Zusammenfassung
In den vorangegangenen Kapiteln wurde deutlich, daß im Spannungsverhältnis von Ethnisierung und Vergeschlechtlichung Geschlecht als Effekt divergierender, differierender und miteinander konfligierender Macht- und Herrschaftverhältnisse gedacht werden muß. In dieser Konstellation bildet sich ein spezifisches Subjekt heraus, das durch die Verhältnisse, Diskurse und Institutionen seiner Zeit konstitutiert wird. In der Interdependenz der Achsen von Raum und Zeit konfigurieren sich Subjekte als soziale Phänomene (Urry 1985:35). Jedes strukturelle Phänomen manifestiert sich in einem geographischen Raum zu einer besonderen historischen Zeit. Demzufolge ist der Ort etwas sozial geschaffenes, das Edward Soja auf zwei Ebenen ansetzt: erstens die physische, die Ebene der materiellen Konfigurationen, und zweitens die mentale, die Ebene der Kognition und Repräsentation (Soja 1985:93). Auf dieser Basis erzeugt sich das Subjekt als sozial-situiertes Wesen. Das Subjekt wirkt in die Produktion von Raum mit und wird zugleich selbst im Raum geschaffen. Demnach fungiert es gleichzeitig als Medium und Produkt sozialer Aktionen und Beziehungen in Raum und Zeit. Es bildet sich in der Kontingenz sozialer Verhältnisse, aber auch in der Produktivität eines Raum-Zeitverhältnisses aus (Soja 1985:94). Kontingenz entsteht jedoch nicht im Vakuum, sondern ist selbst Produkt einer Raum-Zeit-Dialektik. Es trägt in sich die Dynamiken und Spuren vergangener Zeiten und Orte.
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Referenzen
Bereits Ursula Apitzsch machte in ihrer Studie zu italienischen Arbeitsmigrantlnnenkinder auf diesen Aspekt aufmerksam (Apitzsch 1997).
Migration selbst ist ein Begriff, der in der Moderne entstanden ist und mit dem versucht wird, die Bewegungen innerhalb und außerhalb des Nationalstaates zu fassen. Zwar gehören Migrationsbewegungen zur Geschichte der Menschheit, doch erst durch die Herausbildung der Nationalstaaten werden Diskussionen um Grenzüberschreitungen zum Thema. In fordistischen Gesellschaftsformationen des 20. Jahrhunderts avanciert „Migration” durch die transnationale kapitalistische Entwicklung zu einem zentralen politischen und ökonomischen Steuerungsinstrument westlicher Nationalstaaten (Castles 1988).
Die Dämonisierung des Islam beruft sich auf historische Ereignisse wie die Errichtung eines „Gottesstaates” im Iran 1981, der die Rechte von Frauen, Andersgläubigen und politisch Andersdenkenden nicht achtet. Dieses Ereignis gab die Folie für eine homogenisierende Konstruktion des Islam ab. Die unterschiedlichen Strömungen und ihre geo-politische Ausformung werden dabei unberücksichtigt gelassen.
„Schwarz” schreibt sich hier groß, weil es nicht als phänotypisches Merkmal gemeint ist, sondern als politische Kategorie. Als solche markiert sie das Phänomen des Rassismus.
Der Begriff der „accountability” benennt die historische und politische Verantwortung von Subjekten, die sich aus ihren strukturellen Positionierungen ergibt. Er verweist auf das Moment des Gewordenseins in Gesellschaft. Handeln wird in diesem Zusammenhang als Effekt der Verhältnisse betrachtet und nicht als voluntaristischer Akt des Subjekts (Spivak 1993).
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Rodríguez, E.G. (1999). Politik der Örtlichkeit als Verortungsperspektive. In: Intellektuelle Migrantinnen — Subjektivitäten im Zeitalter von Globalisierung. Reihe Geschlecht und Gesellschaft, vol 21. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10382-0_7
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