Zusammenfassung
In diesem Beitrag erörtere ich die Frage, ob die Konzepte „Lebensformen“ und „Lebensführung“ geeignet sind, jenes der „Lebenslage“ sinnvoll zu ergänzen. Sinnvoll heißt hier vor allem, ob sie unter theoretischen Gesichtspunkten das im Lebenslagenkonzept angelegte Wechselverhältnis zwischen Strukturen und individuellem Handeln systematisch differenzieren können und ob sie geeignet sind, empirische Forschung zu Lebenslagen deutlicher anzuleiten als dies bisher meist der Fall ist. Eine Durchsicht der Literatur zur Verwendung dieser Konzepte zeigt vor allem, dass der Begriff Lebensformen von einer zweifelhaften Allgemeinheit ist, unter die sich wahrlich kosmische Empirie subsumieren lässt. Quer durch die Disziplinen vereinigt er Ansichten und Einsichten in den Geo-und Umweltwissenschaften, in der Biologie und Zoologie, in der Sozialgeschichte und der Altertumswissenschaft, in der Soziologie und Psychologie, ja selbst in der phantasy world von „star treck“. Gerade in der Soziologie, in der ein präziser Umgang mit Vorstellungen über das soziale Leben zu erwarten wäre, ist „Lebensformen“ ein Begriff mit eigenartigem Stellenwert. Schwergewichtig ist er nur in der Familienforschung begründet. Jenseits dieses Feldes bleibt er viel gebraucht, aber unbestimmt. Eine in ähnlicher Weise auf andere Lebensbereiche ausgerichtete Konzeptualisierung hat sich bisher in vergleichbarer Weise nicht durchgesetzt.
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Amann, A. (2004). Lebensformen und Lebensführung — Konzepte für die Altersforschung?. In: Backes, G.M., Clemens, W., Künemund, H. (eds) Lebensformen und Lebensführung im Alter. Alter(n) und Gesellschaft, vol 10. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10615-9_2
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