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Part of the book series: Forschung ((FS,volume 86))

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Zusammenfassung

In den bisherigen Überlegungen hat die Frage nach dem Stellenwert von Identität für die Gesundheit, bereits mehrfach eine Rolle gespielt. So beispielsweise in Kapitel I als Hinweis, daß die im Rahmen der Modernisierungsprozesse schwieriger gewordenen Orientierungs- und Suchprozesse das Finden einer eigenen Identität erschweren und damit auch für das Ansteigen von gesundheitlichen Erkrankungen verantwortlich sein könnten. Auch das bio-psycho-soziale Modell, das im gleichen Kapitel im Rahmen der Erklärungskonzepte vorgestellt wurde, thematisiert Vorstellungen zur Identität. Der Identitätsprozeß — die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung, Selbstbewertung und Selbstreflexion — bildet nach Hurrelmann (1986) vermutlich die Voraussetzung für die Aktivierung von Bewältigungsstrategien und für die angemessene Erschließung und Nutzung der Unterstützungspotentiale des sozialen Umfeldes. Identität ist hier aufgefaßt als innere Ressource. Beide Hinweise blieben jedoch kursorisch, eine intensivere Verfolgung der identitätstheoretischen Spur unterbleibt.

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Literatur

  1. Als Beispiel führt sie an, daß ein legaler Streit um Eigentumsbeziehungen (1991, S. 106) keine Identitätsbedrohung darstellt, sondern nur ein wichtiges Ereignis, das gewöhnliche Handlungen unterbricht und dann einer Verhaltensänderung bedarf. Der Streit um den Aufenthaltsortes eines Kindes jedoch ist ein Ereignis, das die Elternidentität bedroht.

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  2. Darauf verweist beispielsweise das empirische Ergebnis von Simon (1990). Dieser konnte zeigen, daß Eltern von chronisch kranken Kindern, die sich stark mit ihrer Elternrolle identifizierten, signifikant mehr Streß zeigten als Eltern, die weniger mit ihrer Elternrolle identifiziert waren.

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  3. Wheaton (1990) konnte zeigen, daß Individuen beim Verlust einer sehr belastenden Rolle weniger Distreß zeigten als solche, die nur wenige Belastungen hatten. Sie nimmt an, daß aufgrund von Belastungen die Bedeutung einer Identitätsrolle abnimmt und so ihre psychischen Wirkungen verliert.

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  4. Hier ergibt sich eine Parallele zu Berzonsky, der eine Verbindung von Iden- titätsstrategien und Bewältigungsverhalten annimmt (vgl. nachfolgend 1.2.3).

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  5. Swann et al. (1982) demonstrierten diesen Mechanismus in einem Experiment: Personen, die sich selbst als dominant einschätzen, agierten wesentlich dominanter in Situationen, in denen sie das Feedback bekamen, daß sie abhängig wahrgenommen werden und umgekehrt, Individuen die sich abhängig einschätzten, verstärkten dieses Verhalten, wenn sie das Feeback erhielten, daß sie dominant seien.

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  6. Solch ein Jonglierprozeß könnte den vergleichsweise hohen Distreß von Hausfrauen und berufstätigen Frauen im Vergleich zu berufstätigen Männern erklären helfen. Allerdings verweisen die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen auf einen unterschiedlich hohen Distreßlevel bei berufstätigen Frauen. Da, wie Thoits (1986) annimmt, nur spezifische Kombinationen zu Streß führen, etwa bei Frauen die Kombination von Beschäftigung, Ehe und Elternschaft, muß nach Burke (1991a) offensichtlich auch der Grad der Unterbrechung berücksichtigt werden. Zudem führen, wie Thoits zeigt (ebd.), mehr Identitäten nicht unbedingt zu mehr Distreß, sondern können ihn auch reduzieren. Des weiteren kann eine Identität auf einer “Ressourcen-Identität” beruhen und eine Unterbrechung letzterer führt dann zu einer Kettenreaktion. Die Kernfrage scheint weniger die Anzahl verschiedener Identitäten zu sein, sondern der Grad der Unterbrechung einzelner Identitäten.

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  7. Berzonsky bezieht sich dabei auf einen kritischen Konstruktivismus, “that is to say, we do life and act within an objective reality that exists independent from our construction of it, even though we have no way of directly understanding it. Objective reality does constrain the utility and viability of the constructs or theories we generate.” (Berzonsky 1993a, S. 170)

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  8. Vgl. Berzonsky 1986a, Waterman 1986).

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  9. Vgl. dazu Bourne 1978; Epstein 1973; Noam et al. 1983; Waterman 1985.

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  10. Nach dem wissenschaftstheoretischen Paradigma-Konzept von Kuhn 1970) bildet ein Paradigma den Bezugsrahmen innerhalb dessen Wissenschaftler ihre “Realität” konstruieren, die sie untersuchen. Dabei argumentiert Kuhn, daß es keine lineare Entwicklung von wissenschaftlichem Wissen gibt, sondern die Entwicklung dialektisch aufgrund von Paradigmenwechseln verläuft. Paradigmen enthalten die methodischen Basisannahmen und die epistemiologischen und ontologischen Werte der Scientific Community. Unstimmigkeiten und Widersprüche können dann zu Krisen führen, die dadurch gelöst werden, daß ein alternatives Paradigma akzeptiert wird.

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  11. Marcia (1966) fand beispielsweise, daß Achievers im Streßmanagement am effektivsten sind.

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  12. So ergaben sich beispielsweise positive Korrelationen zwischen Angstreaktionen, externen Kontrollerwartungen und einem vermeidenden/diffusen Identitätsstil, aber negative mit einem informationsorientierten Stil (Berzonsky 1989b). In weiteren Untersuchungen konnte er zeigen, daß ein problemorientiertes Coping positiv korreliert mit einem informationsorientierten Identitätsstil und negativ mit einem vermeidenden/diffusen. Emotionsorientiertes Coping war positiv korreliert mit einer vermeidenden/diffusen Orientierung. Ein normativer Identitätsstil war positiv korreliert mit der Suche nach sozialer Unterstützung und Tendenzen hin zum Wunschdenken. Auch nach dem Geschlecht unterschieden, ergeben sich ähnliche Ergebnisse. Bei den Frauen ist der normative Stil positiv korreliert mit der Suche nach sozialer Unterstützung. Informationsorientierte beiderlei Geschlechts waren positiv korreliert zu Problemorientierung und sozialer Unterstützung. Andere Forscher (Carver et al. 1989; Folkman et al. 1985) haben darauf hingewiesen, daß das Suchen nach sozialer Unterstützung aus unterschiedlichen Gründen gewählt wird: aus instrumentellen oder aber aus emotionalen. So suchen Informationsorientierte die Hilfe anderer, um Informationen zu bekommen und Normorientierte, um emotionale Unterstützung zu erhalten.

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  13. Beispielsweise werden informationsorientierte Individuen, die bereits eine gut integrierte Selbstidentität erarbeitet haben, anfangen, in einer mehr restriktiven normativen Art und Weise zu handeln. Dies würde eine mögliche Erklärung bieten für einige theoretisch inkonsistente Veränderungen (Regressionen), die in Längsschnittstudien berichtet wurden (beispielsweise entwickelten sich Achievers zu Foreclosures beziehungsweise Moratorium zu Foreclosures, vgl. dazu Adams et al. 1982; Marcia 1976) Es bleibt aber wahrscheinlich eine charakteristische Tendenz der Offenheit gegenüber Informationen bei Identitätskrisen im Lebensverlauf bestehen(Vaillant 1977).

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  14. Beispielsweise haben Untersuchungen von mir in einem anderen Forschungskontext ergeben, daß Jugendliche mit dem Status “Diffusion” weniger psychosomatische Streßsymptome haben als beispielsweise Jugendliche, die “achieved” sind. Die höheren gesundheitlichen Belastungen der Jugendlichen mit dem Status “achieved” könnten auch als Kosten der Anpassung an Entwicklungsanforderungen interpretiert werden, die zwar bestimmte Formen der sozialen Anerkennung beinhalten (Eltern, Status), die aber eventuell zuwenig eigene Wünsche, Bedürfnisse usw. berücksichtigen.

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  15. Dieses Projekt war eingebunden in den Sonderforschungsbereich 333 ‘Perspektiven von Arbeit’.

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  16. Auch in der Selbstkonzeptforschung spricht man von Selbstrepräsentationen. Sie können eine Vielzahl von Formen annehmen: neuronal, motorisch, perzeptuell oder sensorisch wie auch verbal beziehungsweise semantisch. Einige der Selbstrepräsentationen erreichen den Umfang von Selbstschemata, das heißt sie nehmen ganze Bereiche ein, Bereiche die sehr bedeutsam sind und über die man sehr viel Wissen hat. Repräsentationen werden als kleinste Einheit verstanden, die auf größerer Ebene zu Subschemata, Schemata und schließlich zum Selbstkonzept zusammengefaßt werden (vgl. Belz-Merk 1995, S. 95 ff.).

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  17. Der Grad an Bewußtheit beruht bei kognitiv orientierten Konzepten auf der Vorstellung eines Entwicklungsverlaufs von konkreten bis zu abstrakteren, semantischen Stufen (vgl. Belz-Merk 1995, S. 103). Zu einem bestimmten Zeitpunkt ist dann nur ein Teil dieser vielfältigen Repräsentationen zugänglich und aktiviert, um individuelles Verhalten zu begleiten und zu regulieren, da durch Automatisierung diese so überlernt sind, daß die Verarbeitung ohne direkte Aufmerksamkeit ablaufen kann. Psychoanalytische Ansätze gehen davon aus, daß zum einen nur jene generalisierten Interaktionserfahrungen, die nicht in symbolische Repräsentationen abgespeichert werden, unbewußt wirksam bleiben, und zum anderen jene symbolisch repräsentierten Selbstbilder verdrängt werden, die mit zentralen Identitätselementen nicht vereinbar sind (vgl. Bohleber 1997, S. 115).

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  18. Vergleiche dazu ausführlicher Keupp 1997b, S. 207ff.

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  19. Higgins et al. (1987, S. 175) unterscheiden neben dem aktuellen Selbst noch zwischen einem “ought self” (wie man sein sollte) und dem idealen Selbst.

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  20. Higgins et al. (1987, S. 175 f.) unterscheiden zwischen drei verschiedenen Identitätsbereichen (aktuelles, ideales Selbst und ein Selbst, wie man sein sollte und zwischen zwei Standpunkten, dem eigenen und dem von signifikanten anderen (Eltern, Freunde, Chef,…). Kombiniert man diese, ergeben sich nach Higgins et al. sechs verschiedene Basisrepräsentationen des Selbst: Vor allem der Status Actual/Own aber auch Actual/Other konstituieren das, was man allgemein als Selbstkonzept bezeichnet, die verbleibenden vier Status (Ideal/Own, Ideal/Other, Ought/Own and Ought/Other) sind richtungsweisende und führende Standards. Sie gehen dann weiter davon aus, daß Individuen bestrebt sind, diese Diskrepanzen zwischen dem Selbstkonzept und ihren anderen Standards anzupassen. Allerdings beinhaltet die Aufspaltung zwischen den beiden Standpunkten, ebenso wie bei Burke, die Gefahr der `totalen’ Anpassung oder der Isolierung.

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  21. Kaplan (1996, S. 182) beispielsweise bezeichnet die wahrgenommene Nähe oder Distanz zum Ziel einer allgemeinen positiven Selbsteinschätzung als obersten Wert in der Wertehierarchie einer Person, als Maßstab für Bewertungsprozesse.

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  22. Die dafür notwendige individuelle Kompetenz hat Krappmann (1969) bereits vor über zwanzig Jahren zutreffend mit dem Begriff der “Ambiguitätstoleranz” beschrieben.

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  23. Allerdings hat Thoits in einer weiteren empirischen Untersuchung festgestellt, daß Selbstwertschätzung die Bewältigung von Belastungen erleichtern, ohne diese Überlegungen epxlizit mit dem Identitätsprozeß zu verbinden (1994).

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  24. Breakwell (1983, S. 14) betont in diesem Zusammenhang auch Krankheiten, vor allem auch psychische, wie Halluzinationen, die die Identität bedrohen.

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  25. Wie viele empirische Untersuchungsergebnisse zeigten, spielt die Höhe der Selbstwertschätzung bei der Bewertung der Stressorgefährdung eine wichtige Rolle (vgl. u.a. Beutel 1989). Ebenso geht Antonovsky davon aus, daß ein positives Kohärenzgefühl diese Bewertungsprozesse positiv beeinflußt (siehe II.3.4).

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  26. Vgl. beispielsweise Bourne 1978, Epstein 1973, Waterman 1985.

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  27. Wie auch Anse1m (1997, S. 138) betont, geht es bei Identität um die Innenbeziehung, das Selbstverhältnis und die Beziehung zum anderen, zur Welt. Beide zusammen bilden die “ineinander verschlungenen und einander bedingenden Bestandteile von Identität” (ebd.).

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  28. Es gibt eine Reihe von empirischen Studien, die einen Zusammenhang zwischen dem Grad der Selbsteinschätzung beziehungsweise der Höhe des Selbstwertgefühls zu Gesundheit belegen (vgl. u.a. Becker 1992, Pearlin et al. 1981). Ich gehe davon aus, daß die Entwicklung zwischen Selbstgefühl und Kohärenzgefühl nicht synchron verlaufen muß, daß beispielsweise auch Individuen mit einem höheren Kohärenzgefühl ein eher negatives Selbstgefühl haben können, da sie mit dem, wie sie sind, nicht zufrieden sind, und daß sich dieses auch auf Gesundheit auswirken kann.

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  29. Lupton (1997) schlägt hier das Konzept des “emotional self” vor “In a world which is experienced as uncertain and changing, being able to cling to the notion of an `emotional self’ that is at least partly stable provides some degree of certainty about the self.”(ebda. S.168)

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  30. Ausführliche Literaturanalysen zu diesem Thema wurden beispielsweise von Faltermaier (1991) und Belz-Merk (1994) vorgenommen.

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  31. Es geraten die Muster in den Blickpunkt, wie Jugendliche ihre “GesundheitsIdentitätsprojekte” bilden. Siegert et al. (1987) haben eine erste Typologie möglicher Identitätsentwürfe vorgelegt, die von der Aufrechterhaltung des Status quo, der Realisierung von Lebensplänen bis zur Identifikation mit zukünftigen Generationen reichen. Gerade angesichts des gesellschaftlich vorherrschenden “Jugendlichkeitsmythos” und der Problematik zunehmender Umweltgefährdungen gewinnt eine zukunftsbezogene Perspektivität gerade auch für Gesundheit ihre besondere Relevanz.

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Höfer, R. (2000). Identität und Gesundheit. In: Jugend, Gesundheit und Identität. Forschung Soziologie , vol 86. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10439-1_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10439-1_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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