Zusammenfassung
An mehreren Stellen wurden die Begriffe Struktur und Funktion bereits thematisiert, und es soll, sollte es nicht bereits klar geworden sein, hier noch einmal kurz erwähnt werden, wieso diese Begriffe benutzbar bleiben sollten, bei aller offenkundigen und unzählige Male hervorgebrachten Kritik an Strukturalismus und Funktionalismus. Wollte man alle Begriffe über Bord werfen, die jemals ideologisch ausgeschlachtet wurden, dürfte man niemals mehr von Liebe sprechen und müsste demnächst das Reden ganz einstellen — eine Schlussfolgerung, die in der Literaturgeschichte seit Kleist und Hofmannsthal auch nicht mehr originell ist. Es ist ein pragmatisches Vorgehen, nicht für jede Verschiebung in der Theorie gleich ein ganzes Gebäude neuer Termini ins Feld zu führen, die keiner mehr versteht. Es genügt zu erläutern, wie man Begriffe verstanden wissen will. Ich stimme in den folgenden Darlegungen mit Köller (1977) überein. Hymes’ obige Stellungnahme über die wechselseitige Bezogenheit von Struktur und Funktion paraphrasiert Kant und Hockett, um dem Vorgehen der Ethnomethodologen und ihrer Konzentration auf situative Funktionalität — die Obsession, nur noch das „Dynamit der Zehntelsekunde“ wahrzunehmen — die theoretische Relevanz nicht ganz abhanden kommen zu lassen.
„Funktionen ohne Struktur sind blind, Strukturen ohne Funktion sind steril. Jede ist auf die andere angewiesen und die ethnolinguistische Theorie auf beide.“
Dell Hymes (1979: 155)
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Hietzge, M.C. (2002). Prisma 70: Der Werkzeugkasten der Ritualanalyse. In: Kaleidoskope des Körpers. Forschung Soziologie, vol 169. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10457-5_4
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