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Wie Politiker Ministerpräsidenten werden

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Zusammenfassung

Die MPen der Länder wurden zunächst von den Besatzungsmächten eingesetzt und auch wieder entlassen. Wilhelm Hoegner schildert einen solchen Vorgang anschaulich in seinen Memoiren. Danach wurde er am 28.9.1945 zum Münchner Sitz der Militärregierung gebracht, wo ihm ein hoher US-Offizier eröffnete, daß er noch am gleichen Tage zum bayerischen MP ernannt würde. Er schreibt: „Was sich dann abspielte, war einer Shakespeare-Szene vergleichbar. Ich wurde in das Zimmer des Obersten Dalferes geführt; er stand, von einer Anzahl von Offizieren mit Stahlhelmen umgeben, hinter seinem Schreibtisch. Ministerpräsident Schäffer und seine Begleiter wurden hereingerufen. Hierauf nahm Oberst Dalferes ein Schreiben und begann: ‚Sie, Fritz Schäffer, Ministerpräsident von Bayern, sind hiermit abgesetzt. Hier ist Ihr Brief.‘ Schäffer nahm mit unbewegtem Gesicht den Brief in Empfang. Und dann kam ich: ‚Sie, Dr. Wilhelm Hoegner, werden hiermit zum Ministerpräsidenten von Bayern ernannt. Hier ist Ihr Brief‘“ (Hoegner 1959: 200). Fritz Schäffer war nicht irgendwer. Von 1929–1933 präsidierte er der Bayerischen Volkspartei und leitete während dieser Zeit als Staatsrat das Finanzministerium des Freistaates. Er hatte sich aber aufgrund seiner Ablehnung der von der Besatzungsmacht verordneten Entnazifizierung die Ungnade der Amerikaner zugezogen. Auch Hoegner konnte auf politische Erfahrungen als SPD-Land- und Reichstagsabgeordneter blicken. Während des Dritten Reiches im Schweizer Exil, kümmerte er sich sogleich nach dem Krieg um den Aufbau der Justiz in Bayern. Die personellen Entscheidungen der Amerikaner waren nicht vom Zufall diktiert. Sie beruhten auf Ratschlägen von deutschen Emigranten, Befragungen wichtiger im Lande verbliebener Persönlichkeiten und einer ersten Bewährungsprobe der auf diese Weise Ausgesuchten in den problembeladenen Nachkriegsmonaten. So kam auch Reinhold Maier zu seinem Amt als württembergisch-badischer MP (vgl. Maier 1964: 122). Er hatte von 1930 bis 1933 als württembergischer Wirtschaftsminister verdienstvoll gewirkt und seine Partei — die DVP — im Reichstag vertreten.

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Schneider, H. (2001). Wie Politiker Ministerpräsidenten werden. In: Ministerpräsidenten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10807-8_4

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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