Zusammenfassung
In den Kultur-, Human- und Erziehungswissenschaften lassen sich jeweils dort die heftigsten Auseinandersetzungen aufweisen, wo ihr Verständnis des Objekts in Abhängigkeit von der theoretischen Praxis seiner begrifflichen Erfassung eine Wandlung erfährt. Die Divergenzen der verschiedenen Positionen innerhalb der jeweiligen Disziplinen lassen sich deshalb weniger an den inhaltlichen Bestimmungen ihrer Gegenstände, ihren Definitionen und theoretischen Aussagen festmachen als vielmehr an ihrem theoretischen Zugriff und den damit verbundenen Verhältnissen zum Gegenstand wie zu seiner Repräsentation in oder durch die Theorie. Weil davon nicht nur der (implizite oder explizite) Begriff der Gegenständlichkeit des Gegenstandes, der Status der theoretischen Aussagen (auch in Bezug zur Praxis) und der Begriff des Begriffs selbst abhängen, sondern auch das Wirklichkeits- oder Realitätskonzept sowie die Geltungsbedingungen der Theorien und letztlich das Selbstverständnis des wissenschaftlichen Weltverhältnisses, verbreiten diese Auseinandersetzungen nach außen oft den Schein, als handele es sich um weltfremde und abgehobene Diskussionen im Elfenbeinturm, die von nichts anderem als Realitätsblindheit und Eitelkeiten zeugten und nur Eingeweihten etwas bedeuteten.
»Versuchen wir, den Spiegel an sich zu betrachten, so entdecken wir endlich Nichts als die Dinge auf ihm. Wollen wir die Dinge fassen, so kommen wir zuletzt wieder auf Nichts als auf den Spiegel. «
(F. Nietzsche)
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Wimmer, M. (1999). »Spiegel ohne Stanniol« Zum Status der Repräsentation in der wissenschaftstheoretischen Grundlagendiskussion. In: Schäfer, A., Wimmer, M. (eds) Identifikation und Repräsentation. Grenzüberschreitungen, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10323-3_3
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