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Medienaussagen: Funktionskontext des Journalismus

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Journalistik
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Zusammenfassung

Die Kommunikationswissenschaft greift zur Beschreibung von Kommunikationsprozessen traditionell gern auf Metaphern zurück (→ Kapitel 2.3.5). Sie kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn es darum geht, die Bedeutung der ‘Massenmedien’ für die moderne Gesellschaft deutlich zu machen. Dabei ist etwa von Nervensystemen die Rede oder vom Transport von Informationsangeboten zwischen den verschiedenen sozialen Teilsystemen. In bezug auf das politische System soll diese Vermittlung von Botschaften dazu beitragen, daß die Bürgerinnen und Bürger in vernünftiger Weise die politischen Verhältnisse beeinflussen können.

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Bibliographische Hinweise

  • Die Themen in diesem Kapitel — vor allem Medienfunktionen, Quellen-und Bezugsgruppen, Nachrichtenwert und Medienwirkungen — gehören in besonderem Maße zu den klassischen Schwerpunkten der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Allein angesichts des Umfangs der ständig wachsenden Bestände englisch- und deutschsprachiger Literatur war es unmöglich, die dazu angebotenen Theorien und Befunde auch nur annähernd erschöpfend zu behandeln und allen relevanten Quellen gerecht zu werden. Die notwendigen Selektionen folgten deshalb, wie schon die Gliederung deutlich macht, streng der vorgeschlagenen Systematik für eine Journalistik als Reflexionssystem des Journalismus und dem so begründeten Erkenntnisinteresse.

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  • Zur umfassenderen Erschließung der kommunikationswissenschaftlichen Literatur sei zunächst auf die einschlägigen Lehr- und Handbücher verwiesen, die den Standard des Fachs als inzwischen durchaus beachtlich ausweisen. Neben dem der konstruktivistischen Systemtheorie verpflichteten Sammelband, der von Merten et al. (1994) herausgegeben wurde, gibt es in deutscher Sprache z. B. in neuen Auflagen das breit angelegte, theoretisch anspruchsvolle Lehrbuch der Kommunikationswissenschaft von Roland Burkart (1995), die leicht verständliche Einführung in die Publizistikwissenschaft von Heinz Pürer (1993) und das von Elisabeth Noelle-Neumann, Winfried Schulz und Jürgen Wilke (1994) herausgegebene “Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation”, das gegenüber der Erstausgabe gerade in Hinblick auf die Literaturauswahl an Ausgewogenheit gewonnen hat.

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  • Einen sehr anspruchsvollen Einblick in die aktuelle Theoriediskussion der Kommunikationswissenschaft vermittelt der zweibändige Reader “Rethinking Communication”, den Brenda Dervin, Barbara J. O’Keefe und Ellen Wartella (1989) herausgegeben haben. Mit den verschiedenen handlungs- und gesellschaftstheorietischen Konzeptionen von “Medienkommunikation” (u. a. Renckstorf, Bachmair, Habermas, Luhmann) hat sich jüngst der marxistische Medientheoretiker Horst Holzer (1994) auseinandergesetzt. Seine Einführung widmet sich am Ende auch noch einmal der “vergessenen Theorie” historisch-materialistischer Gesellschaftswissenschaft (→ dazu auch Kapitel 2.1.1).

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  • Textbücher mit einer Auswahl von Aufsätzen, die zum Teil zu den Klassikern der Kommunikationswissenschaft gehören, haben Gottschlich (1987) und Burkart/Hömberg (1992) herausgegeben. In dem ersteren Sammelband wurde u. a. der Aufsatz The Structure and Function of Communication in Society” von Harold D. Lasswell wiederabgedruckt. Die darin enthaltende “Lasswell-Former erlangte weit über die Kommunikationswissenschaft hinaus Berühmtheit. Beide Bücher enthalten Hinweise auf weiterführende Literatur. Selbst zum Klassiker wurde — wie vorher der von Dexter und White (1964) editierte Reader — die von Aufermann, Bohrmann UND Sülzer (1973) herausgegebene Aufsatzsammlung, die zahlreiche immer noch wichtige nordamerikanische Texte in deutscher Übersetzung enthält.

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  • Wie heute in den USA kommunikationswissenschaftliche Befunde für eine Einführung in “Journalism: state of the art” aufbereitet werden, führt exemplarisch das gleichnamige Lehrbuch von Jim Willis (1990) vor; es enthält u. a. Zusammenfassungen der aktuellen Kommunikator-und Wirkungsforschung. Der Status des Fachs wird ansonsten eher durch Themenhefte deutlich, die insbesondere das “Journal of Communication” immer wieder zur Bilanzierung der Forschungsanstrengungen und zu den neuen Richtungen bereitstellt (vgl. z. B. “The Future of the Field” I und II, in: Vol. 43, 1993/3 (Summer) sowie 1993/4 (Autumn): siehe darin insbesondere die Diskussion zwischen Everett M. Rogers und Steven H. Chaffee, die zu den bekanntesten nordamerikanischen Kommunikationswissenschaftlern zählen).

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ad 4.1 Medienfunktionen und journalistische Leistungen

  • Auch bei der Darstellung des funktionalen Ansatzes (→ Kapitel 4.1.1) konnte ich nicht annähernd allen Facetten der wissenschaftlichen Diskussion gerecht werden, die sich gerade in den letzten Jahren in zahllosen Veröffentlichungen zur neueren Systemtheorie niedergeschlagen hat. Selbst bibliographische Hinweise haben hier deshalb zwangsläufig sehr selektiven Charakter: Neben den erwähnten (und vielen anderen) Publikationen Niklas Luhmanns und den bereits erwähnten Werken zur Erkenntnistheorie des ‘Radikalen Konstruktivismus’ (→ Kapitel 1) sei insbesondere auf die beiden einführenden bzw. zusammenfassenden Bücher von Helmut Willke (1991, 1989) sowie auf die witzige, als “Simulation von Kommunikation” konzipierte Einführung in die Luhmannsche Systemtheorie hingewiesen, die Peter Fuchs (1992) textsicher verfaßt hat; sie läßt sich, wie ich erfolgreich erprobt habe, mit verteilten Rollen im Hochschulseminar durchspielen, wobei der stumme Luhmann-Schüler, der sich nur mit einer Schiefertafel verständigen kann, besondere Originalität besitzt.

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  • Ähnliches satirisches Niveau, wenngleich mit entgegengesetzter Zielrichtung, besitzt der Aufsatz “Der Doppelpaß als soziales System” des Fußballfans und Soziologen Hartmut Esser (1991). An gleicher Stelle, in der “Zeitschrift für Soziologie”, wurden immer wieder wichtige.

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  • Diskussionsbeiträge zur neueren Systemtheorie publiziert (vgl. z. B. die Aufsätze von Knorr Cetina, Wagner/Zipprian, Heidenescher UND Soentgen sowie Brendel und Nassehi in den Jahrgängen 21/1992 bzw. 22/1993; eine Entgegnung Luhmanns erschien im Heft 1993/2: 141–146). Seine Auseinandersetzung mit Jürgen Habermas über die Frage “Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie — Was leistet die Sozialforschung?” (Habermas/Luhmann 1976) gehört inzwischen schon zu den klassischen Texten der deutschen Soziologie. Mit den Medienkonzepten von Parsons, Habermas und Luhmann hat sich Jan Künzler (1989) vergleichend auseinandergesetzt.

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  • Wie selektiv die Sozial- und Kommunikationsforschung in den USA mit dem aktuellen Diskurs zum Funktionalismus umgeht, führt paradigmatisch der erwähnte Aufsatz von Sari Thomas (1989) vor; die neuere europäische Systemtheorie wird schlicht ignoriert. Umgekehrt kommt Heinz Hartmann (1973) u. a. das Verdienst zu, zentrale nordamerikanische Texte — wie z. B. von Parsons, Merton und Linton-in einem Reader auf deutsch zugänglich gemacht zu haben. Dasselbe gilt für den schon klassischen Sammelband “Logik der Sozialwissenschaften”, den Ernst Topitsch (1993) herausgegeben hat; das inzwischen schon in 12. Auflage erschienene, der analytischen Wissenschaftstheorie verpflichtete Werk enthält aber auch zahlreiche grundlegende Aufsätze deutschsprachiger Autoren.

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  • Welch intensiver interdisplinärer Diskurs durch die Theorie selbstreferentieller Systeme stimuliert worden ist, führen u. a. Krohn und Küppers (1990) mit ihrem Sammelband “Selbstorganisation. Aspekte einer wissenschaftlichen Revolution”, Günther Teubner (1989), der “Recht als autopoietisches System” modelliert hat, sowie Rusch und Schmidt (1994) vor, die in ihrem Reader Anhänger und Kritiker, Literatur- und Sozialwissenschaftler versammelt haben; für die aktuelle Diskussion über die konstruktivistische Systemtheorie erscheinen mir darin die Beiträge von Hejl, Esser, Lohmann und Bender besonders wichtig. Die Lebendigkeit der Diskussion wird auch durch die Sammelbände von Krawietz/Welker (1992) und vor allem den schon erwähnten von Haferkamp/Schmid (1987) deutlich, in denen sich diverse Autoren aus unterschiedlichen Fächern kritisch (vor allem) mit Luhmanns funktional-strukturellem Ansatz beschäftigen.

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  • Als Einführung in Talcott Parsons’ strukturell-funktionale Theorie sozialen Handelns ist der Essay “Aktor, Situation und normative Muster” (1994) geeignet. Seinen wachstumsorientierten, optimistischen Ansatz ziehen zahlreiche Gesellschaftstheoretiker inzwischen der neueren Systemtheorie Luhmanns vor. So beklagt der französische Philosoph Jean-Francois Lyotard (1994: 43 f. [zuerst 1979]), daß bei “den heutigen deutschen Theoretikern” die Systemtheorie “technokratisch, eigentlich sogar zynisch, um nicht zu sagen, hoffnungslos” sei. Und: “Der wahrhafte Zweck des Systems, jener für den es sich selbst wie eine intelligente Maschine programmiert, ist die Optimierung des globalen Verhältnisses seiner In- und Outputs, das heißt seine Leistungsfähigkeit”. Die Analogie zur automatischen Datenverarbeitung hatte Luhmann (1968) schon früh bei seiner Beschäftigung mit Entscheidungsprogrammen aus verwaltungswissenschaftlicher Perspektive hergestellt. Interessanterweise fehlt ein Hinweis darauf in Manfred Rühls (1979) Pionierstudie, in der Luhmanns Systemtheorie durch entscheidungstheoretische Komponenten ergänzt wurde (→ Kapitel 3.2.3).

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  • Daß die Popularität der “Lasswell-Formel” im Grunde auf einem Mißverständnis beruht, hat Merten (1974) nachzuweisen versucht. Harold D. Lasswell sei in erster Linie am Entwurf einer funktionalen Analyse des Kommunikationsprozesses und nicht an einer deskriptiven Klassifikation von Forschungsbereichen interessiert gewesen. Mit dem ‘kommunikationswissenschaftlichen Funktionalismus’ und der Vielfalt dabei gehandelter Funktionsbegriffe haben sich Ronneberger/Rühl (1993: 93 ff.) im Rahmen ihrer erwähnten “Theorie der Public Relations” ausführlicher beschäftigt.

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  • In welch vielfältiger Weise bei der Presse publizistische und ökonomische Funktionen verknüpft sind, wird an vielen Stellen des sorgfältigen und kompetenten Lehrbuchs der Medienökonomie von Jürgen Heinrich (1994) deutlich. Der Autor geht dabei (S. 17) von “Schnelligkeit in Form der Aktualität” als dominierender “Funktionsnorm im Journalismus” aus und stellt damit — freilich eher nebenbei — einen Anschluß her zu den dargestellten Versuchen der Journalismusforschung nach der ‘autopoietischen Wende’.

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  • Trotz der — hier nur kurz zusammengefaßten — Publikationen insbesondere von Marcinkowski (1993), Spangenberg (1993) und Blöbaum (1994) scheint das Potential einer Anwendung der konstruktivistischen Systemtheorie auf den Journalismus bzw. auf die Publizistik noch nicht ausgeschöpft zu sein. Modifizierungen und Weiterführungen verspricht u. a. eine Reihe von diesem Ansatz verpflichteten Dissertationen, die zur Zeit an der Universität Münster entstehen (z. B. Christian Bobbenkamp: Redaktionen ‘zweiter Ordnung’. Das Potential einer konstruktivistischen Systemtheorie für die Untersuchung organisierten journalistischen Handelns). Versuche, Einsichten des Radikalen Konstruktivismus direkt für den praktischen Journalismus zu nutzen, haben Ralf Gödde (1992) und Michael Haller (1994) unternommen. Argumentationslinien bei der aktuellen Auseinandersetzung der Kommunikationswissenschaft mit der konstruktivistischen Systemtheorie werden durch den von Günter Bentele und Manfred Rühl (1993) herausgegebenen Sammelband über “Theorien öffentlicher Kommunikation” deutlich. Eine umfassende Kritik des Radikalen Konstruktivismus, die m. E. aber an verschiedenen Stellen deutlich über das Ziel hinausschießt, haben vier Heidelberger Psychologen vorgelegt (vgl. se et al. 1991).

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  • Mit den ökonomischen und technologischen Kontexten, in welche die Berichterstattungsmuster und Darstellungsformen (→ Kapitel 4.1.2) einzuordnen sind, habe ich mich in einem früheren Aufsatz ausführlicher beschäftigt (vgl. Weischenberg 1983a); darin finden sich auch weitere Literaturhinweise. Gerd Würzberg (1986) untersuchte das Verhältnis von Journalismus und Sozialwissenschaft, um neue Einsichten in die wissenschaftliche Spezifik der Journalistik zu gewinnen. Im Rahmen dieser Studie setzte er sich mit dem ‘Muckraker’ Lincoln Steffens (1866–1936) und der erwähnten Chicagoer Soziologenschule auseinander. Eine Monographie über Steffens hat Justin Kaplan (1975) verfaßt. Steffens’ 1931 publizierte Autobiographie liegt auch auf deutsch vor (Skandalbericht. Hintergründe der Korruption in den USA, Zürich/München 1974). Die Frage, ob die ‘Muckraker’ tatsächlich politisch (links-) radikal oder nur ‘radikale Journalisten’ waren, hat Shiela Reaves (1984) zu beantworten versucht. Über Charles Edward Russell (1860–1941), der sich neben Upton Sinclair (→ Kapitel 5.1.3.1) als einziger prominenter Muckraker offen zum Sozialismus bekannte, hat Robert Miraldi (1995) eine Monographie publiziert. Mit der Geschichte des Investigativen Journalismus in den USA beschäftigt sich J. Herbert Altschull (1990: 263 ff.) in seinem bemerkenswerten Buch über die philosophischen Wurzeln des nordamerikanischen Journalismus in ausführlicher Weise.

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  • Zum Investigativen Journalismus (und seiner ‘praktischen Anwendung’; vgl. dazu z. B. das Standardwerk von Benjaminson/Anderson 1990) ist in den USA seit Mitte der siebziger Jahre eine große Zahl von Veröffentlichungen erschienen. Darin wird z. B. die Frage gestellt, ob dieses Muster eine größere Validität in Hinblick auf die Darstellung sozialer Verhältnisse beanspruchen kann (vgl. Ettema/Glasser 1988) und welche Folgen die Gefahr von Verleumdungsklagen für die Risikobereitschaft von Rechercheuren und Medien hat (vgl. Labunski/Pavlik 1985). Über ‘seinen’ Investigativen Journalismus hat Spiegel-Reporter Hans Leyendecker, der u. a. an den Enthüllungen bei der ‘Parteispenden-Affäre’ maßgeblich beteiligt war, in einem Vortrag berichtet (vgl. Gießener Diskurse Bd. 5: Journalismus, Gießen 1991: 39–46). Weitere Vorträge über dieses Berichterstattungsmuster und seine rechtlichen Klippen wurden z. B. vom Archiv für Presserecht (1988/2: 113–120) publiziert.

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  • Seit Anfang der achtziger Jahre gibt es in den USA zunehmend kritische Auseinandersetzungen mit dem Investigativen Journalismus. Divergierende öffentliche Meinungen gegenüber dem Berichterstattungsmuster haben David Weaver und LeAnne Daniels (1992) in einer Sekundäranalyse untersucht. Sie machen darin insbesondere auf eine Einstellungsvarianz aufmerksam, die offenbar von den jeweiligen lokalen Gegebenheiten abhängig ist; sie bilden eine wesentliche Voraussetzung für eine Akzeptanz dieses Musters. Untersucht wurde auch, ob dem Präzisionsjournalismus zuzuordnende Berichterstattungsbeispiele von Leserinnen und Lesern tatsächlich als besser (und vor allem: glaubwürdiger) bewertet werden; dies war zumindest bei einer Befragung in Minnesota nicht der Fall (vgl. Mosier/Ahlgren 1981). Anleitungen zur Verwendung empirischer Daten in Massenmedien — zentrales Anliegen des Präzisionsjournalismus — wurden schon Mitte der siebziger Jahre in einem deutschen Lehrbuch gegeben, das freilich in seinem Praxisteil zum journalistischen Arbeitsfeld dem Buchtitel nicht gerecht wird: “Journalistisches Grundwissen” (Brendel/Grobe 1976). Welche methodischen Fortschritte die empirische Sozialforschung inzwischen gemacht hat, wird in einer insgesamt befriedigend gelungenen, auf die Bedürfnisse von Kommunikationsberufen zugeschnittenen Einführung in die Statistik vorgeführt (vgl. Knieper 1993).

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  • Auch zum dritten der vorgestellten ‘alternativen’ Berichterstattungsmuster gibt es eine gründlichere deutschsprachige Untersuchung, die Hannes Haas und Gian-Lucca Wallisch (1991) vorgelegt haben. Sie gehen darin der zentralen Frage nach, ob es sich beim ‘New Journalism’ um ‘literarischen Journalismus’ oder um ‘journalistische Literatur’ handelt. Um diesen ‘neuen Journalismus’, um die journalistische Subjektivität und um die Methode des Feature-Schreibens ging es in einem instruktiven Gespräch, das Petra E. Dorsch mit dem Reporter Herbert Riehl-Heyse geführt hat (abgedruckt in: Langenbucher 1980: 97–104).

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  • Zu den journalistischen Darstellungsformen gibt es nicht nur eine Flut nordamerikanischer Bücher, die als Einführungen in die journalistische Praxis an den ‘journalism schools’ konzipiert sind; auch im deutschsprachigen Raum sind inzwischen mehrere Dutzend solcher Lehrbücher mit unterschiedlicher Zielsetzung erschienen — und mit unterschiedlichem Niveau; vgl. dazu dazu den — inzwischen auch schon ergänzungsbedürftigen — Überblick von Altmeppen (1990). Mein eigenes Lehrbuch zum “Nachrichtenschreiben” (Weischenberg 1988a) wird, weil es eine Auflistung von Nachrichtenfaktoren enthält, (von Studierenden) gelegentlich als Einführung in die Nachrichtenforschung mißverstanden. Es soll aber nichts anderes sein als eine schmucklose, systematische Einführung in das Handwerk des Journalismus und die dort verwendeten Darstellungsformen.

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  • Zu den besten problemorientierten Handbüchern des praktischen Journalismus gehört m. E. nach wie vor die Trilogie von Michael Haller: “Recherchieren” (1991a), “Das Interview” (1991b) und “Die Reportage” (1990); bei Letzterem, das durch “Werkstattberichte” bekannter Journalisten wesentlich bereichert wurde, habe ich allerdings Probleme, die vorgeschlagene Abgrenzung zwischen Reportage und Feature (vgl. ebd.: 76 ff., 93) nachzuvollziehen. Einer der Mitarbeiter, der Spiegel-Reporter Jürgen Leinemann, Spezialist für einfühlsame politische Porträts, hat an anderer Stelle am Beispiel seiner Reportage über das Berlin nach der ‘Wende’ rekonstruiert, wie sich seine journalistische Wirklichkeitskonstruktion abspielt (vgl. Leinemann 1993).

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  • Von vielfach ausgezeichneten Reportern wie Jürgen Leinemann, Herbert Riehl-Heyse oder Marie-Luise Scherer läßt sich ansonsten lernen, wie bei Reportagen und Features gründliche Recherche, sorgfältige Organisation der gesammelten Fakten und originelle, persönliche Darstellung zu journalistischen Ergebnissen führen, die über den Tag hinaus Bestand haben. Dies zeigen Reportagen-Sammlungen, die von diesen drei ‘Edelfedern’ vorliegen (vgl. Herbert Riehl-Heyse: Die Weihe des Ersatzkaisers und andere Geschichten, Basel 1986; ders.: Am Rande des Kraters. Reportagen und Essays aus drei bewegten Jahren, Konstanz 1993; Jürgen Leinemann: Gespaltene Gefühle. Politische Porträts aus dem doppelten Deutschland, Konstanz 1995; Marie-Luise Scherer: Ungeheurer Alltag. Geschichten und Reportagen, Reinbek bei Hamburg 1988).

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  • In zwei empfehlenswerten Lehrbüchern aus der Schweiz (Häusermann 1993; Häusermann/Käppeli 1994) wird in unaufgeregter Weise das ganze Spektrum des journalistischen Textens und Präsentie-rens für Presse, Radio und Fernsehen abgedeckt. Der deutlich sprachwissenschaftliche Zugriff hat sich dabei wegen der Praxisnähe der Autoren nicht verselbständigt; ein Kapitel beschäftigt sich explizit mit Dialekt und Umgangssprache des Journalismus in der Deutschschweiz.

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  • Die Entwicklung journalistischer Darstellungsformen als “Programmen” hat Blöbaum (1994: 138 ff.) im Rahmen seiner systemtheoretischen Journalismus-Studie rekonstruiert. Eine spezielle Studie zur Reportage im Fernsehen, die er “zwischen Journalismus und Kunst” ansiedelt, stammt von Rüdiger Steinmetz (1988). Im Rahmen seiner Studie über “Karl Marx und Friedrich Engels als Theoretiker des kommunistischen Journalismus” (Leipzig 1975) hat S. M. Gurjewitsch auch den Nachweis zu führen versucht, daß die beiden sich um die Ausarbeitung einer “Genretheorie der proletarischen Presse” verdient gemacht hätten (ebd.: 285 ff.).

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  • Zum Leistungssystem Sportjournalismus (→ Kapitel 4.1.3) ist im deutschsprachigen Raum während der letzten zwei Jahrzehnte rund ein halbes Dutzend Sammelwerke bzw. Handbücher erschienen (vgl. Hackforth/Weischenberg 1978; Digel 1983; Modellversuch Journalisten-Weiterbildung der Freien Universität Berlin (Hrsg.): Der Satz “Der Ball ist rund” hat eine gewisse philosophische Tiefe, Berlin 1983; Hackforth 1988; Hackforth/Fischer 1994). Beiträge zum Thema “Massenmedien und Sportsponsoring “enthält außerdem die von Hackforth (1994) herausgegebene “Bilanz eines Booms”, in der Studien zur Präsentation und Wirkung von Werbung im Sport zusammengefaßt sind.

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  • Sehr viel umfangreicher ist der Bestand an universitären Abschlußarbeiten, die den Sportjournalismus zum Thema haben; die ersten entstanden schon vor dem Zweiten Weltkrieg. (Nicht nur) in den älteren dieser Studien wurde deutlich aus einer sport- bzw. berufsideologischen Position heraus argumentiert (vgl. z. B. Rolf-Harald Göpel: Die deutsche Sportfachpresse 1932–1934, Leipzig 1937; Helmut Kümpfel: Die Idee des Sports im Spiegelbild der deutschen Presse, München 1949; Heinz Häupler: Entwicklung und Wesen der Sportpresse, Phil. Diss., München 1950; Carl Alfred Friedrich Scheel: Die Aufgaben des Sportjournalisten in der Gegenwart, Phil. Diss., München 1953; Gottfried Kapf: Die soziologische und politische Problematik der Sportberichterstattung in der Publizistik, Phil. Diss., Wien 1958; Dieter Stobbe: Zur Situation der Sportberichterstattung in Presse, Hörfunk und Fernsehen, M.A.-Arbeit, Universität München 1969; Hack-Forth 1975; Gödeke 1976; Emig 1987; Kleinjohann 1987; Vom Stein 1988; Fischer 1993).

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  • Inbesondere bei den publizistikwissenschaftlichen Arbeiten fällt auf, daß nach wie vor eine ontologische Sichtweise vorherrscht, die beim Mainstream des Fachs längst überwunden ist. Insofern muß die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Sportjournalismus in theoretischer wie methodischer Hinsicht nach als durchweg ziemlich anspruchslos qualifiziert werden.

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  • Besondere Aufmerksamkeit hat bis heute stets die Sprache des Sports und der Sportjournalisten erregt; dadurch wurden seit Jahren zahlreiche Studien und Polemiken herausgefordert, auf die gesondert aufmerksam zu machen ist (vgl. dazu z. B. Jürgen Möller: Über die Sprache des Sportes, in: Rundfunk und Fernsehen 1957/4: 366–374; Rudolf Grosskopff: Klischierte Sprache im deutschen Sportjournalismus, in: W. B. Lerg et al.: Publizistik im Dialog, Assen 1965: 69 ff.; Harald Dankert: Sportsprache und Kommunikation — Untersuchungen zur Struktur der Fußballsprache, Tübingen 1969; Hans Dieter Kroppach: Die Sportberichterstattung der Presse, Phil. Diss., Marburg 1970; Peter Schneider: Die Sprache des Sports, Düsseldorf 1974; und schließlich Eva Neugebauer (1986), die als erste die Sportberichterstattung (des Fernsehens) nicht von einem oberlehrerhaften Standpunkt aus, sondern unter funktionalen Aspekten untersuchte, Marie-Luise Klein (1986), die sich mit der sprachlichen und bildlichen Präsentation von Frauen in der Sportberichterstattung der Tagespresse befaßte, sowie Regina Quentin (1989), die Fußballreportagen in Sportsendungen des deutschen Fernsehens analysierte).

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  • Zwei weitere Untersuchungen beschäftigten sich mit der Analyse von Sport-Interviews im Zweiten Deutschen Fernsehen und im Fernsehen der DDR (Thomas 1988) bzw. mit der Sportberichterstattung in der Ddr (Pirner 1986). Die Sportberichterstattung des Schweizer Fernsehens untersuchten J. Rathgeb et al. (Zürich o.J. (1985)).

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  • Zu den bekanntesten frühen Auseinandersetzungen von Berufspraktikern mit dem Sportjournalismus gehören zwei schon vor vielen Jahren erschienene Aufsätze: Hans-Jürgen USKO: Ihr Job ist die wichtigste Nebensache der Welt, in: Die Zeit 1966/16: 50 f.; Eric Ertl: Sport-Journalismus: Wie der Leistungssport auf seinen Begriff kommt, in: G. Vinnai (Hrsg.): Sport in der Klassengesellschaft, Frankfurt 1972: 128–152. Auf ihren Spuren wandelte bei der Fußball-WM 1974 z. B. Benjamin Henrichs (Der Kaiser als Hebamme. Wie der deutsche Fußballjournalismus mit der deutschen Sprache kämpft, in: Die Zeit 1974/30: 15). 20 Jahre später fällt eine journalistische Bewertung des Sportjournalismus (bei den Tageszeitungen) ähnlich kritisch aus: “Unterhaltsam — aber flach” (Sage & Schreibe 1994/1: 31–33). Ein Themenheft über Sport und Mediensport brachte die Zeitschrift medien + erziehung (36. Jg., 1992/2) heraus.

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  • Die Forschung zum Lokaljournalismus (→ Kapitel 4.1.4) ist in den erwähnten Bilanzen von Saxer (1978), Rager/Schibrani (1981) und Wilking (1984) sowie insbesondere in der neueren Studie von Jonscher (1991) ausführlich dargestellt und diskutiert worden, so daß hier auf die Nennung weiterer Titel verzichtet werden kann. Dies gilt insbesondere für die gemeindesoziologischen Untersuchungen nach nordamerikanischem Vorbild und die politologischen Untersuchungen, die sich — nach dem Muster der Pionierstudie in der fränkischen Gemeinde Wertheim (vgl. Zoll 1974) oder den Untersuchungen von Wolz (1979) oder Benzinger (1980) — mit dem Verhältnis von lokaler Machtelite und Lokalpresse beschäftigen, aber auch für die vielfältigen Materialien, die von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegeben wurden (vgl. dazu stellvertretend das vom Projektteam Lokaljournalisten zusammengestellte mehrbändige “Handbuch für Lokaljournalisten” (München 1977 ff.).

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  • Hingewiesen sei aber auf eine Reihe weiterer Studien zur lokalen Berichterstattung aus neuerer Zeit. Carolin Herrmann (1993) hat sich in ihrer Dissertation, die auf der Untersuchung von Lokalausgaben der Regionalzeitung Fränkischer Tag beruht, bemerkenswert wenig distanziert mit deren Leistung der “Reproduktion von Heimat” auseinandergesetzt. In einer weiteren Dissertation ist — mit negativem Ergebnis — geprüft worden, ob der lokale Hörfunk im Rahmen des nordrhein-westfälischen “Zweisäulenmodells” in partizipatorischer Hinsicht und in Hinblick auf die Bevorzugung kommunaler Eliten ein Gegengewicht zu den Lokalzeitungen bilden kann (vgl. Kurp 1994). Der Studie wurden Systematik und Analyseschema dieses Lehrbuchs der Journalistik zugrundegelegt — was zwangsläufig zu Problemen führen mußte, da sie für solche Zwecke nicht entworfen worden waren.

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  • Michael Haller und Thomas Mirbach (1995) haben (schon 1989) in Villingen-Schwenningen mit einem Mehrmethoden-Design untersucht, welche Merkmale der Informationsfluß’ von den Quellen lokaler Nachrichten über die Redaktionen zum lokalen Zeitungsangebot hat (→ dazu auch Kapitel 4.3.2). Die Studie kommt zu dem Befund, “der publizistische Marktplatz in Villingen-Schwenningen” sei “kein Ort der Aufklärungen, auch kein Umschlagplatz der Meinungen und Gerüchte, vielmehr eine Bühne für die folkloristisch inszenierte Selbst-darstellung” (ebd.: 206). Lokaljournalismus wird dabei insofern als Spe-zifikum des Journalismus identifiziert, als er nach Auffassung der Autoren eher als Teil eines ‘Systems lokale Öffentlichkeit’ denn als eigenes Leistungssystem verstanden werden müsse.

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  • Erwähnt werden muß schließlich noch das Problemfeld ‘lokale Ge-richtsberichterstattung’. Frauke Höbermann (1989) hat dazu eine kritische, praxisnahe Pionierstudie vorgelegt. Empfehlungen zur lokalen Justizberichterstattung sind in einer Broschüre zusammengestellt, die der Deutsche Journalisten-Verband herausgegeben hat (Gerichtsreport, Bonn 1993).

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ad 4.2 Die Wirklichkeit der Nachrichten

  • Zur Nachrichtenproduktion, ihren Auswahlmechanismen und ihren ‘blinden Flecken’ (→ Kapitel 4.2.1) sowie zur Nachrichtenrezeption liegt insbesondere in englischer Sprache eine Vielzahl von Veröffentlichungen vor, so daß hier vor allem auf einige zusammenfassende Darstellungen sowie besonders ausgewiesene Autoren aufmerksam zu machen ist. Dazu gehört in den USA Michael Schudson, der in verschiedenen Publikationen die Soziologie der Nachrichtenproduktion und die dazu gehandelten Erklärungsansätze kritisch untersucht hat (vgl. Schudson 1978, 1991); vom selben Autor stammt eine Studie zu der Frage, was in Nachrichten eigentlich ‘Zeit’ bedeutet (vgl. Schudson 1986). Der Konstruktionsprozeß, durch den Nachrichten Zustandekommen, wird in verschiedenen Büchern schon durch den Titel deutlich: “Making the News” (Golding/Elliott 1979) oder sogar “The manufacture of news” (Cohen/Young 1981).

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  • Unter den europäischen Kommunikationswissenschaftlern hat sich insbesondere der Niederländer Teun A. Van Dijk (1988a, 1988b) mit seinen als ‘Diskursanalysen’ angelegten — und in besonderem Maße auf die Untersuchung von Rassismus ausgerichteten — Studien zu internationalen und nationalen Nachrichten einen Namen gemacht. Dasselbe gilt in Deutschland für Georg Ruhrmann. Neben dem erwähnten Aufsatz (1994a) ist dabei vor allem auf seine Dissertation (1989) hinzuweisen, die einen umfassenden, wenngleich schwer rezipierbaren Überblick zur Nachrichtenforschung und eine aufwendig erhobene Analyse der Rezeption von Nachrichten enthält. Einen anderen-praxisnahen und deshalb für die Journalistik besonders interessanten — Zugriff wählte Lutz Erbring (1988), der anhand ausgewählter Beispiele untersuchte, in wieweit in deutschen und amerikanischen Nachrichten journalistische Berufsnormen (Objektivität, Trennung von Nachricht und Meinung) Berücksichtigung finden, wobei es ihm weniger um erkenntnistheoretische Probleme als um die Beachtung handwerklicher Regeln ging. Später hat er in einem ähnlichen Aufsatz erneut auf die Legitimation von Strukturen der Medienrealität durch Professionalität abgehoben und dann auch Prognosen zu neuen Formen des Nachrichtenjournalismus gestellt (vgl. Erbring 1989: bes. 312).

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  • In vielen Studien ist untersucht worden, welche Faktoren den Konstruktionsprozeß bestimmen, der zur ‘Wirklichkeit von Nachrichten’ führt. Vorschläge für die Entwicklung einer übergreifenden “Theory of News Content” hat Pamela J. Shoemaker (1987) durch Verknüpfung der vorliegenden Forschungsperspektiven zu machen versucht: Inhalt als Spiegel der Realität, als Ergebnis von Medienroutinen, von Sozialisation und Einstellungen der Journalisten, von sozialen und institutionellen Zwängen und von Ideologie. Sie schlägt dazu am Ende formalisierte Hypothesen vor. Mit den eigenwilligen Selektionsmechanismen, die den Thematisierungen der Medien zugrundeliegen, hat sich Luhmann (1995) in seiner ausführlicher dargestellten Beschäftigung mit der “Realität der Massenmedien” u. a. am Beispiel von AIDS auseinandergesetzt; später bietet er darin eine recht verkürzte Zusammenfassung von “Selektoren” an, welche die empirische Forschung herausgefunden habe (ebd.: 26 ff.).

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  • In verschiedenen Untersuchungen, die in den letzten Jahren vorgelegt wurden, findet sich eine rigorose Ablehnung der üblichen Selektionsregeln, durch welche die konventionellen Weltbilder der Medien Zustandekommen. Guido Bröer (1994) hat daraus einen alternativen journalistischen Lebensentwurf entwickelt, der das übliche Rollenselbstverständnis des ‘Vermittlers’ sprengt. Ähnlich bewußt ‘einseitig’ ist eine Kritik der journalistischen Praxis von Rudi Holzberger (1991) angelegt, die ausschließlich auf der monatelangen Lektüre zweiter Tageszeitungen beruht. Dies soll nicht nur eine Absage an systematische Untersuchungen mit den Methoden der empirischen Sozialforschung bedeuten, sondern auch an die vorfindbare Berichterstattung, der Holzberger seine Utopie eines ‘anderen Journalismus’ entgegensetzt. Seine vielen durchaus bedenkenswerten Verbesserungsvorschläge sind übrigens von der Branche meinem Eindruck nach nicht zur Kenntnis genommen worden. Dies gilt zwangsläufig auch für den — keineswegs praxisfernen — Entwurf eines Journalismus, der seine Selektionsroutinen überwindet und ‘Alltagsthemen’ stärker berücksichtigt; denn dieser Entwurf wurde im Rahmen einer Magisterarbeit an der Universität Münster vorgelegt (Jürgen Menke: Alltag als Gegenstand journalistischen Interesses, 1993).

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  • Das Postulat der ‘Objektivität’ (→ Kapitel 4.2.2) ist in vielfältigen Zusammenhängen von Bedeutung: beim journalistischen Rollenselbstverständnis, bei der Anlayse redaktioneller Kommunikationsprozesse etwa im Rahmen des Gatekeeper-Konzepts (→ Kapitel 3.2.4.1) oder auch bei Maßstäben, welche die Medienkritik anlegt. Entsprechend vielfältig ist die Literatur zu diesem Problembereich.

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  • In den angelsächsischen Ländern reicht das Spektrum von einer naiven Gleichsetzung von ‘objektivem Journalismus’ mit ‘ethischem’ oder ‘gutem Journalismus’ (→ Kapitel 2.3.4.1) über eine vermittelndpragmatische Position bis hin zu grundlegenden ideologiekritischen Auseinandersetzungen. In diesem Zusammenhang ist besonders auf das schon erwähnte Buch von Dan Schiller (1981) aufmerksam zu machen. Eine differenzierte knappe Analyse insbesondere von philosophischen Aspekten des Diskurses über journalistische ‘Objektivität’ hat Judith Lichtenberg (1991) vorgelegt. Ihre Schlußfolgerung: Die Annahme der Möglichkeit und des Werts von Objektivität bilde weiterhin die Grundlage für den Anspruch, die Welt verstehen zu wollen; Probleme der Objektivität seien politischer, nicht aber metaphysischer Art.

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  • Diese Position nehmen auch die meisten deutschsprachigen Autoren ein, die sich mit dem Objektivitätspostulat auseinandergesetzt haben — von Ulrich Saxer (1974) bis zu Günter Bentele (1994). Bentele, der auch an anderer Stelle (1988a) der Frage nachgegangen ist, wie objektiv Journalisten sein können, war Co-Herausgeber eines Sammelbandes, in dem Kommunikationswissenschaftler und Medienpraktiker das Objektivitätspostulat diskutierten (vgl. Bentele/Ruoff 1982).

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  • Einen Überblick zu Objektivitätskonzepten, die in der kommunikationswissenschaftlichen Literatur zu finden sind, hat Wolfgang Donsbach (1990a) gegeben. Er unterscheidet darin, nicht ganz trennscharf, zwischen “ideologischer”, funktionaler”, “konsensueller”, “relativistischer” und “realitätsbezogener Objektivität”. Seine eigene Position verheimlicht er nicht, wenn er am Ende für den Journalismus ein Regelwerk von Techniken fordert, das eine “möglichst große Intersub-jektivität der Realitätsbeschreibungen” gewährleiste (ebd.: 27). Im Lichte eigener Befunde aus einer international vergleichenden Journalistenstudie tut sich Donsbach schwer bei dem Versuch, einen immer wieder vorgetragenen Vorwurf zu belegen: Daß dem Medienpublikum in Deutschland ein einseitiges Bild der ‘politischen Realität’ präsentiert werde (vgl. Donsbach/Klett 1993); einschränkend ist dazu von “some speculative ideas” die Rede (ebd.: 80).

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  • ‘Objektivität’ spielt eine besonders wichtige Rolle bei dem Versuch, “Qualität im Journalismus” (Schröter 1992) oder “Informationsqualität von Nachrichten” zu messen — so in der Studie von Lutz M. Hagen (1995) zur Untersuchung des Agenturangebotes in der Bundesrepublik (→ Kapitel 4.3.1.2). Zentral ist dieser Aspekt für die Münchener “Zeitungswissenschaft”, die mit inhaltsanalytischen Methoden die “Mitteilungs-Adäquanz” (Schröter 1988) untersucht und “realitätsgerechte Vermittlung’ bewertet (vgl. div. Beiträge in: Wagner 1988). Das dahinterstehende Welt- und Medienbild wird besonders gut deutlich aus Hans Wagners (1991) engagierter Auseinandersetzung mit der Medienrealität als “manipulierte Wirklichkeit”. An zahlreichen Berichterstattungsbeispielen (u. a. Antisemitismus, Aids und Abtreibung) wird aus streng konservativer Perspektive nachzuweisen versucht, daß der deutsche Journalismus parteilich sei. Am Ende steht auch hier das “Plädoyer für einen anderen, für einen besseren Journalismus” (ebd.: 290).

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  • Daß man Journalistik als Beobachtung zweiter Ordnung des Systems Journalismus verstehen kann, läßt sich besonders gut bei der ‘Wahrnehmung der Medien’ demonstrieren (→ Kapitel 4.2.3). Hier werden die Unterscheidungen beobachtet, die Journalisten bei ihrer Beobachtung zugrundelegen, ohne sich dessen bewußt zu sein. Sie produzieren Nachrichten mit Hilfe von Selektionsregeln, die im Rahmen der Nachrichtenforschung rekonstruiert werden. Dabei werden wiederum von den Wissenschaftlern voneinander abweichende Unterscheidungen vorgenommen, die zu ‘blinden Flecken’ führen. Bei den Beobachtungen erster Ordnung (Journalismus) sind hier also bestimmte Problembereiche der Berichterstattung zu thematisieren; dazu gehört etwa die Dominanz ‘männlicher Weltbilder’ oder der ‘Negativismus’. Bei der Beobachtung zweiter Ordnung (Journalistik) geht es (hier) um die Auseinandersetzung mit den divergierenden Erklärungsansätzen; das Spektrum reicht dabei von der ‘News Bias’-Forschung bis zum Konstruktvismus. Zu all diesen Themen und Aspekten liegt erheblich mehr Literatur vor, als im Text oder auch in diesen bibliographischen Hinweisen aufgeführt werden kann.

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  • Zunächst ist dabei auf eine weitere empirische Studie zur Ermittlung journalistischer Kriterien bei der Nachrichtenselektion hinzuweisen (Emmerich 1984), die aber konzeptionell und methodisch recht eigenwillig ausfiel (vgl. die Rezension in: Rundfunk und Fernsehen 1986/3: 418). Immer wieder wurde ansonsten in — vor allem: angelsächsischen — Studien das hochstandardisierte, routinemäßige Selektionsverhalten von Redakteuren aufgezeigt — ob bei Tageszeitungen oder in den Nachrichtenredaktionen von Fernsehsendern; Beispiel für solche Inhaltsanalysen ist die Untersuchung von Dan Berkowitz (1987).

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  • Interdisziplinäre Antworten zur Frage, ob die Medien die Welt abbilden oder Weltbilder schaffen, wurden auf einer Tagung in Köln gesucht, deren Beiträge in einem Sammelband zusammengefaßt sind (vgl. Thomas 1988). In einer breit angelegten Darstellung zur “Realitätsvermittlung durch Massenmedien” hat der Leipziger Kommunikationswissenschaftler Werner Früh (1994) den Nachweis zu führen versucht, daß es sich bei der ‘sozialen Realität’ um eine permanente Transformation der Wirklichkeit handelt.

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  • Methoden und Konzepte der Forschung über ‘Bias in the News’ hat deren führender Vertreter Karl Erik Rosengren (1979) in einem Aufsatz zusammengestellt. Zur ‘News Bias’-Forschung sind in Deutschland insbesondere die am Institut für Publizistik der Universität Mainz entstandenen Studien zu rechnen. Dabei geht es immer wieder um den Nachweis, daß die Medien aufgrund bestimmter Einstellungen der Journalisten unzutreffende Beschreibungen der Realität lieferten, die erhebliche Wirkungen entfalteten. In den letzten Jahren ist dieser Vorwurf insbesondere im Zusammenhang mit der Technikberichterstattung (→ Kapitel 5.4.3.2) erhoben worden (vgl. z. B. Kepplinger 1989b). Behauptet wird dabei auch, daß die Journalisten immer wieder das Mittel der ‘instrumentellen Aktualisierung’ einsetzten: Bewußt würden Informationen hochgespielt, welche die eigene Sichtweise stützen. Der Ansatz mit seinen unterschiedlich zugespitzten Annahmen zum Verhältnis von Medienrealität und ‘Realität’ wird am besten durch die gut lesbare Zusammenfassung deutlich, die Hans Mathias Kepplinger (1992) unter dem Titel “Ereignismanagement” publiziert hat. Beispiele dafür sind ansonsten die Studien von Brosius et al. (1991) zum “Immermehrismus” und von Staab (1991) zur Berichterstattung über das ‘Soldatenurteil’ in der überregionalen Tagespresse der Bundesrepublik Deutschland. Mehr als 80 Fälle “diffamierender, einseitiger oder nachlässiger Medienberichterstattung” sind in einem medienkritischen Band enthalten, den Gero Kalt (1992) unter dem programmatischen Titel “Schlecht informiert” herausgegeben hat.

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  • Versuche, Medienrealität mit ‘Realität’ zu vergleichen, können auf berühmt gewordene Studien der Kommunikationswissenschaft rekurrieren: Untersuchungen über den “MacArthur Day” am 26.4.1951 in Chicago (vgl. Lang/Lang 1973) und über eine Anti-Vietnam-Demonstration in London (vgl. Halloran et al. 1970). In beiden Fällen konnte gezeigt werden, daß das von den Medien konstruierte Ereignis wenig mit den Beobachtungen zu tun hatte, die ‘vor Ort’ dazu gemacht wurden. Ging es hier aber zunächst nur um den Nachweis einer eigenen Wirklichkeit, die Journalisten mit ihrer Berichterstattung schaffen, so schlagen Noelle-Neumann/Mathes (1987) von der Präsentation ähnlicher Untersuchungsergebnisse aus neuerer Zeit gleich eine Brücke zur These von den starken Wirkungen der Medien und insbesondere ihrem Einfluß auf das Meinungsklima.

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  • Die Dominanz männlicher Weltbilder in der Berichterstattung ist zentrales Thema einer feministischen Medienforschung, die sich in den letzten Jahren etablieren konnte; davon wird — dann aus der Kommunikatorperspektive — an anderer Stelle die Rede sein (→ Kapitel 5.2.4.1). Neben den dort erwähnten Publikationen sei im Zusammenhang mit der ‘Wahrnehmung der Medien’ insbesondere auf die Studien von Christiane Schmerl (1984, 1985), Jutta Röser (1992) und Brigitte Spiess (1994) hingewiesen sowie auf die von Jutta Röser (1993) vorgelegte kommentierte Bibliographie zur “Frauen-Medien-Forschung”. Auch das Thema ‘Rassismus in den Medien’ hat in der letzten Zeit zunehmende wissenschaftliche Beachtung gefunden, wie z. B. der von Siegfried Jäger und Jürgen Link (1993) herausgegebene Reader zeigt, der verschiedene empirische Studien enthält. Hervorzuheben sind dabei die Beiträge von Huhnke (1993) zur Berichterstattung von Bild AM Sonntag und Spiegel sowie von Ruhrmann (1993b) zur Konstruktion des ‘Fremden’ in den Medien.

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  • Negativismus besitzt in unterschiedlichen Zusammenhängen eine Bedeutung. Als Nachrichtenfaktor ist er offenbar so zentral, daß er Voraussagen über die Selektionswahrscheinlichkeit erlaubt; grundsätzlich haben, wie auch Befragungen von Journalisten zeigen, schlechte Nachrichten eine bessere Veröffentlichungschance als gute (vgl. z. B. Bohle 1986). Obwohl dies, wie dargestellt, u. a. unter Hinweis auf professionelle Aspekte gut erklärt werden kann, wird hier inzwischen der Vorwurf des ‘Immermehrismus’ erhoben und “Negativität als Nachrichtenideologie” (Kepplinger/Weissbecker 1991) beschrieben. Hier schließt sich dann für eine sehr weitreichende ‘News Bias’-Forschung, die gleichzeitig Kommunikator-, Nachrichten- und Wirkungsforschung sein will, der Kreis, weil sie glaubt, wieder “ein in der Bundesrepublik Deutschland heute weit verbreitetes Weltbild” gefunden zu haben, “das man auch als eine Folge der Realitätsdarstellung durch die Massenmedien ansehen kann, deren Ursachen möglicherweise mit der dargestellten Realität wenig oder nichts zu tun hatten. Sie sind vielmehr in einem gewandelten Berufsverständnis von Journalisten zu finden” (ebd.: 341).

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  • Die knappe Darstellung zu “Sprache und Verständlichkeit” (→ Kapitel 4.2.4) wurde auf Aspekte begrenzt, die m. E. für die Journalistik vorrangige Bedeutung besitzen. Während deshalb vor allem normative Anleitungen zur Verbesserung von Verständlichkeit referiert wurden, wäre nun ergänzend auf empirische Studien etwa zur Lesbarkeit von Nachrichtentexten aufmerksam zu machen. Solche Studien wurden z. B. zur Verständlichkeit von langen, ‘überladenen’ Lead-Sätzen (vgl. Stapler 1985), zu den Verständlichkeits-Standards von Nachrichtenagenturen und-diensten (vgl. Catalano 1990) oder zum Zusammenhang zwischen Komplexität von Fernsehnachrichten und ihrer Erinnerung und Bewertung (vgl. Burriss 1987) durchgeführt. ‘Objektive Verfahren’ zur Messung von Verständlichkeit, von denen immer wieder die Rede ist, werden aber weder in diesen noch in anderen Untersuchungen angeboten.

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  • Um Verständlichkeit geht es selbstverständlich auch in den erwähnten Praxis-Lehrbüchern zum Journalismus (→ Kapitel 4.1.2). Ergänzend hinzuweisen ist auf Empfehlungen der Gesellschaft für deutsche Sprache zur Verständlichkeit von Fernsehnachrichten, die auf eine jahrelange Beratung der ZDF-Nachrichtensendung “heute” zurückgehen; sie enthalten u. a. eine Zusammenstellung der wichtigsten Fehler bei Präpositionen (vgl. Uwe Förster: Verständlich, genau, angemessen, gefällig, knapp üblich, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 18.4.1994: 10). “Maximen der Verständlichkeit” für Fernsehnachrichten hat in der Zeit der ‘Wende’ Tilo Prase für den ostdeutschen TV-Journalismus zusammengstellt (in: Diskurs 1990/2: 97–104).

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  • Im Zusammenhang mit Versuchen, mit Hilfe von graphischer und bildlicher Gestaltung die Verständlichkeit von Medienangeboten zu verbessern, ist zum einen noch auf Publikationen zu neuen Formen der Zeitungstypographie hinzuweisen und hier insbesondere auf die in der Praxis bewährten Werke des in Nordamerika wie Deutschland bekannten Zeitungsdesigners Rolf F. Rehe (1981, 1985); und zum anderen auf Studien zu Versuchen, durch unterhaltsame Elemente (z. B. Bebilderung) Akzeptanz und Verständlichkeit von Fernsehnachrichten zu erhöhen. Damit haben sich u. a. Lutz Huth und Klaus Sielker (1988) sowie Hans-Bernd Brosius (1989) beschäftigt. An der Universität Münster ist in verschiedenen Magisterarbeiten untersucht worden, welche Mittel — in der Medienkonkurrenz — eingesetzt werden, um politische Fernsehmagazine attraktiver gestalten (z. B. Astrid Schwamberger: Unterhaltende Gestaltungselemente und das Verhältnis von Bild und Ton in politischen Magazinbeiträgen, 1994). In zahlreichen Tübinger Untersuchungen geht es um die Mediensprache im allgemeinen und die Fernsehnachrichten im besonderen; dabei steht der Aspekt der Verständlichkeit traditionell im Vordergrund (vgl. z. B. Strassner 1982, Bucher/Strassner 1991).

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  • Schließlich: Daß Texte, die sich — ob aus linguistischer oder soziologischer Perspektive — in grundsätzlicher Weise mit dem Prozeß des Verstehens beschäftigen, selbst selten verständlich sind (vgl. z. B. Strohner 1990, Schneider 1991), mag in der Natur der Sache liegen...

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ad 4.3 Quellen und Bezugsgruppen

  • Werner A. Meier und Michael Schanne (1980: 18) beklagten seinerzeit mit Recht “ein eklatantes Defizit sozialwissenschaftlicher Forschung” zum Thema Nachrichtenagenturen (→ Kapitel 4.3.1). Diese Beschreibung eines Desiderats wird zwar bis in die Gegenwart hinein wiederholt (vgl. z. B. Wilke 1991: 13), trifft inzwischen aber wohl nicht mehr die Situation. Insbesondere der Mainzer Publizistikwissenschaftler Jürgen Wilke hat zusammen mit Mitarbeitern sowohl diachronische als auch synchronische Studien über Agenturen vorgelegt, die zu einer Verbesserung der Materiallage beitragen. Dabei handelt es sich zum einen um Monographien zur Entwicklung und Situation vor allem der Agenturen Reuters und AFP sowie der Mediendienste VWD, FWT, KNA und EPD (vgl. Wilke 1993); in der erwähnten empirischen Untersuchung (vgl. Wilke/Rosenberger 1991) wurden am Beispiel von AP und DPA Strukturen und Arbeitsweisen von Nachrichtenagenturen vergleichend untersucht. Ebenfalls in Form des direkten

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  • Vergleichs hat sich Volker Dettmar (1994) mit den evangelischen Pressediensten Epd und Idea beschäftigt.

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  • Insgesamt verschaffen diese Studien — zusammen mit den Pionierarbeiten des Journalisten Hansjoachim Höhne (1977, 1980, 1984) zur Agentursituation in Deutschland sowie einigen weiteren älteren Untersuchungen (vgl. z. B. Minet 1977, Boyd-Barrett 1980) inzwischen doch einen recht soliden Überblick zum Markt der Agenturen und Mediendienste. Außerdem werden immer wieder Aktualisierungen vorgelegt: Neben dem erwähnten Praxis-Handbuch von Peter Zschunke (1994) ist dabei z. B. auf ein Heft der Zeitschrift “Journalist” (1995/4) aufmerksam zu machen, das einen Themenschwerpunkt ‘Nachrichtenagenturen’ enthält. Zur Agentursituation in der Schweiz liegt eine Sammlung von Studien vor, die Roger Blum, Katrin Hemmer und Daniel Perrin (1995) unter dem doppeldeutigen Titel “Die AktualiTäter” herausgegeben haben.

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  • Selektionsprozesse in den Agentur-Redaktionen hat Gertrude Joch Robinson seinerzeit am Beispiel der jugoslawischen Nachrichtenagentur Tanjug untersucht. Ihre Studien dazu hat sie zusammen mit ihren Arbeiten zur Gatekeeper-Forschung und zur internationalen Kommunikation in einem Buch zusammengefaßt (vgl. Robinson 1981). Eine interessante empirische Studie zur Bewertung der journalistischen Qualität der Dienste, welche die Nachrichtenagenturen anbieten, hat Lutz M. Hagen (1995) vorgelegt. Als Qualitätskriterien definierte und operationalisierte er Menge, Relevanz, Richtigkeit, Transparenz, Sachlichkeit, Ausgewogenheit, Vielfalt, Aktualität und Verständlichkeit der Nachrichten und kam so — wie bei einem vergleichenden Autotest — zu einer Rangfolge, die für DPA überaus schmeichelhaft ausfiel, dicht gefolgt von AP und Reuters. Wichtiger scheint mir aber das abschließende Urteil des Autors zu sein, daß die Agenturen mehr in die eigene Recherche investieren müßten und sich weniger auf die Weitergabe von Informationen aus dem Kreis etwa der politischen Akteure verlassen dürften (vgl. ebd.: 284)

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  • Auf strukturelle Zusammenhänge zwischen dem Agentursystem und dem globalen Schichtungssystem der Nationen, die einen theoretischen Rahmen für die Einordnung empirischer Studien anböten, haben Meier und Schanne (1979) zu einem Zeitpunkt aufmerksam gemacht, als die Debatte über die ‘Nwico’ an Intensität zunahm. Etwa zum selben Zeitpunkt wurde auch in englischsprachigen Publikationen thematisiert, in welch starkem Maße die westliche Informations-Dominanz kulturellen Einfluß wirksam werden läßt (vgl. z. B. Smith 1980). Einen deutschsprachigen Sammelband zur “Medienmacht im Nord-Süd-Konflikt” hat dann Reiner Steinweg (1984) in Zusammenarbeit mit Jörg Becker zusammengestellt. Dieser trat bei der wissenschaftlichen Debatte u. a. auch durch eine Auseinandersetzung mit den Bewertungen von Birgit Schenk hervor, die auf der Grundlage einer Synopse empirischer Studien in Hinblick auf ‘Verzerrungen im internationalen Nachrichtenfluß’ Entwarnung gegeben hatte. Becker präsentierte dazu gegenläufige Befunde und monierte nicht nur methodische Mängel, sondern auch theoretische Schwächen der vorgelegten Bestandsaufnahme (vgl. Rundfunk und Fernsehen, 35. Jg., 1987/1: 36–54 bzw. 36. Jg., 1988/1: 45–55; eine Re-Replik von Birgit Schenk erschien in Heft 1988/2: 247 ff).

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  • Mit der Geschichte des Nachrichtenwesens hat sich eine Reihe von klassischen kommunikationswissenschaftlichen Studien beschäftigt. Zu nennen ist hier vor allem die 1913 vorgelegte akribische Untersuchung des Journalisten Wolfgang Riepl (1972), die bei der aktuellen kommunikationspolitischen Diskussion in Deutschland ihre Zeitlosigkeit unter Beweis gestellt hat. Riepl konnte nämlich zeigen, daß ‘neue Medien’ bei den alten nicht zur Substitution, sondern zur Adaption führen. Besonders gelobt als Quelle über die Entstehung der modernen Nachrichtenagenturen wird die Studie von Llewellyn White und Robert D. Leigh (1960).

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  • (Historische) Monographien gibt es nicht nur über die britische Agentur Reuters (→ Kapitel 3.4), sondern z. B. auch über deren Konkurrenten und Kartellpartner im 19. Jahrhundert, das Wolff-Sche Telegraphenbüro (vgl. Basse 1991), und die Agence Havas bzw. ihre Nachfolgerin Agence France-Presse, deren Geschichte seit Ende des Zweiten Weltkriegs von Jean Huteau und Bernard Ullmann (1992) — wie in zahlreichen anderen vergleichbaren Fällen — mehr mit farbig-journalistischen als präzise-historischen Mitteln dargestellt wurde. Zur Geschichte der zweiten nordamerikanischen Nachrichtenagentur United Press International, die seit der Gründung im Jahre 1907 bis 1958 nur “United Press” hieß, gibt es nach dem älteren Buch von Joe Alex Morris (1957) mit dem prägnanten Titel “Deadline Every Minute” nun eine weitere Insider-Beschreibung, die sich mit dem jahrelangen und letztlich erfolglosen Überlebenskampf der Agentur beschäftigt (vgl. Gordon/Cohen 1990).

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  • Erhebliches Aufsehen erregte seinerzeit die Studie von Heinz-Willi Gross (1982), weil hier — auf der Grundlage eines dezidiert materialistischen Ansatz — scharfe Kritik an der angeblich fehlenden Unabhängigkeit der wichtigsten deutschen Nachrichtenagentur geübt wurde. In Selbstdarstellungen, wie sie DPA etwa zum 40. Geburtstag in aufwendiger Aufmachung vorlegte, wird hingegen Wert darauf gelegt, daß gerade die genossenschaftliche Gesellschafterstruktur Garant sei für die Leistungsfähigkeit (Aktualität, Zuverlässigkeit, Schnelligkeit, Unabhängigkeit und Vollständigkeit) des Unternehmens (vgl. 40 Jahre DPA Deutsche-Presse-Agentur Gmbh, Hamburg 1989).

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  • Als erster hatte der Agenturjournalist Manfred Steffens [alias Stefan Ziegler] (1969) das “Geschäft mit der Nachricht” in seiner strikt praxisbezogenen Studie, die mit Recht große Beachtung fand, analysiert. In seiner “kritischen Würdigung des ddp” (Untertitel) beschäftigte sich Ulrich Schenk (1985) mit dem Doppelcharakter von Nachrichtenagenturen, die als Wirtschaftsunternehmen gleichzeitig auch einen “öffentlichen Auftrag” wahrnehmen sollen. Er ging dabei von der üblichen Klassifizierung der Agenturen nach Tätigkeitsumfang (Weltagenturen, Internationale Agenturen, Regionale Agenturen, Nationalagenturen) und Rechtsform (Private, erwerbswirtschaftliche Unternehmen, Genossenschaften, Unternehmen mit speziellem Statut) aus.

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  • Jürgen Wilke (1991) hat neben den erwähnten Untersuchungen auch eine historische Längsschnittstudie zur Geschichte der Telegraphenbüros und Nachrichtenagenturen in Deutschland bis 1949 herausgegeben. Eine sehr gründliche Deskription und Analyse der DDR-Nachrichtenagentur ADN, die im Anhang zahlreiche wichtige Dokumente zugänglich macht, verdanken wir Michael Minholz und Uwe Stirnberg (1995). “Gute Nachrichten für die Sed” (Untertitel) wurden, wie die Autoren deutlich machen, durch ein ausgeklügeltes System der Informationsbeschaffung und-Verbreitung mit Hilfe von ADN in allen Bereichen des Mediensystems der DDR durchgesetzt.

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  • In vielfältigen Zusammenhängen werden die USA in diesem Lehrbuch als Pionier, Vorbild oder auch abschreckendes Beispiel dargestellt — und zwar gleichermaßen in Theorie und Praxis der Kommunikation. Für keinen Bereich aber gilt dies alles so sehr wie für Public Relations (→ Kapitel 4.3.2). Hochprofessionell präsentiert sich eine riesige Pr-Industrie: mit angeblich 150.000 Öffentlichkeitsarbeitern, die den rund 130.000 Journalisten gegenüberstehen, und mit Methoden, die von großen Kampagnen bis zum ‘Spoonfeeding’, der löffelweisen Abfütterung von Journalisten mit Info-Häppchen aus der PR-Küche reichen (vgl. Russ-Mohl 1992: 124). Doch auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit PR und der Ausbildung für PR haben einen Standard erreicht, der mit den europäischen Verhältnissen nicht zu vergleichen ist. Entsprechend umfangreich ist die nordamerikanische Literatur zum Thema. Vieles davon hat freilich ganz pragmatischen Handbuchcharakter; dies gilt auch für Publikationen, die den ambitionierten Titel “Public Relations Theory” tragen, wie z. B. ein Reader, den Carl H. Botan und Vincent Hazelton (1989) herausgegeben haben. Alles dies wird in dem Überblick präzise herausgearbeitet, den Benno SIG-Nitzer (1988) zur PR-Forschung in den USA vorlegte.

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  • Zu den führenden nordamerikanischen Autoren gehört hier James E. Grunig, der vor allem durch sein — ideologieverdächtiges — Modell von PR als symmetrischer Kommunikation bekannt wurde; er ist inzwischen auch in verschiedenen deutschsprachigen Veröffentlichungen vertreten (vgl. z. B. Grunig 1994). Diese Sammelwerke wurden z. B. von Wolfgang Armbrecht und Ulf Zabel (1994) sowie Heinz-D. Fischer und Ulrike G. Wahl (1993) herausgegeben. Insbesondere Armbrecht war auch an verschiedenen Büchern über Public Relations beteiligt, die immer wieder einen recht kleinen Kreis derselben Autoren versammeln; eine Sammelrezension dazu findet sich in der Zeitschrift “Publizistik” (1994/2: 234–240).

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  • Besonders hinzuweisen ist noch auf den gut verständlichen Überblick, den Michael Kunczik (1994) zu Konzepten und Theorien von Public Relations vorgelegt hat. Ein weiterer Sammelband, den Johanna Dorer und Klaus Lojka (1991) herausgegeben haben, versucht durch sein Angebot unterschiedlicher Orginalbeiträge und Nachdrucke einen Dreisprung: gleichermaßen über theoretische Ansätze, empirische Befunde und die Berufspraxis zu informieren. Strikt aus gesellschaftskritischer Perspektive sind die Beiträge in einem Themenheft der Zeitschrift “Media, culture & society” (Vol. 15, 1993/3) verfaßt, das sich mit PR und Medienstrategien unter den Bedingungen einer gewandelten öffentlichen Kommunikationskultur beschäftigt. Allein auf die Praxis wiederum ist ein weiterer Sammelband gerichtet, der ausgewählte Beispiele ‘erfolgreicher Pr’ anbieten will (vgl. Kalt/Steinke 1992).

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  • Ansonsten lassen sich in den führenden kommunikationswissenschaftlichen Fachzeitschriften der USA (insbesondere “Journalism Quarterly”) und der Bundesrepublik Deutschland (insbesondere “Publizistik”) seit Jahren zahlreiche — z. T. empiriegestützte — Auseinandersetzungen mit PR nachweisen. Dazu gehören auch zwei Studien, die im Rahmen der Journalistik für eine Auseinandersetzung mit Public Relations besonders interessant erscheinen: Michael Ryan und David L. Martinson (1988) suchten die Ursachen für die ‘Haßliebe-Beziehung’ zwischen Journalisten und Öffentlichkeitsarbeitern und fanden sie in der ‘journalistischen Kultur’; dieselben Autoren (1994) ermittelten dann auch, daß die beiden Berufsgruppen durchaus gleiche Vorstellungen davon haben, was die Unwahrheit ist — wobei viele Journalisten aber damit rechnen, von den PR-Leuten ‘angeschmiert’ zu werden.

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  • In der Zeitschrift “Publizistik” ist in den letzten Jahren neben den erwähnten Aufsätzen noch eine Reihe weiterer Beiträge zum Thema PR erschienen, auf die kurz aufmerksam zu machen ist: So hat Anna M. Theis aus organisationssoziologischer Perspektive nachzuweisen versucht, daß bei Public Relations das Interesse von Organisationen an Umweltkontrolle im Vordergrund steht (37. Jg., 1992/1: 25–36); Pierre A. Saffarina hat am Beispiel der österreichischen Tageszeitung Kurier gezeigt, daß die ausführlicher diskutierte Determinie-rungshypothese (→ Kapitel 4.3.2.3) zumindest stark relativiert werden muß (38. Jg., 1993/3: 412–425); und Johanna Dorer hat nach dem Nutzen der rasch anwachsenden PR-Forschung für Wissenschaft und Praxis gefragt (39. Jg., 1994/1: 13–26).

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  • In einer weiteren Fallstudie untersuchte Thorsten Rossmann am Beispiel von Greenpeace die klassische Frage, welchen Einfluß Öffentlichkeitsarbeit auf die Medien ausüben kann (Media Perspektiven 1993/2: 85–94). Aus dieser Studie, die dokumentiert, wie erfolgreich die Pressearbeit dieser Umweltschutzorganisation ist, lassen sich (zumindest) erhebliche Agenda-Setting-Effekte (→ Kapitel 4.5.2.2) von PR ableiten. Insbesondere diesem Aspekt ist Judy Van Slyke Turk (1986), die wie Grunig zu den bekanntesten Vertretern der PR-Forschung in den USA gehört, in ihrer Studie über ‘Informations-Subventionen’ und Medieninhalt nachgegangen. Knapp die Hälfte der untersuchten Nachrichten erwiesen sich als ‘subventioniert’, und dabei ließen sich in der Tat recht weitreichende Einflüsse der PR-Quellen nachweisen. Andererseits fand die Autorin aber auch heraus, daß die Journalisten selbstbeschafftes Material offenbar gegenüber Fremdmaterial favorisieren: Immerhin 52 Prozent der publizierten Berichte basierten auf Eigenrecherchen der Redakteure.

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  • Zum Thema ‘Politische Kommunikation und politische Kultur’ (→ Kapitel 4.3.3) liegt eine Reihe von Sammelbänden vor, die wichtige Beiträge leicht zugänglich machen. Zu nennen sind hier die von Saxer (1983) und Jäckel/Winterhoff-Spurk (1994) herausgegebenen Tagungs-Dokumentationen sowie insbesondere das von Wolfgang R. Langenbucher (1993b) editierte Studienbuch “Politische Kommunikation”, das in überarbeiteter Auflage neu erschienen ist. Eine von Stefan Müller-Doohm und Klaus Neumann-Braun (1991) herausgegebene Aufsatzsammlung beleuchtet aus unterschiedlichen, z. T. sehr persönlichen und originellen Perspektiven den Zusammenhang zwischen Öffentlichkeit, Kultur und Massenkommunikation. Spezielleren Aspekten sind zwei weitere Bücher gewidmet: dem Verhältnis zwischen Medien und Gesellschaft nach den zehnjährigen Erfahrungen mit dem dualen Rundfunk in Deutschland (Jarren 1994) und den Akteuren, Strukturen und Konfliktpotentialen in der europäischen Medienpolitik (Kleinsteuber/Rossmann 1994); bei dieser wichtigen Teamarbeit, die einen guten Überblick verschafft, wurden insbesondere auch ökonomische und technologische Aspekte der Medienentwicklung berücksichtigt.

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  • Die wohl wichtigste neuere Publikation über Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und Gesellschaft ist als Sonderheft der “Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie” von Friedhelm Neidhardt (1994) herausgegeben worden; sie lag mir aber erst nach Abschluß dieses Kapitels vor, so daß z. B. der luzide system- und akteurstheoretische Bestimmungsversuch von Jürgen Gerhards zur politischen Öffentlichkeit (ebd.: 77–105) nicht mehr aufgegriffen und systematisch eingearbeitet werden konnte. Theorien, Methoden und Befunde im Zusammenhang mit dem Konstrukt ‘öffentliche Meinung’ waren Thema eines Symposiums zu Ehren von Elisabeth Noelle-Neumann, dessen Beiträge — zu den Referenten gehörte u. a. Niklas Luhmann — Jürgen Wilke(1992) herausgegeben hat.

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  • Elisabeth Noelle-Neumann hat “Die Schweigespirale” ein Jahrzehnt nach dem Erscheinen in einer erweiterten Ausgabe unter dem Titel “Öffentliche Meinung” neu vorgelegt. Dieses Buch (Untertitel: “Die Entdeckung der Schweigespriale”) enthält nicht nur einen systematischen Überblick und ein “Lexikalisches Stichwort zur Theorie der öffentlichen Meinung”, sondern auch eine Art Werkstattbericht, in dem in geradezu volkstümlicher Weise die Entwicklung und erfolgreiche Verbreitung des Ansatzes rekonstruiert wird (vgl. Noelle-Neumann 1991). Die Neuauflage enthält jedoch keine systematische Auseinandersetzung mit der umfangreichen theorie- und methodenkritischen Literatur, die inzwischen zur “Schweigespirale” vorliegt. Stellvertretend sei hier auf die empirischen Prüfungen von Scherer (1990), Rimmer/Howard (1990) sowie Fuchs et al. (1992) verwiesen. Eine kurze Auseinandersetzung mit der “Schweigespirale” enthält auch die Untersuchung des Konstruktes ‘öffentliche Meinung’, die Georg Ruhrmann (1994b) in der Festschrift zum 65. Geburtstag von Niklas Luhmann publiziert hat. Einen Überblick zur Rezeption des Ansatzes hat Anna M. Deisenberg (1986) — zusammen mit einem Nachwort von Elisabeth Noelle-Neumann — publiziert. Bereits Ende der siebziger beschäftigte sich der Spiegel (1978/43: 102 ff.) im Rahmen einer Serie über Demoskopen in Deutschland kritisch mit Noelle-Neumanns Schweigespiralen-Ansatz und dessem politischen Kontext: “Gäbe es die Schweigespirale und würde sie auf ihre Entdeckerin wirken, so wäre Frau Noelle-Neumann zum Thema Fernsehen und Politik längst verstummt. Ihre Isolierung könnte kaum größer sein [...].” (Ebd.: 119)

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  • Außerordentlich umfangreich ist auch die Literatur zum klassischen kommunikations- wie politikwissenschaftlichen Thema ‘Massenmedien und Wahlen’. Winfried Schulz und Klaus Schönbach (1983) haben dazu seinerzeit einen umfangreichen Band vorgelegt — als Ertrag einer Fachtagung, an der auch namhafte nordamerikanische Wissenschaftler wie Doris A. Graber und David Weaver mitgewirkt hatten. Exemplarisch für neuere empirische Analysen zu Kommunikationsstrategien in Wahlkämpfen sind die Studien von Pfetsch und Schmitt-Beck (1994) zur ‘Amerikanisierung’ und von Schrott und Meffert (1994) zum “Wahlkampf in den Fernsehnachrichten 1987 und 1990”. In pointierter Form wurde das Wahlmarathon ‘94 vor allem in Hinblick auf Medien-Rituale in einem Themenheft der Zeitschrift “agenda” (Heft Jan.-Feb. 1994) von Journalisten und Wissenschaftlern beschrieben.

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  • Die “Inszenierte Information” (Grewenig 1993) ist thematischer Schwerpunkt eines Readers, der Beiträge von Sprachwissenschaftlern über ‘strategische’ politische Kommunkation versammelt. Der Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter (1987) hat sich in allgemeiner Form mit der Frage beschäftigt, welchen Einfluß die Massenmedien auf die politische Kultur ausüben. Er erhebt in seinem vor allem wissenschaftskritischen Aufsatz nicht den Vorwurf einer Gefährdung, postuliert aber doch erhebliche Wirkungen der Medien. Eindeutiger ist das Urteil von Christina Holtz-Bacha (1994), die für die Behauptung, die Politikdarstellung in den Medien fördere die Politikverdrossenheit, keine Bestätigung fand. Für die erwähnte, von Michael J. Robinson propagierte These der ‘Videomalaise’ mangele es — jedenfalls in Deutschland — an empirischer Evidenz. Eher schon sei eine ‘Unterhaltungsmalaise’ feststellbar, da die forcierte Nutzung von U-Angeboten zur Abkehr von der Politik beitragen könne (vgl. ebd.: 190).

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  • ‘Government and the media’ (→ Kapitel 4.3.4) gehört in den USA zum Repertoire der Lehrbücher zur Massenkommunikation bzw. zum Journalismus. In der Bundesrepublik Deutschland wird das Thema eher in allgemeineren Kontexten abgehandelt, etwa bei Untersuchungen zur ‘demokratischen Streitkultur’, um die es in einem von Ulrich Sarcinelli (1990) herausgegebenen Sammelband geht. Zu den Beiträgen gehört auch die erwähnte Darstellung von Beule/Hondrich (1990) über “Skandale als Kristallisationspunkte politischen Streits”. Dirk Käsler und seine Mitarbeiter (1991) haben den Skandal zum Aufhänger für ihre Auseinandersetzung mit der symbolischen und dramaturgischen Qualität von Politik genommen — wobei sie die Theater-Metapher selbst ironisch auf ihre Darstellung anwenden: ein ‘starkes Stück’.

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  • In allgemeinerer Weise um Politik, Macht und Medien geht es in einer Reihe von Themenheften z. B. der Zeitschriften “Publizistik” (35. Jg., 1988/4) und “Bertelsmann Briefe” (Heft 129, Mai 1993; Heft 132, Dezember 1994). Wie (borniert) regierende Politiker ihr Verhältnis zu den Medien und ihren Journalisten sehen (können), wird besonders gut durch die berühmt-berüchtigte Rede deutlich, welche der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine (SPD) am 24.4.1993 in Magdeburg gehalten hat (abgedruckt in: journalist 1993/7: 47 ff.). Wie die Gegenseite das Verhältnis zwischen Politikern und Journalisten sieht, wird z. B. aus Anmerkungen von Herbert Riehl-Heyse, Reporter der Süddeutschen Zeitung, deutlich (vgl. MediumMagazin 1993/12: 35). Und wie schließlich ein Wanderer zwischen den Fronten die Beziehungsprobleme einschätzt, zeigt ein Aufsatz von Bill D. Moyers (1969: 22; übers, v. Verf.): “Wir sollten aufhören, uns in Allianzen mit den Politikern zu verheddern. Oder die lllussion aufgeben, daß wir damit aufhören können.” Moyers war einst Pressesprecher von Lyndon B. Johnson gewesen, ehe er erst bei CBS und dann beim nichtkommerziellen Fernsehsender PBS anheuerte.

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  • Wie dann später die “Video-Präsidentschaft” Ronald Reagans funktionierte, ist in einer instruktiven Spiegel-Serie (1988/41 ff.) beschrieben worden. Politik als Inszenierung, Symbolik als Ersatz für politisches Handeln — niemals vorher oder nachher ist die ‘politische Kommunikation’ so rigoros instrumentalisiert worden. Schon viele Jahre vorher hatte der Spiegel (1965/17: 136–145) aber schon für die deutschen Verhältnisse deutlich gemacht, wie — mit den damaligen Mitteln — im Wahljahr erfolgreich Einfluß auf Presse und Rundfunk ausgeübt wurde. Der Artikel von Peter Grubbe war damals Auslöser für den berühmt gewordenen Leserbrief des konservativen Publizisten Paul Sethe zur Pressefreiheit als “Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten” (→ Kapitel 2.2.2.2).

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  • Die Selbstdarstellung von deutschen Politikern im Fernsehen hat Astrid Schütz (1994) untersucht. In ihrem Resümee wird der Ursachenforschung zur angeblichen Politikdrossenheit der Bevölkerung eine interessante Variante hinzugefügt: Es trage sicher dazu bei, “das Vertrauen in politische Repräsentanten zu schwächen, wenn sich in den Medien die Selbstdarstellung von Kandidaten als Alleskönner ohne Fehl und Tadel mit dem Bekanntwerden von Skandalen abwechselt, bei denen dieses Bild ins krasse Gegenteil verwandelt wird” (ebd.: 207).

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  • Daß die Nähe zwischen Journalisten und Politikern und die Durchlässigkeit der Eliten keine ausschließlich japanische Spezialität ist, zeigen zahlreiche europäische Beispiele insbesondere im lokalen und regionalen Raum. So wurde in einer Schweizer Studie am Beispiel des Kantons Luzern demonstriert, welch vielfältige wechselseitige Orientierungsmuster zwischen Berichterstattern und Parlamentariern vorliegen; rund ein Drittel der befragten Journalisten zeigte sich an einem politischen Mandat interessiert. (Vgl. Beat Schaller: Wie kantonspolitische Aussagen her- und bereitgestellt werden, unveröff. Lizentiatsar-beit, Universität Zürich 1984). Zu den ‘japanischen Verhältnissen’ sei ergänzend auf ein Themenheft der Zeitschrift “Media, culture & society” (Vol. 12, 1990/4) aufmerksam gemacht. Darin geht es sowohl um spezifische Ansätze der Massenkommunikationsforschung in Japan als auch um Besonderheiten der Kommunikationsverhältnisse.

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  • Über die Beziehungen zwischen Medien und Publikum (→ Kapitel 4.3.5) und insbesondere über die wechselseitigen Images ist zwar eine Reihe von Studien durchgeführt worden (vgl. dazu z. B. auch Martin et al. 1972 sowie Atwood 1970); insgesamt gilt aber für die USA wie für Europa nach wie vor, daß den Vorstellungen, die Journalisten vom Publikum haben und vice versa, von der Forschung recht wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde (vgl. Gaziano/Mc Grath 1987: 328), so daß man i. w. auf die dargestellten empirischen Evidenzen angewiesen ist. Zu den interessanten Befunden gehört dabei auch, daß die Journalistinnen und Journalisten aufgrund der vorhandenen Images überall ‘links-verdächtig’ sind. Ein anderes supra-nationales Ergebnis ist, daß die Journalisten die Informationsbedürfnisse des Publikums offenbar unterschätzen, die Unterhaltungsbedürfnisse aber überschätzen (vgl. dazu Burgoon et al. 1982: 63 ff.; 1987). Unter medienethischen Aspekten hat sich Christian Turrey (1990) mit der Frage auseinandergesetzt, ob die Journalisten ihr Publikum mißachten; dieser Aufsatz ist insbesondere als gründlicher, gut gegliederter Literaturüberblick zu empfehlen.

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ad 4.4 Mediennutzung und Medienbewertung

  • Daten und Trends zur Mediennutzung und Medienbewertung (→ Kapitel 4.4.1) sind vor allem in verschiedenen — im Text z. T. referierten — Beiträgen des schon erwähnten Readers zusammenfassend eingeordnet worden, den Otfried Jarren (1994) herausgegeben hat. Als beste Informationsquelle zur Mediensituation in Deutschland muß ansonsten das kleine Heft mit den Basisdaten gelten, das von der Zeitschrift Media Perspektiven in jährlichem Abstand vorgelegt wird (Frankfurt a. M., zuletzt Dezember 1994). Zur Entwicklung der Massenmedien in den USA von 1980 bis 1990 sind die wesentlichen Daten für alle Medien in einem Aufsatz von Horst Stipp (1991) zusammengefaßt worden. “The disappearing reader” in den USA ist Thema einer zusammenfassenden ‘Kohorten-Analyse’, die Robert L. Stevenson (1994) auf der Grundlage von Daten aus nationalen und regionalen Studien durchgeführt hat.

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  • Ein Großteil der Forschung zur Nutzung und Bewertung einzelner Medien findet in aller Stille statt, da die Verlage und Rundfunksender ihre Ergebnisse in der Regel als marktstrategisches Material verwenden wollen. Umso wertvoller ist die Publikation der Leserinnenanalyse der TAZ 1993, die im Auftrag der alternativen Tageszeitung von einer Forschungsgruppe am Institut für Journalistik der Universität Dortmund erstellt wurde (TAZ-Verlags- und Vertriebs-GmbH (Hrsg.): Alles eine Frage des Lebensstils, Berlin, o. J.); im Kontext des Projektes ist in Dortmund auch eine Reihe von unveröffentlichten weiteren Untersuchungen über das Blatt entstanden. (→ auch Kapitel 3.1.2.1)

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  • Ergänzend zu den vorwiegend an Gültigkeitskriterien empirischanalytischer Forschung ausgerichteten Studien ist auf den ‘Cultural Studies Approach’ hinzuweisen, der im deutschsprachigen Raum nach wie vor einen deutlich geringen Stellenwert besitzt als in den angelsächsischen Ländern. Mediennutzung und-rezeption wird dabei in größeren sozialen und kulturellen Kontexten untersucht und interpretiert; diesem Ansatz verpflichtete ‘qualitative’ Studien beschäftigen sich z. B. mit unterschiedlichen ‘Sehstilen’ von Fernsehzuschauern unter geschlechtsspezifischen Aspekten. Es geht um die Einordnung von Geschichten, welche die Medien erzählen (→ Kapitel 1.2.1, 4.2.3), in gesellschaftliche und historische Zusammenhänge, wobei Verbindungslinien zum Konstruktivismus erkennbar sind. Überwunden werden soll durch diese andere Perspektive auch die einem konventionellen kausalen Wissenschaftsverständnis verpflichtete ‘klassische’ Wirkungsforschung (→ Kapitel 4.5.4.2). Das Potential und die ganze Bandbreite dieses Ansatzes hat Friedrich Krotz (1992) in einem gut verständlichen Literaturbericht dargestellt. Führende Vertreter dieser Richtung sind mit Aufsätzen in einem Sammelband vertreten, den Robert K. Avery und David Eason (1991) herausgegeben haben.

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  • Wenn Neil Postmans Einstellung im Text als ‘pessimistisch’ bezeichnet wurde (→ Kapitel 4.4.2), so ist dies in Hinblick auf deutschsprachige Auseinandersetzungen mit den Medien und insbesondere dem Fernsehen zu relativieren. Während er immerhin noch an die Kraft von Bildung und Aufklärung zu glauben scheint, predigt Enzensberger (1988), wie erwähnt, inzwischen Resignation, und knüpft damit an Günther Anders schon Mitte der fünfziger Jahre vorgelegte Auseinandersetzung mit der “Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution” an, die auch ein längeres Stück über Hörfunk und Fernsehen enthält. Anders fand darin starke Worte für das damals neue Medium und die von ihm “ins Haus gelieferte Welt”. Alle kulturpessimistischen Argumente gegen den umfassenden, negativen Einfluß auf die Menschen sind hier schon zu finden — bis hin zu der Feststellung: “Durch sein Kleinformat verwandelt TV jedes Ereignis in eine synchrone Nippesszene”. Auch Günther Anders’ Bemerkungen zur heutigen Welt, die er als “post-ideologisch” beschrieb, und über Radio und Bildschirm als soziale Realitäten (unter der Überschrift “Das Wirkliche als Reproduktion seiner Reproduktionen”) passen gut zur aktuellen Diskussion innerhalb und außerhalb der Kommunikationswissenschaft. (Vgl. Anders 1956: 97–211)

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  • Der Einfluß Neil Postmans auf die Beschäftigung mit dem Fernsehen und seinen sozialen Folgen sowie neuerdings mit den Visionen einer ‘Informationsgesellschaft’ wird explizit oder zumindest implizit in vielfältigen Zusammenhängen deutlich — in den USA wie in Europa. Einen ähnlichen ‘ökologischen’ Ansatz legen etwa Vertreter der Kultivierungs-Hypothese zugrunde, wenn sie z. B. untersuchen, welche Folgen die zunehmende Zahl von Fernsehkanälen für die Programmvielfalt und damit für die Selektionsmöglichkeiten auf dem Medienmarkt haben (vgl. Gerbner 1991). In Postmans Tradition stehen letztlich aber auch grausam-satirische Kinofilme über das Fernsehen, in denen Menschen ohne Eigenschaften zu allem fähig sind, weil ihre Weltbilder allein auf ‘Reality TV beruhen; Beispiel dafür ist “Natural Born Killers” (USA 1994, Regie: Oliver Stone). Unter Rekurs auf u. a. Postman hat Everette E. Dennis, Direktor des Freedom Forum Media Studies Center an der New Yorker Columbia University zur Förderung der ‘Medien-Literalität’ in den USA aufgerufen (Fighting Media Illiteracy: What Every American Needs to Know and Why, Roy W. Howard Lecture, 1993/4, Bloomington, Indiana).

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  • Wie (umfassend) Fernsehen das Leben in Deutschland verändert hat, konnten Claus Eurich und Gerd Würzberg (1983) in ihrer ungewöhnlichen, praxisnahen Studie über “30 Jahre Fernsehalltag” zeigen. Welche Beziehungen es zwischen Postmans Ideen zu denen des (eher pessimistischen) Harold A. Innis (1951) und zu denen des (eher optimistischen) Marshall Mcluhan (z. B. 1994) gibt, hat J. Herbert Altschull (1990: 337 ff.) in seiner erwähnten ideengeschichtlichen Studie näher untersucht. Hinzuweisen ist schließlich noch auf Christian Doelker (1989), der seinem Buch “Kulturtechnik Fernsehen” mit feiner Ironie die Beatles-Zeile “Wait a minute, Mr. Postman!” vorangestellt hat. Dem Kulturpessimismus des Amerikaners setzt der Schweizer Medienpädagoge eine interdisziplinäre Analyse entgegen, die vom ‘Prinzip Hoffnung’ bestimmt ist: Daß aufgeklärte Macher und mündige Zuschauer das Medium trotz seiner Verführungskünste verantwortungsbewußt nutzen mögen.

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  • Die Glaubwürdigkeit der Medien (→ Kapitel 4.4.3) ist in Deutschland vor allem nach der Barschel-Affäre Teil eines grundsätzlichen öffentlichen Diskurses über das Vertrauen geworden, das heutzutage Personen und Institutionen entgegengebracht werden kann. Angesichts der Karriere des Begriffs Glaubwürdigkeit wurde dabei z. B. in bezug auf das politische System auch gefragt, inwieweit nun ‘Sekundärtugenden’ zum Ersatz für ‘richtige Politik’ erklärt werden sollen (vgl. dazu z. B. Ulrich Von Alemann: Affären und Skandale sind kein Privileg von Politik und Parteien, in: Frankfurter Rundschau v. 20.8.1988: 10).

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  • In den USA hingegen steht nach meinem Eindruck die Frage der Vertrauenswürdigkeit und Berechenbarkeit von Medien sehr viel stärker im Zentrum der Selbst- und Fremdbeobachtung des Journalismus. Dies wird durch die zahlreichen empirischen Studien deutlich (vgl. auch M. Robinson/Kohut 1988), aber z.B. auch aus Reports des Gannett Center for Media Studies (inzwischen: Freedom Forum Media Studies Center) an der New Yorker Columbia University, die z. T. auf Symposien über “The Mass Media and the Public Trust” beruhen; erkennbar wird dabei der Versuch von Wissenschaftlern und Medienpraktikern, mit der Angst und dem Mißtrauen der Öffentlichkeit gegenüber den (zu) einflußreichen Medien konstruktiv umzugehen (vgl. dazu auch: Robert Macneil: The Mass Media and Public Trust, Occasional Paper No.1, April 1985). Ausdruck dieser Situation ist in den USA auch die Konjunktur für eine ‘Fünfte Gewalt’: Medienkritiker und-Wachhunde, welche als Kontrolleure der Kontrolleure die Berichterstattung kontinierlich unter die Lupe nehmen (vgl. z. B. Barbara Hartl: Journalisten beobachten Journalisten, in: Die Zeit v. 6.5.1994: 81).

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ad 4.5 Aussageneffekte und Rückwirkungen

  • Erkenntnisinteresse und Entwicklungslinien der Wirkungsforschung (→ Kapitel 4.5.1) werden besonders gut durch eine Beschreibung von Pionierstudien anschaulich gemacht, die Shearon Lowery und Melvin L. De Fleur (1983) als ‘Meilensteine’ der Massenkommunikationsforschung zusammengestellt haben. Ansonsten beweisen insbesondere die zahllosen nordamerikanischen Lehr- und Handbücher sowie Text-Sammlungen des Fachs, daß die Wirkungsforschung nach wie vor und mehr denn je im Zentrum steht. Nur wenige Beispiele können hier noch ergänzend genannt werden: das originelle Einführungsbuch von Davis/Baran (1981), die schon ältere Darstellung zu “Systems and Effects” der Massenmedien von W. Philips Davison et al. (1976), welche sich ebenfalls mit Erfolg um praktische Schlußfolgerungen aus der Wirkungsforschung für den Umgang mit Medien bemüht, oder die sehr verknappte Einführung in Medienstudien “More than meets the eye” von Graeme Burton (1990), welche besonders um Verständlichkeit bemüht ist. Vorkenntnisse setzt hingegen der anspruchsvolle, von Jennings Bryant und Dolf Zillmann (1994) herausgegebene Reader voraus, der als Nachfolger des zum Klassiker gewordenen Textbuchs “Perspectives on Media Effects” (Hillsdale, New Jersey 1986) präsentiert wurde und die Fortschritte in Theorie und Strategie der Wirkungsforschung dokumentieren soll.

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  • Das Verdienst, erstmals in deutscher Sprache umfassend und kompetent insbesondere über die nordamerikanische Wirkungsforschung informiert zu haben, kommt Gerhard Maletzke (1963: 187–228) zu. In seinem Standardwerk “Psychologie der Massenkommunikation” (vgl. dazu auch die originelle Rezension von W. Phillips Davison, in: Public Opinion Quarterly, Vol. XXIX, 1965/1: 180 f.) brachte er nicht nur die damals gehandelten Ansätze und Befunde auf den Punkt, sondern lieferte auch eine weitsichtige Bewertung: Daß beim Wirkungsprozeß von “höchst komplexen Interdependenzen” auszugehen sei und daß die “Vorsicht und Zurückhaltung” zu verstehen sei, “mit der die Wirkungsforschung zur Zeit an die Öffentlichkeit tritt”. Schon kurze Zeit später, mit der Renaissance des Paradigmas der ‘mächtigen Medien’, konnte davon freilich keine Rede mehr sein.

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  • Das Buch war im Umfeld des Hamburger Hans-Bredow-Instituts entstanden, das auch in den Jahrzehnten danach — nicht zuletzt durch seine damaligen Referenten Will Teichert und Karsten Renckstorf — sehr um die Weiterentwicklung der empirischen Wirkungsforschung in Deutschland bemüht blieb. Dies dokumentiert auch eine Sammlung von ausgewählten Beiträgen aus 40 Jahrgängen der Zeitschrift “Rundfunk und Fernsehen”, die das Institut zu seinem Jubiläum noch einmal publiziert hat. Der Band enthält (von Palmgreen, Merten, Teichert, Renckstorf und Ronge) u. a. eine Reihe grundlegender Beiträge zum ‘Nutzenansatz’ bzw. ‘uses and gratifications approach’. (Vgl. Hans-Bredow-Institut 1990) Einen systematischen Überblick über Entwicklung und Stand der Wirkungsforschung bzw. über aktuelle Ansätze und Befunde verschaffen ansonsten der Literaturbericht von Schenk (1987), der Aufsatz von Merten (1994a) sowie die beiden im Zusamenhang mit dem DFG-Schwerpunktprogramm “Publizistische Medienwirkungen” von Winfried Schulz (1987, 1992) herausgegebenen Bände; alle diese Publikationen wurden im Text bereits erwähnt.

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  • Auch zu den einzelnen Konzepten und Befunden der Wirkungsforschung (→ Kapitel 4.5.2) gibt es inzwischen eine unübersehbare Fülle an Literatur. Hingewiesen sei deshalb hier zusätzlich nur auf einige deutschsprachige Publikationen, welche die diversen Ansätze besonders prägnant charakterisieren bzw. kritisieren: zur Kultivierungs-Hypothese Barth (1988), Winterhoff-Spurk (1989) und Kliment (1994: 485 ff.) sowie zum “Vielseher-Syndrom” Schulz (1986); zur politischen Sozialisation Böhme-Dürr (1990) und zur Wissenskluft-Hypothese Saxer (1988), Donohue et al. (1989), Horstmann (1991) und Jäckel (1994: 16 ff.); zum Thematisierungs-Ansatz Weiss (1980), Ehlers (1983) und Brettschneider (1994); zum Nutzenansatz Renckstorf (1977, 1989).

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  • Im Zusammenhang mit den Aufräumarbeiten (→ Kapitel 4.5.3), die in der Wirkungsforschung jetzt u. a. angesagt sind, ist auf eine Reihe von neuen Angeboten verschiedener Wissenschaftsdisziplinen und auf Versuche aufmerksam zu machen, traditionelle Konzepte wie etwa das des Meinungsführers zu modifizieren (vgl. dazu z. B. Mathes/Czaplicki 1993). So kommen aus dem Bereich der Sprachwissenschaft auch methodisch interessante Anregungen zu Prozessen der ‘Medienaneignung’ (vgl. Holly/Püschel 1993, Neumann/Charlton 1990). Der Perspektive des (aktiven) Publikums sind zwangsläufig Beiträge von Psychologen oder psychologisch orientierten Kommunikationswissenschaftlern in besonderem Maße verpflichtet, die sich mit der Mediensozialisation (vgl. z. B. Grewe-Partsch/Groebel 1987), mit dem Aufbau von kognitiven Schemata (vgl. z. B. Brosius 1991) oder “Rezipientenpersönlichkeit und Medienwirkung” (Bommert et al. 1995) beschäftigen. Besonders hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf das von Herbert E. Krugman (z. B. 1965) vorgeschlagene Involvement-Konzept, das trotz seiner Plausibilität zumindest in Europa kaum beachtet wurde. Es ist ein Kandidat für Versuche, mit Hilfe eines Erklärungsansatzes die Brücke zwischen Medienstimulus und Rezepti-ons-Prädisposition zu schlagen. Die Fruchtbarkeit des Konzepts versucht Gregor Halff im Rahmen seiner Dissertation, die zur Zeit an der Universität Münster entsteht, nachzuweisen.

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  • Im Zusammenhang mit der DFG-Studie “Inter- und Intra-Transak-tionen mit Medienwirkungsprozeß”, auf deren Befunde sich die Darstellung zu Kommunikationserwartungen und Kommunikationsabsichten (→ Kapitel 4.5.4) stützt, hat es zahlreiche weitere Veröffentlichungen gegeben, die mehr oder weniger stark dem dynamisch-transaktio-nalen Ansatz verpflichtet sind. Hingewiesen sei stellvertretend auf den Untersuchungsbericht von Klaus Schönbach und Wolfgang Eichhorn (1992) zum Zusammenhang zwischen Zeitungsberichten und Leserinteressen. Besonderes Interesse aber verdient die niederländische Dissertation von Frank Huysmans, in der auf der Basis von Daten aus der Dortmunder Studie ein Vergleich zwischen dem dyna-misch-transaktionalen Modell und dem von Renckstorf vorgeschlagenen ‘handlungstheoretisch fundierten Referenzmodell’ vorgenommen wurde; das Buch enthält eine deutschsprachige Zusammenfassung der Ergebnisse (Mediagebruik en kennis over lokale thema’s; Doctoraalscriptie Communicatiewetenschap, Nijmegen 1992).

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ad 4.6 Die Perspektive: ‘McDonaldisierung’ der Medien?

  • Im 1992 erschienenen Band 1 hatte ich die Beschäftigung mit Perspektiven des Funktionskontextes unter dem Titel “McDonaldisierung’ der Medien” (→ Kapitel 4.6) angekündigt. Ein Jahr später legte der nordamerikanische Sozialwissenschaftler George Ritzer ein Buch mit dem Titel “The McDonaldisation of Society” vor, das nun als “McDonaldisierung der Gesellschaft” auch auf deutsch erschienen ist (Frankfurt a. M. 1995). Der Begriff, der sich wohl aufdrängte, hat also inzwischen alte und neue Welt, Medien und Gesellschaft gleichermaßen erreicht.

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  • In zeitlicher Nähe zum Erscheinen von Focus hatte der Burda-Verlag eine international vergleichend angelegte Studie zu Markt, Inhalt und Erscheinungsbild von Nachrichtenmagazinen in Auftrag gegeben, die von Klaus Peter Landgrebe (1994) erstellt wurde. Inzwischen sind über das Münchner Magazin schon zahlreiche universitäre Abschlußarbeiten vorgelegt worden, darunter die Dissertation von Christine Krüger über seine stilistischen und optimischen Merkmale (Reduktion — Präzision — Visualisierung. Journalistische Berichterstattung im Trend der Zeit — dargestellt an Stilstrategie und Textdesign des Nachrichtenmagazins Focus, Phil. Diss., Universität Münster 1995).

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Weischenberg, S. (1995). Medienaussagen: Funktionskontext des Journalismus. In: Journalistik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10432-2_2

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