Zusammenfassung
Der nachfolgend zum Abdruck kommende Text bietet in z.T. stichwortartiger Form eine Mitschrift (Grundriß) von Karl Mannheims erster Frankfurter Vorlesung im Sommersemester 1930.E1 Es war die erste Vorlesung, die Karl Mannheim in der Nachfolge von Franz Oppenheimer als ordentlicher Professor für Soziologie und Nationalökonomie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität gehalten hat.E2 Der Edition liegen die Notizen zugrunde, die Kurt H. Wolff als Hörer dieser Vorlesung in seinem ersten Studiensemester an der Universität Frankfurt anfertigte.
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Literatur
Vgl. das Vorlesungs- und Personalverzeichnis der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt/M. für das Sommersemester 1930. Eine Zusammenstellung aller Veranstaltungen, die Mannheim während seiner Frankfurter Lehrtätigkeit angeboten hat, befindet sich imSozialwissenschaftlichen Archiv Konstanz.
Im Dezember 1929 erhielt Karl Mannheim den Ruf nach Frankfurt, im April 1930 wurde er dort ordentlicher Professor. Zur Biographie Mannheims vgl. v.a.: Kurt H. Wolff, Karl Mannheim, in: Dirk Käsler (Hg.), Klassiker des soziologischen Denkens. Zweiter Band: Von Weber bis Mannheim, München: Beck 1978, S. 286–387, 489–497 u. 545–565
Karl Mannheim: An Intellectual Itinerary, in: Society 21, 1984, S. 71–74
Colin Loader,The Intellectual Development of Karl Mannheim. Culture,Politics,and Planning, Cambridge: Cambridge University Press 1985; Henk E. S. Woldring,Karl Mannheim. The Development of his Thought: Philosophy,Sociology and Social Ethics. With a Detailed Biography, New York: St. Martin’s Press 1986
Wilhelm Hofmann, Karl Mannheim zur Einführung, Hamburg: Junius 1996. Zu Mannheims Zeit an der Frankfurter Universität vgl. zudem: Notker Hammerstein, Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Von der Stiftungsuniversität zur staatlichen Hochschule. Band I: 1914–1950, Neuwied/Frankfurt: Alfred Metzner 1989, bes. S. 128–139 sowie: Ulf Matthiesen, Kontrastierungen/Kooperationen: Karl Mannheim in Frankfurt (1930–1933)
Heinz Steinert (Hg.), Die (mindestens) zwei Sozialwissenschaften in Frankfurt und ihre Geschichte, Frankfurt/M.: Studientexte zur Sozialwissenschaft Bd. 3, 1990, S. 72–87, bes. 81ff.
Zum Topos „Allgemeine Soziologie“ bei Mannheim vgl. ders., 1922, S. 125ff. und 1932a, S. 58.
In der handschriftlichen Fassung heißt es: „Soziologie großartiger Zusammenhang, nicht zu sagen, welche Bedeutung. Forschungszusammenhang.“
In der handschriftlichen Fassung heißt es: „Wir wollen Orientierung und Beantwortung der wichtigsten Fragen.“
In der handschriftlichen Fassung statt „systematisch“ jeweils „symptomatisch”.
In der handschriftlichen Fassung kursiv.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „Dazu kommen wir wahrscheinlich nicht mehr.“ Über die Forschungsperspektive und das Arbeitsfeld der Kultursoziologie vgl. Mannheim 1932a, S. 22–27.
Zur Diskussion der Unterscheidung von Soziologie in Kultur- und Realsoziologie bei Max Scheler vgl. auch Mannheim 1925, S. 333ff.
An dieser Stelle beginnt in der Mitschrift die erste Vorlesung, vgl. unten S. [1] 45. El1 In der handschriftlichen Fassung kursiv.
In der handschriftlichen Fassung kursiv.
Vgl. Simmel 1917, bes. S. 71–74. Möglicherweise zudem Anspielung auf Herbert Marcuses Besprechung von MannheimsIdeologie und Utopie(vgl. bes. 1929, 460 ).
In der handschriftlichen Fassung kursiv.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „Damit kommt man nicht aus.“ Vgl. zum Stichwort „Einzelwissenschaft” den Beitrag von Leopold von Wiese 1920. Mit dieser Abgrenzung dürfte Mannheim zudem unmittelbar auf die Kritik Ernst Robert Curtius’ reagieren, der ihm in seiner Reaktion auf Ideologie und Utopie vorwarf, mit dieser Schrift „eine Einzelwissenschaft zur Universalwissenschaft auf[ge]bläht“ zu haben (1929, S. 417f.). Vgl. darüber hinaus zum damaligen „Streit um das Wesen der Soziologie” den gleichnamigen Beitrag von Georg v. Below 1926 sowie Ziegenfuss 1929 und Mannheim 1929c.
In der handschriftlichen Fassung: „3 Arten“. Im Typoskript stand hier zunächst und wurde dann durchgestrichen bzw. überschrieben: „Drei Möglichkeiten der Beziehung zwischen Wissenschaft und”.
In der handschriftlichen Fassung steht zuvor: „3.) (mit 2.))“
In der handschriftlichen Fassung: „Das ist ganz unwesentlich.“
In der handschriftlichen Fassung zuvor: „Funktion der Methodologie zu notierenuR „
Vgl. Webers „Rechtssoziologie” in: ders., 1920/21, Kap. VII, S. 387–513. Hier erörtert Weber in § 4 die Differenz zwischen einer „empirischen Lehre des Rechts durch Praktiker“ und der daraus resultierenden „empirisch geltenden Ordnung” und ihrer möglichen „logische[n]“ bzw. „rational systematische[n] Bearbeitung”, die zum Typus einer „theoretischen Lehre des Rechts“ führt (S. 459). Vgl. in der nachfolgend abgedruckten Mitschrift Anm. E 2.
In der handschriftlichen Fassung ist dieser Satz kursiv gesetzt.
Zitat aus: Goethe 1810b, S. 59. Vgl. in der nachfolgenden Mitschrift Anm. E 5.
In der handschriftlichen Fassung: „Einzelwissenschaft“ und kursiv.
In der handschriftlichen Fassung kursiv.
In der handschriftlichen Fassung kursiv.
In der handschriftlichen Fassung zuvor durchgestrichen: „Philosophie tritt heraus.“
In der handschriftlichen Fassung folgt statt des letzten Satzes: „Dieser Prozeß auch von Theologie — Philosophie.“
In der handschriftlichen Fassung zuvor: „Literatur für später:“.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „(„attitude“)”.
Vgl. Scheler 1921b; Husserl 1913; Jaspers 1919.
Irrtümliche Angabe; der Text erschien zuerst 1926.
In der handschriftlichen Fassung zuvor: „Kommt man bei dieser Betrachtung nicht zum Subjektivismus? Nein. Denn Quellen der Objektivität aufgespürt.“
Hinweis auf Diltheys frühe Idee, daß die Geisteswissenschaften nur über die Berücksichtigung aller Weltdeutungen als prinzipiell gleichrangigen Ausdrucksformen des — systematisch nie vollends zu bestimmenden — menschlichen Weltverhältnisses zu einer umfassenden Betrachtungsweise gelangen könnten, vgl. Dilthey 1883.
Vgl. Mannheim 1930, S. 667.
E37 Dieser Hinweis konnte nicht ausfindig gemacht werden.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „War früher in (religiöser!) Zeit nicht möglich. Wie kommt ein Mensch überhaupt auf den Gedanken!“
An dieser Stelle beginnt in der Mitschrift die zweite Vorlesung, vgl. unten S. [11] 52.
MO In der handschriftlichen Fassung folgt: „Wir nehmen das Phänomen, den experimentierenden Mensch, nicht schlicht hin, sondern fragen nach der Entstehung.”
E41 In der handschriftlichen Fassung lautet dieser Satz: „Man kann beim Erlebnis nur im übertragenen Sinn von Schichten sprechen.“
In der handschriftlichen Fassung kursiv.
In der handschriftlichen Fassung zuvor: „Für die diesseitige Welt gibts nur zwei Möglichkeiten:“
E44 In der handschriftlichen Fassung zuvor: „Sogar`.
In der handschriftlichen Fassung statt: „ein einfacher“: „so ein”.
In der handschriftlichen Fassung: „Sehr schwer“.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „Operation der Sprache.“
In der handschriftlichen Fassung: „Tolerenz 1. Stadium des Distanzierens.“
An dieser Stelle beginnt in der Mitschrift die dritte Vorlesung, vgl. unten S. [21] 59.
In der handschriftlichen Fassung: „Einstellung“.
In der handschriftlichen Fassung ist auch dieser Satz noch kursiv gesetzt.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „Einheit der Sinnausgerichtetheit muß zerstört werden. Hier ist der“.
In der handschriftlichen Fassung: „Hauptaufgabe“.
Anspielung auf den neben dem Begriff des „Ausdrucks“ zweiten Schlüsselbegriff der Hermeneutik Diltheys: das „Erleben” bzw. das „Erlebnis“. Dilthey expliziert diesen „Vorgang des elementaren Verstehens” im Sinne eines Übertragungsmodells des „Sichhineinversetzen[s]“ (vgl. Dilthey 1910, S. 191ff.). Mannheim diskutiert das „Erleben” als Element des „konservativen Denkens”, vgl. ders., 1927, bes. S. 423–446.
Nachfolgend durchgestrichen: „(Wir haben also hier den Erfahrungszusammenhang“.
Seite 5 des maschinenschriftlichen Originals muß als verloren gegangen betrachtet werden. Der nachfolgende Text stützt sich somit ausschließlich auf die handschriftliche Fassung von Kurt H. Wolffs Notizen. Das von Wolff in dieser Fassung für ein.,und“ gebrauchte Zeichen „+” wird hier regelmäßig als „und“ wiedergegeben.
An dieser Stelle beginnt in der Mitschrift die vierte Vorlesung, vgl. unten S. [31] 66.
D.h.: „reine“ Aktualität bzw. „reine” Wirklichkeit. Die Scholastik verwandte diesen Terminus in der Tradition Thomas v. Aquins als (philosophischen) Gottesbegriff. Vgl. (auch für weiterführende Literatur) den Artikel „actus purus“ in:Lexikon für Theologie und Kirche, hg. v. Walter Kasper, 3. völlig neu bearb. Aufl., Freiburg i.Br.: Herder 1997.
In der handschriftlichen Fassung kursiv gesetzt.
Dieses Zitat wurde vermutlich nicht wörtlich von Kierkegaard übernommen. Die Thematik der Einsamkeit vor Gott spielt in Kierkegaards Philosophie eine zentrale Rolle. Vgl. hierzu bes.: Kierkegaard 1849, Zweiter Abschnitt: „Verzweiflung ist die Sünde“.
In der handschriftlichen Fassung heißt es hier: „Verschiedene Strömungen; Gefahr: man kommt in eine Situation, daß man die Dinge der Welt ganz verliert. Dann hat der Existentialakt überhaupt keine Bedeutung mehr.“
In der handschriftlichen Fassung dafür: „2. Paradoxie. Der Typ“.
In der handschriftlichen Fassung heißt es: „Dieser Verlust“.
An dieser Stelle beginnt in der Mitschrift die fünfte Vorlesung, vgl. unten S. [42] 72.
Zu dieser Einsicht gelangte Dilthey wesentlich durch die Arbeit an seiner monumentalen Studie über Das Leben Schleiermacher, vgl. Dilthey 1870. Systematisch setzte er diesen Gedanken in der in seiner Einleitung in die Geisteswissenschaft vollzogenen Wendung der Erkenntnistheorie zur „Erkenntnisanthropologie“ um (vgl. Dilthey 1883).
In der handschriftlichen Fassung folgt:,,; vie expérimentale“.
Anspielung auf Saint-Simons Vision einer neuen, „industriellen Gesellschaft“, in der Industrielle und Produzenten zum Synonym einer neuen Prosperität werden (vgl. ders., 1821).
In der handschriftlichen Fassung folgt: „Typisch modem. Daraus entsteht die soziologische Betrachtungsweise.“
In der handschriftlichen Fassung zuvor: „Lebensdistanzierung:“.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „, sondern nur Vorschriften“.
In der handschriftlichen Fassung folgt:,,: Lebensdistanzierung“.
Vgl. dazu in der nachfolgend abgedruckten Mitschrift Anm. E 90.
Dieses Zitat wurde vermutlich nicht wörtlich von Schmitt übernommen. Zum Absolutheitscharakter politischer Entscheidungen vgl. Schmitt 1922, bes. S. 36f., S. 60f., S. 69.
In der handschriftlichen Fassung zuvor: „Ein Genie“.
Vgl. zum Thema Nietzsche und die Soziologie: Horst Baier, Die Gesellschaft — ein langer Schatten des toten Gottes. Friedrich Nietzsche und die Entstehung der Soziologie aus dem Geiste der décadence, in: Nietzsche-Studien 10/11, 1981/82, S. 6–33 (mit Diskussion).
Vgl. die unter diesem — von Nietzsche nicht autorisiertem — Titel publizierte Auswahlsammlung der nachgelassenen Fragmente: Nietzsche 1888 und die entsprechenden Hinweise in NietzschesZarathustra(1873/76) sowie in seiner SchriftJenseits von Gut und Base(1886, z.B. Abs. 9, 13, 36, 211, 259 ).
An dieser Stelle beginnt in der Mitschrift die sechste Vorlesung, vgl. unten S. [52] 80.
In der handschriftlichen Fassung folgt:,,, um solche Soziologie zu machen“.
In der handschriftlichen Fassung folgt:,,, wenn auch bei Intellektuellen und niedrigen Schichten andere Situationen Ursache sind“.
In der handschriftlichen Fassung zuvor: „Jetzt entstehen“.
Vgl. zum nachfolgenden Abschnitt insgesamt: Freud 1915.
Aus dem Zusammenhang wird klar, daß Mannheim mit dem Begriff „Intelligenz“ an dieser Stelle eine bestimmte soziale Gruppe bezeichnen will. Vgl. zum von Alfred Weber übernommenen Begriff der „sozial freischwebenden Intelligenz” u.a. Mannheim 19296, S. 134ff.
In der handschriftlichen Fassung zuvor: „Soziale“.
An dieser Stelle beginnt in der Mitschrift die siebte Vorlesung, vgl. unten S. [63] 87.
Vgl. dazu bes. die abschließenden Passagen in Freud 1915.
In der handschriftlichen Fassung heißt es: „Der Einbruch der früheren gesellschaftlichen Lage in die weiter fortgeschrittene Gesellschaftsschicht, das ist das Problem.“
In der handschriftlichen Fassung von „erreichte“ bis „Marxismus” kursiv.
In der handschriftlichen Fassung heißt es: „(Können sich nicht neu organisieren.)“
D.h. hier: der Intellektuelle.
Im Typoskript folgt durchgestrichen: „Die Orthodoxie ist also gut“. In der handschriftlichen Fassung heißt es: „Die Orthodoxie, [für] die also alles festgelegt [ist], ist für den Grundstoff gut, nicht aber für Neues.”
In der handschriftlichen Fassung folgt: „Hier die Beziehungen von Soziologie zu dieser Frage.“
In der handschriftlichen Fassung kursiv.
An dieser Stelle beginnt in der Mitschrift die achte Vorlesung, vgl. unten S. [73] 95.
In der handschriftlichen Fassung kursiv.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „Etikettenfrage.
In der handschriftlichen Fassung kursiv.
In der handschriftlichen Fassung: „Machtzentren“.
An dieser Stelle beginnt in der Mitschrift die neunte Vorlesung, vgl. unten S. [83] 102.
In der handschriftlichen Fassung heißt es: „Wissenssoziologie bereitet neues Denken dafür vor.“
In der handschriftlichen Fassung folgt: „Das ist gefährlich.“
In der handschriftlichen Fassung ist dieser Teilsatz kursiv gesetzt.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „Dieses Denken ist apolitisch.“
In der handschriftlichen Fassung folgt: „des Suchens“.
Vgl. ders., 1886, Abs. 192.
An dieser Stelle beginnt in der Mitschrift die zehnte Vorlesung, vgl. unten S. [92] 110.
Vgl. in der nachfolgend abgedruckten Mitschrift Anm. E 182.
In der handschriftlichen Fassung heißt es: „adäquat sein können“.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „der Soziologie“.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „Soziologie als Einstellung. Erledigt. Soziologie als Methode. Soziologie als Gegenstand. Durch den spezifischen Gegenstand ist sie eine Einzelwissenschaft. Einmal [ist sie] Haltung (Dist[anzierung]) [und] zweitens [als] Methode auf alle Geisteswissenschaften angewandt.“
In der handschriftlichen Fassung folgt erst an dieser Stelle die Abschnittsüberschrift „Die soziologische Methode“.
In der handschriftlichen Fassung heißt es: „in vorsoziologischer Einstellung“.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „Auch Geisteswissenschaftler, der soziologisch [orientiert] uR, wendet eher soziologische Methode an.“
An dieser Stelle endet die nachfolgend zum Abdruck kommende ausführliche Mitschrift dieser ersten Frankfurter Vorlesung von Karl Mannheim.
In der handschriftlichen Fassung ist auch dieser Satzbeginn kursiv gesetzt.
D.h. hier: der Soziologe.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „Aus dem Strom [wird] das „Wesentliche“ herausgehoben.”
In der handschriftlichen Fassung folgt: „Die Menschen sagen auch schließlich, gut, er kann einen verschiedenen Geschmack haben, aber die großen Dinge sind absolut, etc. Aber es ist alles problematisch. (?) Aber keine negativen Entwicklungen des Bewußtseins.“
Dilthey setzt sich sowohl in seiner Einleitung (1883) als auch in der vorhergehenden Abhandlung „Über das Studium der Geschichte der Wissenschaften…“ kritisch mit der Soziologie auseinander (vgl. ders. 1875).
Vgl. dazu Mannheim 1926, bes. S. 392–400.
Der Titel lautet korrekt: „Lebensfunktion und innere Lebensgeschichte“; vgl. Binswanger 1928. Binswanger zielt mit dieser Unterscheidung auf die unterschiedlichen Ursachen psychologischer Krankheitsbilder: „Wir führen also den Schnitt nicht mehr zwischen den so unklaren Begriffen seelisch und körperlich, wie es bisher geschah, sondern zwischen der Funktionsweise des seelisch-körperlichen Organismus einerseits, der geistigen Lebensgeschichte andererseits oder, methodologisch gewendet, zwischen der funktionalen und der lebensgeschichtlichen Betrachtungsweise oder Denkmethode” (a.a.O., S. 53).
Vgl. Augustinus, um 400.
Die Kategorienlisten im Werk des Aristoteles sind inhaltlich und numerisch uneinheitlich. Viererlisten sind insbes. in der posthum erschienenen Textsammlung seiner „Metaphysik“ üblich, vgl. Aristoteles 4.Jhdt.v.Chr. Für eine Übersicht über die Kategorienaufzählungen bei Aristoteles vgl. die Zusammenstellung von Klaus Oehler in: Aristoteles, Werke in deutscher Übersetzung Bd. Ul: Kategorien, übers. u. erl. v. K. Oehler, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1984, S. 289ff.
Vgl. Misch 1907. Im handschriftlichen Original wird der Titel korrekt wiedergegeben. Die gesamte „Geschichte der Autobiographie“ erschien erst lange nach Mannheims Vorlesung: Georg Misch,Geschichte der Autobiographie, Bde. I-IV (in 8 Halbbänden), 3. stark vermehrte Auflage
Frankfurt/M.: Schulte-Bulmke 1949–1969 (die Bände IV.1 und IV.2 wurden nach dem Tode Mischs im Jahre 1965 aus dessen Nachlaß herausgegeben von Leo Delfoss bzw. vom Verlag). Misch spannt in seinem Werk den Bogen über drei Jahrtausende der Menschheitsgeschichte, beginnend bei den Assyrem im Altertum (Bde. I.1 und I.2) über das Mittelalter (Bde. II.1 bis IV.1), die Renaissance (Bd. IV.2) bis hin ins 18. und 19. Jahrhundert (Bd. IV.2). Aufgrund der eigentümlichen Veröffentlichungsstrategie von Mischs Werk bleibt es fraglich, welche Teile Mannheim z.Zt. seiner Vorlesung im Sommer 1930 bekannt waren. In der ersten Auflage erschien die Geschichte der Autobiographie im Jahre 1907, allerdings wurde damals lediglich der erste von insgesamt drei Teilen (aufgeteilt in Altertum, Mittelalter und Neuzeit) veröffentlicht; zudem waren bis 1930 aus den Bänden I und II Exzerpte in verschiedenen Zeitschriften erschienen. Misch differenziert grundlegend dahingehend, „daß der Mensch bei der Auffassung seiner Existenz von innen ausgehen kann oder von außen, und da besonders von der gesellschaftlichen Umwelt“ (Bd. 1.1, S. 17). Dabei bildet für ihn allein die erste Zugangsweise
In der handschriftlichen Fassung heißt es: „funktionstheoretisches“.
In der handschriftlichen Fassung heißt es: „anderen“.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „irgendwie“.
Vgl. George 1899. In diesem Gedicht Georges soll sich dem Anspruch seines Autors zufolge eine göttliche, ewige, also objektive Wahrheit offenbaren, die unabhängig von biographischen Erlebnissen Geltung beansprucht. Eine Selbstdeutung, die für Mannheims Einstufung dieses Werkes sprechen würde. Umgekehrt wäre allerdings auch eine Sichtweise denkbar, die gerade in der Lektüre dieses Gedichtes ein solches Bekehrungserlebnis sieht, wie Mannheim es thematisiert. Eine ausführliche Interpretation des Teppichs findet sich bei: Kurt Hildebrandt, Das Werk Stefan Georges, Hamburg: Dr. Ernst Hauswedell&Co 1960, S. 136–195. Bemerkenswerterweise scheint Mannheim einen anderen wesentlichen Aspekt von Georges Werk hier auszusparen — soweit die stichwortartigen Aufzeichnungen dieses Grundrisses eine solche Beurteilung erlauben. Die in Georges Denken zentrale Gegenwarts- und Zivilisationskritik wurde häufig zum Anlaß genommen, George als eine Art geistigen Vorläufer des Faschismus zu betrachten, also als Vertreter einer der von Mannheim dargestellten Regressionsarten. Zu diesem Punkt sowie zum Einfluß Nietzsches auf Georges Werk vgl. u.a.: Martin A. Siemoneit, Politische Interpretationen von Stefan Georges Dichtung. Eine Untersuchung verschiedener Interpretationen der politischen Aspekte von Stefan Georges Dichtung im Zusammenhang mit den Ereignissen von 1933, Frankfurt/M.Bern/Las Vegas: Lang 1978
Zudem: Maximilian Nutz,Werte und Wertungen im George-Kreis. Zur Soziologie literarischer Kritik, Bonn: Bouvier 1976
Werner Strodthoff,Stefan George. Zivilisationskritik und Eskapismus, Bonn: Bouvier 1976. Eine gruppensoziologische Betrachtung des George-Kreises findet sich bei: Vollrath 1924
Zu den Spuren Stefan Georges in Heidelberg vgl.: Rainer Kolk, Das schöne Leben. Stefan George und sein Kreis in Heidelberg, sowie: Stefan Breuer, Das Syndikat der Seelen. Stefan George und sein Kreis, beides in: Hubert Treiber/Karol Sauerland (Hg.), Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. Zur Topographie der „geistigen Geselligkeit“ eines „Weltdorfes”: 1850–1950, Opladen: Westdeutscher Verlag 1995, S. 310–327 und S. 328–375.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „Lebensgeschichte entsteht korrelativ mit einem Persönlichkeitsbegriff.
In der handschriftlichen Fassung folgt: „: z.B. [Plastizität]uR..
An dieser Stelle wurde darauf verzichtet, die grammatikalisch nicht korrekte Verwendung des Singulars zu korrigieren.
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Mannheim, K. (2000). Allgemeine Soziologie. Grundriß der Vorlesung vom Sommersemester 1930 nach der Mitschrift von Kurt H. Wolff. In: Endreß, M., Srubar, I. (eds) Karl Mannheims Analyse der Moderne. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10418-6_2
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