Zusammenfassung
In den letzten Jahren haben Thematisierungen der Armut deutlich zugenommen.17 Daß die Armut im Lande in den letzten fünfundzwanzig Jahren gewachsen ist, dürfte weitgehend unbestritten sein und hat inzwischen eine breite Aufmerksamkeit in den Medien erfahren18. Verschiedene Aspekte dieser Armut sind beunruhigend, so etwa auch, daß die „verdeckte Armut“ in Ostdeutschland schnell zugenommen hat19, was nicht gerade nach blühenden Landschaften aussieht. Aber im Zentrum der Besorgnis über die steigende Armut steht eine andere Entwicklung: Nicht nur Armutsforscher, sondern die Politik, Verbände und Gewerkschaften beschäftigen sich in diesem Kontext mit der tatsächlich oder angeblich wachsenden Kinderarmut.20 Kinderarmut meint hier, daß Kinder arm sind und nicht, daß Kinder in der Gesellschaft Mangelware werden. Auch letzteres gibt ja Anlaß zur Sorge; denn die Reproduktionsrate der Bevölkerung sinkt und das Durchschnittsalter wächst, so daß Kinder einen immer kleiner werdenden Anteil an der Bevölkerung ausmachen. Es geht somit bei der Kinderarmut auch nicht um die Sorge, daß dadurch die eingerichteten Systeme der sozialen Sicherung in ihrer Funktionsfähigkeit gefährdet erscheinen, also die Probleme, die neuerdings unter dem Schlagwort der Generationengerechtigkeit diskutiert werden.
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Literatur
Vgl. zusammenfassend: R. Hauser 1995a, 1997a und die dort angegebene Literatur, sowie Hauser 1997c, Hanesch1995, Joes/Meyer 1998, Hanesch u.a. 2000. Zur Armut in Ostdeutschland vgl. auch „Menschen im Schatten“; Caritas 98 (Hef t6) 1997 und Hauser/Glatzer/Hradil 1996, Kap. 4. Nauck/Joos 1996. Allgemein zu den Lebensverhältnissen von Kindern bis ca. 1993 vgl. Nauck/Bertram 1995.
Vgl. z.B. SPIEGEL Nr. 41, 1997; DIE ZEIT 24.10.1997.
CARITAS/DIAKONIE: Menschen im Schatten Hübinger 1997. In dieser Studie wird ein Verhältnis von 17 verdeckten auf 10 „bekämpfte“ Arme berichtet. 1990 ging man in West-Deutschland dagegen noch von ca. 33–50% verdeckter Armut aus. Vgl. Hauser, NDV, 1995.
So etwa auch GEW; EuW 10/97; vgl. auch CARITAS ‘88, S. 11 ff. Die heftige Debatte über die Verzögerung bei der Veröffentlichung des 10. Kinder-und Jugendberichts im Juli 98 ging nicht zuletzt auf die Vermutung zurück, daß die Ergebnisse zur Kinderarmut schlecht ins Bild vom Aufschwung passen würden.
Vgl. Hanesch u.a. 2000, Tab. 2–6, S. 67.
Vgl. Hanesch u.a. 2000, Tab. 2–9, S. 74. Der Gini Koeffizient ist 0, wenn alle Einkommen zwischen dem niedrigsten und dem höchsten gleich oft vorkommen und 1, wenn einer alleine das Gesamteinkommen hat. Bei Gleichverteilung müßte er theoretisch den Wert -1 annehmen. Negative Werte werden aber empirisch nie gefunden.
Ibd., Tab. 2–10, S. 75.
Vgl. Robert Reich: The Work of Nations. N.Y. 1992 (deutsch 1993).
Zum Beispiel sind in Augsburg 1/3 der Sozialhilfeempfänger Kinder und Jugendliche und jeder fünfte Haushalt von Alleinerziehenden erhält Sozialhilfe; Zweiter Armutsbericht für Augsburg 1997. Die Sozialhilfeempfängerquote der unter 15jährigen in Hamburg betrug 1993 19,9% (LANDESSOZIALAMT HAMBURG 1997, Tab. 5) Dort ist von 1980 auf 1993 vor allem der relative Anteil der Ehepaare mit Kindern unter den Sozialhilfeempfängern gestiegen (von 6,3% auf 11,8%; ibd. Tab. 6). Besonders gründlich ist die Untersuchung von Hradil/ Müller 1999 zur Armut in Schleswig-Holstein.
Joos 1997, S. 73.
Von 16,2% auf 11,2%; foos 1997, S. 76; vgl. auch Weick 1996 und 1998.
Zur Berechnung von Armutsquoten und den Differenzen unterschiedlicher Verfahren vgl. ausführlich Kap. 7.
Vgl.aber zur relativen Stabilität der Gruppenvergleiche bei unterschiedlichen Armutsmaßen Klocke 2000.
Weick, 1998, S. 82, Abb. 2.
Dieser Trend ist weltweit zu beobachten; vgl. zu den USA HUSTON 1991a; zu Deutschland z.B. Hanesch u.a. 2000. Eine relativ aktuelle Zusammenstellung der Einkommensarmut, gemessen mit den Daten des SOEP, findet sich auch in DATENREPORT 1997, S. 515–525. Tab. 4 dort zeigt eindrucksvoll, daß die Armutsmaße für strenge Armut (40%), Armut (50%) und relative Armut (60%) sämtlich von 1990 bis 1995 deutlich gestiegen sind (bezogen auf Westdeutschland) (3,9 -> 6,1%; 10,5 -> 13,0% und 18,5 -> 21,9%) Relativ zum Ausgangswert ist die strenge Armut am stärksten gestiegen. Tab.7 zeigt die Verteilung der Armutsquote über verschiedene Bevölkerungsgruppen. Für die Kinder (Alter 0–15 Jahre) weist sie folgende Quoten auf: 1985: 20,3%; 1990:16,7% und 1995:21,8%. Nach einem Rückgang in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre ist seit 1990 ein erneuter starker Anstieg zu verzeichnen. (Westdeutschland). Zu England vgl. z. B. Bradshaw 1998 und Micklewright/Steward 2000.
Wie die Zahlen des „Ersten Berichts zur sozialen Lage in Bayern“ (BAYERISCHES SOZIALMINISTERIUM 1998) oder auch die Sozialhilfedaten für 1997. Vgl. Statistisches Bundesamt, 1998, Fachserie 13, Sozialleistungen.
HLU ist die laufende Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem BSHG.
BAYERISCHES SZIALMINISTERIUM 1998, S. 81.
Vgl. Hauser 1988 und ders. 1987; wir werden unten allerdings argumentieren, daß es angemessener wäre, von der Matcrnalisierung der.
Barthelheimer 1997, S 39.
Vgl. Hübinger/Neumann 1998.
In dieser Studie werden freilich die Klienten der Beratungsstellen beider Einrichtungen befragt. Unter diesen sind naturgemäß kaum Kinder. Aber auch aus den Antworten der Erwachsenen ergeben sich keine spezifischen Hinweise auf Kindcrarmutsprobleme. Das kann aber auch an der Frageintention der Untersuchung liegen. So wurde etwa die Antwort auf die Frage, ob die Kinder an den üblichen Konsumgewohnheiten teilnehmen können, als Indikator für die persönliche Zufriedenheit gewertet (ibd., S. 261). Darin kommt eine Erwachsenenzentrierung zum Ausdruck, die Untersuchungen zur Kinderarmut, die die Perspektive der Kinder berücksichtigen wollen, überwinden müßten. Auch die erste Caritas Untersuchung (Hauser/Hübinger 1993a, 1993b und Hübinger/Hauser 1995) schlüsselt die Lebenslage von Kindern in Armut nicht als Lebenslage der Kinder auf.
Sozialhilfempfänger-Quote in 1995 6,5%; EU Armuts-Def.: 13%; vgl. oben; Zu den Sozialhilfedaten vgl. die kritische Darstellung von Niedrig 1998, der für den Stichtag 31.12.96 für Kinder unter 6 Jahren eine Quote von 8% und für Schulkinder 6% errechnet. Auf der Grundlage der CPS (Current Population Survey)-Daten errechnet das U.S. Census Bureau eine Armutsquote von 20,8% für die USA in 1995. Offensichtlich ist es nur schwer möglich, solche unterschiedlichen Quoten hinsichtlich ihrer sozialwissenschaftlichen Relevanz und Indikatorfunktion über die jeweilige Gesellschaft zu beurteilen.
Die zeitliche Entwicklung bringt das inzwischen vielzitierte Diagramm der Sozialhilfequoten auf der Basis der amtlichen Statistik zwischen 1980 und 1993 nach Alter zum Ausdruck; vgl. Abbildung 2; etwa auch Nauck 1995, S. 34, nach: WIRTSCHAFT und STATISTIK 7/1994. Die übliche Interpretation, hieran zeige sich die „Infantilisicrung der Armut“, muß man freilich mit Fragezeichen versehen. Die Kurven verweisen eher darauf, daß die Altersarmut in diesem Zeitraum auf Kosten der jüngeren erwerbstätigen Jahrgänge zwischen 25 und 40 Jahren niedrig gehalten wurde. Insofern spiegelt sich in der Kinderarmut eine Krise des Generationenvertrags und nicht eine solche des Familienlastenausgleichs oder einer spezifischen Kinderarmut.
Vgl. dazu ausführlich die Ausführungen u., Kap. 7.
Vgl. etwa Kaufmann 1997, S. 27ff.
Vgl. Bieback 1997, Trube/ Wohlfahrt 2001.
Helwig 1997, S. 7. Andere Autoren sehen zwar einen Zusammenhang, bewerten aber die Nicht-Arbeit von Alleinerziehenden eher negativ als Marktzugangsbarriere. Vgl. etwa Gerrter/Deubel 1999, S. 40.
Zur Frauenarmut vgl. z.B. Kickbusch/Ri’edmüller 1984, Möller/ Hehr 1987, Ostner 1995, Ostner/Vogel 95, Winkelmann 1998; zur anhaltenden Frauendiskriminierung im Bildungs-und Berufssystem einführend z.B. Krüger, H. 1998. Die darauf beruhende besondere Armutsanfälligkeit von Frauen in spezifischen Lebenslagen ist auch der Grund für die neue Kinderarmut. Zu den spezifischen Lebenslaufmustern Alleinerziehender vgl. Stegmann 1997. Darauf komme ich unten zurück. Zur Armut Alleinerziehender auch Napp-Peters 1995. Für die USA z.B. Bowen u.a. 1995.
Achtet man auf die Ursachen, so wäre es wohl angemessener, von der „Feminisierung“ der Armut zu sprechen. Vgl. Bianchi 1999, besser wäre noch,Maternalisierung` der Armut. S. Christopher u.a. 1999 und u. S. 53ff.
Hernandez 1993, vgl. zu Hernandez auch Nauck 1995, S. 27ff.
Hernandez 1993, S. 380/381.
Hill/Jenkins 1999, Fig. 1, S. 27.
Je nach Datensatz ergibt sich ein leichter Rückgang bis 1995; vgl. Hill/Jenkins Fig. 2, S. 28.
Gerade an einer solchen Entwicklung läßt sich zudem demonstrieren, daß die traditionelle Armutsmessung mittels relativer Einkommenschwellen nicht taugt, um solche Polarisierungen zu erfassen. Der Median der Einkommensverteilung z.B. kann völlig unempfindlich auf solche Tendenzen reagieren. Vgl. dazu die methodischen Bemerkungen in Kap. 7.
Vgl. UNICEF: Innocenti report card Issue No.1 june 2000; vgl. auch Bradbury/Jäntti 1999, die einen breiten Überblick auf der Basis der LIS-Daten geben.
Vgl. UNICEF 2000, S. 13.
Vgl. dazu die Beiträge inBackhaus-Mau1 1999.
Vgl. Lutz 1982, S. 138ff.
Vgl. Hosemann 1999.
Micklewright Steward 2000.
Hernandez Fig. 4.1, S. 103.
Rnspini, ISER (Institute for Social&Economic Research. Essex University) Working Paper 99-10, 1999.
Vgl. UNICEF 2000, S. 14, Figure 8.
Vgl. UNICEF 1999, Target 2000.
Die Berechnungen internationaler Organisationen gehen zwar davon aus, daß sich die Einkommensarmut in vielen Regionen der Dritten Welt in der Zeit von 1950 bis 2000 vermindert hat (z.B. UNDP 1997, S. 24ff.); aber dabei wird die Armutslinie in Dollar-Einkommen gemessen. FIäufig dürfte sich in den agrarischen Wirtschaften dann aber nur der fortschreitende Abbau der Subsistenzwirtschaft und die zunehmende Monetarisierung durch Urbanisierung in den gestiegenen Einkommen ausdrücken. Faktisch sind die Lebensumstände. dann aber trotz geringfügig erhöhten $-Einkommens noch widriger geworden, wie das ungebremste Wachstum der Suburbs und der Favelas demonstriert.
UN Report an the World Social Situation 1997, Kap. 2, Ziff. 5.
Vgl. Tab. X des UN Reports an the World Social Situation 1997, Kap. 2, Ziff. 9.
Dieser Prozeß hat längst auch die DR’s erreicht, und zwar nicht nur im mediterranen Süden. Wie weit die innere Aushölung demokratischer Machtstrukturen selbst in Regionen der USA schon fortgeschritten ist, zeigte sich, als die Auszählung der US-Präsidentenwahlen im Herbst 2000 die Aufmerksamkeit auf das Wahlverfahren im US-Staat Florida lenkte (vgl. Die ZEIT, 16.11.00, S. 3).
Vgl. UNDP 1997, S. 82ff., ähnlich auch UNDP Poverty Report 2000, Kapitel 1.
Vgl. dazu unten, Kap. 4.
The Won Bank Group: http://www.worldbank.org/poverty/inequal, S. 3.
Vgl. World Bank: World Development Report 2000/2001, S. 56ff.
Ibd., Kapitel 5, S. 77ff.: „Human, physical, and natural assets also lie at the core of weather an individual, household, or group lives in poverty — or escapes it.“
Obwohl sich durch räumliche Segregation und ethnische Differenzierungen auch hier längst kollektive Exklusionsschicksale wieder zeigen. Dazu unten, Kap. 5.
Vgl. hierzu Beisenherz 2000. Globalisierung wird hier verstanden nicht bloß als ökonomischer Prozeß zunehmender Verflechtung der Weltwirtschaft. Diese Sichtweise wäre sicher zu eng (vgl. dazu die Kritik von Fligstein 2000). Globalisierung ist mindest genauso ein kulturelles und soziales Phänomen. Die Internationalisierung der Medien und die Trends zu einer „Globalisierung“ (Robertson 1998, dens. 1992) sind ein zentraler Punkt dabei. Zur Globalisierung vgl. Etwa die Literatur in FN Nr. 75. Zur Rückwirkung auf die Formen der Urbanität vgl. Dileman/Hannet 1994.
Auf diesen Punkt gehe ich in Kap. 5 im Kontext des „aktivierenden Sozialstaates“ genauer ein.
Zur Ausbreitung des Exklusionsbegriff vgl. etwa Room 1995, Rodgers 1995a, 1995b, Silver 1995, Stichweh 1996, eapn 1999, Kommission der Europäischen Gemeinschaften KOM (2000) 79; im historischen Kontext Donzelot 1991, Donzelot/Roman 1991, Castel 1991. Zu den Fallstricken des Exklusionsbegriffs vgl. jedoch R. Castel 2000. In der deutschsprachigen Debatte wird meist nicht beachtet, daß der französische und der englische Sprachgebrauch von „exclusion“ deutlich unterschiedliche Konnotationen hat. Hier wird der französischen Version gefolgt, da nur in dieser Begrifflichkeit die Differenz zwischen Inklusion und Integration mitgedacht wird. Dazu u. Kap. 4. Vgl. Auch Bude 1998, Kronauer 1997.
Vgl. Luhmann 1997, ders. 1995, Stichweh 1996, Allbrow 1995, Albrow u.a. 1997, Eade 1997, Beck 1997 und Beiträge in Beck (Hg.) 1998, Hirst/ Thompson 1996, einen knapper Überblick zur Literatur findet man z.B. bei Buttenwegge 1999 und in Butterwegge u.a. 1999. Kritisch zu Prozessen und Begriff der Globalisierung etwa Altvater/Mahnkopf1996, Alderson 1999, Fligstein 2000.
Vgl. Beisenher. 2000.
So etwas euphemistisch Buffoni 1997; Buffoni untersucht, wie Arme in spezifischen Regionen der modernen Metropolen (ihr Beispiel: London) von der Globalisierung und neuen Vernetzung profitieren können. Dieser Typus von Armen ist gerade der (noch) nicht von Exklusion bedrohte, der noch Handlungsoptionen nutzen kann. Es handelt sich eher um ein traditionelles aber global mobilisiertes „Migrantenproletariat“ und nicht um die Armen, die als exklusionsbedrohte hier thematisch sind. Allerding verweisen Arbeiten wie die von Buffoni auf ein durchaus neues Phänomen: die relative Verarmung globaler Migrationsarbeiter, die in mindestens zwei soziokulturellen Kreisen verwurzelt sind und für die Armut zu einer Sache des jeweiligen Standpunktes wird.
Globalisierung ist daher mehr als ein technologisch bedingter wirtschaftlicher Expansionsprozeß; es ist die Entstehung einer Weltgesellschaft mit Tendenzen zu einer einheitlichen sozialen, kulturellen und politischen Ordnung, die sich freilich in ihrer Ausprägung sehr pluralistisch darstellen kann.
Diese haben freilich in der wirtschaftlichen Globalisierung eine gemeinsame Ursache, den marktwirtschaftlichen Automatismus zur sozialen Polarisierung; vgl. dazu Beisenher 2000.
Hoynes 1996, Tab. 5. Zur Verbreitung Alleinerziehender in den USA vg. Z.B. Garfinkel u.a. 1996 S. 9. Von 1960 bis 1990 stieg der Anteil alleinerzogener Kinder von 9% auf 25%. Die Zahl dürfte weiter angestiegen sein.
Vgl. zur Vertagung der Heirat bis auf einige Jahre nach der Geburt Tölke 1991.
Zur ökonomischen Einkommenssituation von Frauen vgl. u.a. Klammer u.a. 2000.
Engstler 1998, Abb. 25, S. 114.
Engstler 1998, Abb. 26, S. 116.
Vgl. dazu z.B. E. Scott u.a. 1999; die Autoren stellen fest, daß „one of the unanticipated effects of welfare reform could be the risk it poses to children… the real losers will be the children in the immediate future.“ (S. 25).
Anders etwa die Straßenkinder, die vor allem im ehemaligen Ostblock drastisch zunehmen. Vgl dazu Goede-Beisenher 2001. Zu Straßenkindern in Deutschland z.B. Zink/Permien 1998.
Bartelheimer 1997.
% der IILU-Kinder in Frankfurt 1994 haben einen alleinerziehenden Elternteil, i.d.R. Mütter, ibd. S. 137, Tab. 4.4–8.
Diesen Aspekt integriert z.B. Donzelot 1991 in den Begriff der bloß ökonomischen Verarmung, so daß Exklusion aus sozialen Zusammenhängen als sozioökonomisches Phänomen greifbar wird (vgl. dazu u. Kap.5).
Grundmann/Huinink 1991 und Stat. Bundesamt; Pressemitteilung vom 8.05.98.
Vgl. dazu in den USA die ausgedehnten Programme zum child support; ausführlich dazu etwa Kahn/Kamerman 1988 und Garfinkel 1992. Inzwischen hat sich freilich die Szene erheblich gewandelt. Vgl zu den neueren Problemen Meyer/ Bartfeld/Gainkel/Brown 1996. Der geringe Erfolg der Jugendämter in Deutschland beim Versuch, ausstehende Unterhaltsleistungen einzutreiben, ist notorisch. In den USA wurde die besondere Lage der Alleinerziehenden insbesondere von Garfinkel und McLanahan untersucht. Vgl. McLanahan/Sandefur 1994.
Wurden in den ersten 15 Jahren der Ehe von den 1950 geschlossenen ca. 8% geschieden, so von den 1980 geschlossenen schon fast 25%. Die Rate scheint weiter im Steigen zu sein. Vgl. Engstler 1998, Abb. 20, S. 91.
Engstler 1998, Abb. 21, S. 100.
Engstler 1998, Abb. 22, S. 101.
Das wäre das traditionale Muster der Verknüpfung von Ehe und Berufsausbil dungsabschlufl, das in dieser horm allerdings überwiegend für den Mann galt.
Vgl. Abb. 28 bei Engstler 1998. Die Kurve zeigt graphisch sehr anschulich das unterschiedliche biographische Muster der Erwerbsbeteiligung von Müttern und Nicht-Müttern.
Vgl. Abbildung 6.
Wie die Einbettung in triadische Interaktionstrukturen heute erreicht werden kann, dürfte zu den gravierendsten Problemen einer sozialpolitischen Ausrichtung der Kinderbetreuung gehören.
In Deutschland 8,3 mal so hoch; vgl. INNOCENTI REPORT CARD Issue No. 1, 2000.
Alle Zahlen nach ibd., Fig 3. Abweichungen von anderen Zahlen erklären sich z.T. durch das Bezugsjahr, zum anderen daraus, daß den Zahlen die 50%-Grenze vom Median, nicht vom Durchschnitt zugrunde liegt.
Vgl. z.B. für die USA im Kontext der Globalisierung Morris/Western1999 und die umfangreiche Literatur dort.
Vgl. hierzu etwa die Beiträge in Beck/Beck-Gernsheim 1994. Besonders einschlägig sind hier die Beiträge von M. Kohli (ibd., S. 219) und von K.U. Mayer/W. Müller(ibd. S. 265) Zur kulturellen Differenz vgl. Kohli 1992. Auf die unterschlagenen Folgekosten verweisen eindringlich Wallerstein/Blakeslee 1994. Sie zitieren die Studie von L. Weitzman (The Divorce revolution, dies. 1985) und resumieren: „Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen, sind Frauen und Kinder eindeutig die Leidtragenden einer Scheidung. Eine in Kaliformien durchgeführte Studie ergab, daß Frauen mit minderjährigen Kindern im ersten Jahr nach der Scheidung durchschnittlich einen Rückgang des Lebensstandards um 73% hinnehmen mußten. Bei ihren Ehemännern hingegen stieg der Lebensstandard um 42%. Die Studie prognostiziert eine Zweiklassengesellschaft, in der Frauen und Kinder die unterdrückte Klasse bilden.“
Was für Väter hingegen immer noch plausibler ist; 98% der Alleinerziehenden mit HLU Bezug in Bayern waren 1996 Frauen; vgl. BAYERISCHES SOZIALMINISTERIUM 1997, S. 81.
Quelle: Engstler 1998, S. 117.
Vgl. ähnlich auch Dangschat 1999, S. 75ff., der betont, daß sozialwissenschaftliche Erklärungen für persistierende Armutslagen ohne klassentheoretische Perspektive wenig Erfolg versprechen.
Laut offizieller Statistik gehen zwar seit 1999 die Arbeitslosenzahlen leicht zurück. Dabei spielte eine moderate Konjunkturbelebung dank ausserordentlicher Faktoren (EURO Wechselkurs) eine sicher nur vorrübergehende Rolle. Fundamental zeigt sich freilich weiterhin in vielen Sektoren der Industrie und Dienstleistung ein hohes Fusions-und Freisetzungspotential. Das „Ende der Fahnenstange“ für Massenentlassungen, zumindest für dauerhaften Einstellstop ist noch nicht erreicht, wie alltägich der Blick in den Wirtschaftsteil lehrt. Initiativen der Politik konzentrieren sich sichtlich auf Ausbildung und Scheinarbeitsverhältnisse. Die massive Entwertung vorhandener Arbeitskraft und die Nutzung von EDV-abhängigen Intensivierungspotentialen kann sie aber kaum verhindern, auch nicht durch populistische Generalisierungen von Faulheitsverdacht.
Vgl. Eurostat, news release Nr. 94/2000, Tab. 1 und 2.
Vgl. Eurostat news release Nr. 14/2000.
Ausführlich mit statistischen Daten zur Armut durch Arbeit oder durch Arbeitslosigkeit in unterschiedlichen Haushalten Strennmann-Kuhn 2000. Zur Armut durch Niedriglöhne ausführlich schon Pohl/Schäfer 1996. Daß geringere Löhne kaum mehr Beschäftigung bringen, aber sicher größere Armut, wird ausführlich dargestellt in den Beiträgen in Schäfer 2000b.
Das ist aber nicht einfach die Wiederkehr des alten Musters, nach dem arme Leute viele Kinder haben, weil die Kinder ihr „Reichtum“ sind, da sie Arbeitskraf darstellen. Dieses heute noch in der Dritten Welt zu findende Verhaltensmuster gilt dann nicht mehr, wenn Kinder ökonomisch gesehen primär eine Belastung und keine „Wert”quelle mehr sind., und Arbeitskraft erst über lange Bildung entsteht.
Vgl. Wirtschaft und Statistik 1/97, Tab. 4, S. 49.
Zu den Reformen in den USA, insbesondere den Auswirkungen auf AFDC-Empfänger, vgl. Holzer 1996 und bes. zum Wisconsin Modell: Wiseman 1995. Entgegen gelegentlichen euphorischen Meldungen über das Arbeitsplatzwunder in den USA in der deutschen Presse gelangt Wiseman zu dem Resultat, daß sich das Wisconsin Modell kaum übertragen läßt, da es auf sehr spezifischen Voraussetzungen beruht, die anderswo kaum reproduzierbar sind.
Vgl. z.B. Billings/Blee 1995 zur Armut in den Kentucky Bergen zwischen 1850 und 1910. Sie analysieren ein typisches Beispiel für die Entwicklung eines hohen Armutsanteils in einer Region aufgrund ihres wirtschaftichen Niedergangs. Man denke auch an die von Hauptmann dargestellte Verarmung schlesischer Weber Heute. muβ man deindustrialisierte Gebiete des früheren COMECON unter diesem Aspekt betrachten.
Vgl. Strohmeyeru.a. 1999, S. 88/89.
Ein Faktor, der hier eine Rolle spielt, ist auch die sogenannte Sozialauswahl bei der betriebsbedingten Kündigung. Verheiratete Frauen mit verdienendem Ehemann fallen leichter durch das Schutznetz als andere.
Erstaunlicherweise fehlt in Deutschland eine breite sozialpolitische Debatte und eine darauf ausgerichtete Forschung zum Kindesunterhalt weitgehend, wogegen die „child support“ Forschung in den USA ein ausgedehntes und gut beackertes Feld ist. Vgl. etwa Kahn/Kamerman 1988, Garfinke/ 1992. Es ist erstaunlich, daß in der deutschen Debatte die Erhöhung des Kindergeldes eine wesentlich größere Zentralität hat als die Verbesserung des Unterhaltseinzugssystems.
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Beisenherz, H.G. (2002). Die wachsende Kinderarmut. In: Kinderarmut in der Wohlfahrtsgesellschaft. DJI-Reihe, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10474-2_2
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