Zusammenfassung
Es gibt wohl kein anderes gesellschaftliches bzw. politisches Problem von so zentraler Bedeutung für das Leben und Überleben des Individuums, von Bevölkerungen und heute gar der Menschheit, über das gleichzeitig so wenig analytische Klarheit herrscht, dessen wissenschaftliche Erforschung gewissermaßen noch „mittelalterlich“ ist und wo scheinbare Rationalität mit einem erschreckenden Maß an Obskurantismus und Fatalismus einhergehen. Moralische Verurteilung und fatalistische Hinnahme der Realität des Krieges — als mit der menschlichen Natur gegeben — gehen Hand in Hand. Pazifisten und Abrüstungsbewegungen ist es bisher nie gelungen, auch mit noch so überzeugenden Argumenten gegen die extrem pathologische Irrationalität von Rüstungsausgaben durchzudringen und sich eine wirkliche Massenbasis zu schaffen. Zu tief verankert ist das historische Stereotyp, und anscheinend zu überwältigend die historische Evidenz vom Krieg als ewigem Bestandteil menschlicher Geschichte, wozu inzwischen auch noch eine Anthropologie getreten ist, die ihn aus einem dem Menschen qua Mensch innewohnenden Aggressionstrieb ableitet, der allenfalls eingehegt, nicht aber überwunden und aufgehoben werden kann. Dieses populäre und wissenschaftlich bislang nicht auf breiter Front widerlegte Stereotyp rekurriert nicht nur auf die verhängnisvolle Sentenz „Wenn Du den Frieden willst, bereite den Krieg vor“, sondern z.B. auch auf die ebenfalls dem sogenannten klassischen Erbe entnommene und verzerrt übersetzte Maxime des Heraklit, der Krieg sei der Vater aller Dinge — anstatt, wie es richtig heißen müßte, der Konflikt ist die Wurzel aller Dinge und allen Lebens.
„Wer die Entfaltung der Zeitalter überblickt, dem erscheint der Krieg als das eigentliche Wesen staatlicher Tätigkeit.“
Bertrand de Jouvenel
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Krippendorff, E. (1996). Die Rolle des Krieges im kapitalistischen Weltsystem. In: Konflikttheorien. Friedens- und Konfliktforschung, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10515-2_29
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