Zusammenfassung
Bevor direkt auf die Selbstregierung eingegangen wird, sollen noch einige grundlegende Betrachtungsweisen und Prinzipien77 dieser Pädagogik dargestellt werden.
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Kapitel 7 beruht im wesentlichen auf Überlegungen und Äußerungen, die Wills (1941, 1945, 1964a) eher beiläufig in seine Berichte eingestreut hat, ohne sie weiter auszuarbeiten, und die ich hier systematisch zusammenfasse.
Moser (1972, Kapitel 5) berichtet in einem Überblick über einschlägige empirische Erhebungen von ähnlichen Delinquenzursachen.
Zum Verbrechen aus Schuldgefühl und Strafbedürfnis zitieren sowohl Aichhorn (1977: 196) wie Laplanche/Pontalis (1973, Bd. 2: 459) beide dieselbe Stelle aus Das Ich und das Es von S. Freud; (G. W. X111 282) als einzigen Beleg: „Es war eine Überraschung zu finden, daß eine Steigerung dieses ubw Schuldgefühls den Menschen zum Verbrecher machen kann. Aber es ist unzweifelhaft so. Es läßt sich bei vielen, besonders jugendlichen Verbrechern, ein mächtiges Schuldgefühl nachweisen, welches vor der Tat bestand, also nicht deren Folge, sondern deren Motiv ist, als ob es als Erleichterung empfunden werden würde, das unbewußte Schuldgefühl an etwas Reales und aktuelles anknüpfen zu können“. (Freud 1992: 289) Eine ganz ähnliche Stelle bei Freud gibt auch Cremerius (1971: 124) wieder, diesmal aus Einige Charaktertypen aus der psychoanalytischen Arbeit (G. W. X 389 ff.). Wills (1945: 20–23) beschreibt einige in der eigenen Heim-Praxis erlebte Fälle. Vergleiche zum symbolischen Diebstahl: Zulliger (1969: 134; 1970b: 56–60), Erwähnung auch bei Pfister (1929: 94 f.). Zulliger hat dazu auch ein eigenes Heftchen verfasst: Hans Zulliger: Über symbolische Diebstähle von Kindern und Jugendlichen. Biel: Inst. f. Psychohygiene 1960(3) (Arbeiten zur Psycho-Hygiene 1).
Englische Autoren befassen sich meist sehr ausführlich gerade mit dem Problem körperlicher Züchtigung bzw. mit der Ablehnung und Verurteilung solcher Maßnahmen. Dafür hatten sie (bis vor wenigen Jahren) auch einen sehr guten Grund: Prügel mit Rohrstock und Ledergürtel gehörten nämlich zu den amtlich erlaubten, gebilligten und häufig empfohlenen Erziehungsmitteln in den staatlichen Volksschulen. Am Abend des 23.7.1986 beschloß das englische Unterhaus mit der knappestmöglichen Mehrheit von 231:230 ein Verbot des Rohrstockes in staatlichen Schulen, und zwar gegen die ausdriickliche Empfehlung des Erziehungsministers, der den Rohrstock als „wertvolles disziplinarisches Mittel“ nicht „leichtfertig aufgeben” wollte. „Although Mr. Christopher Patten, Minister of State, Education and Science, for the government, had said that caning was a valuable disciplinary instrument of which schools should not lightly deprived at a time when there was concern about disruption.“ (Caning in State School rejected by one Vote, 1986: 6)
Dies ist ganz ausdrücklich und beabsichtigt eine Erziehung zum Ungehorsam (so ein Buchtitel von Bott 1973).
Gemeint ist z. B. nicht die biblische Empfehlung, sein Kind zu züchtigen, wenn man es liebt. Gemeint ist auch nicht die völlige Aufopferung für andere, auch nicht die Inflation affektiv geprägter Worte (mein Lieber, mein Süßer…).
Der Versuch, dies Gefühl professionell allen Kindern (oder was für Klienten auch immer) entgegenzubringen, birgt die Gefahr der Oberforderung einerseits und einer geheuchelten, unangenehm falschen Freundlichkeit andererseits. Schüler der Scuola de Barbiana (1977) beklagten sich, daß Lehrerinnen sich wie Huren benähmen: sie liebten unterschiedslos jedes gerade vorbeikommende Kind, hätten es aber bereits vergessen, noch bevor es um die nächste Ecke verschwindet.
un-bedingt im Gegensatz zu bedingter, an Wohlverhalten gebundene Bedürfnisbefriedigung.
„wenn man sich seiner selbst nicht bewußt ist, kann man sich auch nicht akzeptieren. Je mehr man von sich selbst und seinen Motiven weiß, desto wahrscheinlicher wird man sich akzeptieren können. Ich hoffe allen Ernstes, daß ein größeres Wissen über sich selbst und die Natur des Kindes den Eltern helfen wird, ihre Kinder vor einer Neurose zu bewahren“ (Neill 1950: 126)
„Wir können nicht gerecht sein, wenn wir weder über uns selbst Bescheid wissen noch unsere eigenen verdrängten Bedürfnisse kennen“ (Neill 1969: 166) In dieser Un-Bedingtheit kann man eine Parallele zur Liebe sehen: „Freundschaft ist etwas, was erprobt sein will, nicht etwas, worauf man von vornherein An- spruch hätte. Auf Liebe hat jedes Kind Anspruch; sie ist ein Geburtsrecht. Liebe, die nicht vorbehaltlos gegeben wird, ist keine Liebe” (Montagu in Summerhill Pro u Contra 1971: 52)
„I am a pioneer in psycho-analytic education“ (Lane 1918: 225).
Solche Ausnahmefälle wurden von Neill so häufig erwähnt und betont, daß vielfach in der entsetzten Öffentlichkeit der falsche Eindruck entstand, sämtliches Fehlverhalten sei in Summerhill (und der antiautoritären Erziehung allgemein) für Jedermann erlaubt und werde sogar gefördert.
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Kamp, JM. (1995). Psychoanalytische Heilerziehung. In: Kinderrepubliken. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10478-0_7
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