Zusammenfassung
Dass dem sozialpädagogischen Handeln unterschiedliche implizite Menschenbilder zugrunde liegen, zeigt bereits ein Blick auf die Geschichte der Sozialpädagogik. Natorps Diktum „Der Mensch wird zum Mensch allein durch die menschliche Gemeinschaft“ (Natorp 1974) oder Nohls Auffassung, dass der „pädagogische Bezug“ im Zentrum der Sozialpädagogik zu stehen habe, zeigen die Unterschiedlichkeit der jeweiligen anthropologischen Annahmen. Auch heutige Aufgabenbestimmungen sozialpädagogischer Arbeit beziehen sich auf unterschiedliche Auffassungen von der menschlichen Bildungsbedürftigkeit und Bildsamkeit (Hering/Münchmeier 2003). Im Rahmen der Sozialpädagogik wird davon ausgegangen, dass beide in starkem Maße durch die jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen bedingt sind. Auch dieser Auffassung liegen anthropologische Annahmen über die „ Vervollkomm nung des Unverbesserlichen “ zugrunde. Kants Einsichten, dass der Mensch nur durch Erziehung zum Menschen werde, dass er zugleich aber aus krummen Holz sei und daher nicht gerade gemacht werden könne, sind Ausdruck von Widersprüchen, die auch das sozialpädagogische Handeln bestimmen.
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Wulf, C. (2004). Historische Anthropologie — Neue Perspektiven zu Grundlagen und Voraussetzungen der Sozialpädagogik. In: Hering, S., Urban, U. (eds) „Liebe allein genügt nicht“. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10670-8_10
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