Zusammenfassung
Um Stabilität und eine effektive Arbeitsweise zu gewährleisten, benötigen politische Systeme nicht nur institutionelle Strukturen, die die zentralen Abläufe des politischen Geschehens sicherstellen. Vielmehr müssen diese Strukturen von Seiten der Bürger auch akzeptiert werden. Eine entsprechende Unterstützung kann sowohl finanzieller als auch partizipatorischer Art sein. Sie kann sich aber auch in Form von positiven Einstellungen gegenüber den jeweiligen politischen Werten, Normen, Institutionen, Prozessen oder Akteuren des Systems ausdrücken. Entsprechende Einstellungen wissenschaftlich zu untersuchen, setzt zunächst voraus, dass Raster bzw. Konzepte existieren, die eine systematische Beschreibung der Bevölkerungseinstellungen erlauben. Die beiden wichtigsten Arbeit der politischen Einstellungsforschung, die entsprechende Konzepte bereitstellen, entstanden in den 60er Jahren. Es handelt es sich um das ‚Politische Kultur‘-Konzept von Almond und Verba (1965) sowie das Konzept politischer Unterstützung von Easton (1965; 1975). Nahezu alle Forschungsarbeiten zu politischen Einstellungen greifen heutzutage auf das eine oder das andere Konzept zurück, wenngleich diese zum Teil weiterentwickelt oder aber im Hinblick auf spezifische Forschungsfragen adaptiert wurden (vgl. u.a. Niedermeyer/ Westle 1995; Fuchs 1994; 1989; Westle 1989; Gabriel 1986). Die Konzepte werden im folgenden kurz skizziert und auf ihre Anwendbarkeit im Rahmen der vorliegenden Fragestellung hin überprüft. Anschließend werden die im weiteren untersuchten Einstellungen näher definiert und in ihrer Bedeutung für ein politisches System beschrieben.
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Literatur
Als Beispiel für eine Untertanenkultur wird häufig Deutschland gegen Ende des 19. Jahrhunderts angeführt. Inwieweit dies bspw. mit der damals schon relativ hohen Wahlbeteiligung zu vereinbaren ist, ist umstritten (vgl. auch Rota:/Dormer 1990 ).
Erst bei Easton (1965) werden die Einstellungen gegenüber den Mitgliedern der Gemeinschaft deutlich von den Einstellungen gegenüber den systemeigenen Werten und Normen unterschieden.
Gabriel (1986: 63) löst dieses Problem beispielsweise, indem er nur zwischen kognitiven und normativen Beurteilungen von verschiedenen Objekten unterscheidet.
The values serve as broad limits with regard to what can be taken for granted in the guidance of day-to-day policy without violating deep feelings of important segments of the community. The norms specify the kinds of procedures that are expected and acceptable in the processing and implementation of demands. The structures of authority designate the formal and informal patterns in which power is distributed and organized with regard to the authoritative making and implementation of decisions — the roles and their relationships through which authority is distributed and exercised “ (Easton 1965: 193 ).
Im Gegensatz zu Easton umfasst das Regime bei Fuchs ( 1989: 25f.) lediglich Institutionen, nicht aber Werte und Normen. Damit soll das Regime als Objekt der Orientierung klarer von den Einstellungen gegenüber dem Objekt getrennt werden. Meines Erachtens ist dies nicht nötig, da es sich bei Werten und Normen zwar einerseits um Einstellungen von Befragten handeln kann, andererseits jedoch auch um Objekte, denen gegenüber Einstellungen vorliegen können. Im Sinne der Unterstützungsforschung erscheint es mir sogar unabdingbar, die Einstellungen der Bevölkerung gegenüber den grundlegenden Werten des politischen Systems zu erfassen.
Schon Almond und Verba hatten ihre Auswahl der Arten der Orientierungen in der Civic Culture-Studie in Anlehnung an PARSONS defmiert. Zur Differenzierung zwischen Effektivität als stärker instrumenteller Orientierung und Legitimität als evaluativer Orientierung siehe auch Lidset (1981: 64).
Ansatzweise empirische Belege für diese Vermutung zeigen sich dennoch in verschiedenen Studien. So weisen Klages und Gensicke (1998: 181ff.) für Westdeutschland auf die zentrale Bedeutung des Kirchgangs für die Bereitschaft zum sozialen Engagement hin. Dieser Befand ist sicherlich auf die kirchliche Vermittlung partizipativer und sozialer Werte zurückzuführen. Andererseits ist aber auch eine mit dem Kirchgang verbundene Identifikation mit der kirchlichen und sozialen Umwelt denkbar, die ein stärkeres Engagement hervorruft. Ahnliche Vermutungen zum Einfluss sozialer Integration — und damit Identifikation — auf konventionelle politische Beteiligung zeigt VAN Deth (1996) für die Niederlande. Entsprechende Befinde für die USA finden sich bei Berry/Portney/Iüomson (1993).
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Vetter, A. (2002). Politische Einstellungen als Form politischer Unterstützung. In: Lokale Politik als Ressource der Demokratie in Europa?. Reihe: Städte und Regionen in Europa, vol 10. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10686-9_2
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