Zusammenfassung
In einer Informationsgesellschaft kann die politische Elite Macht nur dann bewahren, wenn sie es versteht, die Ressource Wissen zu mobilisieren, was die Fähigkeit voraussetzt, mit Experten verschiedener Provenienz zu kommunizieren (vgl. D. Herzog 1992: 140 f.). Dies gilt auch für die MPen als Teil dieser Funktionselite. Sie bedienen sich zu diesem Zwecke neben Beratungsgremien, Expertenrunden und Sachverständigenkommissionen eines ihnen unmittelbar zur Verfügung stehenden Instruments, der Staatskanzlei. Diese ist nicht nur selbst mit Experten besetzt, sondern entwickelt auch Sensoren für den Verkehr mit denselben in anderen Amts-und Lebensbereichen. Dem MPen unmittelbar unterstellt, wird die Staatskanzlei nicht zu U nrecht auch als „Vorhof der Macht“ oder gar etwas überzogen als „Sakristei des Staates“ bezeichnet (Knöpfle 1967: 41). Das zeigt sich auch in ihrer Architektur. Während in den Zentren der Stadtstaaten die Bürgermeister in ehrwürdigen Rathäusern ihres Amtes walten, residieren die Regierungschefs der Flächenländer mit ihren Kanzleien in bevorzugten Lagen der Landeshauptstädte wie der Villa Reitzenstein oberhalb des Stuttgarter Talkessels oder in Gebäuden historischen Stils wie der ehemaligen Kurmainzischen Statthalterei in Erfurt. Zwar nehmen diese Regierungszentralen nicht die unproportionierten Ausmaße der bayerischen Staatskanzlei am Münchner Hofgarten ein, doch können sie sich auch von ihrer Größe her sehen lassen. Damit stehen sie in der vom Dritten Reich unterbrochenen Staatstradition der deutschen Länder. Damals wurde zwischen 1938 und 1940 im selben München ein sogenanntes „Zentralministerium“ errichtet, das dazu bestimmt war, die nur noch von zwei Ministern geleitete Regierungsarbeit in einem Gebäude zusammenzufassen. Einen anderen Weg als der heutige Freistaat Bayern geht Nordrhein-Westfalen. Sein MP Clement hat das scherzhafterweise „Pförtnerhaus von Mannesmann“ genannte Provisorium verlassen und sich in einem Düsseldorfer Rebusglashochhaus zwischen der Boston Consulting und der Unternehmensberatung Kienbaum eingemietet. Will er damit signalisieren, daß Regierungsgeschäfte heute vorrangig als Managementaufgaben zu verstehen sind?
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Schneider, H. (2001). Zuarbeit der Staatskanzleien. In: Ministerpräsidenten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10807-8_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10807-8_9
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