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Zur Entwicklung von Armut und Wohlstand in der Bundesrepublik Deutschland — eine Bestandsaufnahme

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Zusammenfassung

Die aktuelle Debatte um Kinderarmut bzw. die „Infantilisierung der Armut“ hat das gesellschaftspolitische Interesse an Altersarmut verdrängt und teilweise durch Thesen einer „Überversorgung“ der Senior(inn)en ersetzt. Die in diesem Zusammenhang implizit aufgeworfene Frage nach der Generationengerechtigkeit stellt einen spezifischen Aspekt des allgemeinen Problems der Verteilungsgerechtigkeit dar.2 Sie ist von daher nur im Kontext der Gesamtentwicklung von Wohlstand und seiner Verteilung in einer Gesellschaft sinnvoll zu diskutieren. Hier wird versucht, einen empirischen Beitrag zur notwendigen Bestandsaufnahme zu leisten, ohne die eine sachliche gesellschaftspolitische Auseinandersetzung nicht möglich ist. Dabei gilt unter den normativen Gesichtspunkten von Gerechtigkeit und sozialstaatlichen Aufgaben den Randbereichen der Verteilung, d.h. Armut und gehobenem Wohlstand3, besondere Aufmerksamkeit.

Die folgende Untersuchung entstand im Rahmen des von der Hans-Böckler-Stiftung finanzierten Projekts „Personelle Einkommensverteilung”.

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Referenzen

  1. Die folgende Untersuchung entstand im Rahmen des von der Hans-Böckler-Stiftung finanzierten Projekts „Personelle Einkommensverteilung”.

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  2. Dementsprechend ist der Drei-Generationen-Vertrag als Element eines umfassenden Sozialvertrages zu interpretieren. Vgl. hierzu: Richard Hauser, Generationenverträge als Basis des Sozialstaates: Ökonomische Interpretationsmöglichkeiten und fiskalische Konsequenzen, in: Engelbert Theurl (Hrsg.), Der Sozialstaat an der Jahrtausendwende. Analysen und Perspektiven, Heidelberg 2001, S. 31ff.

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  3. Wir vermeiden im Folgenden den Reichtumsbegriff, weil dieser bisher — im Gegensatz zum Armutsbegriff — in der Literatur noch kaum theoretisch erörtert und konkretisiert worden ist.

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  4. Schwierigkeiten ergeben sich insbesondere bei der Bewertung dieser Wohlstandskomponenten sowie bei der Entwicklung eines Gewichtungskonzepts zur Schaffung eines umfassenden Indikators.

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  5. Zum Konzept des Äquivalenzeinkommens und zu den damit implizierten Annahmen vgl. Richard Hauser, Zur Messung individueller Wohlfahrt und ihrer Verteilung, in: Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Wohlfahrtsmessung — Aufgabe der Statistik im gesellschaftlichen Wandel (Schriftenreihe Forum der Bundesstatistik, Bd. 29), Stuttgart 1996, S. 13ff., insbesondere S. 17. Verschiedene Ansätze zur Ableitung von Äquivalenzskalen werden dargestellt und diskutiert von Jürgen Faik, Äquivalenzskalen. Theoretische Erörterung, empirische Ermittlung und verteilungsbezogene Anwendung für die Bundesrepublik Deutschland, Berlin 1995.

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  6. Zur Begründung der älteren OECD-Skala vgl. Richard Hauser/Jürgen Faik, Strukturwandel der unteren Einkommensschichten in der Bundesrepublik Deutschland während eines Vierteljahrhunderts — eine Untersuchung auf Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichproben unter Berücksichtigung der in der Sozialhilfe implizierten Bedarfsgewichte und der Änderung der Unterkunftskosten. Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit, Frankfurt am Main 1996; die dort abgeleitete „modifizierte Sozialhilfeskala” kommt der hier verwendeten älteren OECD-Skala sehr nahe.

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  7. Zum Unterschied zwischen der Verteilung der Haushaltsnettoeinkommen auf Haushalte und der Verteilung der Nettoäquivalenzeinkommen auf Personen vgl. Irene Bekker, Zur personellen Einkommensverteilung in Deutschland 1993: Fortsetzung des Trends zunehmender Ungleichheit. Arbeitspapier Nr. 13 des EVS-Projekts „Personelle Einkommensverteilung in der Bundesrepublik Deutschland”, Frankfurt am Main 1998, S. 12a (Tab. 2)

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  8. Zit. nach: Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Schlussbericht des Zweiten Europäischen Programms zur Bekämpfung der Armut 1985–1989, Brüssel 1991 [KOM(91)29 endg.], S. 4

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  9. Nach einer anderen Definition, die insbesondere in den USA herangezogen wird, gilt der Median als Indikator des mittleren Lebensstandards.

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  10. Als Abstand zum Mittelwert, bei dem das zur Sicherung des soziokulturellen Existenzminimums erforderliche Einkommensniveau gerade noch erreicht wird, werden in einigen Studien auch 40 oder 60 Prozent zugrunde gelegt. Vgl. in diesem Zusammenhang: Peter Semrau/Hans-Jörg Stubig, Armut im Lichte unterschiedlicher Messkonzepte, in: Allgemeines Statistisches Archiv, Bd. 83 (1999),

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  11. und Richard Hauser/Irene Becker, Einkommensverteilung im Querschnitt und im Zeitverlauf 1973 bis 1998. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Bonn 2001, S. 39ff.

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  12. Vgl. Ernst-Ulrich Huster, Enttabuisierung der sozialen Distanz: Reichtum in Deutschland, in: ders. (Hrsg.), Reichtum in Deutschland. Die Gewinner in der sozialen Polarisierung, Frankfurt am Main/New York 1997, S. 12f.;

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  13. Stefan Weick, Wer zählt zu den „Reichen” in Deutschland?, in: Informationsdienst Soziale Indikatoren (ISI) 24 (2000), S. 1ff.

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  14. Vgl. Ernst-Ulrich Huster, Einkommensverteilung und hohe Einkommen in Deutschland, in: ders. (Hrsg.), Reichtum in Deutschland, a.a.O., S. 54;

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  15. Richard Hauser/Irene Becker, Einkommensverteilung im Querschnitt und im Zeitverlauf 1973 bis 1998, a.a.O., S. 44ff. und S. 169ff.

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  16. Der Stichprobenumfang lag beispielsweise 1962 bei gut 33.000 Haushalten, 1983 bei ca. 44.500 Haushalten und 1998 unter Einbeziehung von Ostdeutschland bei gut 62.000 Haushalten. Die EVS sind als Quotenstichproben angelegt, die auf der Basis des jeweils aktuellen Mikrozensus hochgerechnet werden. Vgl. Statistisches Bundesamt, Fachserie 15, Wirtschaftsrechnungen, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 1983 und 1988, Heft 7, Stuttgart 1997

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  17. Dies ist ein generelles Problem bei Einkommensbefragungen mit freiwilliger Teilnahme und ohne Auskunftspflicht; es wirkt sich bei der EVS dahingehend aus, dass Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen oberhalb einer „Abschneidegrenze” wegen der geringen Fallzahl bei Auswertungen unberücksichtigt bleiben. Der Grenzwert lag 1998 und 1993 bei 35.000 DM, 1983 und 1988 bei 25.000 DM, 1978 bei 20.000 DM und 1973 bei 15.000 DM.

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  18. Die Repräsentativitätsfehler wirken sich dahingehend aus, dass im Vergleich zu Aggregaten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen die Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen in der EVS wesentlich unvollständiger erfasst sind als die Einkommen aus unselbstständiger Arbeit. Über die Verteilung der nicht erfassten Einkommen liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor, sie lassen sich jedenfalls nicht vollständig dem unterrepräsentierten obersten Einkommensbereich zuordnen.

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  19. Mit der EVS 1998 wurde eine wesentliche Änderung vollzogen. Erstmals haben die Stichprobenhaushalte nicht über das gesamte Jahr Aufzeichnungen ihrer Einnahmen und Ausgaben gemacht, sondern die Erhebungen bezogen sich für jeweils ein Viertel der teilnehmenden Haushalte auf das erste, zweite, dritte bzw. vierte Quartal des Jahres. Die von diesem methodischen Schnitt ausgehenden Effekte auf die Ergebnisse werden diskutiert in: Richard Hauser/Irene Becker, Einkommensverteilung im Querschnitt und im Zeitverlauf 1973 bis 1998, a.a.O., S. 50ff. Unterschiede zwischen Verteilungsindikatoren auf Basis der EVS 1993 und der EVS 1998 sind entsprechend vorsichtig zu interpretieren.

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  20. Vgl. als neuere Untersuchung auf Basis des SOEP: Walter Hanesch/Peter Krause/ Gerhard Bäcker, Armut und Ungleichheit in Deutschland. Der neue Armutsbericht der Hans-Böckler-Stiftung, des DGB und des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Reinbek bei Hamburg 2000

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  21. Umrechnung der Nominalwerte zu Preisen von 1995 unter Rückgriff auf den Preisindex der Lebenshaltung aller privaten Haushalte; vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 1999/2000, Bun-destags-Drs. 14/2223, Bonn 1999, Tab. 58*

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  22. Der Wertebereich liegt zwischen den Extremen 0 (Gleichverteilung) und 1 (Konzentration des Gesamteinkommens auf eine Person). Zu den normativen Setzungen und spezifischen Sensitivitäten des Gini-Koeffizienten und anderer Verteilungsmaße vgl. Jürgen Faik, Äquivalenzskalen, a.a.O., S. 293ff., sowie Richard Hauser, Zur Messung individueller Wohlfahrt und ihrer Verteilung, a.a.O., S. 28ff.

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  23. 1973 betrug die Arbeitslosenquote (in Prozent der abhängigen zivilen Erwerbspersonen) noch 1,2 Prozent, 1978 bereits 4,3 Prozent. Zur Entwicklung der Arbeitslosenquote und anderer gesamtwirtschaftlicher Indikatoren für den gesamten Untersuchungszeitraum vgl. Richard Hauser/Irene Becker, Einkommensverteilung im Querschnitt und im Zeitverlauf 1973 bis 1998, a.a.O., S. 6ff., und die dort angegebenen Quellen.

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  24. 1993 betrug das durchschnittliche Nettoäquivalenzeinkommen in Ostdeutschland zwei Drittel des westdeutschen Vergleichswerts, 1998 bereits drei Viertel (Tab. 1,1. Zeile).

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  25. Die Deziisbetrachtung ist für die Frage nach der Betroffenheit von relativer Armut und dem Ausmaß von relativem Wohlstand nicht ausreichend, weil die Verteilung innerhalb der Dezile verborgen bleibt. So lag die durchschnittliche relative Einkommensposition des untersten Dezils in Gesamtdeutschland 1998 mit 41 Prozent zwar deutlich unter der hier gewählten Armutsgrenze; es ist aber nicht offensichtlich, ob dieser Wert sich aus einzelnen Positionen ergibt, die teils unter und teils über der Armutsgrenze liegen, oder aus generell unter der Armutsgrenze liegenden individuellen Positionen. Entsprechendes gilt für die im Durchschnitt des 10. Dezils deutlich oberhalb der Wohlstandsgrenze liegende relative Einkommensposition.

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  26. Vgl. Richard Hauser/Irene Becker, Einkommensverteilung im Querschnitt und im Zeitverlauf 1973 bis 1998, a.a.O., S. 12f1f.

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  27. Damit wurde der Übergang von der Brutto- zur Nettolohnanpassung vollzogen.

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  28. Vgl. Richard Hauser/Irene Becker, Einkommensverteilung im Querschnitt und im Zeitverlauf 1973 bis 1998, a.a.O., S. 122f.

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  29. Nach Ergebnissen der EVS betrug das ostdeutsche Durchschnittseinkommen 1993 ca. 72 Prozent und 1998 ca. 79 Prozent des gesamtdeutschen Durchschnitts, während der westdeutsche Durchschnitt bei 107 bzw. 105 Prozent des Mittelwerts insgesamt lag.

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  30. Vgl. Richard Hauser/Irene Becker, Einkommensverteilung im Querschnitt und im Zeitverlauf 1973 bis 1998, a.a.O., S. 125

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  31. 1998 lag in Westdeutschland die Armutsquote der Personen in Haushalten mit einer männlichen Bezugsperson ab 65 Jahren bei 10,1 Prozent, in Haushalten mit einer weiblichen Bezugsperson ab 65 Jahren bei 14,4 Prozent. Damit lagen die Betroffenheiten nicht so weit unter den entsprechenden Werten von 1973 – 11,3 bzw. 16,6 Prozent -, wie häufig angenommen wird. Vgl. Richard Hauser/Irene Becker, Einkommensverteilung im Querschnitt und im Zeitverlauf 1973 bis 1998, a.a.O., S. 125

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  32. Dieser Begriff wurde geprägt von Werner Hübinger, Prekärer Wohlstand. Neue Befunde zu Armut und sozialer Ungleichheit, Freiburg im Breisgau 1996.

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Christoph Butterwegge Michael Klundt

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© 2003 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Becker, I., Hauser, R. (2003). Zur Entwicklung von Armut und Wohlstand in der Bundesrepublik Deutschland — eine Bestandsaufnahme. In: Butterwegge, C., Klundt, M. (eds) Kinderarmut und Generationengerechtigkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10475-9_3

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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