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Einleitung

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Zusammenfassung

Nach dem Verebben der hoffnungsvoll begonnenen dritten Welle von Demokratisierungen, die seit Mitte der siebziger Jahre von Südeuropa nach Lateinamerika und seit Ende der achtziger Jahre von Osteuropa nach Afrika und Asien rollte, stellt sich das Problem der demokratischen Konsolidierung weithin in Form riskanter Zukunftsprognosen: In mehr als der Hälfte der über 35 nach 1974 errichteten (semi-)demokratischen Regime kann die Frage, ob der Systemwechsel irreversibel geworden ist und welche Überlebenschancen die neuen Regierungsformen besitzen, nur außerordentlich skeptisch beantwortet werden. Diese Schwierigkeiten der Beschreibung und Vorhersage können nicht allein in einem empirischen Forschungsdefizit begründet sein, denn die Demokratisierungs-, Transitions-, Systemwechsel- und Konsolidierungsforschung in den verschiedenen Regionen der Erde boomt anhaltend. Mit diesem Boom kontrastiert allerdings ein Stillstand der theoretisch-begrifflichen Grundlagenreflexion. Den komplexen und überraschend vielfältigen politisch-staatlichen Dynamiken sucht eine sozialwissenschaftliche Forschung Herr zu werden, deren intellektuelles Gepäck sich in der fortschrittsoptimistischen Nachkriegsära gefestigt hat: lineare Entwicklungspfade, strukturelle Ordnungsbegriffe, gleichgewichtsorientierte Stabilitätsbegriffe bildeten den „metaphysischen Kern“ dieses als „gesunkenes Kulturgut“ verbindlich gewordenen Paradigmas.

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Referenzen

  1. Im Erscheinen sind vier Bände, herausgegeben von Hans-Jürgen Puhle, Nikiforos Diamandorous, Richard Gunther und Gianfranco Pasquino.

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  2. Die von Juan Linz und Alfred Stepan in vier Bänden herausgegebenen Studien „The Breakdown of Democratic Regimes“ (Linz/Stepan (Hg.) 1978) erforschten die Zusammen-bruchsprozesse der europäischen Demokratien der Zwischenkriegszeit (Italien, Deutschland, Österreich, Finnland und Spanien) sowie lateinamerikanischer Demokratisierungsexperimente (Argentinien, Kolumbien, Venezuela, Brasilien, Peru, Chile) bis in die siebziger Jahre hinein.

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  3. Als Varianten sozialwissenschaftlicher Theorie unterscheiden Anthony Giddens und Jonathan Turner neben der analytischen Theorie den Behavioralismus, den Symbolischen Interaktionismus, die Parson’sche Systemtheorie und ihre Entwicklungen, den Strukturalismus und Poststrukturalismus, die Ethnomethodologie, die Stnikturierungstheorie, die Welt-System-Analyse, die Klassenanalyse, die Kritische Theorie sowie mathematische Ansätze in der Soziologie (Giddens/Turner (Hg.) 1987). Dabei rechnet Turner zur „analytischen Theorie“ 1) die „Metatheoriebildung“ (etwa bei Marx, Weber, Durkheim oder Parsons); 2) die Entwicklung analytischer Raster oder Schemata (ebenfalls bei Parsons, Münch, Giddens); 3) die Systeme von Axiomen, Theoremen und Korollaren, die empirische Phänomene deduktiv erklären als Fälle, die durch die Axiome abgedeckt sind; 4) die formale Theoriebildung, die aus abstrakten Gesetzen empirische Ereignisse auf diskursive Weise „deduziert“ sowie 5) die Modellbildung (ebd.: 161–5).

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  4. In einer solchen struktur-vergleichenden Perspektive wurden Unterschiede im Demokratisierungsgrad (Vanhanen 1984; 1990) ebenso wie Variationen im Muster politischer Instabilität (Ersson/Lane 1987; 1991) aus unterschiedlichen exogenen (d.h. sozio-ökonomischen) und endogenen (politisch-institutionellen) Faktoren erklärt.

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  5. Die Diskussion um das „Ausländerwahlrecht“ und die Zulassungskriterien (EG-Staatsbürgerschaft; Wohnsitzdauer etc.) demonstriert die fortbestehende Relevanz dieser Voraussetzung.

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  6. Maurizio Cotta etwa weist darauf hin, daß die Eliteneinigung im italienischen Fall keinesfalls in einem linearen Prozeß verlaufen sei: „... der Prozeß ist selten oder niemals einfach eine Sequenz von Stufen, von denen jede zu einer klaren Zunahme der Eliteneinheit führt“ (Cotta 1992:175).

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  7. Ein analytisches Modell umfaßt Konzepte, die bestimmte Merkmale des Gegenstandsbereichs bezeichnen und hervorheben und in einem visuellen Raum anordnen, sowie Symbole, um die Art der Beziehungen zwischen den Konzepten darzustellen. Empirisch-kausale Modelle stellen dagegen Korrelationen zwischen gemessenen Variablen in linearen Sequenzen dar, wobei das Ziel darin besteht, die Varianz einer abhängigen Variable aus einer Reihe von unabhängigen und intervenierenden Variablen zu erklären. Aber auch solche Kausalmodelle setzen eine abstraktere Theorie voraus, um die Regelmäßigkeiten der Daten zu erklären (Turner 1991: 165).

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  8. Der von Philippe C. Schmitter bislang erst als Entwurf vorliegende strukturierungstheoretische Ansatz, der sich partiell auf A. Giddens bezieht, stellt bislang den vielleicht anspruchsvollsten Ansatz einer Demokratisierungstheorie dar, der die makrostrukturelle mit der mikrostrukturellen Ebene der strategischen Interaktionen von individuellen und kollektiven Akteuren zu verbinden sucht. Allerdings ist seine pragmatische ad hoc Definition des Endes der Konsolidierungsperiode nach Ablauf der 2. Legislaturperiode bzw. nach Abschluß der internen Organisation der wichtigsten Institutionen theoretisch nicht befriedigend (Schmitter 1989).

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  9. Zum derzeitigen Reflexionsstand über die Elemente eine Theorie politischer Institutionen aus sozialanthropologischer, ökonomischer und rechtssoziologischer Perspektive vgl. Göhler/Lenk/Mttnkler/Walther (Hg.) 1990; Göhler/Lenk/Schmalz-Bruns (Hg.) 1990.

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  10. Dazu gehören u.a.: der Neopluralismus als politische Theorie und empirischr Erforschung organisierter Interessen in der Demokratie, insbesondere des Verbändeeinflusses auf die Gesetzgebung; die funktionale Systemtheorie organisierter Interessen und deren systematische Verortung im politischen System, wobei die Beschreibung der Interdependenzen zwischen beiden aufgrund ihrer Tendenz, Systemerhaltung und Stabilität, und damit den (möglicherweise asymmetrischen) Status quo hochzustilisieren, auf theoretische Kritik stieß; die konflikttheoretische Pluralismuskritik; die „neue politische Ökonomie“; die Kritik des „Gewerkschaftsstaates“ aufgrund der Behauptung zunehmender Unregierbarkeit; das Modell des Neo-Korporatismus, das Staatsentlastung durch Interessenregierung postulierte (vgl. Alemann/Heinze (Hg.) 1979; von Alemann 1985).

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  11. Dafür möchte ich insbesondere Christian Melbeck vom Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) danken.

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  12. Danken möchte ich hierfür insbesondere Jürgen Hofrichter.

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© 1995 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Liebert, U. (1995). Einleitung. In: Modelle demokratischer Konsolidierung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10824-5_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10824-5_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-10825-2

  • Online ISBN: 978-3-663-10824-5

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