Skip to main content

Moralische Mörder? Einige Überlegungen zu den moralischen Selbstbildern von Holocaust-Tätern

  • Chapter
  • 452 Accesses

Zusammenfassung

„Der lautlose Übergang“, schreibt Primo Levi, „von der Lüge zum Selbstbetrug ist nützlich: Wer auf ‚Treu und Glauben‘ lügt, lügt besser, spielt seine Rolle besser, findet leichter Glauben beim Richter, beim Historiker, beim Leser, bei Frau und Kindern.“ Eine so oder ähnlich gelagerte Perspektive liegt oftmals der klassischen Frage zugrunde, wie es um die Moral derjenigen bestellt gewesen sein mag, die als Schreibtischtäter, SS-Schergen, Wehrmachtssoldaten, KZ-Aufseherinnen oder Hilfspolizisten am Massenmord an Juden, Zigeunern, Behinderten und sonstigen „Volksschädlingen“ beteiligt waren. Stillschweigend vorausgesetzt wird dabei, daß diese Täter sich selbst hätten in irgendeiner Weise belügen müssen, um ihr Morden in den Rahmen ihres sonstigen Handelns und in ihr Selbstkonzept integrieren zu können — eine Voraussetzung, die ihnen genau betrachtet ein vorgängiges moralisches Vermögen gerade unterstellt, und zwar eines, das demjenigen verblüffend ähnlich sieht, das wir uns selbst gerne attestieren.

Eine andere Fassung dieses Vortrags ist unter dem Titel „Massenmord und Moral“ bereits veröffentlicht in Dabag, M. & Platt, K. (Hg.)(1998). Genozid und Moderne. Opladen: Leske & Budrich.

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   64.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  • Arendt, H. (1986). Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, München: Piper

    Google Scholar 

  • Bauman, Z. (1992). Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust. Hamburg: eva

    Google Scholar 

  • Broszat, M. (Hrsg.) (1963). Kommandant in Auschwitz. Autobiographische Aufzeichnungen des Rudolf Hess, München: dtv

    Google Scholar 

  • Browning, C.R. (1996). Ganz normale Männer: Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die „Endlösung“ in Polen. Reinbek: Rowohlt

    Google Scholar 

  • Chroust, P. (1987). Friedrich Mennecke. Innenansichten eines medizinischen Täters im Nationalsozialismus. In G. Aly u.a., Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie (S. 67–122 ). Berlin: Rotbuch

    Google Scholar 

  • Elias, N. (1989). Studien über die Deutschen. Frankfurt/M.: Suhrkamp

    Google Scholar 

  • Goffmann, E. (1973). Rollendistanz, in: H. Steinert (Hrsg.). Symbolische Interaktion, S. 260–279, Stuttgart: Klett

    Google Scholar 

  • Goldhagen, D.J. (1996). Hitlers willige Vollstrecker.Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust. Berlin: Siedler

    Google Scholar 

  • Herbert, U. (1996). Best: biographische Studien über Radikalismus, Weltanschauung und Vernunft; 1903 — 1989. Bonn: Dietz

    Google Scholar 

  • Hilberg, R. (1991). Die Vernichtung der europäischen Juden (Bd. 3 ). Frankfurt/M.: Fischer

    Google Scholar 

  • Höß, R. (1963). Meine Psyche. Werden, Leben und Erleben. In M. Broszat (Hrsg.), Kommandant in Auschwitz. Autobiographische Aufzeichnungen des Rudolf Höß (S. 23–156). München: dtv

    Google Scholar 

  • Colby, A. & Kohlberg, L. (1984). Das moralische Urteil: Der kognitionszentrierte entwicklungspsychologische Ansatz. In G. Steiner (Hrsg.), Entwicklungspsychologie Bd. 1 (Kindlers Psychologie des 20. Jahrhunderts) (S. 348–366 ). Weinheim u. Basel: Beltz

    Google Scholar 

  • Sereny, G. (1995). Am Abgrund. Gespräche mit dem Henker. Franz Stangl und die Morde von Treblinka. München: Piper

    Google Scholar 

  • Sereny, G. (1996). Albert Speer. Das Ringen mit der Wahrheit und das deutsche Trauma. München: Piper

    Google Scholar 

  • Welzer, H. (1993). Härte und Rollendistanz. Zur Sozialpsychologie des Verwaltungsmassenmordes. Leviathan, 21, 3

    Google Scholar 

  • Welzer, H. (1997). Verweilen beim Grauen. Essays zum wissenschaftlichen Umgang mit dem Holocaust. Tübingen: edition diskord

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1999 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Welzer, H. (1999). Moralische Mörder? Einige Überlegungen zu den moralischen Selbstbildern von Holocaust-Tätern. In: Reese-Schäfer, W. (eds) Identität und Interesse. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10324-0_12

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10324-0_12

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-2481-7

  • Online ISBN: 978-3-663-10324-0

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics