Zusammenfassung
Schon als Kinder haben wir gelernt, daß man mit einer Maske Leute erschrecken kann, und wir erinnern uns vielleicht auch noch an die lustvollangespannte Erwartung, in der wir uns unserem »Opfer« unbemerkt näherten. Wir haben auch gehört oder gelesen, daß in den sogenannten »primitiven« Zivilisationen Masken eine wichtige Funktion bei kriegerischen Auseinandersetzungen hatten; zusammen mit einer speziellen Gestik (den »Drohgebärden«) sowie dem »Kampfgeschrei« dienten sie dazu, den Feind einzuschüchtern und zur wirkungsvollen Gegenwehr unfähig zu machen. Während wir uns allerdings bei unserem »Kinderspaß« nichts weiter denken, unterstellen wir den Repräsentanten solcher Zivilisationen, ihr Verhalten sei einem magischen Denken geschuldet gewesen, dem wir durch die Aufklärung glücklich entkommen sind. Dagegen möchte man fragen, was uns denn so sicher mache, daß die Absicht, jemandem mittels der Maske einen Schreck einzujagen, sich aus ganz anderer Quelle speise als der Glaube des »Primitiven«, der Anblick seiner Kriegsmaske werde den Gegner so sehr der Selbstmächtigkeit berauben, daß er entweder leicht zu überwältigen sei oder aber unter Preisgabe seiner Waffen das Weite suche. Läßt sich nicht gerade am Maskenlauf der alemannischen »Fasnet«, dessen bewahrte Nähe zum heidnischen Kultus wir gern herausstellen, eine intersubjektive Dynamik erkennen, die mehr als nur entfernte Ähnlichkeit mit dem aufweist, was sich am von uns belächelten Glauben des »Primitiven« zeigt?
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Freud, S. (1885a): Entwurf einer Psychologie. In: Gesammelte Werke, Nachtragsband, Frankfurt am Main 1987, 375–486.
Freud, S. (1895b): Über die Berechtigung von der Neurasthenie einen bestimmten Symptomenkomplex als »Angst-Neurose« abzutrennen. In: Gesammelte Werke, Bd. I, London 1952, 313–342.
Freud, S. (1911): Psychoanalytische Bemerkungen über einen autobiographisch beschriebenen Fall von Paranoia (Dementia Paranoides). In: Gesammelte Werke, Bd. VIII, London 1945, 239–320.
Freud, S. (1917): Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. In: Gesammelte Werke, Bd. XI, London 1944.
Freud, S. (1918): Beiträge zur Psychologie des Liebeslebens III. Das Tabu der Virginität. In: Gesammelte Werke, Bd. XII, London 1947, 159–180.
Freud, S. (1919): Das Unheimliche. In: Gesammelte Werke, Bd. XII, London 1947, 227–268.
Freud, S. (1920): Aus der Geschichte einer infantilen Neurose. In: Gesammelte Werke, Bd. XII, London 1947, 27–157.
Freud, S. (1922): Das Medusenhaupt. In: Gesammelte Werke, Bd. XVII, London 1941, 47–48.
Freud, S. (1926): Hemmung, Symptom und Angst. In: Gesammelte Werke, Bd. XIV, London 1948, 111–205.
Lacan, J.: L’angoisse. Unveröffentlichte Transkription der Tonbandaufnahme des Seminars von 1962/63, Paris o.J.
Lacan, J.: Le séminaire de Jacques Lacan. Texte établi par J.-A. Miller. Livre XI: Les quatres concepts fondamentaux de la psychanalyse, 1964, Paris 1973; dt.: Das Seminar von Jacques Lacan. Buch XI (1964): Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse. Textherstellung durch J.-A. Miller. Übersetzt von Norbert Haas, Olten 1978.
Schreber, D.P.: Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken. Hg. u. eingel. v. Samuel M. Weber, Frankfurt/Berlin/Wien 1973 (zuerst Leipzig 1903 ).
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2000 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Schmitz, G. (2000). Maske und Angst Bemerkungen aus psychoanalytischer Sicht. In: Schäfer, A., Wimmer, M. (eds) Masken und Maskierungen. Grenzüberschreitungen, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10752-1_11
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10752-1_11
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-2638-5
Online ISBN: 978-3-663-10752-1
eBook Packages: Springer Book Archive