe Jun (1995), Transnationale Parteien-bünde zwischen Partei und Weltpolitik,Frankfurt.
Vgl. Bardi, Luciano (1994), Transnational Party Federations, European Parliamen-tary Groups, and the Building of Europarties, in: Richard S. Katz und Peter Mair (Hrsg.), How Parties Organize. Change and Adaption in Party Organizations in Western Democracies, London u.a., S. 357–371.
Sogar in den klassischen Demokratien Großbritannien und Frankreich ist dies der Fall. In Frankreich liegt die Führung der Außen-und Sicherheitspolitik nach der Verfassungswirklichkeit der V. Republik als domaine réservé beim vom Volk direkt gewählten Präsidenten und nicht beim dem Parlament verantwortlichen Ministerpräsidenten, obwohl Artikel 21 der Verfassung der V. Republik eindeutig den Premierminister als „Verantwortlichen der nationalen Politik benennt“. (Steinsdorff, Sylvia von (1995), Die Verfassungsgenese der Zweiten Russischen und der Fünften Französischen Republik im Vergleich, in: ZParl,26 (3), S. 486–504, S. 497.) In Großbritannien ist die Außenpolitik traditionell weitestgehend Teil der Prärogative der Regierung. Ein dem Auswärtigen Ausschuß des Deutschen Bundestages entsprechendes Gremium existiert im britischen Unterhaus erst seit 1979: das Foreign Affairs Committee. Das Defence Committee entstand 1979/80. Vgl. Drewry, Gavin (Hrsg.) (1989), The New Selects Committees. A study of the 1979 reforms,Oxford, 2. Auflage.
Vgl. beispielsweise den Ansatz des Bandes von Czempiel, Ernst-Otto (1986), Frie-densstrategien. Systemwandel durch Internationale Organisationen, Demokratisierung und Wirtschaft, Paderborn u.a.und Czempiel, Ernst-Otto (1990), Konturen einer Gesellschaftswelt. Die neue Architektur der internationalen Politik, in: Merkur, 500, S. 835–852.
Das Anden-Parlament nahm 1980/81 als Organ des Anden-Paktes von 1969 seine Tätigkeit auf. Vgl. Vacchino, Juan Mario (1990), Regionalparlamente in Lateinamerika: Vielfältige Ansätze, zunehmende Integrationsdynamik, in: Integration, 2, S. 70–80, S. 72.
Vgl. Maihold, Günther (1993), Die Konstituierung des Zentralamerikanischen Par-laments: Friedensprozeß und subregionale Integration, in: ZParl, 24 (2), S. 271–292.
The Interparliamentary Assembly of Member Nations of the Commonwealth of Independent States, Sankt Petersburg, 1994. Die Stellung der Interparlamentarischen Versammlung ist in Abschnitt VII, Art. 36 und 37 der Charta der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten vom 22. Januar 1993 geregelt. Die Charta ist abgedruckt im Europa-Archiv, 1993, S. D 431–439.
Vgl. Joenniemi, Pertti und Carl Einar Stälvant (Hrsg.) (1995), Baltic Sea Politics: Achievements and Challenges,Stockholm, siehe auch Stälvant, Carl-Einar, Schweden, die Zusammenarbeit im Ostseeraum und das Europa der Regionen, in: Schwedisches Institut (Hrsg.) (1993), Aktuelles über Schweden,395.
Vgl. Czempiel, Ernst-Otto (1990), Konturen einer Gesellschaftswelt, in: Merkur,500.
Beyme, Klaus von (1993), Die politische Klasse im Parteienstaat,Frankfurt a.M..
Zitiert nach Boucheron, J.M. (1992), Rapport d’Information. Compte rendu de l’acti-vité de l’Assemblée parlamentaire de la Conférence sur la Securité et la Coopération en Europe, S. 31, in: Esther Barbé und Nora Sainz, Die OSZE-Versammlung: Instrument einer neuen Friedensordnung, in diesem Band.
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Kuper, E. (1997). Einleitung: Nationales Interesse und integrative Politik in transnationalen Versammlungen. In: Kuper, E., Jun, U. (eds) Nationales Interesse und integrative Politik in transnationalen parlamentarischen Versammlungen. Reihe Europa- und Nordamerika-Studien, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10878-8_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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