Zusammenfassung
Gemessen am prozentualen Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung stellt die häusliche Pflege älterer Familienangehöriger zunächst eine „Ausnahmesituation“ dar. Schneekloth und Potthoff (1993: 103f) weisen z.B. darauf hin, dass 7,6 Prozent der in Privathaushalten lebenden Personen ab 65 Jahren pflegebedürftig sind. Erst bei den über 80jährigen liegt eine erhebliche Pflegebedarfswahrscheinlichkeit vor und der entsprechende Anteil an Pflegebedrftigen beträgt 16,4 Prozent. Unterhalb des 65. Lebensjahres hingegen bleibt der Anteil solcher Personen relativ stabil auf geringem Niveau.2 Wenn man die in Heimen untergebrachten Personen hinzunimmt, leben von den über 65jährigen 5 Prozent in Einrichtungen der Altenhilfe. Hier spiegelt sich eine ähnliche Altersverteilung wie im Fall der privaten Pflege: Im Durchschnitt sind die Heimbewohner 81 Jahre alt und es handelt sich in 79 Prozent aller Fälle um Frauen (vgl. Schneekloth, Müller 1997: 19).
Überarbeitete Fassung eines Vortrags in der Ad-hoc-Gruppe Lebensqualität im Alter auf dem 30. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie am 27.9.2000 in Köln. Die von der Fritz Thyssen Stiftung finanzierten Forschungen über Ambivalenz in Generationenbeziehungen erfolgten in dem von Kurt Lüscher geleiteten Forschungsschwerpunkt „Gesellschaft und Familie“ an der Universität Konstanz.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Adler, C.; Wilz, G.; Gunzelmann, T. (1996): „Frei fühle ich mich nie“ — Frauen pflegen ihren an Demenz erkrankten Ehemann, Vater oder Mutter. In: Gesundheitswesen 58, Sonderheft 2, 125–13I.
Allerbeck, K. R.; Jennings, K. M.; Rosenmayr, L. (1979): Generations and Familie Political Action. In: Barnes, S. II.; Kaase, M. (Hrsg.): Political Action. London: Sage, 487–522.
Bateson, G.; Jackson, D. D.; Haley, J. et al. (1969): Schizophrenie und Familie. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Bender, D. (1994): Betreuung von hilfs-und pflegebedürftigen Angehörigen in Mehrgenerationenfamilien. In: Bien, W. (Hrsg.): Eigeninteresse oder Solidarität. Opladen: Leske+Budrich, 223–248.
Bengtson, V. L. (1987): Parenting, Grandparenting, and Intergenerational Continuity. In: Lancaster, J. B.; Altmann, J.; Rossi, A.; Sherrod, L. R. (Hrsg.): Parenting Across the Life Span. Biosocial Dimension New York: Aldine de Gruyter, 435456.
Bengtson, V. L.; Schütze, Y.: (1992). Altern und Generationenbeziehungen: Aussichten für das kommende Jahrhundert. In: Baltes, P. B.; Mittelstrass, J. (Hrsg.): Zukunft des Alterns und gesellschaftliche Entwicklung. Berlin: Walter de Gruyter, 493–517.
Bertram, H. (1995): Moralische Verpflichtungen und Werte in einer individualisierten Gesellschaft. In: Bertram, H. (Hrsg.): Das Individuum und seine Familie. Opladen: Leske+Budrich, 196–222.
Blenkner, M. (1965): Social Work and Family Relationships in Later Life with Some Thoughts on Filial Maturity. In: Shanas, E.; Streib, G. F. (Hrsg.): Social Structure and the Family. Generational Relation New Jersey: Englewood Cliffs, 47–59.
Blinkert, B.; Klie, T. (1999): Pflege im sozialen Wandel. Eine Untersuchung über die Situation von häuslich versorgten Pflegebedürftigen nach Einführung der Pflegeversicherung. Hannover: Vincentz Verlag.
Boeger, A.; Pickartz, A. (1998): Die Pflege chronisch Kranker in der Familie. Psychosoziale Beeinträchtigungen und Wohlbefinden bei pflegenden Frauen, In: Pflege, 11, 319–323.
Bois-Reymond, M.; Büchner, P.; Krüger, H. (1993): Die moderne Familie als Verhandlungshaushalt. Zum Wandel des Generationsverhältnisses im interkulturellen Vergleich. In: Neue Praxis, 27, 32–42.
Borchers, A. (1997): Die Sandwich-Generation. Ihre zeitlichen und finanziellen Leistungen und Belastungen. Frankfurt/M.: Campus.
Borscheid, P. (1992): Der alte Mensch in der Vergangenheit. In: Baltes, P. B.; Mittelstrass, J. (Hrsg.): Zukunft des Alterns und gesellschaftliche Entwicklung. Berlin: de Gruyter, 35–61.
Boss, P. (2000): Leben mit ungelöstem Leid. Ein psychologischer Ratgeber. München: C.H. Beck.
Christen, C. (1989): Wenn alte Eltern pflegebedürftig werden. Bern, Stuttgart: Verlag Paul Haupt.
Dallinger, U. (1997): Erwerbstätige Pflegepersonen älterer hilfe-und pflegebedürftiger Menschen in der Bundesrepublik Deutschland. Partizipation im und Ausscheiden aus dem Erwerbsleben. In: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege, Schriftenreihe des Bundesministeriums, Bd. 106/1. Stuttgart und Berlin: Kohlhammer, 111–154.
Deutscher Bundestag (2000): Dritter Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland: Alter und Gesellschaft und Stellungnahme der Bundesregierung. Berlin: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Ehmer, J. (2000): Ökonomische Transfers und emotionale Bindungen in den Generationenbeziehungen des 18. und 19. Jahrhundert In: Kohli, M.; Szydlik, M. (Hrsg.): Generationen in Familie und Gesellschaft. Opladen: Leske+Budrich, 77–96.
Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens-und Arbeitsbedingungen (Hrsg.) (1993): Familiale Betreuung abhängiger alter Menschen in den Ländern der Europäischen Gemeinschaften. Luxemburg: Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften.
Fingerman, K. (1995): Aging Mothers’ and their Adult Daughters’ Perceptions of Conflict Behavior In: Psychology and Aging, 10, 639–649.
Fischer, H. R.; Stierlin, H. (Hrsg.) (1999): Individuum und System. Für Stierlin, Helm. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Giarrusso, R.; Stallings, M.; Bengtson, V. L. (1995): The „Intergenerational Stake“ Hypothesis Revisited. Parent-Child Differences in Perceptions of Relationships 20 Years Later. In: Bengtson, V. L.; Schaie, K. W.; Burton, L. M. (Hrsg.): Adult Intergenerational Relation Effects of Societal Change. New York: Springer, 227–263.
Grässel, E. (1998): Häusliche Pflege dementiell und nicht dementiell Erkrankter — Teil II: Gesundheit und Belastung der Pflegenden. In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 31, 57–62.
Grundmann, M.; Lüscher, K. (Hrsg.) (2000): Sozialökologische Sozialisationsforschung. Konstanz: Universitätsverlag.
Gunzelmann, T. (1991): Problemsituation und Beratung von Angehörigen dementiell erkrankter älterer Menschen. Stand der Forschung und Praxis. In: Zeitschrift für Gerontopsychologie und —psychiatrie, 4, 41–56.
Hagestad, G. O. (1987): Parent-Child Relations in Later Life. Trends and Gaps in Past Research. In: Lancaster, J. B.; Altmann, J.; Rossi, A.; Sherrod, L. R. (Hrsg.): Parenting Across the Life Span. Biosocial Dimension New York: Aldine de Gruyter, 405–433.
Hareven, T. K. (1997): Altern und Generationenbeziehungen in historischer und Lebenslauftheoretischer Perspektive. In: Mansel, J.; Rosenthal, G.; Tölke, A. (Hrsg.): Generationen-Beziehungen, Austausch und Tradierung. Opladen: Westdeutscher Verlag, 43–56.
Hareven, T. K. (1999): Familiengeschichte, Lebenslauf und sozialer Wandel. Frankfurt/M.: Campus.
Holuscha, A. (1992): Altenpflege in der Familie. Konstanz: Hartung-Gorre.
Klewes, J. (1983): Retroaktive Sozialisation. Einflüsse Jugendlicher auf ihre Eltern. Weinheim: Beltz.
Knipscheer, C. P. M. (1986): Anomie in der Mehrgenerationenfamilie. Kinder und die Versorgung ihrer alten Eltern. In: Zeitschrift fur Gerontologie, 19, 40–46.
Kohli, M. (1992): Altern in soziologischer Perspektive. In: Baltes, P. B.; Mittelstrass, J. (Hrsg.): Zukunft des Alterns und gesellschaftliche Entwicklung. Berlin: Walter de Gruyter, 231–259.
Kohli, M. (1997): Beziehungen und Transfers zwischen den Generationen. Vom Staat zurück zur Familie? In: Vaskovics, L. A. (Hrsg.): Familienleitbilder und Familienrealitäten. Opladen: Leske+Budrich, 278–288.
Kohli, M. (2001): Alter und Altern der Gesellschaft. In: Schäfers, B.; Zapf, W. (Hrsg.): Handwörterbuch zur Gesellschaft Deutschland Opladen: Leske+Budrich, 1–11.
Kossen-Knirim, C. (1992): Kontakte und Hilfen zwischen Alt und Jung — Konflikt und emotionale Nähe. Bonn: Forschungsgesellschaft für Agrarpolitik und Agrarsoziologie.
Künemund, H.; Hollstein, B. (2000): Soziale Beziehungen und Unterstützungsnetzwerke. In: Kohli, M.; Künemund, H. (Hrsg.): Die zweite Lebenshälfte. Opladen: Leske+Budrich, 212–276.
Lang, F. R. (2000): The Filial Task in Midlife. Ambivalence and the Quality of Relationships with Older Parent. Unpublished Manuscript. Berlin: Humboldt Universität.
Lauterbach, W.; Klein, T. (1997): Altern im Generationenzusammenhang: Die gemeinsame Lebenszeit von Eltern und Kindern, Grosseltern und Enkeln. In: Man-sel, J.; Rosenthal, G.; Tölke, A. (Hrsg.): Generationen-Beziehungen, Austausch und Tradierung. Opladen: Westdeutscher Verlag, 109–120.
Lettke, F. (2000): Es bleibt alles ander Zur prägenden Kraft der familialen Sozialisation auf die Generationenbeziehungen. In: Lange, A.; Lauterbach, W. (Hrsg.): Kinder in Familie und Gesellschaft zu Beginn des 21 sten Jahrhundert Stuttgart: Lucius + Lucius, 131–151.
Lettke, F.; Löscher, K. (2000): Wie ambivalent „sind“ familiale Generationenbeziehungen? ersch. im Konferenzband des 30. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.
Löscher, K. (2000): Die Ambivalenz von Generationenbeziehungen — eine allgemeine heuristische Hypothese. In: Kohli, M.; Szydlik, M. (Hrsg.): Generationen in Familie und Gesellschaft. Opladen: Leske+Budrich, 138–161.
Löscher, K.; Lettke, F.; Cohler, B. J.: Keyword Intergenerational Ambivalence Kon-stanz: Forschungsschwerpunkt „Gesellschaft und Familie“, Arbeitspapier Nr. 36.
Löscher, K.; Pajung-Bilger, B. (1998): Forcierte Ambivalenzen. Konstanz: Universi-tätsverlag.
Löscher, K.; Pajung-Bilger, B.; Lettke, F.; Böhmer, S. (2000), Generationenambivalenzen operationalisieren. Konstanz: Forschungsschwerpunkt „Gesellschaft und Familie“, Arbeitspapier Nr. 34.1.-34. 4.
Lüscher, K.; Schultheis, F. (Hrsg.) (1993): Generationenbeziehungen in „postmodernen“ Gesellschaften. Konstanz: Universitätsverlag.
Mannheim, K. (1928): Das Problem der Generationen. In: Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie, 7, 157–185, 309–330.
Moen, P. (1993): Generationenbeziehungen in der Sichtweise einer Soziologie des Lebenslaufes — Das Verhältnis von Müttern zu ihren erwachsenen Töchtern als Beispiel. In: Lüscher, K.; Schultheis, F. (Hrsg.): Generationenbeziehungen in „postmodernen“ Gesellschaften. Konstanz: Universitätsverlag, 249–264.
Ott, E.; Gerlinger, T. (1992): Die Pendlergesellschaft. Zur Problematik der fortschreitenden Trennung von Wohn-und Arbeitsort. Köln: Bund-Verlag.
Pinder, W. (1961): Das Problem der Generation in der Kunstgeschichte Europa München: Bruckmann.
Rosenmayr, L. (1990): Die Kräfte des Alters. Wien: Edition Atelier.
Schneekloth, U.; Müller, U. (1997): Hilfe-und Pflegebedürftige in Heimen: Endbericht zur Repräsentativerhebung im Forschungsprojekt „Möglichkeiten und Grenzen selbständiger Lebensführung in Einrichtungen“. Stuttgart: Kohlhammer.
Schneekloth, U.; Müller, U. (2000): Wirkungen der Pflegeversicherung. Schriftenreihe des Bundesministeriums für Gesundheit, Band 127. Baden-Baden: NomosVerlag.
Schneekloth, U.; Potthoff, P. (1993): Hilfe-und Pflegebedürftige in privaten Haushalten. Bericht zur Repräsentativerhebung im Forschungsprojekt „Möglichkeiten und Grenzen selbständiger Lebensführung“. Stuttgart: Kohlhammer.
Schröppel, H. (1992): „Von wegen Rabentöchter“. Augsburg: Waschzettel-Verlag. Schuleri-Hartje, U.-K.; Brühl, H.; Mittag, K. (1990): Versorgung pflegebedürftiger
alter Menschen durch die Familie. Berlin: Deutsches Institut für Urbanistik. Schütze, Y. (1993): Generationenbeziehungen im Lebensverlauf — eine Sache der
Frauen. In: Lüscher, K.; Schultheis, F. (Hrsg.): Generationenbeziehungen in „postmodernen“ Gesellschaften. Konstanz: Universitätsverlag, 287–298.
Simon, F. B. (1998): Beyond Bipolar Thinking. Patterns of Conflict as a Focus for
Diagnosis and Intervention. In: Family Process, 3, 215–232.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2000): Datenreport 1999. Zahlen und Fakten über
die Bundesrepublik Deutschland. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2001): Leben und Arbeiten in Deutschland. Ergeb-
nisse des Mikrozensus 2000. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt.
Stierlin, H. (1978): Delegation und Familie. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Stierlin, H. (1997): Haltsuche in Haltlosigkeit: Grundfragen der systemischen Therapie. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Swaan, A. (1988): In Care of the State: Health Care, Education and Welfare in Europe and the USA in the Modern Era. Cambridge: Polity Press.
Vinovskis, M. A. (1987): Historical Perspectives on the Development of the Family and Parent-Child Interaction. In: Lancaster, J. B.; Altmann, J.; Rossi, A.; Sher-rod, L. R. (Hrsg.): Parenting Across the Life Span. Biosocial Dimension. New York: Aldine de Gruyter, 295–312.
Zapf, W. (1987): Individualisierung und Sicherheit: Untersuchungen zur Lebensqualität in der Bundesrepublik Deutschland. München: Beck.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2002 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Lettke, F. (2002). Pflegen wollen, sollen, müssen oder dürfen? Zur Ambivalenz von Generationenbeziehungen im Alter. In: Motel-Klingebiel, A., von Kondratowitz, HJ., Tesch-Römer, C. (eds) Lebensqualität im Alter. Reihe Alter(n) und Gesellschaft, vol 4. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10617-3_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10617-3_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-3198-3
Online ISBN: 978-3-663-10617-3
eBook Packages: Springer Book Archive