Kultur in der Stadt — Kulturpolitik in der Stadt

Zusammenfassung

Kultur in der Stadt, Kultur der Stadt oder Stadtkultur wird, wie dieser Band erneut zeigt, in der Stadtsoziologie als Lebensform oder Verhaltensweise, als politisch aufgeladene oder passagere Öffentlichkeit, als Zeichen- oder Symbolsystem behandelt. Kultureinrichtungen, die Gegenstände kommunaler Kulturpolitik, fallen aus dieser Sicht unter eine Veranstaltungs- (Tenbruck 1986) oder Ausstattungskultur (Häußermann und Siebel 1992), die als Verkürzung von Stadtkultur gesehen werden muß. Der städtischen Kulturpolitik aber gelten diese Einrichtungen als das typisch Städtische (Sauberzweig 1986): Die Stadt als historische Form habe diese Einrichtungen hervorgebracht, sie seien Ausdruck des Städtischen; und stadthistorisch ist diese Sicht ja auch durchaus zutreffend. Die — politische — Öffentlichkeit der Stadt als selbstbestimmter, freier Zusammenschluß der Citoyens, als Fundierung des Staatsbürgers im Stadtbürger (Salin 1960) bildet sich auch als Publikum der kulturellen Manifestationen, in der Produktion und Rezeption von Kunst, Wissenschaft und Bildung (Tenbruck 1986). Der Anspruch der Selbstkultivierung, der das Städtische ausmacht und die Grundlage des Freiheitsanspruchs des Urbanen darstellt (Häußermann und Siebel 1987), artikuliert sich historisch gesehen also sehr wohl an Kultureinrichtungen, seien diese auch, z.B. in Form des bürgerlichen Salons, des Literatencafés, des Lesezirkels oder einer Musikfreundevereinigung, ausgesprochen informell im Vergleich mit Kultureinrichtungen, wie sie die heutige Kulturpolitik betreibt.