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Selbstregierung und Erziehung in der Republik

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Kinderrepubliken

Zusammenfassung

Selbstregierung ist in vielen Bereichen durchaus üblich. Nicht nur in Staaten und Gemeinden, sondern auch in Vereinen, Clubs und vielen anderen Körperschaften und Organisationen, die eigene Zielsetzungen, Statuten, Geschäftsordnungen, Verhaltensvorschriften, Regeln für die Lebensführung, Unvereinbarkeitsbeschlüsse, eigene Trachten und Uniformen etc. selbst festsetzen. Sie haben eigene Gesetzgebungsorgane (Jahres- Hauptversammlungen etc.), Regierungen (geschäftsführende Vorstände), Gerichte (Parteischiedsgerichte etc.) und Beamte (Vorstand, Schreiber, Kassierer, Geschäftsführer, Gerätewart etc.).

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Literatur

  1. Vgl. z. B. Sana (1979: 39); Möbius (1981: 84); Lane in Wills ( 1964a: 90–99 ).

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  2. Dies dürfte von den Auffassungen der Erzieher abhängen.

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  3. Ein vielfach genanntes Beispiel ist der (auch verfilmte) Roman Herr der Fliegen von William Golding (1974), in dem eine englische Schulklasse auf eine Insel verschlagen wird, wobei ihre anfänglich noch funktionierende demokratische Schülerselbstverwaltung rasch in mörderischen Bandenterror ausartet.

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  4. Wird die Methode ungeschickt angewendet und durchschaut, drohen Zustände wie in Bemposta, wo verbal vertretene und faktisch handlungsleitende Regeln getrennt voneinander bestehen.

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  5. Der berühmte Jugendrichter Benjamin Barr Lindsey war der Anführer der amerikanischen (und internationalen) Jugendgerichtsbewegung und ein Mitstreiter für die Junior Republics. Er befasste sich in seinen berühmten Büchern Die Revolution der modernen Jugend und Die Kameradschaftsehe mit dem Sexualverhalten und der Sexualnot der amerikanischen Jugend und schlug eine Jugend-Probeehe mit Empfängnisverhütung und (bei Kinderlosigkeit) erleichterter Scheidung vor. Der Vorschlag wurde international erbittert diskutiert. Lindsey wurde von Konservativen als Ehefeind, Jugendverderber, Förderer der sexuellen Unmoral und Prostitution beschimpft und verleumdet.

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  6. Im Wahlkampf 1924 (auch um das Richteramt am von ihm geschaffenen Jugendgericht von Denver/Colorado) trat er als entschiedener Verteidiger bürgerlich-liberaler Freiheiten auf, seinem Gegenspieler (ein Anführer des Ku-Klux-Klan) gelang es, die leichte Stimmenmehrheit Lindseys mit gekauften Zeugen solange anzufechten, bis nicht mehr das Kreisgericht (das fax Lindsey entschieden hatte), sondern das konservative Bezirksgericht zuständig war und Lindsey aus dem Richteramt - und kurz danach mit ähnlich zweifelhaften Methoden aus dem Anwaltsberuf und dem Staat Colorado verdrängte. In New York führte dann 1930 Bischof Manning eine ähnlich verleumderische Moralkampagne gegen den vermeintlichen Moralfeind. Vgl. Lindsey (1927a, 1927b, 1928, sowie die Biographie 1931: insbesondere 259–281), Spranger (1927), Stimme einer Mutterchwr(133) (1928), Wachsmuth (1928).

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  7. Nachdem durch die sexuelle Revolution der 60er Jahre die tatsächliche sexuelle Freiheit weit über Lindseys moderaten Ehereform-Vorschläge hinausging, brachte der RCDS auf dem CDU-Bundesparteitag 1985 einen ganz ähnlichen Probeehe-Vorschlag ein (Frankfurter Rundschau vom 19.3.1985, Seite 1).

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  8. Homer Lane wurde in den USA als Leiter der öffentlichen Spielplätze entlassen, weil er sich positiv zur Abtreibung äußerte, und aus der Ford-Republic entlassen, weil er (tatsächlich ein sehr geheimes) Liebesverhältnis mit der Lehrerin der Ford-Republic hatte. In England wurde sein Little Commonwealth nach Vorwürfen der Mädchenverführung geschlossen aufgrund von unveröffentlichten Ergebnissen einer Untersuchung, die höchstwahrscheinlich seine Unschuld bewies! (siehe Kapitel 12 und 13). Ruiniert wurde Lane dann durch den Skandal von 1925, in dem es zwar auch um tatsächliches finanzielles Fehlverhalten ging, der aber vor allem mit haltlosen sexuellen Anschuldigungen und dem darauf gestützten Vorwurf des schlechten Charakters geführt wurde.

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  9. Auch das Nacktbaden (im Lindenhof, in Summerhill, in Barns, und in den Falkenrepubliken) beschäftigte die interessierte Öffentlichkeit

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  10. Die Kinderrepubliken der sozialdemokratischen Kinderfreunde/Falken der 20er Jahre wurden ebenfalls besonders wegen der Koedukation scharf angegriffen. Die Tatsache, daß in den Zelten der Falkenrepubliken Jungen und Mädchen gemeinsam schliefen (dutzendweise, gemeinsam mit erwachsenen Erziehern) regte vor allem im katholischen Rheinland und in Österreich die Phantasie der Kritiker gewaltig an, bis hin zur sicheren Vorhersage rapide zunehmender Geschlechtskrankheiten durch Pater Zyrill Fischer.

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  11. Thomas Mott Osborne wurde als Leiter des Staatszuchthauses Sing-Sing, in dem er mit Gefangenenselbstverwaltung experimentierte, mehrfach mit haltlosen HomosexualitätsVorwürfen verfolgt und schließlich aus dem Amt gedrängt (vgl. Kapitel 11.3. und Roll 1971: 281).

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  12. Dora Russell, die auch das Vorwort für die amerikanische Originalausgabe von Lindseys Kameradschaftsehe verfasst hatte, und ihr Ehemann Bertrand Russell waren eifrige publizistische Vorkämpfer der freien Liebe. Vom selben New Yorker Bischof Manning, der zehn Jahre zuvor die Kampagne gegen Lindsey anführte, wurde Anfang der 1940er Jahre eine Propagandakampagne geleitet, die es Bertrand Russell unmöglich machte, die Mathematik-und Philosophieprofessur am College of the City of New York wahrzunehmen. Hauptvorwurf waren Russells Atheismus und seine freiheitlichen Sexualauffassungen. Aufgrund von Klagen urteilte das Gericht, ein Lehrstuhl Russells wäre ein Lehrstuhl für Unanständigkeit und eine Beschäftigung Russells sei eine Beleidigung der Bürger New Yorks und deshalb rechtswidrig. 1950 erhielt Russell den Nobelpreis, ausgerechnet für sein Buch Ehe und Moral,das Hauptgrund der Angriffe gewesen war! (vgl. Sandvoss 1991: 88–90; Clark 1984: 279, 298–300; Edwards 1968: 223–260).

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  13. Dies Problem ist recht alt. Schon Trotzendorfs Schule im 16. Jahrhundert fand keinen geeigneten Nachfolger für den Gründer (vgl. Kapitel 9). Auch die Probleme der George Junior Republic hängen zusammen mit ihrer Professionalisierung.

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  14. Versuche, mit Erziehung Gewinne zu machen, sind meist gescheitert z B. bei Pestalozzi (vgl. Liedtke 1968: 51 ff.). Erziehungseinrichtungen sind im allgemeinen eher ein Zuschußgeschäft als ein profitables Unternehmen. Der von Makarenko und von Silva erweckte Eindruck, daß ihre Einrichtungen durch den Erlös der Kinderarbeit finanziert werden, ist nicht glaubhaft (vgl. Kapitel 20.6.5.2. und 23.1.6.).

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  15. Neill gründete seine Schule mit Spendenmitteln, in den ersten Jahren in England überlebte die Schule ebenfalls nur dank einer großen Spende. Neill klagte häufiger über unbezahlte Schulgebühren, die die Schule in den 50er Jahren schließlich beinahe ruiniert hätten. Neill war auch häufig sein eigener Mäzen: er investierte das Geld, das er als erfolgreicher Buchautor und Redner verdiente, in seine defizitäre Heimschule. Der große Erfolg des SummerhillBuches rettete Summerhill vor dem unmittelbar bevorstehenden Konkurs (vgl. Kapitel 18). Auch Bemposta ist offenbar ebenfalls stets in großen Finanznöten, aus denen es einerseits mit höchst zweifelhaften (betrügerischen) Mitteln zu entkommen suchte, die ihm andererseits die Einmischung pädagogisch höchst unfähiger Personen (geldgebende Verwandte) eintrugen.

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  16. It is comparatively easy to start Junior Republics and to secure for them the requisite backing. It is very difficult to find the right kind of people to direct the work. It is easy to find boys and girls capable of governing themselves. It is difficult to find adults who have the requisite faith and breadth of vision to allow them to do so in fact as well as in name. The Art of running a Junior Republic is not to run it at all. This is a difficult art to learn, and hence the necessity of the training school where it is taught under the supervision of the originator of the Republic idea.“ (George & Stowe 1912: 117 )

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  17. Hier sind zu nennen: George und Osborne, Neill und Mrs. Lins, sowie in der Ford-Republic Lane und die Lehrerin.

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Kamp, JM. (1995). Selbstregierung und Erziehung in der Republik. In: Kinderrepubliken. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10478-0_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10478-0_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-1357-6

  • Online ISBN: 978-3-663-10478-0

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