Zusammenfassung
Im Gegensatz zu Faust bilde ich mir ein, ich könnte was lehren, die Menschen zu bessern und zu bekehren. Mir scheint diese Meinung nicht überheblich, weniger jedenfalls, als die gegenteilige es dann ist, wenn sie nicht der Überzeugung von der eigenen Lehr-Unfähigkeit entspringt, sondern der Annahme, daß „die Menschen“ nicht imstande seien, die neuen Lehren zu verstehen. Dies trifft nur in dem Sonderfalle zu, in dem ein Geistesriese seiner Zeit Jahrhunderte voraus ist. Er bleibt unverstanden und läuft Gefahr, totgemartert oder zumindest totgeschwiegen zu werden. Wenn die Zeitgenossen jemandem zuhören und gar seine Bücher lesen, darf man mit Sicherheit annehmen, daß er kein Geistesriese ist. Er darf sich günstigenfalls schmeicheln, er habe etwas zu sagen, was gerade „fällig“ sei. Die beste Wirkung dessen, was man sagen kann, ist dann zu erwarten, wenn man den Angesprochenen mit seinen neuen Einsichten gerade nur um eine Nasenlänge voraus ist. Dann reagieren sie mit dem Gedanken: „Tatsächlich ja, da hätte ich eigentlich selbst draufkommen können!“
Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren, Die Menschen zu bessern und zu bekehren.
Goethe
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Lorenz, K. (1996). Bekenntnis zur Hoffnung. In: Konflikttheorien. Friedens- und Konfliktforschung, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10515-2_16
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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