Zusammenfassung
“Warum eigentlich konzentriert sich bei uns alles Interesse auf die westlichen Nachbarn? ... Kaum einer aber kennt unseren östlichen Nachbarn Polen.“ Auch Anfang des 21. Jahrhunderts kommt die vormalige ZEIT-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff zu dieser Feststellung und suggeriert damit, es habe in der Frage der nachbarschaftlichen Beziehungen seit Anfang der 90er Jahre keinerlei Veränderung gegeben. Soweit das Urteil der Publizistin auf der ersten Seite einer Schwerpunktausgabe der Wochenzeitung zum Thema Polen.1 Gilt diese These auch für die (Politik-) Wissenschaft? Findet sich also eine wissenschaftliche West-statt einer gleichberechtigten Ostorientierung? Nur auf den ersten Blick mag das in dieser Deutlichkeit zutreffen. Vor allem innerhalb der Transformationsforschung — auf der Betrachtung der Systemwechselprozesse in Lateinamerika und Südeuropa aufbauend — findet sich eine breitere Rezeption der ostmittel- und osteuropäischen Transformationen. Und auch wenn das Interesse an unseren „östlichen Nachbarn“ und somit auch an Polen geringer ist als an den westlichen Ländern, so hat es doch einen festen Platz in den Sozialwissenschaften, insbesondere in der Politikwissenschaft.
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Literatur
Marion Gräfin Dönhoff: Patriotisch und frei, in: Die Zeit vom 13. Juni 2001, S. 1.
Vgl. Zahlenangaben in Sakson Andrzej: Die Nationalitätenpolitik der III. Republik, in: Welttrends (2000) Nr. 27, S. 61–78, hier S. 62.
Vgl. Hoskova, Mahulena: Der Minderheitenschutz in der Slowakischen Republik, in: Mohlek, Peter: Der Minderheiten-Schutz in der Republik Polen, in der Tschechischen und der slowakischen Republik, Bonn 1994, S. 119–158, hier S. 126.
Vgl. Hoskova, Mahulena: Der Minderheitenschutz in der Tschechischen Republik, in: ebda., S. 83–117, hier S. 91.
Weiss, Hilde; Reinprecht, Christoph: Demokratischer Patriotismus oder ethnischer Nationalismus in Ost-Mitteleuropa? Wien 1998, S. 87.
Diese Formulierung ist übernommen von Peter A. Kraus, der sie für sogenannte Teilregime während des Konsolidierungsprozesses verwendet hat und von Arenen politischer Interaktion bspw. zwischen Wählern und politischen Parteien spricht; Kraus, Peter A.: Assoziationen und Interessenrepräsentation in neuen Demokratien, in: Merkel, Wolfgang; Sandschneider Eberhard: Systemwechsel 4, Die Rolle von Verbänden im Transformationsprozeß, Opladen 1999 (im Folgenden zitiert Kraus in SW 4 1999), S. 23–43, hier S. 30.
Hierbei handelt es sich um Existenzhypothesen. Die im Forschungsprozess weit verbreitete Form korrelativer Annahmen kann den beiden — obschon in Beziehung gesetzten — Forschungsbereichen der Verbände und Institutionen nicht gerecht werden.
rung der Staatenwelt. Zerfällt die internationale Gemeinschaft in Hunderte von Staaten?, Bonn 1997, S. 125–127.
Siehe beispielsweise auch Offe, Claus: Ethnic Politics in East European transitions, ZERP-Diskussionspapier, 93,1; Papers an East European Constitution building, Bremen 1993, S. 3.
Duden. Rechtschreibung der deutschen Sprache, Mannheim 1996.
Paech, Norman: Minderheitenpolitik und Völkerrecht, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 46–47, (1998), S. 18–26.
Siehe für die in Polen verbreitete Begriffsnutzung beispielsweise Sejm Rzeczypospolitej Polskiej, Komisja Mniejszosci Narodowych i Etnicznych: Mniejszosci narodowe w Polsce, Informator 1994 (im Folgenden zitiert Informator 1994), Warszawa 1995. Als Beispiel für den deutschen Sprachgebrauch Ludwig, Klemens: Ethnische Minderheiten in Europa. Ein Lexikon, München 1995.
Siehe Merkel, Wolfgang: Systemtransformation. Eine Einführung in die Theorie und Empirie der Transformationsforschung, Opladen 1999.
Vgl. beispielsweise Reißig, Rolf: Transformation — Theoretisch-konzeptionelle Ansätze und Erklärungsversuche, in: Berliner Journal für Soziologie, Heft 3 (1994), S. 323–343 hier S. 328.
Siehe hierzu beispielsweise die Begriffsbestimmung von Klaus von Beyme und Dieter Nohlen in ihrem Artikel „Systemwechsel“ im Lexikon der Politik, Bd. 1, hrsg. von Dieter Nohlen und Rainer-Olaf Schulze, München 1995, S. 636–649, hier S. 636.
Hier nach Schmidt, Manfred G.: Wörterbuch zur Politik, Stuttgart 1995, S. 505.
Merkel, Wolfgang: Systemtransformation. Eine Einführung in die Theorie und Empirie der Transformationsforschung, Opladen 1999, S. 485–522.
Zu den in der Literatur gewählten Sprachlösungen siehe beispielsweise Bingen, Dieter: Die Republik Polen. Eine kleine politische Länderkunde, S. 13, der z.B. polnische Städtenamen in Klammern setzt: „Frankenstein (Zabkowice Slaskie)“, oder Wöhlke, Wilhelm: Der Raum und seine Gliederungen, in: ders. (Hrsg.): Länderbericht Polen, Bonn 1991, S. 46–80. Dieser wählte die „Schrägstrichlösung”, bspw. S. 60: Wloclawek Leslau, Torun Thorn. Vgl. zudem S. 69–71 eine Liste polnischer und früherer deutscher Bezeichnungen von Kreisen und Städten.
Siehe beispielsweise den umfassenden Sammelband Frowein, Jochen Abromeit; Hofmann, Rainer; Oeter, Stefan (Hrsg.): Das Minderheitenrecht europäischer Staaten, Teil 1 und Teil 2, Berlin u.a. 1993 und 1994, zudem Mohlek, Peter: Der Min-derheiten-Schutz in der Republik Polen, in der Tschechischen und der slowakischen Republik, Bonn 1994 sowie die auch eher rechtsschutzorientierte Veröffentlichung Heuberger, Valeria: Brennpunkt Osteuropa. Minderheiten im Kreuzfeuer des Nationalismus, Oldenburg, Wien 1996.
Heckmann, Friedrich: Ethnische Minderheiten, Volk und Nation. Soziologie inter-ethnischer Beziehungen, Stuttgart 1992, Bukow, Wolf D.; Llaryora, Roberto: Mitbürger aus der Fremde. Soziogenese ethnischer Minderheiten, Opladen, 3. Aufl., 1998.
Siehe beispielsweise, Hilde; Reinprecht, Christoph: Demokratischer Patriotismus oder ethnischer Nationalismus in Ost-Mitteleuropa? Wien 1998, zudem Balla, Balint; Sterbling, Anton (Hrsg.): Ethnicity, Nation, Culture. Central and East European Perspectives, Hamburg 1998.
Siehe beispielsweise Uniwersytet Warszawski Filia w Bialymstoku (Hrsg.): Polskie badania nad mniejszo§ciami kulturowymi. Wybrane zagadnienia pod redakcja Grzegorza Babinskiego, Janusza Muchy i Andrzeja Sadowskiego, Pograniczne Studia Spoleczne, Tom VI Numer specjalny, Bialystok 1997, sowie zudem Instytut Archeologii i Etnologii Polskiej Akademii Nauk (Hrsg.): Konflikty Etniczne: Zr6dla - Typy - Sposoby, Rozstrzygania, (Konferenz von 1994), Warschau 1996 sowie Czykwin, Elzbieta: Bialoruska mniejszosé narodowa jako grupa stygmatyzowana, Bialystok 2000.
Siehe hierzu beispielsweise für die weißrussische Minderheit: Sadowski, Andrzej; Czerniawska: Tozsamosb Polaków na pograniczach, Bialystok 1999.
Siehe hierzu vor allem: Mironowicz, Eugeniusz: Polityka narodowosciowa PRL, Bialystok 2000, Drozd, Roman: Ukraincy w Polsce w okresie przelomów politycznych 1944–1981, in: Instytut Studiów Politycznych Polskiej Akademii Nauk (Hrsg): Mniejszosci narodowe w Polsce. Panstwo i spoleczenstwo polskie a mniejszosci narodowe w okresach przelomów politycznych (1944–1989), Warszawa 1998, S. 180–244, beide Autoren haben vielfach über die eigene Minderheit publiziert.
Vor allem Centrum Stosunków Migdzynarodowych Instytutu Spraw Publicznych (Hrsg.): Mniejszosci narodowe w Polsce. Praktyka po 1989 roku, Warszawa 1998 und Chalupczak, Henryk; Browarek, Tomasz.: Mniejszosci narodowe w Polsce 1918–1995, Lublin 1998.
Eine Vielzahl von Anregungen wurde beispielsweise der Serie von Sammelpublikationen entnommen, die in den vergangenen Jahren unter dem Herausgeber Wolfgang Merkel und dem Obertitel „Systemwechsel“ herausgegeben worden sind. Zudem wurde auch die amerikanischen Beiträge der Transformationsliteratur wie beispielsweise von Juan Linz, Alfred Stepan oder Arend Lijphart berücksichtigt.
Zu den wesentlichen Autoren, deren Literatur zu diesen beiden Themen rezipiert wurde, zählen vor allem Ulrich von Alemann und Gerhard Göhler.
Siehe für eine allgemeine transformationstheoretische Annäherung an das Minderheitenthema vor allem Elster, Jon; Offe, Claus; Preuss, Ulrich K.: Institutional Design in Post-communist Societies. Rebuilding the Ship at Sea, Cambridge 1998, sowie Linz, Juan J.; Stepan, Alfred: Problems of democratic transition and consolidation, Southern Europe, South Africa, and Post-Communist Europe, Baltimore 1998.
Sakson Andrzej: Die Nationalitätenpolitik der III. Republik in Welttrends (2000) Nr. 27, S. 61–78 (im Folgenden zitiert Sakson in Welttrends 2000), hier S. 61.
Chalupczak, Henryk; Browarek, Tomasz.: Mniejszosci narodowe w Polsce 19181995, Lublin 1998, S. 21–25.
Sakson in Welttrends 2000, S. 61.
Siehe zu den Beschreibungen der einzelnen Minderheiten: Sejm Rzeczypospolitej Polskiej, Komisja Mniejszosci Narodowych i Etnicznych: Mniejszosci narodowe w Polsce, Informator 1994, Warszawa 1995, S. 5–31.
Sakson in Welttrends, 2000, S. 64. Vgl. zudem Janusz, Grzegorz: Status prawny mniejszosci narodowych w Poisce, in: Instytut Europy Srodkowo-Wschodniej (Hrsg): Samoidentyfikacja mniejszosci narodowych i religijnych w Europie Srodkowo-Wschodniej. Problematyka prawna, Lublin 1998 (im Folgenden zitiert Janusz, Status prawny 1998), S. 26–49, hier S. 34–41.
Sakson in Welttrends 2000, S. 64.
Linz, Juan J.; Stepan, Alfred: Problems of democratic transition and consolidation, Southern Europe, South Africa, and Post-Communist Europe, Baltimore 1998, S. 255.
Ziemer, Klaus: Die Konsolidierung der polnischen Demokratie in den neunziger Jahren, in: Franzke, Jochen (Hrsg.): Polen. Staat und Gesellschaft im Wandel. Beiträge zur Debatte, Berlin 1998 (im Folgenden zitiert Ziemer in Franzke 1998), S. 56–73, hier S. 57.
Ziemer in Franzke 1998, S. 62.
Fehr, Helmut: Das Konzept der Zivilgesellschaft als ost-mitteleuropäische Alternative, in: Franzke, Jochen (Hrsg.): Polen. Staat und Gesellschaft im Wandel. Beiträge zur Debatte, Berlin 1998, S. 36–55, hier S. 36 f.
Beyme, Klaus von: Systemwechsel in Osteuropa, Frankfurt 1994, S. 108 und 116 f.
Cohen, Jean L.; Arato, Andrew: Civil Society and Political Theory, Cambridge 1994, S. 31. Arato veröffentlichte bereits Anfang der 80er Jahre eine erste und viel beachtete Analyse zur polnischen zivilgesellschaftlichen Aktivitäten gegen den Staat (Arato, Andrew: Civil Society Against the State. Poland 1980–1981, in: Telos, 47 (1981), S. 23–47).
Ziemer in Franzke 1998, S. 66 f.
Mucha Janusz: The Problem of the Cultural Dilemmas of Ethnic Minorities in Poland, in: Balla, Balint; Sterbling, Anton (Hrsg.): Ethnicity, Nation, Culture. Central and East European Perspectives, Hamburg 1998 (im Folgenden zitiert Mucha 1998), S. 165–177, hier S. 169.
Krasnodgbski, Zdzislaw: Der Nationalismus in Ostmitteleuropa, in: Wollmann, Hellmut; Wiesenthal, Helmut; Bönker, Frank (Hrsg.): Transformation sozialistischer Gesellschaften, Leviathan-Sonderheft 15, Opladen 1995, S. 235–253, hier S. 246 f.
Weiss, Hilde; Reinprecht, Christoph: Demokratischer Patriotismus oder ethnischer Nationalismus in Ost-Mitteleuropa? Wien 1998 (im Folgenden zitiert Weiss, Reinprecht 1998 ), S. 27.
Jedlicki, Jerzy: Historical memory as a source of conflicts in Eastern Europe, in: Communist and Post-Communist Studies, 32, (1999), S. 225–232, hier S. 225 f. und S. 228 f.
Mucha 1998, S. 169.
Kempny, Marian: Nationale Identität und Staatsbüergerschhaft im postkommunistischen Polen. Überlegungen zur polnischen Identität in einer kleiner werdenden Welt, in: Krasnodgbski, Zdzislaw; Städtke, Klaus; Garsztecki, Stefan (Hrsg.): Kulturelle Identität und sozialer Wandel in Osteuropa: das Beispiel Polen, Hamburg 1999, S. 195–206, hier S. 204.
Weiss, Reinprecht 1998, S. 83–87 und Sakson in Welttrends 2000, S. 62.
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Gawrich, A. (2003). Einführung. In: Minderheiten im Transformations- und Konsolidierungsprozess Polens. Politikwissenschaftliche Paperbacks, vol 35. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10805-4_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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