Zusammenfassung
Kultur und damit auch Kulturgut wird als einheitsstiftender Faktor und somit wesentlich für die Identität der jeweiligen Einheit angesehen. Dies gilt auch für Volksgruppen, Völker und Staaten. Das moderne universelle Völkerrecht hebt diese Bedeutung der Kultur z.B. dadurch hervor, daß gemäß Art. 1 Abs. 1 des Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte vom 19. Dezember 19661 und dem gleichlautenden Art. 1 Abs. 1 des Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte vom 19. Dezember 19662 alle Völker kraft ihres Rechts auf Selbstbestimmung frei über ihre „kulturelle Entwicklung“ („cultural development”; „développement culturel“; „desarrollo cultural“) entscheiden. Gemäß Art. 27 des erstgenannten Paktes darf in Staaten mit ethnischen, religiösen oder sprachlichen Minderheiten den Angehörigen solcher Minderheiten nicht das Recht vorenthalten werden, gemeinsam mit anderen Angehörigen ihrer Gruppe ihr eigenes „kulturelles Leben“ („their own culture”; „leur propre vie culturelle“) zu pflegen. Auf dem Krakauer Symposium über das kulturelle Erbe vom 6. Juni 19913 bringen die Teilnehmerstaaten der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE)4 „ihre tief empfundene Überzeugung zum Ausdruck, daß das kulturelle Erbe eines jeden von ihnen einen unverzichtbaren Teil ihrer Kultur, ihres kollektiven Gedächtnisses und ihrer gemeinsamen Geschichte darstellt, den es zukünftigen Generationen weiterzugeben gilt“. Auch die europäischen Bestrebungen zum Minderheitenschutz greifen die einheitsstiftende und damit Minderheiten auch erst konstituierende Bedeutung der Kultur auf5.
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Literatur
BGB1. 1973 II, S. 1534; UNTS Bd. 999, S. 171; Sartorius II Nr. 20.
BGB1. 1973 II, S. 1570; UNTS Bd. 992, S. 3; Sartorius II Nr. 21.
Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung 1991, S. 573.
Seit 1.1.1995 Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Vgl. Art. 1 lit. c des Entwurfs eines Zusatzprotokolls zur Europäischen Menschenrechtskonvention betreffend die nationalen Minderheiten und ihre Angehörigen vom 1. Februar 1993, BT-Drs. 12/4572, EuGRZ 1993, S. 151 (152): Der Ausdruck „nationale Minderheit“ bezeichnet eine Gruppe von Personen in einem Staat, die „besondere ethnische, kulturelle, religiöse oder sprachliche Merkmale aufweisen” (Hervorhebung vom Verf.). Auf eine allgemein anerkannte Definition des Minderheitenbegriffs konnte man sich allerdings im Rahmenübereinkommen des Europarats zum Schutz nationaler Minderheiten vom 1. Februar 1995 (BGBl. 1997 II, S. 1408; EuGRZ 1995, S. 268ff.) nicht einigen, vgl. Heinrich Klebes, EuGRZ 1995, S. 262ff.
Vgl. dazu Verdroß/Simma, Universelles Völkerrecht, 3. Aufl. 1984, §§ 52 f., §§ 505ff.
Vgl. insbesondere Prott/O’Keefe, Law and the Cultural Heritage, Vol. 1: Discovery and Excavation, 1984; Vol. 3: Movement, 1989. Weitere Bünde sind in Vorbereitung.
Vgl. insbesondere von Schorlemer, Internationaler Kulturgüterschutz. Ansätze zur Prävention im Frieden sowie im bewaffneten Konflikt, 1992, mit umfangreichem Literatur- und Dokumentennachweis. Vgl. ferner z.B. Fechner, Rechtlicher Schutz archäologischen Kulturguts. Regelungen im innerstaatlichen Recht, im Europa- und Völkerrecht sowie Möglichkeiten zu ihrer Verbesserung, 1991; Fiedler (Hrsg.), Internationaler Kulturgüterschutz und deutsche Frage, 1991; Knott, Der Anspruch auf Herausgabe gestohlenen und illegal exportierten Kulturguts. Internationalprivatrechtliche und rechtsvergleichende Aspekte zum Herausgabeanspruch des privaten Eigentümers und des Herkunftsstaates, 1990; Schmeinck, Internationalprivatrechtliche Aspekte des Kulturgüterschutzes, 1994; Uhl, Der Handel mit Kunstwerken im europäischen Binnenmarkt. Freier Warenverkehr versus nationaler Kulturgüterschutz, 1993; Jaeger, Internationaler Kulturgüterschutz, 1993; Raber, Das kulturelle Erbe der Menschheit. Bestandsaufnahme und Perspektiven des internationalen Kulturgüterschutzes, Diss. Köln 1994; Schwadorf-Ruckdeschel, Rechtsfragen des grenzüberschreitenden rechtsgeschäftlichen Erwerbs von Kulturgütern, 1995; Müller-Katzenburg, Internationale Standards im Kulturgüterverkehr und ihre Bedeutung für das Sach- und Kollisionsrecht, 1996; Genius-Devime, Bedeutung und Grenzen des Erbes der Menschheit im völkerrechtlichen Kulturgüterschutz, 1996.
Vgl. z.B. Auer (Hrsg.), Das Museum und Dritte Welt. Bericht über ein internationales Symposium, 1981; Dolzer/Jayme/Mußgnug (Hrsg.), Rechtsfragen des internationalen Kulturgüterschutzes. Symposium vom 22./23. Juni 1990 im Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg, 1994; Fechner/Oppermann/Prott (Hrsg.), Prinzipien des Kulturgüterschutzes. Ansätze im deutschen, europäischen und internationalen Recht, 1996; Reichelt (Hrsg.), Internationaler Kulturgüterschutz, Wiener Symposium 18./19. Oktober 1990, 1992; dies. (Hrsg.), Neues Recht zum Schutz von Kulturgut. Internationaler Kulturgüterschutz, 1997. Vgl. ferner die Konferenzberichte von C. Dyer, International Journal of Cultural Property 1 (1992), S. 229ff., E. Jayme, IPRax 1996, S. 66f., A.-M. Müller, B. Ward, International Journal of Cultural Property 2 (1993), S. 196ff. bzw. S. 203ff., B. Ward, International Journal of Cultural Property 3 (1994), S. 349ff., E. Clément, L. Prott, International Journal of Cultural Property 4 (1995), S. 167f., 169, 170; R. Paterson, International Journal of Cultural Property 5 (1996), S. 202f.; E. Clément, International Journal of Cultural Property 6 (1997), S. 139ff.; K Siehr, ebd., S. 142f.; R. Paterson/K Siehr, ebd., S. 144ff.; E. Jayme/D. Wagner, IPRax. 1997, S. 140f.; E. Jayme/A. Geckler, IPRax 1998, S. 58f.
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Streinz, R. (1998). Einführung. In: Handbuch des Museumsrechts 4: Internationaler Schutz von Museumsgut. Berliner Schriften zur Museumskunde, vol 4. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10393-6_1
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