Zusammenfassung
Die Internationale Frauenuniversität „Technik und Kultur“ (ifu) während der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover soll eine „exzellente Ausbildungs- und Forschungsstätte für Frauen“ (Metz-Göckel 1996: 21) bzw. eine „Universität der Besten“ (Metz-Göckel 1995: 10) werden. In feministischen Kreisen löst dieser Anspruch der ifu,sich als Eliteuniversität von Frauen für Frauen zu präsentieren, kontroverse Reaktionen aus, die von begeisterter Zustimmung bis zu scharfer Kritik reichen. Im bildungspolitischen und -forscherischen male mainstream hingegen scheint der Eliteaspekt der ifu weitaus weniger anstößig zu sein — schließlich werden derzeit in Deutschland auch andere Eliteuniversitäten gegründet. Die Elite(n)kritik der Studentenbewegung aus den späten sechziger und siebziger Jahren scheint längst vergessen oder doch zumindest antiquiert: Unter dem Stichwort „Differenzierung der Hochschullandschaft“ wird die Ausweitung von Elitebildung vorangetrieben (vgl. Braun 1988) und der Elitebegriff im dominanten gesellschaftlich-politischen Diskurs enttabuisiert. Diese Entwicklung ist Anlass genug, aus feministischer Perspektive über Elite(n) nachzudenken (vgl. Kahlert 1999c), zumal die traditionelle Elitenforschung die Geschlechterfrage bisher vernachlässigt hat und auch feministische Arbeiten zum Elitephänomen bisher rar sind.
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Literatur
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Kahlert, H. (2000). Die Debatte um Gleichstellung von Frauen in Führungspositionen: eine verdeckte feministische Elitediskussion. In: Metz-Göckel, S., Schmalzhaf-Larsen, C., Belinszki, E. (eds) Hochschulreform und Geschlecht. Reihe Geschlecht und Gesellschaft, vol 24. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10315-8_9
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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