Zusammenfassung
Mit gutem Grund haben wir die Absteckung des geschichtsphilo-sophischen Rahmens, in dem das Denken Durkheims sich bewegt, einer systemwissenschaftlichen Analyse seines Wissenschaftsbegriffs vorangeschickt. Es sollte dies gewisse Einwände von vornherein ausschließen, Einwände, die sich vor allem gegen Durkheims Ambition richten, die Soziologie als strenge Wissenschaft zu begründen. Denn solange man den in den vorigen Paragraphen entwickelten allgemeinen geschichtsphi-losophischen Horizont nicht vor Augen hat, mag Durkheims Wissenschaftsstreben dem Wissenschaftsbegriff des Szientismus zum Verwechseln ähnlich sehen. Außerdem haben wir selber schon gesagt, daß Durkheim und insbesondere seine Schüler sich gelegentlich recht szientistisch gebärden; diese Erscheinungen haben uns hier jedoch nicht zu interessieren, wo es uns nur auf die Darstellung eines bestimmten Denktypus und nicht auf das Detail ankommt. Aber gerade die ganzen vorgehenden Analysen dürften es ganz verfehlt erscheinen lassen, die Vorwürfe, die man gegen den Szientismus mit Recht erhoben hat, im wesentlichen auch gegen Durkheim zu wenden. Am Grunde seines Denkens stehen auch bei ihm »Lebensfragen«, aber sein Denken beschränkt sich nicht darauf. Ziel seines Denkens ist nicht das Leben selber, sondern die Ordnung.
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Literatur
Emile Durkheim: L’éducation morale, Paris 1925 (posthum veröffentlichte Vorlesung über Pädagogik von 1902/03); Emik Durkheim: Education et sociologie, Paris 1922 (von Paul Fauconnet gesammelte und mit einem Vorwort versehene Aufsätze und Lexikonartikel Durkheims aus den Jahren 1902–11); Emik Durkheim: Introduction à la morale, in: Revue philosophique 1920 (I) (posthum veröffentlichte letzte Notizen Durkheims); Emile Durkheim: Sociologie et philosophie, Paris 1924 (von C. Bougie gesammelte und mit einem Vorwort versehene Aufsätze Durkheims aus den Jahren 1898–1911; vgl. vor allem: La détermination du fait moral).
Luden Lévy-Bruhl La morale et la science des moeurs, 9. Aufl. Paris 1927 (zuerst 1903).
Vgl. dazu etwa Wilhelm Etitner. Systematische Pädagogik, Berlin 1933.
Durkheim: L’education morale, S. If.
Durkheim: Education et sociologie, S. 74f.
S. 87f, S. 76ff.
Nach dem Zeugnis von Paul Fauconnet in seiner Einleitung zu Durkheim. Education et sociologie, S. 29f.
S. 75.
König. Künstlerästhetik als geisteswissenschaftliches Problem, S. 3f., 14f.
Durkheim Introduction à la morale, S. 81 ff. Vgl. dazu auch Durkhem. Sociologie et philosophie, S. 49–116.
Lévy-Bruhl. La morale et la science des moeurs, S. 98 u. ö
S. 101,133,195
Durkheim. Sociologie et philosophie, S. 54, 57f., 86ff., 91ff., 93,112f., 115.
S.56f., 115u.ö.
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König, R. (1998). Die Thematisierung der Überwindung des Existenzstandpunktes in der Soziologie bei Durkheim. In: Kritik der historisch-existenzialistischen Soziologie. René König · Schriften · Ausgabe letzter Hand, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10570-1_14
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