Zusammenfassung
Angesichts der Verarmung junger Familien bzw. der überproportionalen Betroffenheit von Sozialhilfebezug, die Kinder und Jugendliche aufweisen,1 bleibt das Missverhältnis zwischen den bescheidenen Fortschritten der rotgrünen Steuer- und Rentenreform sowie der Erhöhung des Kindergeldes und der sich weiter ausbreitenden Kinderarmut in der Öffentlichkeit stark unterbelichtet. Eine wirksame Lobbyarbeit für die Interessen der Kinder und (Teil-) Familien ist somit an sich eine dringende und unterstützenswerte Aufgabe. In Deutschland hat sich dieses Ziel das Heidelberger Büro für Familienfragen und Soziale Sicherung gesetzt, welches familienpolitische Entwicklungen und Diskussionen in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Gutachten und Tagungen, Stellungnahmen und Presseerklärungen kritisch begleitet.2
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References
wird eine generelle Schieflage zwischen Eltern bzw. Erziehungsberechtigten und Kinderlosen gesehen, die sich durch die gesamten Steuer-, Renten- und Sozialtransfers hindurchzieht. Diese Schieflage wird für stetig rückläufige Geburtenraten und die daraus folgende Überalterung der Gesellschaft mit den bekannten Konsequenzen für die Rentenversicherung sowie die zunehmende Marginalisierung der Interessen von Familien und Kindern in allen Bereichen der Gesellschaft verantwortlich gemacht.
wird eine allgemeine Missachtung der Erziehungsleistung von Eltern kritisiert. Der Systemfehler der Sozialpolitik bestehe darin, dass Kinderlose während ihrer — durch Kindererziehung nicht eingeschränkten — Er-
Vgl. dazu: Christoph Butterwegge (Hrsg.), Kinderarmut in Deutschland. Ursachen, Erscheinungsformen und Gegenmaßnahmen, 2. Aufl. Frankfurt am Main/New York 2000
Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den regelmäßig erscheinenden Pressedienst des Heidelberger Büros für Familienfragen und Soziale Sicherheit, Freiburg im Breisgau werbsphase einen Aufbau von Sachkapital betreiben, das sie zur späteren Fruchtziehung i.S. von Zinserträgen bzw. zur uneingeschränkten Akkumulation von Versicherungsansprüchen in den Systemen der kollektiven Sicherung nutzen könnten, was sie von der individuellen Vorsorge für die Altersphase enthebe. Um den Aufbau des zukünftigen Humankapitals kümmerten sie sich, auf konsequente Art ihren eigenen Nutzen maximie-rend, nicht.
Hans Heinrich Nachtkamp, Mehr Freiheit für die Eltern. Plädoyer für ein staatliches Erziehungsgehalt, in: Pressedienst des Heidelberger Büros für Familienfragen und Soziale Sicherheit v. 2.10.2000 (auch erschienen in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 13.9.2000)
Das Heidelberger Büro für Familienfragen und Soziale Sicherheit hat hierzu ein ausführliches Gutachten vorgelegt. Vgl. Christian Leipert/Michael Opielka, Erziehungsgehalt 2000. Ein Weg zur Aufwertung der Erziehungsarbeit. Gutachten im Auftrag des Deutschen Arbeitskreises für Familienhilfe, Freiburg im Breisgau 1998. Vgl. kritisch hierzu: Brigitte Stolz-Willig, Neubewertung der Familienarbeit — Erziehungsgehalt als Perspektive?, in: Brigitte Stolz-Willig/Mechthild Veil (Hrsg.), Es rettet uns kein höh’res Wesen. Feministische Perspektiven der Arbeitsgesellschaft, Hamburg 1999, S. 94ff.
Hans Heinrich Nachtkamp, Mehr Freiheit für die Eltern, a.a.O.
Vgl. Ilona Ostner, Arm ohne Ehemann?, Sozialpolitische Regulierung von Lebenschancen von Frauen im internationalen Vergleich, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament 36–37/1995, S. 3ff.
Vgl. Gerhard Bäcker/Brigitte Stolz-Willig (Hrsg.), Kind, Beruf, Soziale Sicherung. Zukunftsaufgabe des Sozialstaats, Köln 1994
Die folgenden Angaben nach: WSI, FrauenDatenReport, Berlin 2000, S. 43ff.
Vgl. Herbert Düll/Peter Ellguth, Betriebliche Strukturen der Teilzeitbeschäftigung in Westdeutschland. Ergebnisse aus dem IAB Betriebspanel 1993, 1996 und 1998, in: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 3/1999, S. 269ff.
Vgl. Petra Beckmann/Birgit Kempf, Arbeitszeit und Arbeitszeitwünsche von Frauen in West- und Ostdeutschland, in: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 3/1996, S. 388ff.
Vgl. Michael Endler/Petra Beckmann, Arbeitszeitmodelle in der Partnerschaft von heute und partnerschaftliche Arbeitszeitmodelle von morgen, in: IAB Werkstattberichte 1997
Vgl. Kerstin Jürgens/Karsten Reinecke, Zwischen Volks- und Kinderwagen. Auswirkungen der 28,8 Stunden-Woche bei der VWAG auf die familiale Lebensführung von Industriearbeitern, Berlin 1998; Wilfried Glißmann/Angela Schmidt, Mit Haut und Haaren. Der Zugriff auf das ganze Individuum. Sonderausgabe “denkanstöße — IG Metaller in der IBM”, Frankfurt am Main 2000; Hans-Jürgen Urban, Kollektive Arbeitszeitpolitik im flexiblen Kapitalismus. Optionen und Restriktionen gewerkschaftlicher Zeitpolitik, in: Brigitte Stolz-Willig (Hrsg.), Arbeit und Demokratie. Solidaritätspotenziale im flexiblen Kapitalismus, Hamburg 2001, S. 67ff.
Vgl. Günther Voß/Heinrich Pongratz, Der Arbeitskraftunternehmer, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 1/1998, S. 131ff.
Vgl. Ulla Knapp, Beschäftigung und Geschlechterverhältnis. Discussion Paper Nr. 5 der Hochschule für Wirtschaft und Politik, Hamburg 2000
Vgl. Claus Schäfer, Cetero censeo: Die Arbeitszeit muß verkürzt, die “Lebenszeit” verlängert werden, in: Loccumer Initiative kritischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (Hrsg.), Weniger Arbeit — weniger Demokratie. Arbeitslosigkeit, Demokratiegefährdung und Neuverteilung der Arbeit, Hannover 1998, S. 27ff.
Vgl. Brigitte Stolz-Willig/Franziska Wiethold, Auf konflikthaften Wegen zu neuer Arbeit — gegen naive Vorschläge und billigen Konsens, in: Hans-Jürgen Arlt/Sabine Nehls (Hrsg.), Bündnis für Arbeit. Konstruktion — Kritik — Karriere, Opladen/Wiesba-den 1999, S. 167ff.
Vgl. Ingrid Kurz-Scherf, Gleichberechtigung in Zeiten zunehmender sozialer Ungleichheit, in: Femina política. Zeitschrift für feministische Politik-Wissenschaft 2/2000, S. 86
Vgl. z.B. Kinder — Familie — Zukunft. Familienpolitischer Leitantrag des SPD-Parteivorstandes zum Bundesparteitag vom 19. bis 22. November 2001 in Nürnberg
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Stolz-Willig, B. (2003). Generationen- und Geschlechtergerechtigkeit oder: Familienarbeit neu bewerten — aber wie?. In: Butterwegge, C., Klundt, M. (eds) Kinderarmut und Generationengerechtigkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10475-9_14
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