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Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 171))

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Zusammenfassung

Unter GESELLSCHAFT wird hier jegliche KOMMUNIKATION verstanden, die Sinn prozessiert. Dazu gehören so unterschiedliche Sinnsystemarten wie Institutionen, Bewußtseine, Affekte und leibliche (nicht organische!) Sinnsysteme. GESELLSCHAFT ist eine besondere Reduktionsleistung von Komplexität, ein besonderes Sinnsystem, welches Sinn als Sozialdimension zugänglich macht. Mit Hilfe einer Formulierung der TsS können wir sagen, daß GESELLSCHAFT dasjenige System ist, „... dessen Strukturen darüber entscheiden, wie hohe Komplexität der Mensch aushalten, daß heißt in sinnvolles Erleben und Handeln umsetzen kann.“ (Luhmann ’71a:15/16). GESELLSCHAFT präsentiert die „...letzten Gründe der Ordnung menschlichen Zusammenlebens...“ (ebd.) in Form einer Sozialdimension allen Sinns, womit sie „...nichtmanipulierte Komplexität ausgrenzt und...die Möglichkeiten vorstrukturiert, die in der Gesellschaft ergriffen und realisiert werden können.“ (ebd., 24). Es stellt sich in diesem Kontext die Frage, welches Sinnsystem die GESELLSCHAFT »als solche« thematisieren und somit repräsentieren kann, da alle existierenden Sinnsysteme nur Teilaspekte dessen sein können, was unter GESELLSCHAFT verstanden wird. Hier plazieren wir (TgS) das System »Soziologie« als das Sinnsystem, welches alleine in der Lage ist, GESELLSCHAFT als solche zu thematisieren, wohlwissend, daß Soziologie Teilsystem des Teilsystems Wissenschaft des Gesamtsystems GESELLSCHAFT ist. Das immense Generalisierungspotential von »Soziologischer Theorie« (die die Funktion von Reflexion gegenüber dem Teilsystem Soziologie übernimmt) wird nun durch ihre mehrfach gebrochene Teilsystemperspektivität, durch ihre Teilsystemspezifizität und besondere Beobachtungsperspektive erheblich eingeschränkt, was auf eine Korrelation von Generalisierungs- und Spezifikationssteigerung hinausläuft. Ungeachtet zahlreicher Überschneidungen des hier vertretenen Konzeptes von GESELLSCHAFT mit dem Konzept ‚Gesellschaft‘ der TsS („Als Gesellschaft wird dasjenige soziale System bezeichnet, das alle sinnhaften Kommunikationen einschließt...“) (Luhmann ’86a:267) besteht eine wesentliche Distinktion zwischen beiden Konzepten darin, daß wir (TgS) nicht nur soziale Systeme als eine Form von GESELLSCHAFT begreifen. Die Sozialdimension jeglichen Sinns (nicht eines organisch gemeinten Sinnes!) wenden wir auf Sozialität (= soziale Systeme im Sinne der TsS), Personalität (Bewußtseinssysteme im Sinne der TsS), Affektivität und Leiblichkeit an.

„Im Gegensatz zur klassischen Problemstellung wissenschaftlicher Forschung, die zunächst eine beschreibungsinvariante ‚objektive Welt‘ postuliert (als ob es so etwas gäbe) und sodann versucht, deren Beschreibung anzufertigen, sehen wir uns heute herausgefordert, eine beschreibungsinvariante ‚subjektive Welt‘ zu entwickeln, d.h. eine Welt, die den Beobachter einschließt. Das ist das Problem.“

Heinz von Foersterl

„Erst die Theorie (und d.h. eine andere Beobachtung! RJ) entscheidet darüber, was man beobachten kann“

Albert Einstein im Gespräch mit Werner Heisenberg2

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Literatur

  1. Siehe hierzu die Ausführungen in (Luhmann/Schorr ‘88:34ff.). Jedes Teil-System kann mindestens drei Systemreferenzen ausbilden: Die Referenz auf das Gesamtsystem (seine Funktion), die Referenz auf andere Teil-Systeme (seine Leistung) und die Referenz auf sich selbst (seine Reflexion). Selbstverständlich sind dabei jeweils andere Umwelten angesprochen.

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  2. Die TsS behandelt diese drei Systemreferenzen des Systemfaches Soziologie im Kontext einer Problematisierung der US-amerikanischen Soziologie durch Talcolt Parsons, der seinerseits verwandte Uberlegungen in ähnlicher Weise, wie wir es hier tun, anstellt (Luhmann ‘81h,4:202).

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  3. Wir lassen hier das Problem offen, ob und auf welche Weise die reflexive Systemreferenz der Soziologie, die Referenz Soziologische Theorie, ihrerseits auch System ist. Jedenfalls spricht einiges für eine solche Annahme. Die Mindestbedingung ist jedenfalls erfillt: Komplementäre Rollendifferenzierung von Theorieproduzenten und Abnehmer dieses Produktes, von Dienst-und Empfangsrolle (Luhmann ‘77c:35). Wir gehen jedenfalls davon aus, daB es sich bei ’Soziologischer Theorie’ um ein Teil-System des Teil-Systems Soziologie des Teil-Systems Wissenschaft des Gesamtsystems GESELLSCHAFT handelt.

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  4. Helmut Schelsky, “Die Arbeit tun die anderen. Klassenkampf und Priesterschaft der Intellektuellen.” (Schelsky ‘75).

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  5. Wir hätten eine ähnliche Argumentation mit Hilfe einer Theorie der Gesellschaft als Erwartungstheorie durchführen können. Da wir aber entlangt der TsS argumentieren, halten wir uns am Systemkonzept.

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  6. “Observing Systems” und nicht “Observed Systems” lautet sinnigerweise die englische Ausgabe des Werkes von Heinz von Foerster “Sicht und Einsicht. Versuche zu einer operationalen Erkenntnistheorie.” (Foerster, H.v. ‘85).

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  7. Die TsS betont in diesem Sinne ausdrücklich: “Alle Beobachtung ist darauf angewiesen, Einheit zu erschließen (RJ).” (Luhmann ‘84:654).

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  8. Mit ‘reiner’ Handlung ist eine Operation gemeint, die den ’Mechanismus’ von uandlung ’an sich’ aufdeckt. Dies ist nur auf der Ebene einer Beobachtung dritten Grades möglich: Uber eine Beobachtung, die beobachtet (3), wie eine andere Beobachtung (2) ihrerseits eine Beobachtung (1) beobachtet, die wiederum ihrerseits eine ’konkrete’ Handlung beobachtet.

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  9. Man muß im Auge behalten, daß es bei einer Beobachtung von Handlung um die Beobachtung einer symmetrischen Differenz der Form »A und/oder B. und nicht um die Beobachtung eines Widerspruches der Form »A ist nicht A« geht. Zur Form des Widerspruches siehe (Luhmann ‘84:493).

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  10. In diesem Sinne kann man Eva Meyer zustimmen, daß ‘Unterschiede Umgebungen schaffen’, auch wenn mit dem von ihr verwendeten Konzept des Unterschiedes offen bleibt, worin es semantisch eigentlich besteht, was seine diferencia especifica ausmacht (Meyer ’90:100ff.).

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  11. ’distinction’ und ‘indication’ als eine einzige Operation. Wir postulieren eine relative Autonomie hinsichtlich der Operation ‘indication’ als Bezeichnung bzw. ENTSCHEIDUNG, interpretieren ’distinction’ als asymmetrische Unterscheidung und führen die Distinktion von ’symmetrischer Differenz’ ein.

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  12. Es lohnt sich, kurz auf die Entstehungsgeschichte der »Erkenntnisinteressen» der Theorie kommunikativen Handelns (TkH) einzugehen: Während die TkH bei ihrem ersten systematischen Versuch der Darstellung ihres Theoriekonzeptes von drei fundamentalen und anthropologisch tiefsitzenden Erkenntnisinteressen spricht, die sie als technisches,praktisches und emanzipatorisches Erkenntnisinteresse bezeichnet, führt sie im Rahmen neuerer Uberlegungen analog hietzu drei Weltkonzepte ein, die sie mit distinkten Handlungskonzepten koppelt. Beide Kommunikationskonzepte, das von ‘Erkenntnis und Interesse’ und das später im Rahmen der Theorie kommunikativen Handelns entworfene, sind als konstitutionstheoretische Konzepte konzipiert. Bezüglich des Konzeptes im Rahmen der »Theorie der Erkenntnisinteressen« äußert Jürgen Habermas sich in der Frankfurter Antrittsvorlesung von 1965 (’Erkenntnis und Interesse’) wie folgt: “Die Einstellung auf technische Verfügung, auf lebenspraktische Verständigung und auf Emanzipation von naturwüchsigem Zwang legt nämlich die spezifischen Gesichtspunkte fest, unter denen wir die Realität als solche auffassen können.” (Habermas ’69a:162). Jahre später und im Rahmen der Theorie kommunikativen Handelns wird die Konstitutionsthese folgendermaßen formuliert: Die drei Welten, die objektive, die soziale und die subjektive bilden “…insgesamt ein in Kommunikationsprozessen gemeinsam unterstelltes Bezugssystem. Mit diesem Bezugssystem legen die Beteiligten fest, worüber Verständigung überhaupt möglich ist… Sprecher und Hörer handhaben ein System (sic! RJ) von gleichurprünglichen Welten.” (Habermas ’81b,1:126). Damit bindet die TkH die Dreiweltentheorie handlungstheoretisch ein, um zu zeigen, daß von der Wahl der Weltbezüge die Rationalität jeweiliger Handlungen abhängt: “Von den Weltbezügen, die wir dem Aktor… unterstellen, hängen…die Aspekte der möglichen Rationalität seines Handelns ab.” (ebd.). Wir halten erstens eine solche enge Verzahnung unterschiedlichster Konzepte, wie es für die TkH typisch ist, für problematisch (Siehe dazu Kap. V. über Theoriearchitektoniken weiter unten). Zweitens stellen solche ‘Erkenntnisinteressen’ quasi apriori-Annahmen dar, deren Problematik zumindest seit Kant bekannt sein dürfte. Wir meinen, daß sich mit der Wahl eines formellen Beobachtungskonzeptes beide Probleme gut umschiffen und eleganter lösen lassen.

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  13. “Unser Ausgangspunkt liegt bei einem extrem formalen Begriff des Beobachtens, definiert als Operation des Unterscheidens und Bezeichnens.” (Luhmann ‘80:73).

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  14. Gerade die Gleichzeitigkeit von Unterscheidung und Bezeichnung stellt für uns eine problemgeladene Annahme dar. Wir bestreiten entschieden eine solche Simultaneität beider Operationen.

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  15. Siehe Kap. I.C.3 über Komplementarität und Distinktion.

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  16. (Luhmann ‘80:74).

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  17. Siehe Kap. I.C. I über Differenz und Unterscheidung.

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  18. Die Lerntheorie müßte hier ansetzen, da etwas zu lernen wohl nicht bedeuten kann, daß man bereits Vorgegebenes bestätigt, sondern dieses erweitert, womit immer in gewisser Weise eine kognitive Dissonanz einhergeht. Pure Bestätigung und somit reine Redundanz kann nicht als kognitives Lernen aufgefaßt werden, sondern eher als normatives Lernen, wobei die Bezeichnung ‘lernen’ nicht mehr ganz korrekt ist.

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  19. “Man soll es aussagen und erkennen, daB es Seiendes ist; denn es ist [der Fall], daB es ist, nicht aber, daB Nichts [ist]; ich fordere dich auf, dies gelten zu lassen.” (Parmenides ‘81:9). Hegel meint hierzu: “Mit Parmenides hat das eigentlichen Philosophieren angefangen; die Erhebung in das Reich des Ideellen ist hierin zu sehen. Ein Mensch macht sich frei von allen Vorstellungen und Meinungen, spricht ihnen alle Wahrheit ab und sagt: Nur die Notwendigkeit, das Sein ist das Wahre. Dieser Anfang ist freilich noch trübe und unbestimmt; es ist nicht weiter zu erklären, was darin liegt; aber gerade dieses Erklären ist die Ausbildung der Philosophie selbst, die hier noch nicht vorhanden ist.” (Hegel ’70,18:290).

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  20. “Handlungen werden durch Zu§ehreibstttgsprozesse konstituiert. Sie kommen dadurch zustande, daB Selektionen, aus welchen Gründen, in welchen Kontexten und mit Hilfe welcher Semantiken (»Absicht«, »Motiv«, »Interesse«) immer, auf Systeme zugerechnet werden (…) Es kommt in der hier gewählten Begriffsbildung darauf an, daB Selektionen auf Systeme, nicht auf deren Umwelten, bezogen werden und daß auf dieser Grundlage Adressaten für weitere Kommunikation, AnschluBpunkte fir weiteres Handeln festgelegt werden…” (LuhN’84:228).

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  21. Daß dies nur mit Hilfe einer Struktur, also nur im Rahmen einer Erwartung möglich ist, sei ausdrücklich hervorgehoben.

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  22. Wir zitieren in diesem Kontext die TsS noch einmal: Wir kommen hier “…zu einem der schwierigsten Probleme der Diskussion über Autopoiesis: dem Verhältnis von autopoietischer Operation und Beobachtung.” (Luhmann ‘87j:317).

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  23. Wir erinnern daran, daß ohne ein Komplexitätsgefälle zwischen System und Umwelt keine Systemkonstitution zustandekommt, wobei das System typischerweise immer komplexitätsärmer als die zugehörige Umwelt ist. Daher ist bei jeglicher Systembildung immer eine Schließung auf der Niveauebene unerläßlich, auf der sich das System kontitutiert. So ist das Liebessystem auf der affektiven Ebene der Gefühle naturgemäß geschlossen, auf der sozialen, gedanklichen, leiblichen, organischen oder gar physikalisch-chemischen Ebene aber offen.

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  24. “Ich halte diese (Luhmannsche RI) Synthese aus Autopoiese (Maturana) und second order cybernetics (von Foerster) für außerordentlich fruchtbar…” (Teubner ‘87b:100).

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  25. Siehe N.0 über Beobachtungshandeln und Beobachtungsbeobachtung.

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  26. Die TsS formuliert: “Gibt es Arten autopoietischer Systeme, deren Autopoiesis davon abhängt, daß die sie durchführenden Operationen im selben System laufend beobachtet werden? Selbstbeobachtung also als Bedingung von Autopoiesis? (RJ)(…) Dies habe ich für sinnhaft operierende Systeme, also für soziale Systeme und für psychische Systeme behauptet, und von dieser Theorieentscheidung hängt sehr viel ab.” (Luhmann ‘87’:317). An dieser Stelle verweist die TsS auf das von uns im Text wiedergegebene Zitat hin, um das Verhältnis von Selbstbeoachtung und Operation, auf soziale Systeme bezogen, zu verdeutlichen.

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  27. Wir machen darauf aufmerksam, daß die TsS innerhalb der Abstraktionsebene von Gesellschaftstheorie genau so verfährt, wie wir es bereits auf der Ebene von Allgemeiner Theorie vorschlagen: es muß ein Zusammenspiel von Symmetrie und Asymmetrie stattfinden, um sowohl die Operation der Kommunikation als auch die von Handlung so aufeinander zu beziehen, daB beide Operationen kognitiv verständlich werden. Vor allem muß die Einheit ihrer Distinktion beachtet werden, etwas, was der TsS auf der gesellschaftstheoretischen Ebene durchaus gelingt.

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  28. Die TsS betont im selben Kontext, daß eine solche Operation eine starke Selbstsimplifikation des Systems mit sich bringt: “Deshalb ist es nie falsch, wohl aber einseitig, wenn ein Kommunikationssystem (RI) sich selbst als Handlungssystem (RJ) auffaßt. Erst durch Handlung wird die Kommunikation als einfaches Ereignis an einem Zeitpunkt fixiert.” (Luhmann ‘84:227).

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  29. “Im Zentrum des theoretischen Interesses der folgenden Abhandlung steht eine Problemstellung (»Wie ist soziale Ordnung möglich?« RJ) - eine Problemstellung, von der gesagt worden ist, daß sie die Soziologie als wissenschaftliche Disziplin konstituiert. Die Problemstellung selbst hat sich in einem sehr langen Prozeß der Arbeit an Theorien entwickelt und ist insoweit Komponente dieser Theorien, als ein adäquates Verständnis einer Theorie Kenntnis der sie leitenden Problemstellung voraussetzt. ” (Luhmann ‘8111,4:195ff.).

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  30. Siehe vor allem Kants Aufsatz: ‘Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können’, vor allem: ’Allgemeine Frage, Wie ist Erkenntnis aus reiner Vernunft möglich?, in: (Kant ’77,56:136ff.).

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  31. Viktor von Weizsäcker formuliert den auch: “Ontologie heißt Seinsartigkeit des Logischen, Transzendentalismus Logizität des Seins.” in: Kroner ‘61:56).

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  32. Der Begriff der Dinge bestimmt sich nicht aufgrund der erkannten Beschaffenheit der Dinge, sondern aufgrund ihrer Erfahrbarkeit, die eben “logisch” ist: “Das Seinserkennen wird erkannt, und dieses Erkennen des Seinserkennens ist selbst kein Seinserkennen, sondern Erkenntniserkennen, Erkenntnistheorie, Erkenntniskritik, Erkenntnislogik.” (Kroner ‘61:57)

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  33. “Zu fragen wie erfordert oft, daß wir eine radikal naive Haltung einnehmen und das Offensichtliche zum Problematischen machen.” (Krorr-Cetina ‘84:49)

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  34. Wir rufen in Erinnerung, daß es eigentlich sechs Ebenen des Beobachtens gibt: Eine faktische, bei der nur eine Seite der asymetrischen Unterscheidung zum Zuge kommt; eine mögliche, bei der beide Seiten der asymetrischen Unterscheidung wirksam werden; eine alternative, bei der die symetrische Distinktion als Differenz beobachtet wird; die eigentliche Beobachtung, bei der es um die Beobachtung einer Differenz als Einheit geht; eine reflexive, bei der es um die Beobachtung einer solchen Beobachtung geht und die man als Reflexion bezeichnen könnte, und schließlich um die selbstreflexive Form, bei der es um eine Reflexion des Reflektierens geht.

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  35. Siehe speziell in diesem Zusammenhang “Das Erkenntnisprogramm des Konstruktivismusmus und die unbekannt bleibende Realität” von Niklas Luhmann, in: (Luhmann ‘80a,2:31–58). Außerdem und statt anderer “Der Diskurs des Radikalen Konstruktivismus”, Siegfried J. Schmidt (Hg.), in: (Schmidt, S.J. [Hg.] ’87).

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  36. “Die Referenz (das, was eine Beobachtung bezeichnet), muß zwar von der Operation, die referiert, unterschieden werden. Aber diese Unterscheidung ist rein funktional und nicht ontologisch zu verstehen; sie bezieht sich nicht auf ontisch getrennte Welten (Sein bzw. Denken), sondern charakterisiert nur die jeweilige Beobachtungsoperation. Diese muß immer in der Welt vollzogen werden und setzt sich damit ihrerseits der Beobachtung aus. Das heißt auch: es geht immer um eine empirisch konditionierte Operation.” (Luhmann ‘80:76).

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  37. Natürlich mit einem Seitenblick auf andere Problemstellungen anderer Disziplinen innerhalb des Wissenschaftsystems. Insofern ist die Autonomie einer wissenschaftlichen Disziplin nur auf der Basis einer bereits autonom gewordenen Wissenschaft möglich. Dazu auch (Luhmann ‘81 h,4:196ff.).

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  38. Wir ziehen es vor, anstatt von der Möglichkeit sozialer Ordnung, von der Möglichkeit von GESELLSCHAFT zu sprechen. Damit ist das Zugleich von mindestens vier Kommunikationsstilen gemeint, die wir als leibliche, affektive, personale/subjektive und soziale Stile begreifen.

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  39. “…die Frage »Wie ist soziale Ordnung möglich?» ist nur möglich, wenn soziale Ordnung möglich ist… Das heißt unter anderem, daß konstituierende Problemstellungen immer schon gelöste Probleme betreffen, sie wären sonst selbst nicht möglich. Sie können, da selbstreferentiell gebaut, auch nicht eigentlich begründet werden. Aber jede antwortende Theorie muß dann den Zusatztest durchlaufen, ob sie auch die Bedingungen der Möglichkeit ihrer Problemstellung miteinbeziehen kann. An die Stelle einer Begründung tritt gewissermaBen dieser Selbstreferenztest.” (Luhmann ‘81h,4:196). An dieser Stelle wollen wir anmerken, daß es die TsS grundsätzlich vermeidet, die Geltungsfrage reflexiv anzugehen. Man kann auch sagen, daß sie die Geltungsfrage faktisch angeht: der Selbstreferenztest erfolgt, oder er erfolgt nicht. In »Die Form der GESELLSCHAFT« (7okisch ’95) gehen wir hierauf ausführlicher ein.

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  40. Eine Tautologie prozessiert gar keine neue Information, ist also inhaltsleer, während eine Paradoxie dadurch, daß sie genau das Gegenteil von dem, was sie meint, ebenfalls behauptet, Beliebigkeit prozessiert: alles ist möglich.

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  41. Wir gehen - wie die TsS - ebenfalls davon aus, daß jegliche Tautologie letztendlich auf einer Paradoxie ruht. Siehe Niklas Luhmann in: (Luhmann ‘87k).

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  42. Zu diesen beiden Begriffsfassungen siehe (Varela ‘81:294).

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  43. Sie braucht ja diesen Anspruch nicht zu erheben. Würde sie ihn allerdings fallen lassen, so könnte sie nicht in Konkurrenz treten mit anderen ebenfalls universell verfahrenden soziologischen Unternehmungen, wie der »Theorie kommunikativen Handelns« (TkH), der »Theorie sozialer Systeme« (TsS) oder der »Theorie des allgemeinen Handlungssytems« (Tall), um nur einige universell vorgehende soziologische Theoriearchitektoniken anzuführen.

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  44. Zum Konzept von reiner Selbstreferenz formuliert die TsS: “Reine Selbstreferenz, die nicht den Umweg über anderes geht, liefe auf eine Tautologie hinaus. Reale Operationen bzw. reale Systeme sind auf eine ‘Entfaltung’ bzw. Enttautologisierung dieser Tautologie angewiesen, weil sie nur so erfassen können, daß sie in einer realen Umwelt nur auf eingeschränkte, nicht beliebige Weise möglich sind.” (Luhmann ’86a:269).

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  45. Typisch für Konflikte ist die scharfe Reduktion von KOMMUNIKATION auf eine Zweiergegnerschaft (Luhmann ‘84:534ff.), die natürlich immer illusionär bleibt, weil jede Ereigniskonstitution tetradisch geformt ist, ein Sachverhalt, der von der TsS nicht mit der nötigen Skrutinität beobachtet wird. Man kann auch formulieren: Konflikte entstehen durch die soziale Illusion einer Zweiergegnerschaft, eine Illusion, die, wie man weiß, tödliche Folgen haben kann: “Die Beendung (des Konfliktsystems RJ) kann sich nicht aus der Autopoiesis selbst ergeben, sondern nur aus der Umwelt des Systems - etwa dadurch, daß einer der beiden Streitenden den anderen erschlägt und dieser damit fir die Fortsetzung des sozialen Systems Konflikt ausfällt.” (ebd., 537/538).

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  46. Zu erinnern ist, daß der Kant’sche Fragemodus “wie ist… möglich?” während einer Zeit aufkommt, in der die Form des cartesischen Bewußtseins des Bewußtseins, also des Selbstbewußtseins, als Beobachtungsmodus ein hohes Niveau erreicht. Es ist auch die Zeit, in der die Geschichtsschreibung ihre eigene Geschichte zu reflektieren beginnt.

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  47. “Schon der Ausgangspunkt der Parsons’schen Theoriearbeit, die Auseinandersetzung mit der fachspezifischen Tradition, setzt eine akademische Etablierung des Faches voraus. Damit überhaupt das Bedürfnis entsteht, sich in einem problem-und fachorientierten Sinne als Fortsetzer, Vermittler oder gar als Vollender zu definieren, muß ein über persönliche Forschungsinteressen hinausweisendes, rollenmäßig ausdifferenziertes Fundament gegeben sein.” (Luhmann ‘81h,4:265/266)

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  48. Im Unterschied zu den fachbeherrschenden Theorieleistungen, die eher im Sinne von Robert K. Merton als Theorien mittlerer Reichweite anzusehen sind, deren Entwurf eher durch forschungsspezifisch-aktuelle Motive geleitet sind.

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  49. Beispielhaft der immer wieder hervorgehobene Konservativismus der Theorie des allgemeinen Handlungssystems (Tall) von Talcott Parsons, stark ausgeprägt bei (Gouldner ‘74) und (Dahrendorf ‘74).

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  50. Dies hängt mit dem Universalitätsanspruch jeglicher »global theory« zusammen, da dieser Ans ruch impliziert, daß sie selbst als ihr eigener Gegenstand vorkommen muß, eine in der uantenphysik bekannte Verschränkung von Selbst-und Fremdreferenz.

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  51. “Jeder Streit kann damit ins Unentscheidbare getrieben werden. Aber man kann dann wohl verlangen, daß der Kritiker für den Aussagebereich der Theorie adäquate Alternativen entwickelt und sich nicht mit dem Hinweis auf seine Theorie begnügt, wonach im Verblendungszusammenhang des Spätkapitalismus die Wirklichkeit nicht begriffen werden könne.” (Luhmann ‘84:9).

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  52. Es sei angemerkt, daß uns die Theorie sozialer Systeme (TsS) bereits seit Anfang dieser Arbeit als roter Faden unserer Uberlegungen begleitet, und hier insofern längst mitten in einer schon fachuniversellen Theorie sind.

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  53. “Funktionale Analysen knüpfen nicht an sichere Gründe, bewährtes Wissen, vorliegende Gegebenheit an, um daraus sekundäres Wissen zu gewinnen, sondern sie beziehen sich letztlich auf Probleme und suchen Lösungen für diese Probleme zu ermitteln. Sie gehen also weder deduktiv noch induktiv vor, sondern heuristisch in einem ganz speziellen Sinne. Als Hebel der Problematisierung dient ihnen…die Frage nach der Identität in der wirklichen Welt.” (Luhmann ‘73:2).

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  54. (ebd., 3).

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  55. Ausdrücklich wird von der Theorie sozialer Systeme (TsS) gesagt, daB funktionale Analyse nur möglich ist, wenn die Bezugseinheit ‘eingefroren’ und somit von den Nebenwirkungen abgesehen wird: “Dabei beruht die Eröffnung einer Vergleichsmöglichkeit unter den Ursachen darauf, daß man im Bereich der Wirkungen eine einzige als Bezugspunkt herausgreift und abstrahiert. Diese Abstraktion hat einen eigenen Stil, der sich von der klassifikatorischen Abstraktion auf Art-und Gattungsbegriffe deutlich unterscheidet: Man sieht nicht von individuell-charakteristischen Merkmalen des Einzelstücks ab, sondern von Nebenwirkungen. Wollte man alle Nebenwirkungen mitberücksichtigen, gäbe es unter den Ursachen keine Wahl mehr; sie gingen voll individualisiert und damit unvergleichbar in die Betrachtung ein.” (Luhmann ’70a,1:17). Wir können im Rahmen dieser Arbeit das gewichtige Problem, welches dadurch entsteht, daß funktionale Analyse nur über das Ausblenden des Problems der Nebenfolgen (von was auch immer) möglich ist, nicht weiter verfolgen.

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Jokisch, R. (1996). Beobachtung. In: Logik der Distinktionen. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 171. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10681-4_5

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